Gudesstraße 3- 5

29525 Uelzen

0581 / 973 696 00

Termine nach
Vereinbarung
Der Clubfonds-Ticker
Gudesstraße 3- 5

29525 Uelzen

0581 / 973 696 00

Termine

nach Ver­ein­ba­rung

Ein heißer Herbst steht nicht nur an den Märkten bevor

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Wir sagen immer „…but remember, to come back im September“ oder so ähnlich.

Der diesjährige September ist grundsätzlich kein besonderer Monat für Aktienmärkte und da die Gemengelage, wie schon mehrfach festgestellt, eine durchaus unübersichtliche ist, reicht uns das vielleicht als Hauptinputfaktor, um unsere Positionierung anzupassen. Wirtschaftsdaten und antizipierte Fed-Entscheidungen sind sicher auch wichtig und auch ob der Nahe Osten neben der Ukraine schließlich doch noch völlig in Brand gerät, sollten wir eigentlich bewerten.

Ob das alles aber ausschlaggebend dafür sein kann, dass Nvidia an einem Tag 279 Milliarden Dollar an Marktwert verliert oder zwei Tage später vielleicht wieder 400 Milliarden Dollar an Marktwert gewinnt, muss eventuell schon hinterfragt werden. Ein Schelm, der hier denkt, wir könnten es vielleicht doch mit ein paar Marktverwerfungen zu tun haben, von denen das große Nvidia nur die Spitze des Eisbergs darstellt…

Und wie kommt ihr Autor jetzt ausgerechnet auf Schokolade und weiter Süßigkeiten von Nestlé? Keine Sorge, ich mag Schokolade bei der Arbeit nicht. Aber unser anderer Depotwert Nestlé ist an der Börse mit rund 240 Milliarden Franken bewertet. Am Dienstag vergangener Woche ist der Börsenwert von Nvidia um 279 Milliarden Dollar eingebrochen. Zu Deutsch: Der Dienstag hat beim Chiphersteller eine ganze Nestlé AG vernichtet. Ja, das bedeutet allerdings auch, dass viele Investoren langsam, aber sicher etwas vorsichtiger werden in Sachen KI. Und vor allem bedeutet das: Wir erleben nach dem Beben vor einem Monat wieder ein ziemliches Rumpeln.

In diesem Zusammenhang könnte es also auch wieder einmal Zeit sein, eine kleine Warnung auszusprechen: Aktien können nicht nur steigen! Auch wenn sie das in der Regel – wegen der Geldentwertung und der Wachstumsillusion? – in der Regel zu tun scheinen. Und gleich noch was in diesem Zusammenhang: Mit den ETFs ist das wie in der Ehe:  In guten wie in schlechten Zeiten und so… Wir  wollen da gar nicht widersprechen, dass es wenig Sinn macht, einem ETF-Manager dafür Fees (Gebühren) zu bezahlen, dass der irgendwelchen Indizes nachhupft und sich mithin der Marktbewegung auf Gedeih und Verderb ausliefert und das vielleicht sogar noch mit einem Hebel, denn dann tut es doppelt oder mehrfach weh, wenn der ETF die Richtung wechselt. Jetzt vielleicht zahlt sich nachdenken, Hausaufgaben machen und ein differenziertes Herangehen an Investitionsentscheidungen wieder mehr aus, in Zeiten, in denen nicht mehr alle mit geschenktem Geld ins Casino gehen können.

Bittere Schokolade soll gut sein für die Nerven, sagt man und speziell gegen depressive Stimmungen helfen. Allerdings müssten die Manager und alle Volkswagen-Beschäftigte diese dann tonnenweise zu sich nehmen, denn das Herz der deutschen Automobilindustrie scheint kurz vor einem Infarkt zu stehen.

Vorweg, die Arbeitsplätze bei Volkswagen hatten seit Jahrzehnten durch Beschäftigungssicherungsvereinbarungen (die letzte bis 2029!) so etwas wie Beamtenstatus. Im Rahmen seines Sparprogramms schließt die Kernmarke VW jetzt auch Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht länger aus, wie das Unternehmen nach einer Führungskräftetagung mitteilte. Die mit dem Betriebsrat geschlossene Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung werde aufgekündigt. Sie schloss betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 aus. Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaft zeigten sich naturgemäß entsetzt und wollen um ihre Arbeitsplätze kämpfen. Konzernchef Oliver Blume begründete den Kurs mit der sich zuspitzenden Lage. “Die europäische Automobilindustrie befindet sich in einer sehr anspruchsvollen und ernsten Lage. Das wirtschaftliche Umfeld hat sich nochmals verschärft”, sagte er laut Mitteilung. Um die angepeilten Ergebnisverbesserungen von zehn Milliarden Euro bis 2026 zu erreichen, müssten die Kosten nun stärker als bisher geplant sinken. “Der Gegenwind ist deutlich stärker geworden”, sagte Markenchef Thomas Schäfer laut Mitteilung. “Wir müssen deshalb jetzt noch mal nachlegen und die Voraussetzungen schaffen, um langfristig erfolgreich zu sein.” Laut “Handelsblatt” geht es um bis zu vier Milliarden Euro, die zusätzlich eingespart werden müssen. Über die Situation der deutschen Autobauer wurde schon oft geschrieben und jetzt kommen die Hiobsbotschaften konkret bei den Beschäftigten an. Und VW scheint ebenso wie Nvidia nur die Spitze des Eisberges zu sein…  Denn Deutschlands Autobauer haben den Anschluss an die Weltspitze verpasst und müssen nun die Suppe auslöffeln. Bedeutet aber auch, vorerst Finger weg von Autoaktien und deren Zulieferern, denn auch der Staat ist in der gleichen desolaten Lage und kann auch nicht helfen.

Ja, und dann steht auch noch Intel, das Leuchtturmprojekt des Wirtschaftsministers auf der Kippe, denn auch bei dem Chiphersteller läuft auch nicht mehr alles rund. Einen Rückzug aus dem Vertrag wird wohl von Seiten der Amerikaner in Erwägung gezogen, obwohl der Konzern die deutschen Subventionen durchaus benötigen würde, um eigene Fehlentscheidungen im fernen Nordamerika zu korrigieren. Ihr Autor wagt eine Prognose, in Magdeburg wird begonnen zu bauen, schließlich besitzt Intel ja die Grundstücke bereits. Und dann Baustopp und eventuelle Verpachtung der Produktionshallen an mögliche Interessenten, die dann dort etwas produzieren werden, aber eben keine Halbleiter. Obwohl, die Intel-Halbleiter sind für ein europäisches Pendant zu Nvidia eh ungeeignet. Da hat sich die deutsche Politik wieder einmal durch den Kakao ziehen lassen, aber das wussten die Spitzen im Bundeswirtschaftsministerium auch schon vorher.

Und zum Abschuss noch zu den Landtagswahlen, die den September eingeläutet haben. Die politische Seite ist kompliziert, so kurz danach sind nicht nur die Politiker in Sachsen und Thüringen gefordert, neue Möglichkeiten in der Koalitionsfindung auszuloten. Auch die Wirtschaft wird sich umstellen müssen, wie stark hängt von der künftigen Stabilität der Regierungen dort ab. Der Fachkräftemangel wird aber so nicht behoben werden. Und das Ganze ist noch nicht zu Ende, Mitte September wählen die Brandenburger ihr Parlament neu mit ähnlichem Ergebnis. Und dann wird die Bundesregierung wohl darüber nachzudenken haben, ob sie sich bis zum Ende der Legislatur quälen will oder die Leidenszeit ein knappes Jahr verkürzt. Wobei was soll`s? Wenn die BTW vorgezogen wird, wohlgemerkt mit allen parlamentarischen Tricks mit anschließenden Wahlk(r)ampf, dann geht auch wieder Zeit ins Land, in der nichts passiert. Also sollten wir lieber auf das reguläre Ende der Ampel warten und vertrauen dem Wähler dem unbekannten Wesen, die Zukunft des Landes für die nächste Legislatur an.

