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Der Clubfonds-Ticker

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Der Fluch der bösen Tat

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Klingt wie ein Märchen, ist aber traurige Realität in den USA. „Wir können so nicht weitermachen, so gespalten wie wir sind“, sagte der amerikanische Ex-Präsident Joe Biden bei seiner ersten größeren Rede seit der Amtseinführung seines Nachfolgers in dieser Woche in Chicago. Es sei „geradezu atemberaubend“, wie viel in nicht mal hundert Tagen zerstört worden sei. Recht hat er, der alte Joe.

Der Handelskrieg mit allen internationalen Handelspartnern ruht erst einmal, außer mit dem Erzfeind China.

Und es sieht nicht so sehr gut aus für die USA im selbst entfachten Handelskrieg. Unter Wirtschaftsexperten wachsen indes die Zweifel, ob Washington einen eskalierenden Handelskrieg mit China gewinnen kann – u. a. aus drei Gründen:

Im Handel mit den USA erzielte China 2024 einen Überschuss von rund 300 Milliarden Dollar. Angesichts der aktuell gültigen Strafzölle von 145 Prozent könnten die chinesischen Exporte in die USA nun weitgehend zum Erliegen kommen. Allerdings drohen auch den USA empfindliche Einbußen. So exportiert Amerika vor allem Soja, Baumwolle oder Fleisch nach China. Das ist relativ leicht zu ersetzen, die US-Einfuhren aus China wie Computer oder Maschinen aber nicht.

Vielleicht sollte sich der Wüterich im Weißen Haus anschauen, wer einen Großteil der amerikanischen Schuldscheine, sprich Anleihen, hält. China ist der zweitgrößte US-Gläubiger nach Japan. Peking hält US-Staatsanleihen im Volumen von rund 780 Milliarden Dollar. Sollte die Parteiführung beginnen, die Anleihen im großen Stil zu verkaufen, wären die Folgen für die US-Börsen wohl verheerend. Zwar würde sich Peking damit auch „ins eigene Fleisch schneiden“, weil die Kurse dann fallen würden und China damit erhebliche Verluste erleiden könnte, so Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Aber allein die Drohung mit einer Kernschmelze an der Wall Street gibt Peking ein machtvolles Druckmittel an die Hand. Und der Schaden für das Reich der Mitte ist überschaubar. Denn viele Staaten, darunter Japan, würden dann wohl auch verkaufen. 

Und noch etwas sollte er und seine Berater bedenken, das Problem Seltenen Erden, wie wir es schon einmal extra vor Kurzem beschrieben haben. China hält praktisch ein weltweites Quasi-Monopol bei Seltenen Erden. Sie werden zur Produktion von Elektroautos gebraucht, Computern, Solaranlagen oder für die Härtung von Artillerie-Granaten. Erst am Montag dieser Woche stoppte Peking die Auslieferung von Seltenen Erden und Magneten. Sollte Peking die Lieferung dauerhaft kappen, hätte dies kaum absehbare Folgen für US-Unternehmen wie Tesla (der Elon wird davon nicht sehr gegeistert sein) oder Rüstungskonzerne. Da bekommt die Ukraine ein neues Druckmittel in die Hand, denn die Vorkommen an Seltenen Erden sind nun besonders wichtig für die USA. Aber im Kriegszustand dürfte eine Erschließung oder gar Förderung dort nicht funktionieren. 

Natürlich trifft es auch die deutsche Industrie, aber es könnte durchaus passieren, dass die EU schneller ein solides Handelsabkommen mit China erreicht als eine total erratische Führung in Washington.
Dazu kommt der Fakt, dass China weitaus bessere Wirtschaftsdaten vermelden kann, als von Experten erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt stieg von Januar bis Ende März um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistikamt in Peking mitteilte. Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 5,1 Prozent gerechnet. Gemessen am Vorquartal legte sie diesmal um 1,2 Prozent zu. “Wenn es den Zollstreit nicht gebe, würde so etwas alleine reichen, um die Konjunkturhoffnungen weltweit anzuschieben”, kommentierte ein Händler die berechtigte Hoffnung. Natürlich müssen wir abwarten, wie sich die Situation nach den gegenseitigen Zöllen entwickelt, denn es wird dem Exportmeister auch erheblichen Schaden zufügen. Trotzdem ist ihr Autor der Meinung, dass die Chinesen sich in der stärkeren Position befinden.

Das sehen wir auch an den Erwartungen für den US-Markt. Analysten prognostizieren für das Gewinnwachstum des S&P 500 im laufenden Jahr im Schnitt noch immer 11,2 Prozent – allerdings beginnen sie gerade erst, ihre Schätzungen anzupassen. Dies kann einige Zeit in Anspruch nehmen, schließlich ändert sich das Zollumfeld dieser Tage recht häufig und die Aussichten für die Wirtschaft sind unscharf. Die Experten und auch ihr Autor gehen davon aus, dass die Analysten ihre Prognosen deutlich kürzen werden. Eine Daumenregel besagt, dass jeder Rückgang des Wirtschaftswachstums um einen Prozentpunkt etwa fünf Prozentpunkte Gewinnwachstum kostet. 

Ausgerechnet vor Ostern gibt es leider schlechte Nachrichten für die Freunde der Ostereier. Deutsche Legehennenhalter befürchten, dass wegen der Stilllegung von Hühnerbetrieben in den Niederlanden in Deutschland Eier künftig knapp werden könnten. “Die Entwicklung in den Niederlanden ist dramatisch”, sagte Hans-Peter Goldnick, Präsident der deutschen Geflügelwirtschaft und Vorsitzender des Bundesverbandes Ei, dem “Tagesspiegel”. Man spreche von fünf bis zehn Prozent der Legehennenplätze, die abgeschafft wurden oder noch abgebaut werden. “Ein Fünftel der Eier, die bisher aus den Niederlanden gekommen sind, und damit fünf Prozent des gesamten deutschen Eiermarkts, würden wegfallen.” Deutschland kann sich nur zu 73 Prozent selbst mit Eiern versorgen, jeden Tag werden 13 Millionen Eier aus den Niederlanden importiert. Wenn die Importe aus den Niederlanden wegfallen, müssten die Verbraucher im Laden mehr zahlen. Probleme bekämen aber vor allem die Hersteller von Fertigessen, die Saucen oder Kuchen produzieren. Die Produzenten müssten die Rezepturen ändern, weil das Ei als Zutat zu teuer werde und daher wegfalle. Warten wir ab, ob wir Ersatzlieferanten erhalten.

Wir wünschen unseren Lesern trotzdem frohe Ostern!

Die 144 Seiten für die Zukunft Deutschlands

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Bevor wir uns mit der „Zukunft“ beschäftigen, müssen wir uns zum großen Zampano ins Weiße Haus begeben. Denn der hat Börsen in den Keller geschickt. Mit seiner Zollpolitik machte er jetzt einen Rückzieher und schon starten die Märkte wieder durch. Wer also die Gelegenheit genutzt hat, gefallene Aktien aufzusammeln, dürfte jetzt einen dicken Gewinn einfahren. Aber zugegeben, das erforderte auch einen großen Mut zum Risiko.

Nur, warum hat die Administration die Zölle um 90 Tage ausgesetzt? Fakt ist, die Milliarden, die die Kleinanleger in den USA verloren als die Börsen einbrachen, waren es sicher nicht. Denn was interessiert einen Milliardär die Sorgen und Nöte des Volkes. Haltet durch, war die Parole, die er an sein Volk sandte. Es waren seine Tech-Milliardäre, die ihm den Marsch bliesen. Billionen an Unternehmenswerten wurden an den Börsen vernichtet, und schlimmer, drohten weiter vernichtet zu werden. Das macht auch den Reichsten der Reichen zu schaffen, für die er ja arbeitet und ist nicht mit einfachen Durchhalteparolen zu kaschieren.

Bis auf die Zölle für den Erzfeind China sind die Zölle für 90 Tage erst einmal vom Tisch (auch für die armen Pinguine auf der Insel, die auch nicht wussten, was sie davon halten sollten). Die 90 Tage Zeit zum Verhandeln sind zwar nicht sehr viel, aber Zeit genug um den betroffenen Ländern nach geeigneten Gegenmaßnahmen zu suchen. Auf jeden Fall stehen die Verhandler jetzt vor dem Weißen Haus Schlange, die Rede ist über 70 Ländern. Warten wir ab, was dabei herauskommt.

