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Diese Auswirkungen hat die US-Präsidentschaftswahl auf die Märkte – Gastkommentar Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

 

Gastkommentar von Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

Ein Sieg von Donald Trump könnte durch steuerfreundliche Politik die Börsen stützen, während Kamala Harris’ Preisdeckelpläne Unternehmensgewinne langfristig belasten könnten.

In den USA geht die Angst vor einer Rezession um, was die Aktienmärkte in der vergangenen Woche erneut stark unter Druck gesetzt hat. Derzeit sieht es so aus, als ob die Bullenfalle, die ich vor zwei Wochen vermutet habe, zuschnappt. Um es noch einmal deutlich zu sagen: Der Grund für meinen hier schon länger vorgetragenen Pessimismus liegt vor allem in der Geldpolitik.

Dabei geht es nicht um die Frage, wann und wie stark die Zinsen in den USA gesenkt werden, sondern um die Zinserhöhungen, die bereits hinter uns liegen. Diese sind der Grund, warum ich weiterhin mit deutlich fallenden Kursen weltweit und einer Rezession in den USA rechne, die es bisher immer nach einer inversen Zinsstrukturkurve gegeben hat. Interessant ist die Tatsache, dass die US-Wahl derzeit zumindest in den Börsenkommentaren kaum Beachtung findet. Das aber könnte sich noch ändern.

Für Europa steht viel auf dem Spiel
Wahlen haben mich eigentlich noch nie beunruhigt – mit Ausnahme der bevorstehenden US-Präsidentschaftswahl. Die Vorstellung, dass Donald Trump wieder ins Weiße Haus einziehen könnte, muss einem aufgrund seiner Persönlichkeitsstruktur Sorgen bereiten, aus europäischer Sicht sogar mehr als aus amerikanischer. Trump dürfte die Spaltung der Gesellschaft weiter vorantreiben, doch spätestens nach vier Jahren wäre er wieder aus dem Weißen Haus verschwunden.

Für die Sicherheitsarchitektur Europas, mitten im noch andauernden Ukraine-Krieg, wären vier Jahre jedoch eine sehr lange Zeit mit möglicherweise unumkehrbaren Folgen. Das könnte auch negative Auswirkungen auf die europäischen Börsen haben, insbesondere wenn Trump die NATO und das Beistandsversprechen der USA infrage stellt.

Trumps Wahlprogramm ist börsenfreundlicher
Um Missverständnisse gleich zu vermeiden: Ich wünsche mir unbedingt, dass Kamala Harris ins Weiße Haus einzieht. Blickt man aus der Perspektive der US-Börse auf die Wahlprogramme der Kandidaten, lässt sich aber nicht leugnen, dass das Programm von Donald Trump börsenfreundlicher ist. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass es die bessere Wirtschaftspolitik ist, aber für Unternehmen bedeuten Steuererhöhungen – wie Kamala Harris sie plant – eben weniger Gewinn nach Steuern.

Trump hingegen plant, die von ihm eingeführten Unternehmenssteuersenkungen dauerhaft zu verlängern. Ich erinnere mich noch gut daran, wie nach den Steuersenkungen durch Trump viele Analysten vorrechneten, wie der innere Wert der Unternehmen dadurch steige, der sich schließlich aus den Gewinnen der Zukunft berechnet. Machte man diese Rechnung nach Steuern auf, war das ganz erheblich. Nach Steuererhöhungen müssten diese Werte entsprechend wieder nach unten angepasst werden. Dass dies an der Börse noch kein großes Thema ist, verwundert mich. Es wird aber wohl nicht dabeibleiben, vor allem dann, wenn sich ein Wahlsieg von Kamala Harris abzeichnet. In den Umfragen holt sie jedenfalls auf.

Preisdeckel könnten belasten
Noch ein anderes großes Wahlkampfthema könnte zu einer Belastung für die Aktienkurse werden. Es ist diesmal nicht die wirtschaftliche Lage an sich oder die Beschäftigungssituation, die die Bürger umtreibt. Die ist nach wie vor komfortabel. Vielmehr ist es die Inflation. Zwar sinkt diese in den USA mittlerweile deutlich, aber manche Preise steigen weiter, und das hohe Preisniveau bleibt bestehen, was vor allem den Alltag der weniger gutverdienenden Amerikaner erschwert. Kamala Harris möchte mit Maßnahmen wie Preisdeckeln punkten – ein Ansatz, der in den USA, dem Land der freien Märkte, jedoch als problematisch gilt.