Deutschlands Weg in die Rezession

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Jackson Hole hat gekreißt und gebar eine Zinssenkung, eine erwartete Zinssenkung. Fed-Chef Jerome Powell signalisierte im Rahmen des Notenbanker-Treffens in Jackson Hole, dass die Währungshüter ihre Leitzinsen bald senken werden, um eine weitere Abschwächung des heimischen Arbeitsmarktes abzuwenden. Eine zu starke Abkühlung des Arbeitsmarktes sei weder angestrebt noch erwünscht; die Zeit für eine Anpassung der Geldpolitik sei gekommen. Die Inflation sei deutlich gesunken, während ein starker Anstieg der Arbeitslosigkeit vermieden werden soll. Die geldpolitische Richtung ist somit nun klar – Höhe und Abfolge weiterer Zinsschritte sind laut Powell allerdings nicht festgelegt. Diese hingen weiterhin von der Entwicklung der Konjunktur ab. Seine Zuversicht sei jedoch gewachsen, dass die Inflation auf einem nachhaltigen Weg in Richtung zwei Prozent sei. Also wie erwartet nichts Neues aus Jackson Hole.

Und wie sieht es aktuell in der deutschen Wirtschaft aus?

Traditionell gemessen wird die Befindlichkeit mit dem Ifo-Geschäftsklimaindex. Für den werden jeden Monat etwa 9.000 Unternehmen befragt, wie es ihnen gerade geht und was sie für das nächste halbe Jahr erwarten. Das aktuelle Ergebnis von dieser Woche lautet: 86,6. In Worte übersetzt bedeutet das: Hier geht gar nichts mehr. So schlecht war es seit Februar nicht. Und ob es besser wird? Eher nicht. Wir hatten vor ein paar Monaten auf die desolate Lage im deutschen Maschinen- und Anlagenbau hingewiesen und bekommen jetzt wieder eine Bestätigung. Am lautesten stöhnen die Firmen, die Investitionsgüter verkaufen. Das wiederum ist besonders problematisch. Denn wenn diese Betriebe gute Laune haben, breitet die sich oft in der ganzen Wirtschaft aus – wo Maschinen gekauft werden, kann in Zukunft nämlich mehr produziert werden und so Wachstum entstehen. Aber so wächst eben gar nichts mehr in Deutschland.

Die Verbraucher, die in letzter Zeit von hohen Tarifsteigerungen, Inflationsprämien etc. profitierten, sind ebenfalls sehr zurückhaltend. Auch die Konsumenten, deren Einkommen kräftig steigen, helfen nicht wirklich – denn aus Angst vor schweren Zeiten halten die ihr Geld verständlicherweise zusammen, statt es auszugeben und damit wenigstes die Binnenkonjunktur anzukurbeln.

Rausreißen könnte es da eigentlich nur noch die Nachfrage nach deutschen Waren im Ausland. Tatsächlich läuft die Weltkonjunktur trotz aller Spannungen und Krisen gar nicht schlecht. Rund drei Prozent wird die globale Ökonomie dieses Jahr zulegen. Leider kommt davon fast nichts in Deutschland an. Denn die Deutschen bauen zwar zum Beispiel tolle Autos mit Benzin- und Dieselmotoren, aber sind nicht unbedingt Weltmarktführer in der Elektromobilität – die immer wichtiger wird. Unterm Strich bleibt: Es gibt keinen extremen Absturz, aber es geht auch nichts mehr voran.

Aber alles auf die Ampel-Regierung zu schieben, ist nicht ganz richtig. Die aktuelle Bundesregierung hat die desolate Lage vorgefunden, die ihr die Vorgängerregierungen hinterlassen. Der ökonomische Abstieg des Landes ist nicht das Ergebnis einer Regierung, sondern das Resultat zweier Dekaden. Auf den Reformbaustellen wurde seit der Abwahl von Reformkanzler Gerhard Schröder im November 2005 nicht mehr gearbeitet. Niemand traute sich, die Ausgaben den Einnahmen, die Vielzahl der gesellschaftlichen Ansprüche den begrenzten ökonomischen Möglichkeiten anzupassen.

Die immer weiter ausufernde politische Regulierungswut und ein sich weitgehend selbst überlassener bürokratischer Apparat wirken wie Nowitschok auf die Volkswirtschaft, zudem leider noch kein Gegengift in Deutschland entwickelt wurde. Den Beamten in den Regierungseinrichtungen ist es leider egal, wer gerade über ihnen in der politischen Verantwortung steht. Die politischen Vorgaben fehlen und werden wohl auch im letzten Jahr der Ampelregierung nicht mehr kommen. 

In Deutschland wird weiter gearbeitet, aber kaum noch erfunden. Deutschland war einmal ein Land der Forscher und Erfinder. Der Mittelstand erodiert und in den Gewerbeämtern gibt es mehr Gewerbeab- statt anmeldungen. Wo ist der Mut der KMU  geblieben? Das deutsche Bruttoinlandsprodukt stagniert, derweil die Ausreichungen des Sozialstaates weiter expandieren. Der produktive Kern des Landes wird durch die ständige Energieentnahme verkleinert. Deutschland erlebt gegenüber den anderen großen Industriemächten seinen relativen Abstieg. Man muss wirklich kein Experte sein, um Deutschland eine tiefe Rezession zu prognostizieren.

Wenn dieser Newsletter in Ihren E-Mail-Accounts landet, sind die Wahlen in Thüringen und Sachsen abgeschlossen und die Wähler werden das entsprechende Zeugnis für die Bundespolitik ausgestellt haben, obwohl es sich nur Landtagswahlen handelt. Aber viele Gesetze sind auch in der Länderkammer zustimmungspflichtig. Und von großen Sitzungen im Vermittlungsausschuss gab es in dieser Legislaturperiode bisher wirklich nicht zu sehen.

Etwas Positives zum Abschluss, leider auch nicht aus Deutschland. Aber von unserem Depotwert Nvidia, der am 28. August seine Quartalszahlen veröffentlichte.

Der Umsatz kletterte auf 30 Milliarden Dollar – klar über den prognostizierten 28,7 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn stieg auf 16,6 Milliarden Dollar, was einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu 6,18 Milliarden Dollar im Vorjahr darstellt. Für das laufende Quartal prognostiziert Nvidia einen weiteren Umsatzanstieg auf 32,5 Milliarden Dollar, was erneut über den Schätzungen von 32 Milliarden Dollar liegt. Nvidia präsentierte einen Gewinn pro Aktie von 0,68 Dollar und übertraf damit die Schätzung von 0,64 Dollar.

Zusätzlich kündigte Nvidia ein Aktienrückkaufprogramm im Wert von 50 Milliarden US-Dollar an. Dies spiegelt das Vertrauen des Unternehmens in seine zukünftige Leistung wider, selbst wenn die Aktie seit dem letzten Ergebnisbericht bereits um 34 Prozent gestiegen ist.

Während die Zahlen beeindruckend sind, gibt es einen Wermutstropfen: Sorgen macht den Anlegern, dass beim nächsten Nvidia-Chipsystem mit dem Namen Blackwell noch Nacharbeiten notwendig sind. Von CEO Jensen Huang hieß es in einer Erklärung, die Vorfreude auf den Chip der nächsten Generation sei „unglaublich“, und CFO Colette Kress prognostizierte für das vierte Quartal Umsätze in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar. Doch es gibt noch offene Fragen und notwendige Nacharbeiten, die die Anleger beunruhigen. Diese Unsicherheiten haben dazu geführt, dass die Aktie im nachbörslichen Handel zeitweise um fast vier Prozent nachgab. Kleinanleger sollten den Rückgang nicht unbedingt als Nachteil betrachten, sondern als Gelegenheit nachzukaufen.

Der grüne Möchtegern-Kanzlerkandidat

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Nachdem vor drei Jahren die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock gescheitert ist, schickt sich nun der nächste Bündnisgrüne Kandidat an, Kanzler zu werden. Denn die Ampel flackert nun schon zum wiederholten Male und es fehlen die LED-Lampen zum Auswechseln.

Nun bei einer Partei, die gerade einmal zehn bis zwölf Prozent in die Waagschale bei einer Bundestagswahl werfen kann, braucht es höchstwahrscheinlich keinen Kanzlerkandidaten. Aber sei es drum, es geht um die Außenwirkung, die ein solches Amt mit sich bringt. Spitzenkandidaten gibt es zuhauf in den Wahlkämpfen, aber Kanzlerkandidaten?

Und der Robert hat ein anderes Gewicht als die Annalena, deshalb darf er als Vizekanzler auch die Ministerrunde führen, wenn der Kanzler mal nicht kann. Sofern die Minister sich die Führung bestellen und sich dann überhaupt führen lassen wollen. Davon kann der Olaf Scholz ein Lied singen.