Und China? Dass man in China nicht begeistert ist, ist klar. Die jüngste Erhöhung der US-Zölle auf chinesische Importe auf 125 Prozent wird voraussichtlich zu erheblichen Störungen des Handels führen, auch wenn die direkten Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft aufgrund ihrer diversifizierten BIP-Quellen begrenzt sind. Der Fokus der USA auf die Verlagerung strategischer Produktionssektoren kann zu kurzfristigen wirtschaftlichen Störungen führen, zielt aber auf langfristige Vorteile ab. Trotz der Herausforderungen bieten Chinas politische Flexibilität und sein Potenzial in den Bereichen Binnenkonsum und Investitionen inmitten der Ungewissheiten auch Chancen. Außerdem gibt es ja noch andere Gebiete, wohin China seine Exporte lenken kann. In der Ruhe liegt die Kraft, und dass schon seit Jahrtausenden im Reich der Mitte.

Eigentlich ganz gut, dass die EU die Zollpolitik für uns mitbestimmt, denn die deutsche Regierung ist gerade damit beschäftigt sich neu zu bilden, nachdem der Koalitionsvertrag zwischen Schwarz-Rot ausgehandelt und vorgestellt wurde. Es ist aber keine Zukunftskoalition, wie die Ampel es gern gewesen wäre. Wenn wir uns die Äußerungen der vier Köpfe der drei Parteien auf der Pressekonferenz so vor Augen führen, dann stellen wir fest, jede Partei hat ihre Vorstellungen untergebracht und sieht sich als Gewinner. Nur leider die großen Themen wie bspw. eine zukunftssichere Rentenreform oder eine Steuerstrukturreform werden nicht erwähnt. Ein paar Brosamen für die Rentner, die länger arbeiten, eine Steuersenkung für die Unternehmen (allerdings viel zu spät), Senkung der Energiepreise für alle. Aber eine Satzergänzung lässt aufhorchen, denn alles steht unter Finanzierungsvorbehalt. Das kann man auch so übersetzen, erst einmal schauen wie viel Geld in der Kasse ist und ob wir uns das leisten können, wir haben es zumindest erst einmal niedergeschrieben.

Entlastung der Unternehmen und Bürger von der Bürokratie werden ebenfalls fest versprochen. Hatte auch die Ampel geplant, aber nicht umgesetzt. Deshalb ist ihr Autor der Meinung auch das wird wieder heiße Luft werden. So viele Versorgungsposten für die dann freigesetzten Beamten gibt es gar nicht. Und außerdem werden die Gesetze dazu von Beamten gemacht, die sich quasi selbst weg rationalisieren müssten. Allein, dafür fehlt der Glaube.

Dabei ist es notwendig schnell in die Spur zu gelangen. Jetzt ruht erst einmal alles wieder bis zum Mai und dann muss sich die neue Regierung erst einmal wieder einarbeiten. Dafür hat sie nicht die üblichen 100 Schonfrist, dazu sind die Probleme zu groß. Spätestens Mitte Mai müssen die entsprechenden Weichen gestellt sein, denn die künftige Bundesregierung kann in den ersten Monaten ihrer Amtszeit nicht mit Rückenwind von der Konjunktur rechnen: Die führenden Forschungsinstitute gehen in diesem Jahr nur von einem Mini-Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt von 0,1 Prozent aus, wurde beim Schreiben dieses Beitrags bekanntgegeben. Im September wurde noch ein Plus von 0,8 Prozent erwartet. Zu strukturellen Problemen wie dem Fachkräftemangel und ausufernder Bürokratie komme nun zudem enorme Unsicherheit wegen der US-Handelspolitik. Aber vielleicht überrascht uns die neue Regierung mit ihrer Arbeit (früher gab es eine konzertierte Aktion) und es wird doch mehr Wirtschaftswachstum erzielt.

Für das kommende Jahr bestätigten die Institute ihre Wachstumsprognose von 1,3 Prozent. Dann sollen die Milliarden aus dem Paket von Schwarz/Rot (und Grün) für Infrastruktur und Rüstung die Konjunktur anschieben. Die Ökonomen rechnen dadurch mit Mehrausgaben von 24 Milliarden Euro, die das BIP um etwa 0,5 Prozent ankurbeln sollen. Aber dazu muss die neue Regierung schnell die Voraussetzungen schaffen.

Tag der Befreiung auf US-amerikanisch

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Den Tag der Befreiung begingen die DDR-Bürger am 08. Mai, lange Zeit war das sogar ein Feiertag. Ob die US-Bürger den „Liberations Day“, den der US-Präsident in der abgelaufenen Woche ausgerufen hat, auch einmal feiern werden, bleibt dahingestellt.

Show kann er, der Entertainer im Weißen Haus, muss man ihm lassen. Und er wusste genau, was er tat, als der die Strafzölle gegen den Rest der Welt verkündete. Er tat es nicht im Laufe des Tages, sondern wartete mit seinem Auftritt im Rosegarden des Weißen Hauses bis die Wallstreet geschlossen war. Irgendwie muss er mit einer negativen Reaktion der Märkte gerechnet haben und das wäre der großen Showveranstaltung unwürdig gewesen. Jetzt merken es die Bürger in den USA, wenn sie sich bspw. ein neues Auto zulegen wollen, einen importierten Wagen, weil diese qualitätsmäßig den inländischen Fahrzeugen überlegen und für bisher 30.000 Dollar zu haben waren. Jetzt kostet er nach den neuen Zöllen wohl mehr als 37.000 Dollar.

Die Liste der Länder ist lang gewesen, die die US-Amerikaner bislang ausgebeutet haben, wie der Präsident es formulierte. Eigentlich betraf es fast die ganze Welt. Außer bspw. Nordkorea, Kuba und ganz erstaunlicherweise auch Russland. Na ja, da hat er sich wieder einmal in den Staub vor Putin geworfen, der Donald. Israel hat vor lauter Demut im Vorfeld gleich alle Zölle auf importierte US-Produkte fallen gelassen.

Es wird Gegenmaßnahmen geben und die werden die US-Wirtschaft wiederum hart treffen. Das worst case Szenario für die US-Tech-Riesen würde eintreten, wenn sie im EU-Raum den gesamten erzielten Gewinn versteuern regulär müssten, was ja irgendwie geplant ist. Dann dürfte der Druck auf das Weiße Haus sehr groß sein, die Zölle wieder aufzuheben.

Wenn wir uns das ganze volkswirtschaftlich betrachten, dann trifft es den Welthandel nicht ganz so hart, wie befürchtet. Denn, und das wird den Imperator im Weißen Haus gar nicht gefallen, die US-Wirtschaft spielt nicht mehr die Hauptrolle im globalen Handel.  Am Ende des Jahrhunderts waren sie noch für 20 Prozent des Welthandels verantwortlich. Mittlerweile sind es nur noch 15 Prozent. In der Zwischenzeit sind andere Freihandelsabkommen, zum Beispiel zwischen Japan, Mexiko und Chile, das Transpazifische Abkommen, gewachsen. Das sind 22 Prozent des Welthandels. Dazu kommen noch zwölf Prozent der Europäischen Union. Und wir sehen, wenn diese zusammenarbeiten, liegen sie mit 34 Prozent schon über dem, was die USA für den Welthandel beitragen. Und damit ist das auf die Ratifizierung wartende Abkommen zwischen den Mercosur-Staaten und der EU noch gar nicht berücksichtigt.

Besonders wird es die Volksrepublik China treffen. Dass dies nicht zu Unrecht geschieht, dürfte wohl den meisten Experten klar sein. Der US-Präsident hat immer wieder darauf hingewiesen, dass durch Währungsmanipulation oder durch erschwerten Zugang zum Markt etwa die Handelsbilanz oder der Handel überhaupt und generell behindert wird. Und da haben ja auch die Europäer und die Deutschen sich schon oft an China gewandt und sich beschwert. China ist zwar 2001 der Welthandelsorganisation beigetreten, hat aber alles getan, um die Regeln, die dort gelten, zu unterminieren. Und von daher ist das, was im Hinblick auf die Volksrepublik jetzt gesagt wurde, die erhöhten Tarife, die Strafzölle, in der Tat richtig und wird wahrscheinlich auch von vielen anderen Ländern und Experten so geteilt werden.

Warten wir ab, wie die Europäer und der Rest der Welt reagieren werden. Die Börsen haben in der Woche einen schwarzen Donnerstag erlebt, aber die Welt dreht sich weiter und sehr bald wird sich der Staub legen, die Karawane zieht weiter, wie man so schön sagt. Ganz mutige Anleger sammeln jetzt die Aktien, die schon sehr teuer waren, billig auf. Natürlich nach der Reaktion der Welt auf die US-Zölle.