Wir erinnern uns an die Diskussion um den Mietendeckel in Berlin, der nicht zu mehr, sondern zu weniger neuen Wohnungen führte. Ich bin kein Neoliberaler, aber Preisdeckel halte ich auch aus ordnungspolitischer Sicht für schwierig. Sie würden Märkte verzerren, womöglich zu Mangel führen. Vielleicht reagiert die Börse bisher noch relativ gelassen, weil die Republikaner im Repräsentantenhaus die Mehrheit haben und man hofft, dass sie solche Maßnahmen verhindern können. Dennoch könnten sie an der Börse zu erheblichen Irritationen führen, insbesondere wenn die Abwärtsdynamik zunimmt. Denn Preisdeckel würden automatisch die Gewinnmargen der Unternehmen schmälern. Anleger sollten daher für die nächsten Wochen und Monate ein dickes Fell haben.

Dennoch – ob Trump oder Harris – Aktien bleiben eine hervorragende Anlageform. Meine Kolumne soll daher nicht als Aufforderung verstanden werden, nun alle Aktien oder Fonds zu verkaufen. Die besten Renditen erzielen immer noch diejenigen, die auf “Buy and Hold” setzen. Auf schlechtere Zeiten vorbereitet zu sein, hilft jedoch dabei, nicht nervös zu werden und von dieser Strategie abzuweichen.

Neues vom Clubfonds: Danaher

danaher

Unser Depotwert Danaher ist der Mutterkonzern von Beckman Coulter (das Unternehmen ist ein US-amerikanisches Biotechnologie- und Medizintechnik-Unternehmen, welches Labor- und Messgeräte für chemische Laboratorien und den Medizinbereich herstellt) sowie ein weltweit operierender Wissenschafts- und Technologieinnovator, der sich der Unterstützung seiner Kunden bei der Lösung komplexer Herausforderungen und der Verbesserung der Lebensqualität auf der ganzen Welt verschrieben hat.

Im Bereich Life Science bietet Danaher Produkte und Dienstleistungen an, die Forschung und Entwicklung in den Biowissenschaften unterstützen. Dazu gehören Instrumente und Verbrauchsmaterialien für die Genomik, Proteomik und Diagnostik.

Im Geschäftsbereich Diagnostics konzentriert sich Danaher auf die Bereitstellung von Lösungen für klinische Labore und Patientenversorgung. Die Produktpalette umfasst diagnostische Instrumente, Reagenzien und Verbrauchsmaterialien, die in Krankenhäusern, Referenzlaboren und Arztpraxen verwendet werden.

Im Segment Environmental & Applied Solutions entwickelt Danaher Produkte zur Wasseranalyse, Produktidentifikation und -verfolgung sowie zur Luftreinhaltung. Diese Lösungen dienen Branchen wie der Wasseraufbereitung, der Lebensmittel- und Getränkeindustrie und der industriellen Fertigung. Zu Beginn des Jahres 2024 beschäftigte das Unternehmen weltweit 63.000 Mitarbeiter.

Für das zweite Quartal meldete das Unternehmen einen Umsatz von 5,743 Milliarden Dollar, verglichen mit 5,912 Milliarden Dollar vor einem Jahr. Der Umsatzrückgang betrug also drei Prozent. Der Nettogewinn verringerte sich auf 907 Millionen Dollar gegenüber 1,106 Milliarden Dollar vor einem Jahr. Dennoch übertraf das Unternehmen mit einem Gewinn pro Aktie von 1,72 Dollar die Analystenschätzungen von 1,57 Dollar deutlich. Besonders positiv entwickelte sich das Bioprocessing-Geschäft, während Cepheid Marktanteile im Bereich molekularer Tests gewinnen konnte.

In den ersten sechs Monaten betrug der Umsatz 11,539 Milliarden Dollar gegenüber 11,861 Milliarden Dollar vor einem Jahr. Der Nettogewinn belief sich auf 1,995 Milliarden Dollar gegenüber 2,556 Milliarden Dollar vor einem Jahr. Der unverwässerte Gewinn pro Aktie aus den fortzuführenden Geschäftsbereichen belief sich auf 2,70 Dollar gegenüber 2,92 Dollar vor einem Jahr. Der unverwässerte Gewinn pro Aktie betrug 2,70 Dollar gegenüber 3,46 Dollar vor einem Jahr. Der verwässerte Gewinn pro Aktie lag bei 2,68 Dollar gegenüber 3,42 Dollar im Vorjahr.

Für das Gesamtjahr 2024 erwartet Danaher weiterhin einen Rückgang des Non-GAAP-Kernumsatzes im niedrigen einstelligen Bereich. Trotz des herausfordernden Umfelds zeigt sich das Management zuversichtlich, was die langfristigen Wachstumschancen in den Bereichen Life Sciences und Diagnostik angeht.