Auf sein Talent als Menschenfänger setzen Habeck und seine Partei in den verbleibenden 13 Monaten bis zur nächsten Bundestagswahl und natürlich auch jetzt, kurz vor den Wahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg, wo seine Partei schon an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern könnte. Seit Wochen tingelt er durchs Land, erklärt die Energiewende, die deutsche Ukraine-Hilfe, Milliardensubventionen für Chip-Fabriken, das überarbeitete Heizungsgesetz. Jenes vermaledeite Gesetz, das in seiner Ursprungsfassung total verkorkst war, Habecks strahlenden Stern ab März 2022 hat abstürzen lassen, ihn als Kanzler-Alternative entzaubert hat. Bis heute haben sich die Grünen davon nicht erholt und werden sich wohl auch nicht bis zur Bundestagswahl erholen. In Umfragen erreichen sie bundesweit konstant nur die gennannten zehn bis 13 Prozent, das entspricht etwa der Stammwählerschaft. Die darf er nicht verprellen, denn sonst geht es einstellig weiter, aber eben nicht ins Kanzleramt und auch ein Ministeramt winkt dann auch nicht mehr, nur die gefährliche Fünfprozenthürde.

Habeck ist bekanntlich Wirtschaftsminister der drittgrößten Volkswirtschaft – und damit politisch verantwortlich für Wachstumsschwäche, Investitionszurückhaltung und Abschwung. Die Wirtschaft verbindet mit dem Literaturwissenschaftler und Kinderbuch-Autoren keine Wirtschaftskompetenz, sie wünscht sich schon lange eine Auswechslung.

Besonders lustig an der ganzen Sache ist, dass er jetzt schon die Posten verteilt, das heißt eigentlich, mit wem er nicht regieren möchte. Nur zwei Bespiele, die keine Chance haben in einem möglichen Kabinett Habeck. Dem bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef Markus Söder attestiert Habeck „tiefe Ahnungslosigkeit“, wenn es um Energiefragen und Wasserstoffausbau geht. Der möchte aber gar kein Minister werden, sondern nur Bundeskanzler, wenn man ihn denn fragt. Ansonsten bleibt er im schönen Bayern. Und dann bleibt noch der Kumpel Christian, mit dem er doch drei Jahre schon so eng und friedlich zusammen gearbeitet hat, auf der Strecke ;-). Der Bundesfinanzminister hatte sich gegen eine Beteiligung seiner Partei an einer möglichen Koalition unter grüner Führung ausgesprochen. „Ja, da sind wir uns ganz einig“, sagt Habeck bei einem Bürgerdialog. „Sollte ich jemals Bundeskanzler werden, wird Christian Lindner nicht Finanzminister werden“. Soviel also zur Personalplanung des Robert Habeck. Vielleicht sollte er doch lieber wieder Kinderbücher schreiben, wäre für Deutschland auf jeden Fall besser.

Die zur Neutralität verpflichtete und in der Bevölkerung hoch angesehene Bundesbank zeichnet in ihrem aktuellen Monatsbericht ein schwaches Bild der deutschen Wirtschaft und damit auch dem Ressort von Robert Habeck. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal noch um 0,2 Prozent zugelegt habe, sei es laut Schnellschätzung des Statistischen Bundesamtes im zweiten Quartal um 0,1 Prozent gesunken, also 50 Prozent weniger. Besonders die Investitionen in Bauten und Ausrüstung von Unternehmen haben abgenommen. Die gestiegenen Finanzierungskosten und politische Unsicherheit ließen die Investitionen sinken. Die Nachfrage aus dem Ausland bleibt schwach, ebenso wie der private Verbrauch. Trotz der kräftigen Lohnzuwächse gibt es keine Belebung beim Konsum. Auch die Kreditvergabe sowohl an Unternehmen wie an private Haushalte spricht nicht für eine höhere wirtschaftliche Dynamik. Entsprechend sollte auch das Wachstum im dritten Quartal schwach bleiben. Eine Rezession in Form eines längeren Abschwungs dürfte ohne das Auftreten weiterer Schocks allerdings auch ausbleiben. Da die DAX40-Unternehmen über 80 Prozent ihrer Umsätze im Ausland erzielen, ist die Kursentwicklung an der Börse mit knapp zehn Prozent seit Jahresbeginn auch weniger an den Heimatmarkt gebunden als beim MDAX mit über minus acht Prozent. Dafür ist der SDAX immerhin nicht gefallen, sondern um sagenhafte 0,8 Prozent gestiegen, ebenso wie die Technologieabteilung der DAX-Familie, der TecDAX stieg auch 0,76 Prozent.

Also der DAX40, der immer so ausführlich in den Medien besprochen wird und im Hintergrund einer jeden Börsenberichterstattung im TV blinkt, spiegelt leider nicht die Realität über den Zustand der deutschen Wirtschaft wider.

Trotzdem, nach den Turbulenzen Anfang August erholen sich die Aktienmärkte weiter. Der STOXX 600 schloss in den zehn Handelstagen bis Montag nur an einem Tag mit einem kleinen Minus und erholte sich um insgesamt sechs Prozent von dem zwischenzeitlichen Tiefpunkt Anfang des Monats. Der S&P 500 hat am Montag vergangener Woche den achten Tag in Folge im Plus abgeschlossen – eine Siegesreihe, wie sie zuletzt vor 20 Jahren gesehen wurde. Mit insgesamt über acht Prozent gewann er damit in zwei Wochen so viel wie seit zwei Jahren nicht mehr. Die „Magnificent 7“ führten die Erholung mit einem Plus von zwölf Prozent an, bewegen sich aber noch immer acht Prozent unterhalb des Mitte Juli erreichten Höchststands. Rechnet man die „Magnificent 7“ heraus, befindet sich der S&P 500 bereits auf einem Rekordhoch.

Wir sehen daran wieder, Aktien lohnen sich doch. Und das trotz schlechter Wirtschaftspolitik.

Die Ruhe und der Urlaub haben uns wieder

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Nach den Stürmen an den Weltbörsen in den letzten Wochen scheint wieder Ruhe eingekehrt zu sein. Doch die Risiken bleiben hoch. Die Heftigkeit der Ausschläge liegt vor allem an der hohen Verschuldung – einem hohen Leverage – mit dem größtenteils Großinvestoren wie Hedge Fund investiert waren. Eine Reihe für sich gesehen relativ harmloser Entwicklungen hat diese gezwungen, rasch aus ihren Anlagen auszusteigen. Es besteht die Gefahr, dass sich ein großer Hedge-Fonds oder mehrere verspekuliert haben und in Zahlungsnöte geraten sind. Und je nach verbliebenem Leverage drohen auch weiterhin heftige Ausschläge an den Märkten. Wir sollten also trotz aller Urlaubsruhe an den Märkten vorsichtig bleiben, aber das sind wir ja immer.

Wie jedes Jahr im August richten sich irgendwann, mangels anderer Vorkommnisse, alle Augen Richtung Jackson Hole in Wyoming (wir hatten darüber schon öfter geschrieben) und dort im Besonderen auf die Rede des amtierenden FED-Vorsitzenden J. Powell und jedes Jahr liefert dieser weder Neuigkeiten noch Erkenntnisse. Das wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch dieses Mal wieder so sein, so why worry now… Trotzdem werden wir vom 22. – 24. August natürlich einen Teil unserer Aufmerksamkeit dem Treffen widmen, man weiß ja nie.

Die sich von den Finanzmärkten völlig abgekoppelt habende Realität gönnt sich leider keine Pause, obwohl die allenthalben vorherrschende Hitze durchaus dazu angetan wäre. Weder der Krieg in der Ukraine bzw. neuerdings auch in Russland (wobei wir noch nichts Genaues wissen über das Ziel der Eskalation) noch das Streben nach dem totalen Sieg (sprachlich problematisch, oder?) Israels, scheinen kurz bis mittelfristig zur Beruhigung der Lage beitragen zu wollen. Jetzt wartet alles auf den Gegenschlag der Ayatollahs aus dem Iran und anderen Gruppierungen im Nahen Osten gegen Israel, wie das das Kaninchen vor der Schlange. Möglich, wenn Sie diesen Newsletter erhalten, ist die Situation schon eine andere.

Erfreulicherweise bisher weniger blutig aber nicht minder unklar im Ergebnis stellt sich unterdessen der US-amerikanische Wahlkampf dar, einmal abgesehen vom blutigen Ohr des Donald. Das Momentum für Team Harris/Walz war bisher ein durchaus gutes, hoffentlich gelingt es die Anfangseuphorie in einen stabilen Aufwärtstrend überzuleiten. Der unumstößliche Vorteil sich ein paar – durchaus wichtige – Namen und Zusammenhänge zu merken bzw. diese dann auch im richtigen Moment korrekt wiedergeben zu können, spricht sicherlich für Harris. Wie sehr Trump die emotionale Komponente doch noch zu reiten vermag, wird sich zeigen. Zu hoffen wäre, dass die Geschichte einigermaßen klar ausgeht, damit die Wahnsinnigen, die´s ja bekanntermaßen überall zuhauf gibt, nichts ganz Dummes anstellen.