Und noch ein Tag der Befreiung steht bevor. Elon Musk, der erratisch agierende Präsidentenberater, zieht sich (vorerst) zurück. Er wird sich wahrscheinlich um sein Baby Tesla kümmern müssen. Der US-Elektroautobauer Tesla hat zum Jahresauftakt einen deutlichen Absatz-Rückgang zu verkraften. Von Januar bis März fielen die globalen Verkäufe gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent auf 336.681 Autos. Dies war der tiefste Stand seit Mitte 2022. Analysten waren zuletzt von 390.000 Autos ausgegangen. Im Januar hatten die Prognosen noch bei 460.000 Einheiten gelegen. Zur Begründung für den schlechten Jahresauftakt verwies Tesla auf den Modellwechsel beim Bestseller Model Y. Das habe zu Produktionsstopps in vier Werken geführt. Das Musk und sein Ausflug in die Politik ebenfalls für den Absatzschwund verantwortlich ist, wird natürlich nicht vom Unternehmen kommentiert. Er ist ja schließlich der Boss.

Allerdings verweisen Beobachter auch auf die umstrittene Rolle von Elon Musk. Der Tesla-Chef hatte den Wahlkampf von Donald Trump mit über 250 Millionen Dollar unterstützt. Nach dem Einzug ins Weiße Haus wurde vom neuen Hausherrn an die Spitze des neu geschaffenen Departments of Government Efficiency (DOGE) berufen. Es soll die US-Bundesbehörden radikal verkleinern und die im republikanischen Wahlkampf bemängelte Verschwendung von unsinnigen Staatsausgaben stoppen. Am amerikanischen Tag der Befreiung wurde bekannt, dass Musk seinen Job als Regierungsberater womöglich vorzeitig niederlegen will, auch wenn seine Behörde DOGE weiter agieren soll. Als Unternehmer ist er wirklich besser geeignet. Auch wenn er sich aus dem Umfeld des Weißen Hauses nicht zurückziehen wird, dazu hat er zu viel in die Republikanische Partei investiert. Medien sprechen über vier Milliarden Dollar in den letzten Jahren.

Glück gehabt!

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

So könnte die sich anbahnende Große Koalition aus CDU und SPD (nennen wir sie besser schwarz-rot) sagen, als sie am Mittwoch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus Karlsruhe vernahmen. Der Solidaritätszuschlag in seiner jetzigen Ausgestaltung darf bleiben. Einige FDP-Abgeordnete wollten, dass er ganz abgeschafft wird. Denn neben den rund sechs Millionen Bürgern, die mehr als 68.413 Euro brutto pro Jahr verdienen und auf einen Teil ihres Einkommens immer noch die Abgabe zahlen, sind es vor allem Betriebe und Einzelunternehmer, die für das jährliche Soli-Aufkommen von rund 13 Milliarden Euro sorgen. Gemäß einer Berechnung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zahlen geschätzt rund 600.000 Kapitalgesellschaften in Deutschland noch immer die Abgabe, die einst für die Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West vorgesehen war. Die Summe, die sie an den Fiskus überweisen, beläuft sich demnach für die Jahre 2020 bis 2028 auf insgesamt 65 Milliarden Euro – extrem viel Geld, das die Firmen so nicht für dringend notwendige Investitionen, Digitalisierung und Modernisierung ausgeben können.

Nun sind die angesprochenen Verhältnisse noch nicht angeglichen, aber größtenteils doch. Deshalb sollte die künftige regierende schwarz-rote Koalition diese Belastung für Unternehmen abschaffen, allerdings mit der Maßgabe, die eingesparte Summe für Investitions-, Digitalisierungs- und Modernisierungsmaßnahmen zu investieren. Vielleicht kann man das sinnvollerweise verbinden mit einer Steuerreform- und noch besser mit einer Steuerstrukturreform, wie sie der künftige Kanzler Friedrich Merz in der Vergangenheit immer wieder anmahnte. Denn ohne diese dringend notwendigen Reformen wird die Wirtschaft in Deutschland nicht mehr lange konkurrenzfähig sein. Wir werden sehen, mit welchem Ergebnis die Koalitionäre vor die Öffentlichkeit treten. Erst danach werden wir feststellen, ob schwarz-rot die letzte Chance nutzen will, die ihnen der Wähler gegeben hat.

Die deutsche Wirtschaft hat nach langer Zeit der Lethargie wieder Lebenszeichen gesandt. Die Stimmung unter den Unternehmen in Deutschland hat sich im März wie erwartet aufgehellt, sozusagen Frühlingserwachen. Der ifo Geschäftsklimaindex stieg auf 86,7 Punkte. Der Index der Beurteilung der aktuellen Lage erhöhte sich moderat auf 85,7 Punkte, der Index der Geschäftserwartungen stieg noch etwas kräftiger auf 87,7 Punkte. Im Verarbeitenden Gewerbe verbesserte sich die Stimmung spürbar, im Dienstleistungssektor moderat. Auch im Handel ist der Index gestiegen, die Erwartungen der Händler fielen weniger pessimistisch aus als zuletzt. Im Bauhauptgewerbe beurteilten die Firmen zwar ihre aktuelle Lage etwas positiver, die Erwartungen bleiben jedoch von starker Skepsis geprägt, besonders aufgrund eines anhaltenden Auftragsmangels. Die Stimmungsaufhellung war wegen der milliardenschweren Investitionspläne der künftigen Bundesregierung einhellig prognostiziert worden. Trotzdem bleibt das Konjunkturbarometer weiterhin auf einem langfristig niedrigen Niveau und von Euphorie ist nicht viel zu sehen – der Index liegt merklich unterhalb des Niveaus vom Frühjahr 2024. Die Unternehmen dürften primär auf begleitende Strukturreformen warten, bevor es zu einem signifikanteren Stimmungsaufschwung kommen könnte.

Die Regierung im Weißen Haus muss dagegen weitere negative Nachrichten verkraften, wenn sie dort überhaupt wahrgenommen werden. Die Stimmung der Verbraucher in den USA hat sich weiter eingetrübt: Der Index des Verbrauchervertrauens des Conference Board fiel zum vierten Mal in Folge, und zwar von 100,1 auf 92,9 Punkte, das tiefste Niveau seit Januar 2021. Analysten hatten einen moderateren Rückgang erwartet. Während der Unterindex für die Einschätzung der aktuellen Lage lediglich mäßig sank, stürzte der für die Erwartungen kräftig auf 65,2 Punkte ab. So tief notierte er zuletzt im Jahr 2013. Die Inflationserwartungen auf Sicht von zwölf Monaten stiegen hingegen weiter an, diesmal um 0,4 Prozentpunkte auf 6,2 Prozent. Da kann Fed-Chef Jay Powell auch nicht mehr viel ausrichten. Eigentlich müsste er die Zinsen erhöhen, um gegen die Teuerung vorzugehen. Das dürfte einem im Weißen Haus gar nicht gefallen, denn der erwartet eine ordentliche Zinssenkung und würde die Höhe gerne selbst bestimmen.

In der Zwischenzeit jedoch heizt der US-Präsident den Handelsstreit zwischen der den USA und der EU weiter an. Auf alle Autoimporte in die USA sollen künftig Strafzölle von 25 Prozent fällig werden. Ein Berater des Präsidenten erklärte, die Maßnahme gelte auch für die Kategorie der leichten Nutzfahrzeuge (light trucks). Die 25 Prozent sollen zusätzlich zu bereits bestehenden Einfuhrabgaben erhoben werden. Der Schritt werde dafür sorgen, dass Automobilhersteller wieder vermehrt in den USA produzieren, sagte der US-Präsident voraus und beteuerte: “Ich denke, unsere Automobilbranche wird florieren wie noch nie zuvor.” Die deutsche Automobilindustrie trifft es dabei am härtesten.

