Facebook – Der Riese schwankt, aber er fällt (noch) nicht
Als Mark Zuckerberg sein Unternehmen im Jahr 2004 gründete, hat er vielleicht nicht mit solch einem rasanten Wachstum gerechnet. Über 2 Mrd. Nutzer weltweit machten Facebook zu einem milliardenschweren Unternehmen, das durch innovative Ideen und Zukäufe geradezu unangreifbar an der Spitze der sozialen Netzwerke steht.
Das die dadurch gewonnenen Daten auch für gezielte Zwecke in den Marketingstrategien der werbenden Unternehmen genutzt werden, ist jedem Nutzer von vorn herein klar. Wer dort zu viele persönliche Informationen veröffentlicht, gibt sein Privatleben auf. Seit seinem öffentlichen Bestehen steht das Unternehmen aufgrund der mit Mängeln behafteten Datenschutzpraktiken in der Kritik, speziell von europäischen Datenschützern und Sicherheitsexperten. Im US- amerikanischen Markt und anderen Märkten ist das Bedürfnis von Datenschutz nicht so ausgeprägt wie bei uns. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen in Deutschland sowie andere mahnende Stimmen rieten seit 2010 immer wieder davon ab, Facebook zu nutzen.
Eine neue Dimension wurde erreicht
Aber jetzt erreicht die Nutzung der Daten für eine gezielte Wahlbeeinflussung eine neue Dimension, nämlich eine politische Dimension und das hat Auswirkungen auf das wirtschaftlich so erfolgreiche Geschäftsmodell und damit auch auf viele Kleinanleger, die Facebook-Aktien in ihrem Depot haben.
Obwohl es ein anderes Unternehmen, Cambridge Analytica war, dass die Daten von 50 Mio. Facebook-Nutzern für eine mögliche Beeinflussung des US-amerikanischen Wahlkampfes genutzt hat, der Schaden bleibt bei Facebook hängen. Es fragt sich jetzt nur noch, ob Facebook wissentlich Cambridge Analytica unterstützt hat dann wäre es Vorsatz oder ob die Nutzung der Facebook-Daten fahrlässig zugelassen wurde, dann handelt es sich um mangelnde Sicherheit oder ob es sich um einen kriminellen Aktion von Cambridge Analytica handelt. Auch im letzten Fall fragt man sich, ob jeder kriminelle Hacker an meine Daten kommen kann?
Die Politik in Europa schreit jetzt nach einem Schuldigen, aber ganz offensichtlich wird bspw. die neue Bundesjustizministerin Katarina Barlay nur auf die zweite Reihe des Managements treffen. Es scheint bei diesen Gesprächen, auch mit der EU, nichts Handfestes herauszukommen.
Gründer und CEO M Zuckerberg muss in die Höhle des Löwen, in den amerikanischen Senat. Dort wird es jetzt richtig zur Sache gehen und am Ende kann die Zerschlagung von Facebook stehen. Die Historie von Standard Oil der Rockefeller Dynastie ist ein Beispiel dafür, wie schnell so etwas geschehen kann. Ob Zuckerberg CEO bleibt, kommt auf sein Auftreten vor dem Senat an. Nur mit Demut kommt er weiter. Sollte er allerdings darauf verweisen, dass Facebook keine Fehler gemacht hat, dann wird er sein Unternehmen schneller verlieren, als er wieder ins Valley zurückreisen kann. Eine Vorladung des Senats beantwortet man nicht mit sturer Rechthaberei, sondern wie schon gesagt mit Demut. Wir werden verfolgen, was dabei herauskommt.
Die wirtschaftlichen Folgen
Seit dem Börsengang 2012 ist der Kurs der Aktie um 600 Prozent gestiegen. Der Weg des Charts ging ständig nach oben, abgesehen von einigen Marktschwächephasen.
Umso mehr dürfte Aktionäre nun der abrupte Richtungswechsel gen Süden in der vergangenen Woche verunsichert haben. Innerhalb von fünf Tagen fiel der Facebook-Kurs um elf Prozent auf 164 US-Dollar. 50 Milliarden US-Dollar Börsenwert wurden damit in nur einer einzigen Handelswoche vernichtet.
Wir haben schon auf die Gefahren von Seiten der Politik hingewiesen für Facebook hingewiesen. Wenn Facebook überlebt, sind strenge Regulierungen absehbar, die nicht nur Facebook betreffen, sondern höchstwahrscheinlich die ganze Branche (Alphabet, Amazon und mehr).
Das schwerwiegendere Verkaufsargument für die Facebook-Aktie ist aber der Rückzug der ersten Werbekunden. Großunternehmen wie der Firefox-Konzern Mozilla, die Commerzbank u. a. setzen die Zusammenarbeit mit dem massiv in die Kritik geratenen sozialen Netzwerk aus. Weitere Großkunden, wie die Versicherungsbranche und andere Banken, könnten die nächsten sein, die ihr Multimediabudget nicht mehr bei Facebook einsetzen. Damit verliert Facebook die wirtschaftliche Basis.
Und noch eine Gefahr droht dem Unternehmen jetzt verstärkt. Die ersten User haben ihre Profile schon gelöscht. Weitere werden folgen. Und neue User zu gewinnen ist schwer für Facebook, da die jetzt heranwachsende Generation nicht mehr auf Facebook seine Daten zur Verfügung stellt, weil sie andere Interessen und Netzwerke präferieren. Und wenn nicht genügend User mehr vorhanden sind, schrumpfen die Werbeeinnahmen weiter.
Die ersten Aktienfonds werden auf diese Entwicklung sehr schnell reagieren und Facebook aus den Depots werfen. Und wenn Facebook erst einmal verstärkt im Fokus der Hedgefonds steht und dort geshortet wird, dann gibt es kein Halten mehr in Richtung Süden.
Fazit:
Kleinaktionäre, die Facebook immer noch im Depot haben sollten den Aktienbestand vorerst verringern, bis erstens die Politik ihre Entscheidung getroffen hat, zweitens das Unternehmen erklärt, wie es überzeugend auf den Wachstumspfad zurück finden und drittens das Vertrauen der User zurück gewinnen will.