Elon Musk, der CEO unseres Depotwertes Tesla und noch einiger anderer Unternehmen, ist trotz der Probleme die solche Führungspositionen so mit sich bringen, immer noch offen für neue Jobs. Frei nach dem Motto, mit der Ökonomie habe ich mich schon genug beschäftigt, jetzt werde ich es in der Politik versuchen bspw. in der Regierung Trump als Minister, also zwei Alpha-Tiere in einer Regierung, das würde eh schiefgehen. Zum Teufel, er soll sich um das mittlerweile ganz schön angeschlagene Unternehmen Tesla kümmern, die Chinesen sind ihm bereits weit voraus. Aber ihr Autor schätzt, dass es bis zum Wahltag nun Musk direkt und indirekt im Wahlkampfmodus gibt. Ob das seinem Firmenimperium gut tun wird, werden wir sehen. Vor allem wenn sein Protegé nicht den erwünschten Sieg erringt. Deutschland ist, wenn wir den Umfragen Glauben schenken, überwiegend Harris- Land. Vielleicht sagen ihm das seine Marketingstrategen. Und so nimmt es nicht wunder, dass immer mehr Kunden auch Großkunden in Bezug auf E-Autos dem Elon in Scharen davonrennen. Aber ob der Tycoon in seiner Blase das irgendwie mitbekommt, steht in den Sternen, denen er mit seinem SpaceX doch etwas näher scheint, als wir normale Erdenbürger. Erleuchtet hat es ihn anscheinend noch nicht so richtig.

Die Verbraucherpreisinflation ist im Juli in den USA weiter zurückgegangen – von 3,0 auf 2,9 Prozent und in der um Lebensmittel- und Energiepreise bereinigten Kernrate von 3,3 auf 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Das sind die niedrigsten Niveaus seit März beziehungsweise Mai 2021. Im Vergleich zum Juni stiegen die Preise um 0,165 Prozent, nahezu ausschließlich getrieben durch Mietpreissteigerungen. Die Daten lagen im Rahmen der Erwartungen, weshalb die Marktreaktionen überschaubar blieben. Euphorisch gestimmte Marktakteure gehen nun sicher von einer Zinssenkung im September durch die Fed aus. Davon gehen wir auch aus, allerdings von zwei Zinssenkungen zu träumen, wie einige Medien berichten, dürfte wohl etwas zu euphorisch sein. Die Fed wird sich, wie stets nicht in den US-Wahlkampf mit ihren Entscheidungen einmischen. Noch heißt der künftige US-Präsident nicht Donald Trump.

Der DAX40 hat letzte Woche die 18.000 Punkte überschritten. Da könnte man doch fast den Urlaub verlängern.  

Crash oder nur Rücksetzer?

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Am Montag vergangener Woche waren die Märkte in Panikmodus. Dabei witterten die Bullen in der Woche davor noch Morgenluft. Die US-Notenbank drehte zwar erwartungsgemäß (noch) nicht an der Zinsschraube, Fed-Chef Jerome Powell ebnete mit seinen Äußerungen aber den Weg dafür. Bei der nächsten Sitzung im September könne eine Zinssenkung „auf den Tisch kommen“, so Powell. 

Nun dürfte wohl jedem Marktteilnehmer klar sein: Die Zinssenkung wird und muss kommen, denn die lange Zeit sehr robuster US-Wirtschaft zeigt nun doch schon erhebliche Bremsspuren. Ein deutlicher Beleg dafür war der enttäuschende Arbeitsmarktbericht. So wurden im Juli lediglich 114.000 Stellen geschaffen, 175.000 waren erwartet worden. Die Arbeitslosenquote stieg von 4,1 auf 4,3 Prozent.

Wie wir aus der Vergangenheit wissen, benötigt jeder Crash oder besser gesagt Rücksetzer, denn etwas anderes war es nicht, einen Anlass (2008 Finanzkrise/ Lehman Brother, 2000 Platzen der Internetblase etc.).

Im aktuellen Fall wurde er ausgelöst vom sogenannten Carry Trade in Japan und von Rezessionssorgen in den USA.

Unter Carry Trade verstehen wir, dass sich Anleger in einer günstigen Währung bei niedrigen Zinsen verschulden und das Geld woanders besser anlegen – primär in den USA.

Die japanische Zentralbank hat nach Jahren der Untätigkeit sich doch noch entschlossen den Leitzins langsam zwar, aber doch anzuheben und der zunehmenden Entwertung des Yen entgegenzuwirken. Das wiederum sind ausgesprochen schlechte Nachrichten für alle, die sich in Yen verschuldet haben, um z. B. Aktien oder Dollar-Assets zu kaufen (Carry Trade). Leider hat das dann zu einer gewissen Eigendynamik geführt, die den einen oder anderen Anleger gegrillt haben dürfte. Wobei Carry Trades nichts für Kleinanleger ist. Das machen nur die ganz großen Investment- und Hedgefonds.

Kommen dann aber jedoch Rezessionssorgen dazu, platzt der ganze Spaß. Und umso mehr, wenn das alles auf heiß gelaufene Aktienmärkte trifft. Wir hatten darauf mehrfach hingewiesen, dass eine Rotation an den Aktienmärkten weg von Technologiewerten im Gange ist. Wachstum wird nicht ewig in dem Tempo weitergehen können. Dann verlieren Aktien wie Nvidia, Apple, Amazon, Arm Holdings, Intel oder ASML mal rucki zucki 30 bis 50 Prozent in einer Woche.

Die Aktienmärkte, insbesondre Big Tech in den USA, sind super gelaufen und nicht mehr ganz billig. Der Anteil der USA an der Gesamtheit der globalen Aktienmärkte, und eine Ebene darunter, der Anteil der größten US-Tech-Titel daran, ist so groß wie nie. Die FED hat einen, ob der Inflation, der Geldgeschenke und der überraschend resilienten Konjunktur, recht aggressiven Zinszyklus hinter sich. Unser Bewertungsmaßstab, die Währung, hat zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder einen kalkulierbaren Preis.

Und da war oder ist noch die Tatsache mit dem möglichen Mehrfrontenkrieg im Nahen Osten, der vor allem die europäischen Märkte (schon seit längerem) stark verunsichert hat, denn wir haben ja auch noch den Krieg in der Ukraine direkt vor der Haustür. 

All das passiert nun, in einer Marktphase, wo viel Investoren deutliche Gewinne auf ihren Positionen haben, die dann plötzlich und schnell alle aus derselben, recht kleinen Tür heraus wollen, sprich ihre Buchgewinne umwandeln wollen in Cash.

Das Ganze trifft wegen der Urlaubszeit dann auch noch auf weniger Liquidität und einen Katalysator in Form von computergestütztem Handel, der mit Hilfe von KI oder sonst welcher programmierter Software. Der Ausverkauf wird rasant beschleunigt.

Zu empfehlen ist jetzt die Ruhe zu bewahren! Und wenn sich der Staub gelegt hat, schauen wir einmal, ob es noch einen Schaden gibt bzw. wie hoch der Schaden ist, denn die Aktienmärkte erholen sich eigentlich relativ schnell. Vielleicht gibt es ja schon wieder Kaufgelegenheiten, eine Cash-Reserve sollte ja jeder Anleger haben.

Und noch ein Rat, lassen Sie die Boulevardpresse liegen, die verdienen nur ihr Geld mit den Horrorszenarien für ihr Aktiendepot.

Einer hat wieder einmal richtig vorher reagiert. Warren Buffett und sein Unternehmen Berkshire Hathaway haben kürzlich 50 Prozent ihrer Apple-Aktien verkauft, was darauf hindeutet, dass sie eine bevorstehende Rezession und eine massive Marktkorrektur erwartet haben. Durch diesen Verkauf hält Berkshire Hathaway nun 277 Milliarden Dollar in bar. Damit kann man schon eine ganze Menge an den Märkten bewegen. Die enorme Bargeldreserve ist rekordverdächtig und deutet darauf hin, dass Buffett dabei ist, noch vor einer möglichen Rezession Positionen zu schließen und später zu günstigeren Kursen wieder im großen Stil Aktien aufzukaufen. Buffett ist ja bekannt für seine Strategie, in schwierigen Zeiten liquide Mittel vorzuhalten, um in Phasen niedriger Bewertungen groß einzusteigen. Hat Warren Buffet das Dilemma vorausgesehen oder gar mit zu verantworten? Dass er es zu verantworten hat, kann man nahezu ausschließen. Die Verkäufe von Berkshire Hathaway wurden über Monate etappenweise getätigt, und hätten deshalb schon wesentlich früher zum Preissturz führen müssen. 