Die angestrebten Verhandlungen werden nichts bringen, die EU hat schon entsprechende Gegenmaßnahmen vorbereitet. Vielleicht merkt der große Dealmaker im Weißen Haus sehr schnell, dass er damit seine eigenen Unternehmen auch verstärkt trifft. Die USA importieren auch einen bedeutenden Teil an Kraftfahrzeugen, Motoren und anderen Autoteilen. Fast die Hälfte aller in den USA verkauften Fahrzeuge wird importiert, wie die “New York Times” unter Berufung auf Daten der Wall-Street-Beratungsfirma Bernstein berichtete. Fast 60 Prozent der Teile in Fahrzeugen, die in den USA montiert werden, stammen demnach aus dem Ausland. Es scheint aber noch nicht Schluss sein. Er spricht seit Wochen davon, der 2. April – an dem er ein großangelegtes Zollpaket verkünden will – werde ein “Tag der Befreiung” für das Land werden. Die Auto-Zölle sind also nur ein Vorgeschmack auf weitere Sonderabgaben, die der von jedem Sachverstand getrübte Mann im Oval-Office in der kommenden Woche vorstellen will.

Die Schockwellen kehren zurück ins Weiße Haus

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Im US-Technologiebereich herrscht Ausverkaufsstimmung. Die Tesla-Aktie hat sich ausgehend vom Hoch mehr als halbiert, auch andere Aktien aus den Magnificent 7 stehen unter massivem Abgabedruck. Dass ausgerechnet der neue Mann im Weißen Haus, dem selbst an dieser Stelle, wenn schon sonst nicht viel, zumindest eine große Nähe zum S&P500 attestiert wurde, den Karren in so kurzer Zeit derart an die Wand fährt, ist schon irgendwie bemerkenswert. Vor allem, über was haben hochbezahlte Talkshowgäste nicht alles in den Medien schwadroniert, meinetwegen auch ein wenig fachlich kommentiert, über die zu erwartende zweite Amtszeit des greisen Republikaners als Präsident. Alles sollte weniger dramatisch erratisch ablaufen, er sei jetzt besser vorbereitet als vor acht Jahren etc., nun ja…

Wir wissen ja, wie das Börsending so läuft. Und wer Hunde zuhause hat merkt es eigentlich immer wieder, wenn er Gassi mit ihm geht. Der Altmeister der Börse, Andre Kostolany hat das sehr gut in seiner kurzen Geschichte das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Börse zusammengefasst und veranschaulicht. Während des gemeinsamen Spaziergangs geht der Hund, also die Börse, neben seinem Herrchen, also die Wirtschaft, her, ein anderes Mal läuft er ruhelos vorne weg, und ein anderes Mal trabt er jaulend hinterher. Obwohl der Hund an einer Leine geführt wird, läuft er dennoch weg, mal nach hinten mal nach vorne und mal seitwärts. Aber er läuft niemals ganz weg, sondern beide kommen gemeinsam wieder zu Hause (das Ziel) an. 

Offensichtlich trabt der Hund jetzt ziemlich weitab hinterher an den US-Märkten. Natürlich braucht es immer einen gewissen Trigger für den Richtungswechsel. Dass vor allem der US-Markt nicht mehr ganz billig war und hier seit langem nur der Katalysator für die überfällige Korrektur gefehlt hat, ist evident, aber dass gerade der POTUS und sein Freund Elon, dieser sein würden, wer hätte das gedacht. 

Die Frage, die sich nun natürlich stellt, ist, wo das alles noch hinführen soll bzw. transponiert auf die Märkte: Sehen wir da gerad eine gesunde technische Korrektur mit Einstiegsmöglichkeiten oder den Beginn vom Ende der Dominanz der US-Märkte zumindest für einige Zeit? Was nicht (mehr) funktionieren wird, ist mit verbalen Sofortmaßnahmen, die Kuh wieder vom Eis zu holen. Hat zwar in der ersten Amtszeit funktioniert, wir erinnern uns an einen einsamen Mann im Weißen Haus zu Hause, der die Börsen mit Worten bzw. Twitter-Botschaften regierte. Tatsächlich interessiert es heute nämlich bei näherer Betrachtung genau niemanden, ob der Alte sich ein Tesla oder sonst etwas anderes kauft oder nicht. Nur so nebenbei bemerkt, für dessen Freiwilligeneinsatz als Abrissbirne des liberalen Staatswesens in den USA kommt es immer dicker für den Elon, speziell in Europa. Im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnete Tesla zuletzt einen Absatzrückgang von 45 Prozent, während der gesamte Elektrofahrzeug-Markt in Europa um 37 Prozent wuchs. In Deutschland zogen die Konsumenten noch stärker andere Hersteller von Elektrofahrzeugen vor. Die Verkäufe im Februar 2025 gingen um mehr als 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Angesichts des drohenden Handelskriegs mit den USA unterstützen die Deutschen lieber ihre eigene Industrie als einen verrückten Milliardär, der ihrer Lebensweise und ihrem Wohlstand den Kampf angesagt hat. Findet ihr Autor gut so.

Was mit der Ukraine für ein Spiel gespielt wird, ist höchst grausam. Ein Land muss seine Bodenschätze an die eine Seite und dazu Territorien an die andere Seite abgeben, um einen Krieg zu beenden, den es nicht begonnen hat. Allerdings wird die Ukraine jetzt wieder mit Waffen aus den USA beliefert und erhält auch wieder Geheimdienstinformationen. Und der Elon lässt Starlink wieder weiterlaufen für die Ukraine. Ganz freiwillig dürfte der POTUS das auch nicht entschieden haben. Die allmächtige Rüstungslobby hat hier ihre Felle davon schwimmen sehen. Keine Waffenlieferungen und ein Umsatz- und Gewinnverlust deutete sich an, ebenso der Vertrauensverlust bei künftigen Kunden. Wer kauft schon Waffen, auch wenn sie dem modernsten Standard entsprechen, bei jemandem, der die Lieferungen jederzeit stoppen und auch die Basis für das Funktionieren (Starlink) ausschalten kann? Es wird bspw. Lockheed Martin als Hersteller des F35-Kampffliegers gar nicht gefallen haben, wie der Elon in die Marketingstrategie des Unternehmens hineingrätschte. Da wird wohl ein Anruf im Weißen Haus für Ordnung gesorgt haben. 

Russland sollte sich dagegen auch nicht so sicher fühlen, wenn es den US-Friedensplänen nicht folgt. So schrieb US-Senator auf X: „Ich hoffe, Russland wird folgen. Wenn Russland sich weigert, sollten wir die Hölle über sie hereinbrechen lassen.“ So könnte der Kongress neue Sanktionen gegen Russland und Länder einführen, die weiterhin russische Waren, wie Öl, Gas und Uran kaufen. „Es ist längst überfällig, dass Russland als Folge seiner brutalen Invasion der Ukraine enorme wirtschaftliche Verluste erleidet“, so Graham. Warten wir ab, was der Diktator im Kreml darüber denkt.

Auf Wiedersehen, Schuldenbremse – Hallo und herzlich willkommen, Sondervermögen

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

OK, die Politiker nehmen, was wir hier schreiben, ernst und ganz wichtig, sie setzen es auch blitzschnell um. In der letzten Woche haben wir noch ein Sondervermögen von einer Billion vorgeschlagen. Schon ist es angedacht in den Gesprächen von CDU und SPD, also der künftigen Bundesregierung (kleiner Scherz!). Noch ist es nicht eingetütet und hat seine Bewährungsproben noch nicht bestanden. Schließlich muss einerseits der Bundestag zustimmen und weil der neue Bundestag zu sehr von rechts und links in der Falle sitzt, so das mit einer notwendigen Zweidrittelmehrheit nicht mehr zu rechnen ist, nehmen wir eben einfach den alten Bundestag noch einmal in die Pflicht, sagen sich die Neu-Koalitionäre. Allerdings ist es hier noch nicht ausgemacht, dass die Zustimmung im erforderlichen Maß so ganz ohne weiteres erfolgt, links- und rechts außen stimmen nicht zu, die FDP auch nicht und bei den Grünen ist es auch noch nicht so sicher. Andererseits wird das Bundesverfassungsgericht sicher ein wachsames Auge auf das Treiben der deutschen Politik richten. Und die ganze Trickserei ggf. wieder beenden, wie schon einmal. Dann werden wieder Neuwahlen sein, aber dann bitte nicht mehr im Winter 😉

Aktien von Rüstungs- und Infrastrukturunternehmen sind jedenfalls in ersten Reaktionen euphorisch gen Norden gestartet.

Die internationale Politik zwingt die beiden Parteien (Groko wollen wir sie nicht mehr nennen!) in Berlin geradezu, zu schnellen Lösungen zu kommen.