Auf 10-Jahres-Sicht liegt das Gewinnwachstum von Danaher bei 9,15 Prozent pro Jahr, was einem durchschnittlichen Wachstum entspricht.

Innerhalb des Zeitraums von 10 Jahren bis heute hat unser Depotwert immerhin 423 Prozent zugelegt, was einer jährlichen Rendite von 18 Prozent entspricht. Im Vergleich zum breiten Aktienmarkt fallen die Kursgewinne überdurchschnittlich hoch aus. Mit Kursgewinnen von 16,4 Prozent entwickelte sich die Aktie im laufenden Jahr ebenfalls gut.

Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 194,50 Milliarden Dollar.
Ihr Allzeithoch erreichte die Danaher-Aktie vor 36 Monaten am 03.09.2021 bei einem Kurs von 294,71 Dollar. Heute notiert die Aktie um 8,6 Prozent tiefer bei 269,31 Dollar.

Seit Jahresbeginn hat der Konzern in Euro immerhin rund 14 Prozent zugelegt. Mit dem Jahrestief von 172,40 Euro aus dem Oktober 2023 hat unser Depotwert nichts mehr zu tun. Das Jahreshoch dürfte in den nächsten Monaten wieder erreicht werden. Es betrug im August 2024 immerhin 260 Euro.

Laut aktuellem Stand vom September 2024 zahlte Danaher innerhalb der letzten 12 Monate Dividende in Höhe von insgesamt 0,95 Euro je Aktie. Beim aktuellen Kurs von 242,91 Euro entspricht dies einer Dividendenrendite von 0,39 Prozent. Und die Dividende wird vierteljährlich ausgezahlt. Nicht gerade berauschend, aber das Unternehmen erhöht seit sechs Jahren die Dividende. 

Unser Depotwert ist ein solides Investment und wird weiter wachsen. Schon der demografische Wandel und die Gesundheit der Bevölkerung machen Danaher weiterhin Druck. Die Dividendenpolitik ist allerdings noch stark verbesserungsbedürftig.

Zwei Top Insider verkauften Aktien in Höhe 255.483 Dollar  bzw. 3.924.352 Dollar in den letzten zwei Monaten. Diese Angaben machte die Börsenaufsicht SEC pflichtgemäß publik, das dürfte aber den Kurs bei so einem Milliarden schweren Unternehmen nicht wesentlich beeinflusst haben.

Da ist die andere Meldung schon wesentlich interessanter, denn unser Depotwert hat die Übernahme der Genedata AG am 19. August 2024 abgeschlossen. Genedata ist ein Bioinformatik-Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Unternehmenssoftwarelösungen für die biopharmazeutische Forschung und Entwicklung spezialisiert hat. Ihr Flaggschiffprodukt, die Genedata Biopharma-Plattform, digitalisiert F&E-Prozesse, optimiert Arbeitsabläufe und verbessert die Datenqualität. Diese Plattform wird von großen Biopharmaunternehmen wie Pfizer, Novartis und AstraZeneca2 verwendet. Sie bieten auch spezielle Tools wie den Genedata Screener an, der die Testanalyse automatisiert und komplexe experimentelle Daten integriert.
Nun hoffen wir, dass die zweite Jahreshälfte die Verluste aus dem ersten Halbjahr ausgleichen kann. Das würde den Aktienkurs unseres Depotwertes pushen.

Das bedeuten die hohen US-Schulden für Anleger – Gastkommentar Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

 

Gastkommentar von Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

Die USA werden weiter massiv Schulden aufnehmen – egal, wer im November zum neuen Präsidenten beziehungsweise Präsidentin gewählt wird. Wieso das für Gold und Aktien – und gegen den Dollar spricht. Als sich die USA Anfang der Achtzigerjahre unter US-Präsident Ronald Reagan im Wettrüsten mit der Sowjetunion massiv verschuldeten, wurde viel über die möglichen Folgen dieser hohen Staatsdefizite diskutiert. Hinzu kam das immer größer werdende Handelsbilanzdefizit der USA, sodass irgendwann vom Zwillingsdefizit gesprochen wurde. Die USA würden sich in der Welt – damals war Japan der größte Gläubiger – verschulden, um wiederum in der Welt einzukaufen. Viele stellten sich die Frage, wie lange das gut gehen kann. Amerika lebte über seine Verhältnisse.