Andere sehen die Situation wiederum als Chance. Der US-Tech-Index Nasdaq 100 ist seit seinem am 10. Juli erreichten Rekordhoch um knapp elf Prozent gefallen. Die bekannte Tech-Investorin Cathie Wood sieht diesen Ausverkauf offensichtlich als Kaufgelegenheit.

Mit ihrem Flaggschifffonds Ark Innovation ETF (ARKK) kaufte sie in diesem Zeitraum Aktien im Wert von mehr als 124 Millionen Dollar. Das geht aus Daten von Woods Unternehmen Ark Invest hervor, die das Handelsblatt ausgewertet hat. 

Na also, geht doch noch etwas bei den großen Fonds.

Genießen Sie weiter die Urlaubssonne, es ist noch nichts Schlimmes passiert an den Märkten

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Nun es schaut ein bisschen so aus, als hätte die Sommerkorrektur nun doch noch begonnen. Bisher ist es zwar eher eine Rotationsbewegung heraus aus den übergroßen Technologietiteln, aber da die bekanntermaßen über die letzten Jahre immer dominanter – vor allem in den US Indices – geworden sind, kann sich da schon eine kleine Welle aufbauen. ETF und die in den Systemen programmierten Algorithmen werden unter Umständen das Ihrige dazu tun, weil alle anderen gerade irgendwo in der Sonne liegen, wie hoffentlich die meisten unserer NDAC-Clubmitglieder auch. Wie wir wissen, braucht aber jede Bewegung nicht nur die zugrunde liegende Dynamik, um nachhaltig werden zu können, sondern auch das passende Narrativ. Auch wissen wir, dass der Markt sich mit multipolaren Einflussfaktoren eher schwertut, sind wir doch eher einfach gestrickt, wir Kleinanleger. Naja, und da sich das KI-Thema auf dem Weg nach oben so bewährt hat, muss es der Einfachheit halber jetzt auch für die andere Richtung gen Süden herhalten. Fear and Greed, Hope and Despair halten sich wieder einmal die Waage und sichern das Gleichgewicht des Marktes auch in diesem Sommer ab, wie eigentlich zu jeder Jahreszeit im Börsenjahr.

Die US-amerikanische Notenbank Fed hält die Zinsen konstant bei 5,25 bis 5,50 Prozent. Allerdings schreibt sie von Fortschritten bei der Inflation und einer schwächeren konjunkturellen Dynamik. Insbesondere sieht die Fed den Arbeitsmarkt als robust, aber nicht überhitzt an. Damit ist die Tür für eine erste Zinssenkung im September geöffnet, wenngleich der FED-Vorsitzende Jerome Powell betont, dass die Risiken auf beiden Seiten ausgeglichen sind. Aber genauso klar ist, so Powell, das der Zeitpunkt einer Zinssenkung näher rückt.

Die Inflation in der Eurozone hat sich im Juli entgegen dem Marktkonsens leicht verstärkt. Die Verbraucherpreise stiegen um 2,6 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat, Analysten hatten im Schnitt eine unveränderte Teuerungsrate von 2,5 Prozent erwartet. Die um Energie- und Lebensmittelpreise bereinigte Kernteuerungsrate hielt sich im Juli stabil bei 2,9 Prozent – hier hatten Analysten im Schnitt einen geringfügigen Rückgang erwartet.

Das Inflationsziel der EZB von glatt zwei Prozent werde in der anstehenden Strategiediskussion „nicht zur Debatte“ stehen – das hatte Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), gerade erst klargestellt. Widerspruch erhält sie nun aber von einem renommierten Ökonomen: Die Notenbanken müssten umdenken, fordert der frühere Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF), Olivier Blanchard. „Ein Inflationsziel von drei Prozent wäre sinnvoller“, sagte Blanchard im Interview mit dem Handelsblatt.

„Es könnte sein, dass die jüngste Inflationsphase nur eine Generalprobe war“, warnte Blanchard. „Die Inflation könnte zurückkommen“, etwa getrieben durch Preiserhöhungen und Lieferunterbrechungen infolge von Handelskriegen. Ein Beispiel sind die Angriffe von Huthi-Rebellen auf Frachtschiffe, die für Umwege auf hoher See und Preissteigerungen bei den Reedereien sorgen.

Und wenn die drei Prozent, egal aus welchem Grund, nicht mehr reichen, dann erhöht die EZB das Ziel einfach weiter auf vier oder gleich auf fünf Prozent? Auch wenn Blanchard einer der renommierten Ökonomen ist, in dieser Hinsicht, glaubt ihr Autor, liegt er total daneben. Fakt ist, wenn die Inflation erst einmal den Fuß in der Tür hat, dann ist sie gekommen, um langfristig zu bleiben, wie wir gesehen haben bzw. immer noch erleben. Bleibt zu hoffen, dass der EZB-Rat mit Christine Lagarde an der Spitze und auch die dafür politisch Verantwortlichen diese Diskussion nicht weiter verfolgen und als Sommerlochtheater einstufen.

Frage: Haben Sie so auf die Schnelle 28.943 Euro, um Ihre Schulden zu tilgen? Ihr Autor hat sie auch nicht und so wird es wohl den meisten Bürgern dieses Landes gehen. Aber so hoch ist die Pro-Kopf–Verschuldung in Deutschland oder anders gerechnet, 2.445 Milliarden Euro betrug der Schuldenberg 2023. Und dass wir trotz Schuldenbremse, Verfassungsgerichtsurteil etc. weniger ausgegeben hätten, ist auch Märchen, dass die Politik gern immer wieder erzählt. Denn wir haben 2023 pro Kopf 778 Euro mehr Schulden gemacht, als noch im Jahr 2022. Im Vergleich zum Jahresende 2022 waren das 77,1 Milliarden Euro oder 3,3 Prozent mehr. Selbst die Statistiker aus Wiesbaden vom zuständigen Bundesamt gaben zu bedenken, dass das erneut der höchste je gemessene Schuldenstand gewesen sei. Beachtlich ist, dass das Schuldenplus durch Anstiege beim Bund, den Gemeinden und der Sozialversicherungen zustande gekommen sei. Erfreulicherweise vermochten es wenigstens die Länder, Schulden in Höhe von 13 Milliarden Euro abzubauen. Keine Sorge, die Schulden müssen wir nicht gleich nach dem Sommerurlaub tilgen. Um es mit dem Finanzminister-Spruch zu erklären: Die Schulden von heute sind die Steuern von morgen. Dazu werden wohl auch einige Leistungskürzungen und nicht mehr getätigte Investitionen des Staates kommen. Aber dieses Jahr noch nicht, denn der Haushalt wurde bereits beschlossen, auch wenn er noch durch Bundestag und Bundesrat gehen muss. Vielleicht im nächsten Jahr, ach so nein, da ist ja wieder Bundestagswahl. Keine gute Zeit für Zumutungen an die Bürger.

Also genießen Sie weiter den wohl verdienten Urlaub, egal wo Sie ihn verbringen.

Es hat sich was bewegt

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Ereignet hat sich in letzten Tagen so einiges (Global IT Crash, Trump Attentat, Biden Rückzug, Antritt Harris etc.), passiert ist aber erfreulicherweise bis jetzt nicht wirklich etwas Ernstes. Der Crash der IT-Systeme konnte schnell behoben werden, das Trump Attentat verursachte nur leichte Schrammen an demselben, Bidens geradezu erzwungener Rückzug als US-Präsidentschaftskandidat (wohlgemerkt nicht als Präsident!) war erwartet worden und das Kamala Harris sich die Chance nicht entgehen lassen würde (sie wollte schon einmal die Nominierung schaffen), sich als legitime Nachfolgerin zu etablieren, ist nur logisch.

Für den emotional wenig beteiligten Mitteleuropäer war Bidens Entscheidung so nachvollziehbar, wie zuletzt eigentlich erwartbar. Ob Kamala Harris die alleinige Heilsbringerin ist, lässt sich aufgrund des etwas fehlenden Profils während ihrer Vizepräsidentschaft nicht wirklich sagen. Die Chance lebt jedenfalls. Leicht sollte sie sich jedenfalls dabei tun, einen Running Mate oder, wie es richtig heißen muss, einen Vizepräsident zu finden, der die restliche Bevölkerungsgruppe der (alten 😉 ) weißen Männer abdeckt: Alle anderen schafft sie mit Leichtigkeit und neu erwachten Elan selbst, wie man bei den ersten Auftritten erleben konnte.