Dass der Unaussprechliche von seinen Freunden in Russland und China gehört und anerkannt werden will, scheint offensichtlich. Aber was nützt es der USA, wenn Russland die Ukraine annektiert, Taiwan näher an Peking gerückt wird (hier geht es um semantische Unterschiede nicht um inhaltliche!) und der Iran einen favorableren Atom-Deal bekommt? Fällt irgendwie schwer, da was Positives für die US-Bevölkerung, die das ganze Dilemma gewählt hat und damit dem Werte-Westen beschert hat, herauszufiltern, oder?

Auf der anderen Seite schaut die Geschichte natürlich anders aus. Russland darf, zumindest formal, wieder mitspielen, was Putin außenpolitischen Handlungsspielraum und innenpolitisches Ansehen bringt, hat er doch den Westen zurück an seinen großen ovalen Tisch gezwungen, oder ist der auch nicht mehr aktuell? Ein bisschen verzwickter ist die Lage für Xi und die Chinesen, wobei die im Gegensatz zu Russland ein inzwischen enormes ökonomisches, technologisches und militärisches Gewicht in die Waagschale werfen können. Wer also am Ende mehr unter wessen Einfuhrzöllen leiden wird, bleibt abzuwarten. 2024 nahm China den USA bspw. ca. die Hälfte der Soja Produktion im Wert von fast 13 Milliarden Dollar ab. In absoluten Zahlen natürlich nicht viel, aber für den US-Agrarsektor nicht ganz unwesentlich.

Außerdem sind die Chinesen bereit für mehr: „Wenn die USA einen Krieg wollen, sei es ein Zollkrieg, ein Handelskrieg oder irgendeine andere Art von Krieg, sind wir bereit, bis zum Ende zu kämpfen.“ Damit verließ die Volksrepublik zum ersten Mal deutlich die Deckung seit dem Ukraine-Krieg.

Auch die expansionistischen Bestrebungen Richtung Grönland, Panama und Kanada sind durchaus zu hinterfragen bzw. machen nur Sinn, wenn wir uns künftig mit einer Erb-Diktatur (ewig wird er wohl auch nicht leben) konfrontiert sehen. Das wiederum wird aber ohne Bürgerkrieg sicher nicht abgehen und die US-Positionen international weiter schwächen. Falls der Schmerz allerding in zwei (Zwischenwahlen) bis längstens vier Jahren (wenn nicht sein Getreuer und Bruder im Geiste JD Vance übernimmt) nachlässt bzw. wieder aufhört, das Wahlvolk was gelernt hat und man sich anderen Richtungen zuwendet, würden die Aufräumarbeiten teuer und langwierig (innerhalb der USA und auch außerhalb das Aufkehren der Scherbenhaufen, der dann einstmals großen Supermacht).

Was hat die gegenwärtige US-Politik von dem Ganzen? Es erinnert ihren Autor ein wenig an die Zeit der Chinapolitik von Präsident Richard Nixon (1969-1974), der damals auch versuchte die Sowjetunion von China zu isolieren. Die waren damals bekanntlich wirtschaftlich und militärisch sehr viel stärker eingeschätzt worden als ihre chinesischen Bundesgenossen. Die Stärke hat sich dann im Nachhinein als „Tönerner Koloss“ herausgestellt, ebnete aber den Weg zum wirtschaftlichen Aufstieg Chinas zur Supermacht. Und der gegenwärtige US-Präsident versucht es nun umgekehrt, die Russen von den Chinesen zu trennen. Denn China ist erklärtermaßen der neue Gegner der USA und da kann man auch schon mal die Schuldfrage im Ukraine-Krieg umkehren…

Deshalb hat der Eklat im Weißen Haus nur die eine Funktion gehabt, die USA aus der Verantwortung für die Ukraine zu holen. Es ging schon gar nicht mehr um die Seltenen Erden, die waren nur ein Nebenkriegsschauplatz. Ob das Auftreten von Präsident Selensky da hilfreich war, müssen Berufsdiplomaten entscheiden. Auf jeden Fall sind alle Unterstützungen für die Ukraine gestoppt worden und im Kreml werden jede Menge Flaschen edler Getränke geöffnet.

Zoll hin, Zoll her, die Zeche bezahlen letztendlich die Verbraucher in den USA und weltweit, aber das will die blonde Föhnwelle noch nicht einsehen. Die Inflation wird ansteigen, die Zinsen werden steigen und die Wirtschaft in allen betroffenen Ländern ist letztendlich auf dem absteigenden Pfad. Die Börsen nehmen die Folgen schon mal vorweg. Hat der Mann im Weißen Haus keine sachverständigen Berater, fragt man sich wirklich. Den Elon muss man da wohl auch rausnehmen. Er sollte sich lieber einmal mehr um Tesla kümmern, als mit der Kettensäge durch Washington zu rennen.

Bleibt ein möglicher Vorteil gegenüber Europa? Nun auch der scheint nicht auf der Hand zu liegen. Haben wir, als nach wie vor größter einigermaßen homogener Wirtschaftsraum, die Chance uns aus der durchaus gewollten US-Nachkriegsabhängigkeit zu befreien und wirtschaftlich wie militärisch eigene Wege zu gehen? Unter Schmerzen? Natürlich, weil am Ende nichts einfacher ist, als keine Entscheidungen treffen zu müssen und sich in bürokratischen Unsinnigkeiten zu verlieren. Aber die Zeiten sind scheinbar jetzt vorbei. Es ist auch notwendig, denn einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft zufolge kosteten der Ukrainekrieg und die Pandemie in den vergangenen Jahren fast eine dreiviertel Billion Euro. Leergefegte Städte, gestörte Lieferketten oder die teure Energie sorgten dafür, dass das Bruttoinlandsprodukt rund 735 Milliarden Euro niedriger ausfällt.

So und zum Schluss noch der Leitzins der EU, er liegt jetzt bei 2,5 Prozent. Zwar sind jetzt Kredite billiger geworden, aber das Suchen nach nicht so ganz teuren Waren im Supermarkt dürfte jetzt wieder schwieriger werden. Das Problem Inflation wird bald wieder auf der Tagesordnung stehen. Was da hilft? Richtig, Sachwerte als Anlage, am besten sind Aktien!

Hat sich der Wahlgewinner Friedrich Merz bereits am Anfang seiner Kanzlerschaft verzockt?

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Wir wissen nicht, was der neue Bundeskanzler Friedrich Merz vorhat, um all seine Milliarden schweren Wahlversprechen umzusetzen und dann auch noch die Wünsche des einzig möglichen Koalitionspartners mit zu berücksichtigen, der, wenn auch eher gezwungenermaßen, in diese Partnerschaft geht. Das Geld dafür hat er nicht und die Schuldenbremse reformieren will er auch nicht. Letzteres wäre möglich, wenn er die Reform noch schnell durch den alten Bundestag bringen würde. Denn im neuen Bundestag ist eine Änderung des Grundgesetzes nicht möglich, ohne die Stimmen der Blauen und Dunkelroten. Beide haben zusammen die Sperrminorität und können damit alles blockieren.

Aber: Das Ergebnis der Wahl hätte durchaus schlimmer kommen können, der eine oder die andere mag es schade finden, dass es die FDP nicht geschafft hat, wird sich dann aber vielleicht freuen, dass das BSW auch nicht reingekommen ist. Klar wären zwei Drittel in der Mitte schön gewesen, aber Marketing ist eben halt ein schwieriges Geschäft und Musk, alternative Fakten, die sozialen Medien und die wachsende Unbildung sind gewichtige Gegner. Ob die Überzeugung das Richtige zu tun allerdings Grund genug ist, vor der Inauguration des neuen Bundestags unter den alten Mehrheiten Weichen für die neue Legislaturperiode zu stellen, muss wohl zumindest diskutiert werden. 

Mit einem Sondervermögen von zweihundert Milliarden, das steht derzeit im Raum, nur für die militärische Unterstützung der Ukraine, ist es leider auch nicht getan. Denn damit hat die neue Regierung keine Chance irgendetwas zu bewegen. Die paar Euro, durch die Einsparung beim Bürgergeld und durch die neue Migrationspolitik, werden die großen Aufgaben unseres Landes nicht gelöst. Da braucht man schon etwas mehr Kohle. Die besagten Gelder kommen ja auch wieder herein. Wenn z. B. die Bahn AG – immer noch im Besitz des Bundes befindlich und ein bekanntes Milliardengrab – mit einem Sondervermögen einschließlich des Schienennetzes wieder tippi toppi in Ordnung gebracht wird, dann spricht nichts dagegen, sie in Teilen oder ganz mit Gewinn an die Börse zu bringen. Und schon hätte die erste Tilgung getätigt werden können. Aber dazu bedarf es Mut zum Risiko und das haben Politiker in der Regel nicht, speziell wenn man es überwiegend mit Wahlen in den einzelnen Bundesländern zu tun hat. Eine Änderung, ähnlich wie in den USA, mit Zwischenwahlen an einem Termin wäre in Deutschland angebracht. Vielleicht würde das ja die Politiker mit mehr Mut ins Risiko gehen lassen.

