Talanx mit Markteintritt in Kolumbien
Die in Hannover ansässige Talanx Versicherungsgruppe, gab in einer Mitte Juli herausgegebenen Pressemitteilung bekannt, dass man in den kolumbianischen Versicherungsmarkt einsteige. Übernommen werden, so hieß es in der Meldung weiter, zwei Tochtergesellschaften der italienischen Generali Gruppe. Im Einzelnen die Generali Colombia Seguros Generales S.A. und deren Tochter Generali Colombia Vida, zu jeweils mehr als 90 Prozent. Der Kaufpreis wurde auf insgesamt 30 Millionen Euro beziffert, die Zustimmung der kolumbianischen Aufsichtsbehörde wird bis zum Jahresende erwartet.
Laut Talanx ist die Übernahme der Generali Colombia ein strategischer Schritt um die Präsenz in Südamerika weiter auszubauen und dort, auf dem fünftgrößten Markt, Fuß zu fassen. Die Übernahme wurde damit begründet, dass die Unternehmen gut positioniert seien und über ein starkes Management verfügten. Dieses, so Talanx weiter, werde zum weiteren Wachstum und Erfolg der Gruppe beitragen.
Generali Colombia, seit 1952 im Kolumbien aktiv, hat seinen Hauptsitz in Bogotá und verfügt über acht Zweigstellen. Die beiden übernommenen Gesellschaften erzielten 2016 ein Prämienvolumen von ungefähr 59 Millionen Euro und ein EBIT von rund zwei Millionen Euro, wie der Meldung zu entnehmen ist. Auch in den folgenden Jahren erwartet Talanx einen positiven Ergebnisbeitrag, allerdings wird dieser nicht näher beziffert. Demnach entfallen in etwa 70 Prozent des übernommenen Portfolios auf das Geschäft mit Sachversicherungen, die verbleibenden 30 Prozent entfallen auf die Lebensversicherungen.
Wachstumsmarkt Lateinamerika
Talanx ist über die Marke HDI bereits in Lateinamerika aktiv, darunter in Brasilien und Argentinien. Innerhalb der Region lagen die Bruttoprämieneinnahmen 2016 bei rund 1,5 Milliarden Euro, während das EBIT auf 77 Millionen Euro kam. Obwohl die Rentabilität der übernommenen kolumbianischen Gesellschaften derzeit noch nicht das durchschnittliche Niveau von Talanx erreicht, betrachtet man den Andenstaat als einen attraktiven Markt. Durch die junge Bevölkerung und einer zunehmenden Mittelschicht sieht man hier insbesondere in der Privat- und Firmenversicherung interessante Möglichkeiten.
Die Region Lateinamerika wurde von Talanx als einer der Wachstumsmärkte identifiziert, in denen man sich deutlich etablieren will. Die Übernahme in Kolumbien ist somit Teil dieser Strategie. Schaut man auf das Ergebnis des ersten Quartals, scheint sich dieser Ansatz durchaus zu bestätigen, die Prämieneinnahmen wuchsen in dieser Region am stärksten. Allerdings kann die Ergebnisentwicklung dem noch nicht Folge leisten.
Wachstumstreiber Kraftfahrtversicherung
Schaut man in den Bericht zum ersten Quartal 2017, lässt sich feststellen, dass einer der wichtigsten Versicherungsmärkte der Region in Mexiko liegt. Dort legte das Prämienwachstum währungsbereinigt um knapp 13 Prozent zu. Besonders zu diesem Wachstum beigetragen habe die Kraftfahrtversicherung, wie Talanx berichtete. Überhaupt scheint dieses Spartengeschäft für die Talanx in Lateinamerika sehr erfolgreich verlaufen zu sein, denn auch in Chile konnte das Geschäft mit der Kraftfahrtversicherung deutlich zulegen.
Den Hauptmarkt in Lateinamerika bildet mit einem Anteil von 54 Prozent die brasilianische Versicherungsgesellschaft, zusammengefasst unter der HDI Seguros S.A. Schaut man operativ in diesen Markt, also nicht durch Währungseinflüsse verzerrt, zeigt sich in diesem Hauptmarkt ein eher schwieriges Geschäft. Allerdings war man in der Lage in Brasilien Preiserhöhungen durchzusetzen, was die Ertragssituation insgesamt verbesserte.
Strategie Internationalisierung
Langfristiges Ziel von Talanx ist es, die Hälfte aller in der Erstversicherung generierten Bruttoprämien im Ausland zu erzielen. Neben dem Markt in Lateinamerika, soll zudem die Expansion in Osteuropa, Talanx diesem Ziel näher führen. Neben dem organischen Wachstum setzt man aber ebenso auf Übernahmen.
Lateinamerika ist als Markt vor allem wegen der geringen Zusatzvoraussetzungen für ein Unternehmen wie Talanx interessant, wie vor einigen Jahren in einem Interview zu lesen war. Dies war für Talanx wohl ein wichtiger Punkt um diesem Markt den Vorzug gegenüber China oder Indien zu geben. Interessant sei Lateinamerika auch wegen zahlreicher Infrastrukturprojekte, die, so war damals die Einschätzung, Lateinamerika zu einem chancenreichen Markt werden ließen.