Abzuwarten wird sein, ob Harris die Anfangseuphorie in eine dauerhafte Outperformance umbauen kann. Im direkten Duell, so denn noch eines stattfinden wird, hat sie gegenüber Trump auf allen Ebenen sicher bessere Karten. Ein Trump, der plötzlich jetzt in die Rolle des alten (senilen) Kandidaten gerutscht ist. Und als ehemalige Staatsanwältin weiß Kamala Harrris, wie man Lügen und Falschbehauptungen vor den Geschorenen oder in dem Fall einem Millionenpublikum vor dem TV publikumswirksam entlarvt.

Ob und wie sehr das in ihr bisheriges Resort fallendem und wohl nicht optimal gelöstem Immigrationsthema in den relevanten Swing States den Ausschlag geben kann, werden wir sehen. Jedenfalls sind die Voraussetzungen, dass wir uns noch einmal vier Jahre den Donald ersparen, so groß wie schon lange nicht mehr.

Wie schon früher geschrieben, würde wirtschaftspolitisch der Unterschied wahrscheinlich so ein großer nicht sein. Sparen müssten beide. Trump, sagt man, wäre bezogen auf den Kapitalmarkt eventuell ein wenig besser für alles, was mehr heimisch orientiert ist. Wir hören es in jeder Wahlkampfrede von ihm MAGA (Make America Great Again) und so. Harris dürfte eher weniger direkt klientelorientierte Entscheidungen treffen. Große Geschenke wie Steuersenkungen, Covid Förderungen, ein weiterer IRA etc. kann sich keine zukünftige Administration leisten. Man darf nicht vergessen, die Schuldenobergrenze wird zwar weiter angehoben werden (müssen), aber das dürfte wieder eine lange Lähmung durch die politischen Institutionen hervorrufen. Es sei denn, die Führung des Weißen Hauses und die Abgeordneten und Senatoren gehören der gleichen Partei an.

Fakt ist eins, mit der als nahezu sicher geltenden Kandidatur von Vizepräsidentin Kamala Harris ist das Rennen wieder offener. So sehr, dass viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt wurden – und ihre Investments nun anpassen dürften. “Die Zuversicht, dass Trump gewinnt, war wirklich stark”, zitiert die Finanzagentur Bloomberg den Investmentstrategen Gene Munster von Deepwater Asset Management. “Den Märkten wird diese neue Unsicherheit nicht gefallen, ebenso wenig wie die ständigen Nachrichten, wer drin ist, wer raus ist und all die anderen Unbekannten.”

Und auch beim anderen großen Player China tut sich was. Die politische Führung in Peking scheint alarmiert. Chinas Staatsführung steht unter Zugzwang, die unter einer Immobilienkrise, Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt und Konsumflaute leidende Wirtschaft stärker anzukurbeln. Im zweiten Quartal blieb das Wirtschaftswachstum unter den Erwartungen. Das Bruttoinlandsprodukt stieg von April bis Juni um 4,7 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Das ist die langsamste Steigerungsrate seit dem ersten Quartal 2023. Es ist schon lange nicht mehr die Rede davon, dass Chinas Wirtschaft mindestens ein Wachstum von sieben Prozent aufweisen muss, um eine ausreichende Beschäftigung der mehrere Millionen Wanderarbeiter zu sichern. Auch die gut ausgebildeten Absolventen der Hochschulen und Universitäten suchen ebenfalls dringend eine ihrer Qualifikation entsprechende Beschäftigung.

Anders als von Experten zunächst erwartet, hat Chinas Wirtschaft sich nach der Corona-Pandemie bislang nicht vollständig erholt. Die strikte Null-Covid-Politik mit isolationistischen Maßnahmen liegt noch wie Blei auf ihr. Der Staat hat zudem seit der Finanzkrise 2008 insbesondere für umfangreiche Infrastrukturprojekte hohe Schulden aufgenommen: Mehr als 40 Prozent der Wirtschaftsleistung fließen in Straßen, Wohnungsbau oder Eisenbahntrassen. Ob all diese Investitionen wirtschaftlich sind, bleibt fraglich. Auch das „Neue Seidenstraßenprojekt“ von Xi wird wohl bald kritisch hinterfragt werden.

Die hohen Ausgaben für die innere Sicherheit, sprich Überwachung der Bevölkerung und für das Militär binden große Ressourcen, die der Wirtschaft nicht zur Verfügung stehen. Wie der Spagat gelöst werden soll, darauf hat auch das ungewöhnlich offene und vor kurzem beendete dritte Plenum des ZK der KP Chinas keine Antwort gefunden oder sie drang (noch) nicht nach außen.

Und auch bei uns in Deutschland hat sich etwas bewegt. Leider auch nichts Positives. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juli weiter eingetrübt. Der aktuelle Ifo-Geschäftsklimaindex ging von 88,6 auf 87 Punkte zurück. Damit ist das wichtige Stimmungsbarometer für die deutsche Konjunktur das dritte Mal nacheinander gesunken. Üblicherweise gilt das als Signal für eine Trendwende nach unten. „Die deutsche Wirtschaft steckt in der Krise fest“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Wie gut, dass wir international mit unseren NDAC-Clubfonds aufgestellt sind.

Trump bewegt bereits die Märkte

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner Donald Trump hat gerade einen Mordanschlag mit viel Glück überlebt, so dass er für den Job im Weißen Haus durch seine Partei nominiert werden konnte. Auch sein Vizepräsident, sollte Trump wiedergewählt werden, steht nun fest. Senator J.D. Vance wird der „running mate“ von Donald Trump. Diese Entscheidung hat jüngst für Sorgenfalten an der Wall Street gesorgt. Denn Vance, der sich in den letzten Jahren zunehmend politisch engagiert hat und außerdem als ehemaliger Trump-Kritiker bekannt ist, bringt eine unorthodoxe Perspektive mit, die in vielerlei Hinsicht von der traditionellen Denkweise an der Walstreet abweicht. Seine kritische Haltung gegenüber großen Technologieunternehmen und seine populistischen Ansichten könnten auf Widerstand stoßen, insbesondere bei Investoren und Branchenführern, die sich eine stabilere und vorhersagbare politische Landschaft wünschen. Zumal ja durchaus auch bei Trump die Situation eintreten kann, dass es heißt: „Vizepräsident Vance, übernehmen Sie.“

Am Mittwoch voriger Woche kamen die Techtitel gewaltig unter Druck. KI-Riese NVIDIA büßt vorbörslich an der NASDAQ 4,09 Prozent auf 121,19 Dollar ein, für Konkurrent AMD geht es zeitgleich 4,54 Prozent auf 169,49 Dollar abwärts, während Super Micro 3,48 Prozent auf 846,43 Dollar verlieren. Was war passiert?

Dass ausgerechnet Halbleiteraktien unter Druck geraten, ist Aussagen des frisch gebackenen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump geschuldet. Der Politiker hatte in einem Bloomberg-Interview über die Chipindustrie in Taiwan behauptet: “Sie haben etwa 100 Prozent unseres Chipgeschäfts übernommen. Ich denke, Taiwan sollte uns für die Verteidigung bezahlen.” Er meinte damit einen möglichen Krieg zwischen China und Taiwan. Die Aktie des taiwanesischen Chipherstellers TSMC hatte darauf 2,37 Prozent schwächer geschlossen, da die Aussagen von Trump die Sorge über schärfere Beschränkungen für den Chiphandel aufkommen ließen, für den Fall, dass Donald Trump wieder gewählt wird. Dass auch US-Titel im Windschatten der Aussagen an Boden verlieren, ist durch die Angst vor möglichen Vergeltungsmaßnahmen durch die Regierungen in Asien begründet.

Natürlich spielen auch Gewinnmitnahmen bei den überbewerteten Tech-Titeln mit KI Bezug eine Rolle. Aber dafür brauchte es einen Anlass, Trump hat ihn geliefert. Aber das wird nicht das erste und letzte Mal sein, das kennen wir bereits aus seiner ersten Amtszeit.