Die Lösungen, den europäischen Wirtschaftsmotor endlich wieder zu starten, lägen jedenfalls auf der Hand. Dringend notwendige Investitionen in die Infrastruktur und Verteidigung sind bewährte, probate und zielgerichtete Mittel, um die Konjunktur zu stützen bzw. in Schwung zu bringen. Dass das in einem Maße, wo wir es auch spüren, nur gehen wird, wenn man auch auf der Ausgabenseite ein bisschen flexibler wird. Allerdings müsste vorher noch viel Geld in die Bildung unserer Jugend fließen. Aber wer kann das, wenn nicht Deutschland?! Das mit dem Bürokratieabbau wird sich wohl auch nicht verhindern lassen. Was, wenn man den modernen ausgebildeten Staatsdiener vom Verhinderer zum Teil der Lösung macht? Prosperität mit und durch die Unterstützung der unzähligen Beamtenschaft incl. der vielen Angestellten in den Amtstuben ebenso mit der Digitalisierung! Insgesamt gesehen, so geht Aufbruch! (Nur falls noch jemand einen Strategen für den nächsten Wahlkampf sucht… Hamburg ist allerdings dabei leider schon gelaufen).

Schauen wir auf die Aktienmärkte, im speziellen Fall auf die Nubank, unserem neuesten NDAC-Clubfondswert. Eine Bank, in Lateinamerika beheimatet, enttäuschende Quartalszahlen und obendrein wirft Berkshire Hathaway gerade das Handtuch. Finger weg! Oder? Bleiben wir ruhig, denn ein zentraler Wettbewerbsvorteil von Nubank ist seine Kosteneffizienz. Mit etwa 8.000 Mitarbeitern – nur 8 Prozent der Personalstärke vergleichbarer traditioneller Finanzinstitute – hält das Unternehmen die Betriebskosten niedrig. Die Betriebskosten im Verhältnis zum Vermögen liegen bei Nubank bei etwa 6 Prozent, während Konkurrenten wie Itau mit etwa 15 Prozent operieren. Diese Effizienz ermöglicht es Nubank, sowohl Wachstum als auch überdurchschnittliche Margen und Eigenkapitalrenditen zu erzielen. Im Gegensatz zu traditionellen Banken wie Banco Santander oder Itau Unibanco, die auf teure Filialnetze setzen, investiert Nubank in Technologie und Datenanalyse, um Kreditrisiken präzise zu bewerten und maßgeschneiderte Produkte anzubieten. Die datengetriebene Herangehensweise und die niedrigen Kosten erleichtern natürlich die Kundengewinnung und fördern die Kundenbindung. Wichtig ist auch, während globale Fintechs wie Revolut oder Chime auf gesättigte Märkte in Europa oder den USA abzielen, konzentriert sich unser Wert auf Lateinamerika – eine Region mit über 650 Millionen Einwohnern, die bisher kaum Zugriff auf Bankdienstleistungen hatten. Nur zwei Zahlen noch dazu, der Gewinn lag mit 0,11 Dollar je Aktie unter den Erwartungen von 0,12 Dollar. Mit einem Umsatz von 2,99 Milliarden Dollar hat man die Analystenschätzungen von 2,76 Milliarden Dollar jedoch deutlich übertroffen. Wir sollten dabei bleiben. Die Aktie hat noch sehr viel Potential.

Schnelles Handeln erforderlich

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Nach der Bundestagswahl hat der Wahlsieger und damit wahrscheinlich neue Bundeskanzler nicht viel Zeit für Koalitionsverhandlungen, Regierungsbildung und die berühmten 100 Tag zum Eingewöhnen in das neue Amt. Deutschland und damit auch Europa braucht eine neue Führungsfigur, die die Menschen mitreißt und ihnen eine neue Zuversicht gibt.

Deutschland steht am Scheideweg, das alte Geschäftsmodell hat ausgedient. Ob für immer, wird sich zeigen. Deutschland hat sich früher auf den Export von hochentwickelten Industriegütern als Hauptwachstumstreiber verlassen. Aber dieses Modell hat schon etwas länger versagt. Die Wirtschaft ist in den letzten zwei Jahren geschrumpft und wird das wohl unter den aktuell gegebenen Voraussetzungen weiter tun. Das aktuelle deutsche Wirtschaftsmodell ist auf niedrige Energiepreise angewiesen. Aber dies ist nicht die Hauptursache für die gegenwärtige Stagnation. 

Vielmehr haben die hochentwickelten Industriegüter, die Deutschland produziert, heute viel mehr billige, aber qualitätsmäßig ebenfalls starke Konkurrenz als im letzten Jahrzehnt bekommen. China ist jetzt ein starker Konkurrent Deutschlands in europäischen und Drittlands-Märkten. Dieser Wettbewerb wird in Zukunft nur noch intensiver werden. US-Zölle auf chinesische Importe werden in diesen Sektoren erhebliche Überkapazitäten schaffen. Dies wird wahrscheinlich zu niedrigeren Preisen führen und somit chinesische Waren international noch wettbewerbsfähiger machen. Chinas Drache verspeist Deutschlands Wirtschaft als Mittagessen mit einem Biss.

Deutschland wird da nur ein neues Wirtschaftsmodell helfen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Viele Länder sind diesen Weg bereits gegangen. Nachdem die Fertigungssektoren von Großbritannien und der USA international nicht mehr wettbewerbsfähig waren, konzentrierten sich ihre Wirtschaften auf Dienstleistungen. Die Erstehung neuer dynamischer Sektoren wie Finanz-, Technologie- und Bildungsdienstleistungen ermöglichte es diesen Wirtschaften, trotz anhaltender Probleme im Herstellungssektor, weiter zu wachsen. Die deutsche Wirtschaft wird nun denselben Weg einschlagen müssen, um eine zukünftige Stagnation zu vermeiden. Und sieht sich damit einer starken Konkurrenz der auf diesem Gebiet führenden Nationen gegenüber. Das wird also kein Zuckerschlecken, vor allen Dingen, wenn man bedenkt, dass Deutschland eigentlich eine riesige Servicewüste ist.

Dann kommt noch ein Problem dazu. Normalerweise würde der Arbeitsmarkt den Übergang von Arbeitskräften von einem Sektor in den anderen erleichtern. Aber Deutschlands Arbeitsmarkt steht dieser wichtigen wirtschaftlichen Anpassung geradezu im Weg. Im Gegensatz zur Fertigung sind Dienstleistungsbranchen sehr arbeitskraftintensiv. Nur wer nimmt die Strapazen einer wirklichen Umschulung auf sich, wenn das Arbeitsrecht Arbeitnehmer so lange wie möglich im alten Beruf hält? Deutschlands Arbeitsmarktvorschriften machen es schwer, Kosten durch Entlassungen zu senken. Während dies aus der Perspektive des einzelnen Arbeitnehmers großartig ist, gibt es auch keinen Anreiz zur Umschulung bzw. Jobsuche, um in schneller wachsenden Sektoren der Wirtschaft zu arbeiten.

Auf diesem Gebiet wird sich die neue Bundesregierung vielleicht nicht die größten Sympathien bei ihrer Wählerklientel erwerben, wenn sie eine dringend notwendige Anpassung der Kündigungsschutzgesetze vornehmen muss. Auch die viel beschworene Social-Life-Balance dürfte darunter leiden. Andernfalls wird der Übergang in eine dienstleistungsbasierte Wirtschaft sehr schwer bis unmöglich sein. Das Ergebnis ist dann so hart es auch klingen mag, Stagnation mit einem damit verbundenen schnellen Sozialstaatsabbau. Leider hat man dazu in den Wahlkämpfen nichts gehört. Politiker aller Couleur haben sich lieber in der Vergangenheit mit einer Reihe von staatlichen Interventionen zur Unterstützung der Wirtschaft versucht und wollen es wahrscheinlich auch weiter tun. Ergebnis: gleich wenig bis gar nicht erfolgreich. Es wird Zeit, dass die neue Regierung ins Amt kommt und bitte keine Nieten mehr. Wir haben keine Zeit zu verlieren.

Am 24. Februar jährte sich der Einmarsch der Russen in die Ukraine zum dritten Mal. Und jetzt haben die Verhandlungen zwischen Moskau und Washington begonnen. Europa, geschweige denn die Ukraine, sitzt nicht mit am Verhandlungstisch. Ein erfahrener, mit allen diplomatischen Tricks agierender Außenminister Lawrow aus Russland trifft auf ein amerikanisches Greenhorn Rubio auf diesem Gebiet. Kein Wunder, dass die Welt nichts Positives von diesen bilateralen Gesprächen erwartete. Ein schwacher Präsident aus den USA knickt gnadenlos ein vor dem russischen Zaren. Und nicht nur schwach ist der immer noch auf den Friedensnobelpreis schielende Donald Trump, sondern er bringt einiges bewusst durcheinander. In dem er behauptet, die Ukraine hätte den Krieg nie beginnen dürfen, sie hätte dazu ja vorab schlicht Land eintauschen können. Was für eine Geschichtsverfälschung! In dem Fall an ein dementielles Syndrom zu glauben, fällt nicht nur ihrem Autor schwer. Warten wir ab, wie die Verhandlungen weitergehen.

Die Börsen reagierten auf den Beginn der Verhandlungen in Erwartung des Waffenstillstandes jedenfalls mit Aufschlägen. Speziell die Military Aktien sind gesuchte Werte, wegen der geplanten Aufrüstungen in Europa.

Angesichts einer immer älter werdenden Gesellschaft brauche Deutschland dringend „Reformen, die den Einsatz von Aktien in der Vorsorge attraktiver machen“, sagt die geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts (DAI), Henriette Peucker dem Handelsblatt.  Noch immer verließen sich die Menschen vor allem auf die schrumpfende gesetzliche Rente, kritisiert die oberste Interessenvertreterin der börsennotierten Unternehmen in Deutschland. Bei der Geldanlage in Aktien seien die Deutschen dagegen nach wie vor zurückhaltend. Die neue Bundesregierung müsse deshalb dafür sorgen, dass Deutschland in Sachen Aktienkultur aufholt. Recht hat die Frau und vielleicht könnten die dann Verantwortlichen auf den Plan von C. Lindner zurückgreifen. Schließlich muss man das Rad nicht jedes Mal neu erfinden.

Nur noch ein paar Tage bis zur Wahl

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Wenn unsere Leser diesen Beitrag erhalten, sind es nur noch ein paar Tage, dann ist der Wahlkampf (oder sollten wir sagen Wahlkrampf?) vorbei und wir können uns in aller Ruhe wieder den wichtigen Dingen des Lebens widmen. Noch ein paar Wochen (oder vielleicht auch Monate?!) für die Koalitionsverhandlungen mit Regierungsbildung und dann haben sich alle wieder lieb, zumindest die, die mit dem Wahlsieger regieren dürfen. Egal, wie lange die neue Koalition dann durchhalten wird. Und die neue Bundesregierung hat große Aufgaben vor sich. Deutschland steckt in einer andauernden Rezession, die sich durch die Maßnahmen der Trump-Administration weiter verschärfen wird.

Ökonomen und Wirtschaftsfachleute sehen nahezu weltweit die Zukunftsaussichten der deutschen Wirtschaft für die nächsten Jahre trübe. Demnach dürfte das deutsche Wirtschaftswachstum nicht nur in diesem Jahr, sondern auch 2026 und 2027 unter dem Schnitt anderer Industrieländer liegen. Für dieses Jahr erwarten die knapp 1.400 Volkswirte, Wissenschaftler und weitere Experten in 125 Ländern laut einer Gemeinschaftsumfrage des ifo-Institutes und des Institutes Schweizer Wirtschaftspolitik vom Dezember 2024 ein deutsches Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent. Dies wäre niedriger als in allen anderen Industrieländern. Die Weltwirtschaft könnte demnach um 2,9 Prozent zulegen. Für 2025 und 2026 prophezeien die Wirtschaftsfachleute etwas höhere Wachstumsraten von 1,0 bis 1,3 Prozent in Deutschland. Auch diese liegen unter dem Schnitt anderer Industrieländer. Die Weltkonjunktur insgesamt könnte der Umfrage zufolge in beiden Jahren die Schwelle von drei Prozent Wachstum überschreiten. Wir sehen also, Deutschland braucht dringend eine andere Wirtschaftspolitik. Und das wussten wir auch schon längst, der Wirtschaftsstandort Deutschland muss wieder attraktiver werden. Das ist in den letzten drei Jahren in der unsäglichen Ampel-Regierung sträflich vernachlässigt worden. 

Europa braucht eine neue Führungsnation, denn in Frankreich dürfte sich das Chaos der Kohabitation noch länger hinziehen. Dort hat der Wahlkampf noch nicht einmal begonnen. Das Land wird nach den Prognosen auch nicht gleich nach der dortigen Präsidentschaftswahl wirtschaftliche und politische Führungsqualitäten aufweisen, was Europa betrifft.

Wahrscheinlich haben die Protagonisten des Wahlkampfes bei uns bereits schon länger gemerkt, das mit Klimaschutz ist nicht mehr zu punkten ist. Viele der großen Versprechungen zur Klimaneutralität haben sich als Bluff erwiesen. Wir sehen daran, politische Themen haben denselben intergalaktischen Lebenszyklus eines Superkometen wie Hale-Bopp. Oder spricht heute noch jemand von Greta Thunberg oder Luise Neubauer? Die Schüler veranstalten im Winter keinen „Friday for future“ mehr und lernen fleißig in der warmen Schule, wenn sie denn überhaupt einen Lehrer für den Unterricht haben. Soviel zum Thema Bildungsnotstand einer ganzen Generation. 

Der mediale Panikschub von gestern, der allen Zeitungen hohe Auflagen und noch höhere Klickzahlen bescherte, hat seine Schuldigkeit getan. Die mediale Apokalypse wurde vom Spielplan der Nation abgesetzt. Das Ganze weckt Zweifel – und zwar nicht am Wahrheitsgehalt der Klimaforschung, sondern an der Seriosität der Medien.

Ludwig Erhard würde im Grabe rotieren, wenn er von dem Umbau seines Wirtschaftministeriums zum Wirtschafts- und Klimaschutzministerium wüsste. Fakt ist, ohne die Panikmacke der Medien und grünen Politiker wäre ein Kinderbuchautor Robert Habeck niemals im Wirtschaftsministerium als verantwortlicher Minister gelandet und hätte dort solchen Schaden angerichtet mit seinen ach so teuren Maßnahmen zum Klimaschutz. Wenn sie wenigstens etwas gebracht hätten…

Schauen wir einmal nach Russland. Die EU soll nach den Plänen des Weißen Hauses die Sicherung der Ukraine nach einem wie auch immer gearteten Waffenstillstands bzw. Friedens übernehmen. Lassen wir dazu einmal die Zahlen über die Rüstungsausgaben im Vergleich auf uns wirken. Die gesamten russischen Verteidigungsausgaben stiegen im vergangenen Jahr real um 42 Prozent auf 13,1 Milliarden Rubel. Und damit geschätzt 145,9 Milliarden Dollar, was demnach in etwa 6,7 Prozent des russischen Bruttoinlandsproduktes entspricht. Nach Kaufkraftparität, bei der berücksichtigt wird, welcher Warenwert mit welcher Währung zu kaufen ist, überstiegen die russischen Ausgaben demnach sogar 462 Milliarden Dollar. Im Vergleich dazu stiegen die europäischen Verteidigungsbudgets, einschließlich des Vereinigten Königreichs und der EU-Mitgliedstaaten, im vergangenen Jahr um fast 12 Prozent auf 457 Milliarden Dollar und damit auf etwas weniger als die Ausgaben Moskaus allein. 

 
 

Dazu kommt, das Europa keine international bedeutende Verteidigungsindustrie besitzt und jedes Land auf seinen Standort und Marken besteht, einmal abgesehen von den Gemeinschaftsprojekten, die oft genug scheitern, weil sich die Partner nicht einigen können und die Kosten zu hoch sind. Nun ja, die Kosten werden künftig für jedes NATO-Land höher werden. Für die künftige Bundesregierung bedeutet das ganz eindeutig, wir werden mehr ausgeben für unsere Sicherheit. Entweder über Schulden finanziert oder über Umschichtungen im Haushalt. Einige werden jetzt denken, dann nehmen wir eben Schulden auf und schleifen die Schuldenbremse. Schulden bedeuten, dass die dafür zu zahlenden Zinsen den Bundeshalt sehr stark belasten werden. Da bleibt nichts mehr übrig für die vielen sozialen Wohltaten, die versprochen wurden. Im Gegenteil, der Wohlfahrtsstaat wird sehr bald den neuen Wind spüren. Auch hier ist die Zeit der Friedensdividende endgültig vorbei, egal welche Koalition am Ende Deutschland regieren wird.