45 Millionen Dollar will Elon Musk über einen Fonds in Trumps Wiederwahl pumpen, nicht etwa einmalig, sondern monatlich. Auch eine Reihe konservativer Silicon Valley Freunde von Musk investieren mit. Der Tesla-Boss dürfte damit auf einen Schlag zum mit Abstand größten Einzelspender von Donald Trump aufsteigen. Doch Musk ist seit voriger Woche nicht nur Trumps größter Geldgeber. Er könnte auch zum wichtigsten Meinungsverstärker des Republikaners und seiner Ideen avancieren. Sein Engagement ist offenbar eine kühl kalkulierte Investmentstrategie, die sich für seine wirtschaftlichen Interessen auszahlen soll, falls Trump zum zweiten Mal US-Präsident werden sollte. Schon lange sieht Musk die Interessen von Tesla, SpaceX oder X von der Biden-Administration vernachlässigt. Und hofft nicht ganz unbegründet darauf, dass das unter einer neuen Trump- Regierung anders wird. So wird Politik gemacht in den USA.

Die Märkte nicht bewegen wird die Wiederwahl von der Deutschen Ursula von der Leyen als EU-Kommissionspräsidentin. 401 Abgeordnete stimmten im Europäischen Parlament für von der Leyen, während 284 gegen sie stimmten. Es gab außerdem 15 Enthaltungen. In der Weltpolitik hat sie eh nichts zu sagen und in Europa auch nichts. Es gab eine Zeit, als Jean Claude Juncker als EU-Kommissionpräsident zu Präsident Trump flog und dort mit ihm über die verhängten Strafzölle gegen europäische Waren erfolgreich verhandelte. Einer Ursula von der Leyen traut man das irgendwie nicht zu. Aber vielleicht überrascht sie uns alle in den nächsten fünf Jahren.

Nicht überraschend: Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat wie erwartet beschlossen, die Leitzinsen unverändert zu lassen, nachdem er sie im Juni erstmals seit 2019 gesenkt hatte. Wie die EZB mitteilte, bleibt der Satz für Bankeinlagen bei der EZB bei 3,75 Prozent. Zum weiteren Zinskurs heißt es in der Mitteilung: “Der EZB-Rat ist entschlossen, dafür zu sorgen, dass die Inflation rechtzeitig zu ihrem mittelfristigen Ziel von 2 Prozent zurückkehrt. Er wird die Leitzinsen so lange ausreichend restriktiv halten, wie es zur Erreichung dieses Ziels erforderlich ist.” Der EZB-Rat werde weiterhin einen datenabhängigen Ansatz verfolgen und von Sitzung zu Sitzung entscheiden, um die angemessene Höhe und Dauer der geldpolitischen Restriktion zu bestimmen. “Insbesondere werden seine Zinsentscheidungen auf seiner Einschätzung der Inflationsaussichten vor dem Hintergrund der eingehenden Wirtschafts- und Finanzdaten, der Dynamik der zugrunde liegenden Inflation und der Stärke der geldpolitischen Transmission beruhen. Der EZB-Rat legt sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest.” Bedeutet wieder einmal, nichts Genaues weiß man nicht.

Volkswirte hatten ebenfalls mit einer Zinspause gerechnet. Zwar ist die Inflation in der Eurozone im Juni auf 2,5 Prozent gesunken. Sie liegt damit nicht mehr weit entfernt von der Zielmarke der EZB von 2,0 Prozent, die sie als optimales Niveau für die Wirtschaft anstrebt. Sorgen bereitet der Euro-Notenbank aber die Teuerung im Dienstleistungssektor, die sich als sehr hartnäckig erweist. Im Juni lag sie wie schon im Mai bei 4,1 Prozent. Laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters aus der vorigen Woche rechnen Volkswirte damit, dass die EZB die Zinsen in diesem Jahr noch zwei Mal senken wird. Die Ökonomen erwarten auf den Zinssitzungen im September und im Dezember Schritte nach unten um jeweils einen Viertelprozentpunkt. Die Märkte würde es freuen. Mal schauen, was nach der Sommerpause an der Inflationsfront passiert. Ihr Autor geht weiterhin nur von einem Zinsschritt aus. Es wird natürlich auch darauf ankommen, ob es eine zweite Amtszeit Biden oder Trump im Weißen Haus gibt.

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Wir wissen nicht, ob der französische Staatspräsident Emanuel Macron an die Worte des deutschen Dichters und Zeichners Wilhelm Busch gedacht hat, als die zweite Runde der Parlamentswahl in seinem Land beendet war und die ersten Ergebnisse vorlagen. In Frankreich stoppt eine linke Volksfront den Durchmarsch von Marine Le Pens rechtsradikalen Rassemblement National (RN). Ein eilig zusammengezimmertes Bündnis ohne jedes Programm verwies den RN noch hinter Macron`s Bewegung auf Platz drei. Statt in einer Kohabitation mit den Rechten muss Macron jetzt je nachdem mit den Linken und den Rechten regieren. Und die Erleichterung der Europäischen Union kurz nach der Wahl dürfte inzwischen blankes Entsetzen über das Ergebnis gewichen sein.

Nach der Champagnernacht über diesen geglückten politischen Coup dürften die Bürgerlichen mit einem gewaltigen Kater aufwachen. Rechtsradikal verhindert zu haben kommt sie teuer zu stehen.

Allein die ökonomischen Auswirkungen der Vorhaben der neuen Linksregierung in Paris, sofern sie eine Einheit bleiben, dürften in Brüssel und bei den Währungshütern in Frankfurt die Alarmglocken schrillen lassen. Ein monatlicher Mindestlohn von 1.600 Euro – wohlgemerkt nach Steuern. Ein Preisstopp für Lebensmittel – und gleich noch einer für Energie. Eine Ablehnung der europäischen Defizitregeln, also der EU-Schuldenbremse. Eine Absenkung des Renten-Eintrittsalters von aktuell 64 auf 60 Jahre, eine Vermögenssteuer, eine Übergewinnsteuer für die Gewinne von Unternehmen. Man ist geneigt zu fragen, darf es noch ein wenig mehr sein?

Macron und sein Versuch, ein liberal-bürgerliches Lager hinter sich und seiner Bewegung zu versammeln, ist gründlich gescheitert. Bei der Wahl dominierten die extremen Flügel links wie rechts.

Vieles von dem, was sich in Deutschland Sozialdemokraten und Grüne wünschen, aber wegen der FDP kaum noch zu sagen wagen, dürfte schon bald beim deutschen Nachbarn Frankreich Wirklichkeit werden.

Und da sind wir auch schon bei den sich anbahnenden Wahlen in Deutschland, im September gibt es die Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Wir dürfen nach den Ergebnissen der Europawahl davon ausgehen, dass die rechten Kräfte kräftige Zugewinne erreichen und damit eine Ausgangsbasis für die Bundestagswahl 2025 schaffen. Dabei werden die künftig Regierenden ebenfalls von zwei Seiten in die Zange genommen. Die AFD auf der einen Seite und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) auf der anderen Seite, wobei noch nicht klar ist, welcher politischen Richtung das BSW schlussendlich angehört. Da das deutsche Wahlrecht keinen zweiten Wahlgang zulässt, sind die Deutschen in der Bildung von Koalitionen geübt und erfahren, wenn es auch manchmal nicht so gut läuft, ganz im Gegensatz zu Frankreich.

Europa und inklusive Deutschland sind ökonomisch längst kein Riese mehr, aber politisch umso mehr ein Zwerg. Die EU wird nur als Anhängsel in der Weltpolitik betrachtet. Die Richtlinien der Politik in der Welt bestimmen längst andere. Die USA, China und Indien sind die wirtschaftlich stärksten und politisch mächtigsten Nationen. Ihnen folgt die Welt und die rund 450 Millionen Einwohner der EU schauen irgendwie bedröppelt zu, wenn politische und ökonomische Weichen in der Welt gestellt werden. Ohne sie. Wir bemerken dann nur die Auswirkungen und wie schnell das alles sich vollzieht.

Wir dürfen nur hoffen, dass die Wiedereinführung der Wehrpflicht nur ein Hirngespinst der Politik bleiben wird. Denn das kostet sehr viel Geld. Je nach Szenario, so das Ifo-Institut München, würde der Schritt die deutsche Wirtschaftsleistung um drei bis 70 Milliarden Euro drücken, wie Berechnungen der Forscher ergaben. „Als Alternative zur Wehrpflicht wäre es sinnvoller, die Bundeswehr mit mehr Mitteln auszustatten, um sie als Arbeitgeber attraktiver zu machen“, sagte Ifo-Experte Panu Poutvaara. „Denkbar wäre, den Wehrdienstleistenden höhere Gehälter zu bezahlen.“ (und das bei dem Fachkräftemangel).