Noch ein anderer Gedanke dazu. Wenn Europa die Sicherung der Ukraine der Demarkationslinie zwischen den beiden Staaten übernehmen soll, müssen sehr viele Tausend Soldaten dort stationiert werden und die Überwachung übernehmen. Und woher kommen diese Bürger in Uniform? Richtig aus der Wirtschaft und das verschärft das bereits vorhandene demografische Problem in Deutschland aber auch in anderen Ländern in Europa weiter.

Nur noch ein paar Tage, dann ist es vorbei mit dem Wolkenkuckucksheim der Wahlversprechen. Dann beginnt die harte Realpolitik mit der Lösung der schier unlösbaren Probleme. Zeit bleibt dafür nicht mehr viel.

War da irgendetwas?

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

So könnte sich so mancher Anleger fragen. Als wenn nichts zu Beginn der vergangenen Woche gewesen wäre, hat sich der DAX40 recht schnell wieder von seinem Montagscrash erholt und ist über das Niveau von 21.550 Punkten zurückgekehrt. Damit steigt die Chance, die zum Montag gerissene Kurslücke wieder vollständig zu schließen und damit die Gewinne auszuweiten und auch neue Rekordstände zu erzielen. Aktuell beim Schreiben dieses Beitrages liegt der DAX40 bei über 21.770 Punkten, das sieht nach mehr aus.

Trotz alledem, die Makroökonomie und die Börsen entscheiden nicht die Bundestagswahl, das hat die US-Wahl bewiesen. In den Monaten vor der Wahl in den USA war ein einleuchtender Text in der „New York Times“ (NYT), der auf eine Fehlwahrnehmung des politischen Establishments hinwies: Makroökonomisch gesehen, schrieb der Autor, wachse die Wirtschaft der USA. Im Jahr 2023 waren das immerhin 2,5 Prozent, im letzten Jahr wohl noch mehr. Das Team von Joe Biden wunderte sich derweil, warum Donald Trump in der Wählerschaft mit seiner Botschaft vom angeblichen Niedergang Amerikas so gut ankam. Der Schlüssel, so schrieb der NYT-Autor, habe im Unterschied zwischen der Makro- und der Mikroebene gelegen. Kurz gesagt: Während Biden vom Wachstum der Wirtschaft erzählte, erlebten viele Menschen, besonders jene unterhalb der oberen Mittelschicht, an der Kasse von Walmart oder McDonald’s Tag für Tag ähnliches wie viele Bürger unseres Landes, die Einkaufskörbe werden immer teurer. Oder sie werden weniger gefüllt an die Kassen geschoben. Da hilft auch der beste und viel gepriesene Wahl-O-Mat im Internet nichts. Das beste Entscheidungskriterium für die Mehrheit der Wähler wird der Einkaufswagen im Supermarkt oder beim Discounter bleiben.

Wie kommt ihr Autor jetzt elegant vom Discounter zur Aufsichtsratvergütung… Mhm, egal, diese Leute werden so oder so niemals mit den anderen Kunden geduldig an der Kasse stehen. Die Aufsichtsräte aller Dax-Unternehmen haben 2023 insgesamt rund 123,7 Millionen Euro an Vergütung erhalten und damit 5,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Das ergab eine Analyse der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Platz zehn im Ranking der teuersten Aufsichtsräte ging demnach an Siemens Energy. Die 20 Mitglieder des Gremiums erhielten den Angaben zufolge eine Gesamtvergütung von bescheidenen 4,5 Millionen Euro. Den stärksten Einbruch bei der Vergütung des Aufsichtsrats attestierte die DSW der Mercedes-Benz-Group. Die Gesamtsumme des 20-köpfigen Gremiums fiel der Analyse zufolge um 9,1 Prozent auf rund 5,9 Millionen Euro, das bedeutet aber immerhin noch Platz drei. Deutlich draufgelegt hat hingegen die Deutsche Bank bei der Vergütung ihres Aufsichtsrats. Auf die 20 Sitze entfielen den Angaben zufolge insgesamt 7,4 Millionen Euro. Das waren 8,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Alexander Wynaendts von der Deutschen Bank war nebenbei bemerkt laut der Analyse mit 929.167 Euro der absolute Spitzenverdiener unter den Aufsichtsratsvorsitzenden im Dax. Den teuersten Aufsichtsrat im DAX40 leistet sich laut DSW nun Volkswagen. Die Gesamtvergütung der 20 Mitglieder erhöhte sich demnach binnen eines Jahres um mehr als 42 Prozent auf knapp 7,5 Millionen Euro. Dahinter steckte auch der Gehaltssprung des Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Dieter Pötsch, dem die DSW ein Plus von 61,0 Prozent auf 676.000 Euro attestierte. Nun ja, da fragt sich der Kleinanleger durchaus berechtigt, sind die Leistungen endlich einmal am Börsenkurs und Dividende festzustellen? Irgendwie können wir jetzt die Gewerkschaften auch verstehen in ihren Forderungen nach Lastenteilung.

 

Als Ergänzung zu verstehen zu unserem Staatsfondsreport ist die folgende Zahl: Der norwegische Staatsfonds hat im vergangenen Jahr einen Gewinn von 213 Milliarden Euro gemacht. Grund dafür war vor allem der Aufschwung der US-Techaktien. Die bisherige Bestmarke von 2,2 Billionen Kronen aus dem Jahr 2023 wurde damit übertroffen. Die neue Bestmarke beträgt nun 2,51 Billionen Kronen. Nur so zur Erinnerung, der geplante deutsche Staatsfonds ist noch nicht einmal gestartet. Zeit ist Geld, wie man sieht…

Zu Risiken und Nebenwirkungen…, wir kennen alle den Spruch, ob er in den USA auch so oft gesagt wird, kann ihr Autor nicht einschätzen. Aber mit dieser Nebenwirkung hat Präsident Trump bestimmt nicht gerechnet. Das Außenhandelsdefizit der USA ist im vergangenen Jahr um mehr als 17 Prozent angestiegen. Der Wert der Importe überstieg den der Exporte um 918,4 Milliarden US-Dollar (rund 882 Milliarden Euro), wie das Handelsministerium in Washington mitteilte. Der Importüberschuss ist dem neuen US-Präsidenten Donald Trump ein Dorn im Auge, er begründet damit in Teilen seine harte Zollpolitik. Den nun veröffentlichten neuen Daten des Handelsministeriums zufolge wuchs das Handelsdefizit der USA zum Jahresende hin noch schneller als im Gesamtjahr. Im Dezember legte der Importüberschuss demnach um 25 Prozent auf 98,4 Milliarden Dollar zu. Viele Importeure haben Waren vorab bestellt, um den angedrohten Zollerhöhungen zu entgehen. 2023 lag das Minus noch bei knapp 785 Milliarden Dollar und damit rund 17 Prozent niedriger.

In der europäischen Berichtssaison hat bislang ein Viertel der Unternehmen Zahlen vorgelegt. Bei den Gewinnen haben etwas mehr als die Hälfte der Konzerne die Erwartungen übertroffen, gut 40 Prozent haben sie verfehlt. Bei den Umsätzen ist das Verhältnis mit ca. 75 zu 25 Prozent deutlich positiver. Insgesamt liegen die bisher veröffentlichten Gewinne im Schnitt weniger als ein halbes Prozent über den Analystenschätzungen, die Umsätze übertrafen diese bisher um immerhin drei Prozent. Dazu beigetragen haben vor allem unerwartet gute Zahlen aus der Luxusbranche, von Industrieunternehmen und Banken. Positive Überraschungen wurden bisher mit einer Outperformance am Veröffentlichungstag in Höhe von gut einem Prozentpunkt zum Gesamtmarkt belohnt. Weitere positive Überraschungen würden den Kursen guttun. Ob europäische Aktien ihren guten Jahresstart fortsetzen können, wird jedoch vorrangig von den Entwicklungen der US-Handelspolitik abhängen.