Wir haben gerade erlebt, wie im Haushaltstreit der Ampel-Regierung gerungen wurde. Weil kein Geld da ist, wurde auch der Verteidigungsetat gestutzt. Um wie viel genau, werden wir nach den Haushaltsberatungen im Bundestag erleben. Bis jetzt erhält die Bundeswehr nur eine Milliarde Euro mehr, statt der ursprünglich geforderten zehn Milliarden.

Auch Elon Musk muss zurückstecken. Ein geplanter Milliarden-Deal zwischen Oracle und dem KI-Startup xAI von Elon Musk ist geplatzt. Der xAI- und Tesla-Chef Musk erklärte am Dienstag auf seinem Kurznachrichtendienst X, man werde nun selbst ein Datenzentrum mit 100.000 Prozessoren des Typs H100 von Nvidia bauen. Zuvor hatte das Medium “The Information” berichtet, die Gespräche über den Deal mit einem potenziellen Wert von zehn Milliarden Dollar seien beendet worden. 

Die Tesla-Aktie ist übrigens in gut zwei Wochen um 43 Prozent gestiegen. Solche starken Kursbewegungen sind für große Unternehmen ungewöhnlich: Immerhin ist der Elektroautobauer an der Börse mehr als 800 Milliarden Dollar wert. Hier scheinen die sozialen Medien wieder einmal die Hände im Spiel zu haben, vermuten Experten der Wallstreet. Mit einem gemeinsam verabredeten Kauf einer Aktie werden die Kurse gepusht. Sollte das der Fall sein, dann dürfen wir uns auf einen Fall des Papiers vorbereiten. Wenn nicht, freuen wir uns über eine exorbitante Kursentwicklung unseres NDAC-Clubfondswertes.

War das schon die Entscheidung im US-Wahlkampf?

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Wenn Sie diesen Newsletter erhalten, dann wird die zweite Runde der Wahl in Frankreich abgeschlossen sein. Aber diese Frankreichwahl wird aus Sicht ihres Autors wirtschaftlich nicht viel verändern, egal wie sie ausgeht. Der Präsident in Frankreich hat sehr viel Einfluss auf die Politik (Stichwort: Cohabitation), im Gegensatz zum deutschen Bundespräsidenten, dessen Einfluss gleich null ist.

Und auch die Wahl in Großbritannien wird bereits dann entschieden sein. Die Tories abgewählt und Labour wird die Regierung im Vereinigten Königreich übernehmen. Keine große Überraschung, haben die Briten doch unter den vielen Premierministern ihrer bzw. seiner Majestät in letzter Zeit geradezu gelitten. Keir Starmer, Chef der Labour-Party und damit auch gleichzeitig als Wahlsieger Premierminister, hebt sich wohltuend ab vom Chaos und Skandalen der letzten Torie-Jahre. Außerdem gilt er als EU-freundlich. Den Brexit wird er aber nicht rückgängig machen. Die Lebenshaltungskosten steigen, die Wirtschaft lahmt, das Gesundheitswesen ist förmlich im Eimer, die Einwanderungszahlen liegen auf Rekordniveau. Es gibt unzählige Baustellen, aber nur wenig Geld. Wo das herkommen soll, hat Starmer bisher nicht erklärt, aber das scheint den britischen Wähler auch nicht zu interessieren. Hauptsache eine neue Regierung in Downing Street 10.

Aber kommen wir jetzt zu den Geschehnissen in den USA.
Schlimmer geht nimmer, so kann man das Duell der Greise in den USA bezeichnen. Warum zum Teufel sagt niemand zu Old Joe, es ist genug, genieße deinen wohlverdienten Ruhestand? Nur Lyndon B. Johnson stellte sich in den vergangenen 100 Jahren in den USA nicht zur Wiederwahl. Er übernahm das Amt 1963, als John F. Kennedy ermordet wurde, wurde 1964 wiedergewählt und verzichtete 1968 auf eine erneute Kandidatur. Seine Entscheidung war eine Reaktion auf die drastisch gesunkenen Zustimmungswerte aufgrund der Ausweitung des Vietnamkriegs. Eine solche Entscheidung wäre der richtige Weg für Joe Biden gewesen.

Doch Biden möchte antreten. Die Demokraten demonstrieren Geschlossenheit und stehen hinter ihm. Doch sein Auftritt im TV-Duell mit Donald Trump war katastrophal. Er hält sich für die einzige Alternative zu Donald Trump, der seiner Überzeugung nach eine Katastrophe für die USA wäre. Biden, ein seniler und vergrämter Greis soll die größte Wirtschafts- und nebenbei auch mächtige Militärnation die nächsten vier Jahre führen? Die Demokraten schaffen es intern noch nicht Biden von einem Rücktritt zu überzeugen, höchstwahrscheinlich, weil andere im Weißen Haus im Hintergrund die Fäden ziehen.

Der einzige Grund, warum sie Biden sonst noch nicht ausgetauscht haben, wäre in den enormen Summen an Wahlspenden zu sehen und hier will man das geölte, erfolgreiche Spendensystem weiter nutzen, was auch verständlich erscheint. Bis Ende Mai 2024 haben die US-Politiker in Höhe von 2,7 Milliarden Dollar Wahlspenden eingesammelt. Die Demokraten liegen mit 1,34 Milliarden immer noch knapp vor den Republikanern mit 1,27 Milliarden.  

Und so könnte es passieren, dass die Demokraten ihren Kandidaten kurz vor der Wahl noch austauschen werden und einen Kandidaten aus dem Hut zaubern, bei dem die gegnerische Partei mangels Zeit kaum noch nennenswert Leichen im Keller suchen kann. Eine Wiederwahl Bidens hält die Welt für ausgeschlossen. Entweder er verzichtet oder Donald Trump zieht ins Weiße Haus ein.

Aber würde das die internationalen Märkte wirklich negativ beeinflussen? Sicher nicht, denn jeder weiß, wie Trump tickt. Mag er für sein Leben und seine Lügen kritisiert werden, wirtschaftspolitisch hat er den Märkten nicht geschadet. Seine Steuersenkungsprogramme haben die Märkte wohlwollend goutiert. Natürlich waren sie auf Pump finanziert, aber was ist in den Staaten nicht kreditfinanziert? Und hier dürfen wir Trump wirklich einmal glauben, dass er die Wirtschaft entfesseln will. Niedrige Steuern, Strafzölle, Massenabschiebungen: Trumps Wirtschaftsprogramm nimmt Form an. Die Zustimmung wächst – unter Wählern und wen wundert`s an der Wall Street. Als Beispiel mag hier die in ihren Anlageentscheidungen auch nicht immer richtig liegende Star-Investorin Cathie Woods gelten: „Trump wäre am besten für die US-Wirtschaft.“ Und Fakt ist auch, dass ein Präsident Trump die Gesetze seines Vorgängers bzgl. des IRA= Inflations Reduction Act nicht oder nicht vollständig zurücknehmen wird. Dazu wurde zu viel schon investiert durch amerikanische Unternehmen. Zentraler Inhalt von IRA ist bekanntlich die gezielte Förderung der inländischen Produktion von Batterietechnik für Elektromobilität und der Aufbau von Wasserstoffstrukturen innerhalb der USA. Außerdem ist ein Sozialpaket zur Gesundheitsvorsorge enthalten, z. B. durch die Begrenzung der Preise für verschreibungspflichtige Medikamente. Finanziert werden soll die Umsetzung hauptsächlich durch die Einführung einer Mindeststeuer auf Unternehmensgewinne in Höhe von 15 Prozent. Auch die China Sanktionen dürften wohl unangetastet und vielleicht weiter ausgebaut werden.

Einer würde unter Trump wahrscheinlich seinen Hut nehmen müssen, Fed-Chef Jay Powell. Im Februar dieses Jahres sagte Trump in einem Interview, er werde im Falle seiner Wiederwahl Powell ersetzen. Die gegenwärtige zweite Amtszeit des Notenbankchefs endet im Mai 2026.

Trump will dem gut informierten „Wallstreet Journal“ zufolge jemanden an der Spitze der Notenbank, der ihn de facto als ein Mitglied des FOMC genannten Zins-Ausschusses behandelt. Die Zeitung beruft sich dabei auf mehrere Personen, die mit Trump über die Fed gesprochen haben. Trumps Wunsch: Der Fed-Chef müsse ihn regelmäßig nach seiner Ansicht über die Zinspolitik fragen und dann versuchen, diese im Ausschuss durchzusetzen. Ob das allerdings den Märkten so gefällt, bleibt abzuwarten.