Der Mensch und die Welt gewöhnen sich an alles

Schaut man heute auf die Handelsbilanz und das Haushaltsdefizit der USA, lässt sich festhalten, dass sich daran nichts geändert hat. Das Zwillingsdefizit besteht noch heute, nur dass beides noch einmal enorm gewachsen ist. Diskutiert wird darüber heute nur selten. Denn bis heute sind die Befürchtungen, dass es zu einem Finanzkollaps kommen könnte und die USA am Ende kein Geld mehr geliehen bekämen, nicht eingetroffen.

Während in Europa, wenn es um Italien oder auch zuletzt Frankreich geht, das Thema Staatsverschuldung immer wieder eine Rolle spielt, tut man bei den USA fast so, als könnten sie sich unendlich verschulden – ohne irgendwelche Konsequenzen.

Es ist wie an der Börse: Wenn die Kurse über einen langen Zeitraum immer nur steigen, kann man sich schwer vorstellen, dass sie auch noch einmal wieder fallen und umgekehrt. Und wenn ein solches Haushaltsdefizit wie in den USA bis heute keinerlei Auswirkungen hatte, fehlt die Fantasie, zu glauben, dass dies in Zukunft anders sein würde.

In Europa haben wir während der Eurokrise ja durchaus aufgrund von zu hoher Staatsverschuldung seitens Griechenlands negative Auswirkungen zu spüren bekommen: in Form von rasant steigenden Zinsen für Griechenland und die Peripherieländer der Eurozone. Die USA hatten bisher aber noch nie Schwierigkeiten wegen ihres hohen Staatsdefizits. 

Bei Schulden gilt nicht: Viel hilft viel

Nun bin ich der Letzte, der grundsätzlich gegen Staatsschulden wettert. Unzählige Kolumnen habe ich hier gegen die Schuldenbremse und die schwarze Null geschrieben. Staatsschulden können, wenn sie richtig eingesetzt werden, äußerst sinnvoll sein. Aber hier gilt nicht der Satz: Viel hilft viel.

Irgendwann ist Verschuldung ungesund. Die USA investieren momentan massiv in ihre Zukunft mit dem Inflation Reduction Act, weiteren Investitionen in die Infrastruktur des Landes und dem Chips Act. Das ist im Zeitalter der Transformation und Disruption grundsätzlich sinnvoll Aber eine Neuverschuldung von jährlich fünf bis zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts wie momentan, kann irgendwann doch gefährlich werden. Man kann es eben auch übertreiben.

Zudem sind es nicht allein Investitionen, sondern auch Steuersenkungen, die dem Staat Einnahmeausfälle gebracht haben. Sollte Donald Trump wieder ins Weiße Haus einziehen, will er die Unternehmenssteuern weiter senken. Aber auch hier gilt nicht der Satz: Viel hilft viel. Wenn dem so wäre, könnte man die Unternehmenssteuern ja gleich auf null senken. 

Höhere Inflation wird und muss die Folge sein

Welche Folgen kann nun das übermäßige Schuldenmachen der USA haben? Dass es bald zu Ende geht, ist fast ausgeschlossen. Auch, wenn wir eine Präsidentin Kamala Harris bekommen sollten. Dass die USA sich nicht mehr werden finanzieren können, halte ich für ausgeschlossen.

Auch dass sie dies nur zu irgendwann sehr hohen Zinsen tun können, glaube ich nicht. Hier greift im Zweifel die US-Notenbank ein. Sie kann in unbegrenztem Umfang Staatsanleihen aufkaufen und so auch den langfristigen Zins nicht über ein gewisses Niveau steigen lassen. In Japan wird das doch alles schon seit Jahren praktiziert.

Höhere Inflationsraten werden sich aber irgendwann wahrscheinlich nicht mehr verhindern lassen. Allein schon deswegen, weil sie notwendig sind, um die Schuldenberge mittels Geldentwertung wieder loszuwerden. Das spricht langfristig weiterhin für Sachwerte wie Aktien, aber durchaus auch Gold. Die Zeit, in der es plötzlich wieder Zinsen gab und sogar positive Realzinsen, wird mit den nun wieder deutlich gesunkenen Inflationsraten wegen der hohen Verschuldung in der Welt nur eine kurze Episode gewesen sein.

Eine weitere Folge dürfte das deutlich stärkere Schuldenmachen der USA aber langfristig noch haben. Der Dollar wird fallen, Weltwährung hin oder her. Denn haben die USA aufgrund der höheren Verschuldung und damit auch Geldmengenausweitung auch eine höhere Inflation, sinkt die Kaufkraftparität des Dollar, sozusagen der innere Wert einer Währung, dem sie langfristig immer folgt. 

 

 

Neues vom Clubfonds: Paypal

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Unser bekannter Depotwert PayPal ist in der Finanztechnologiebranche in den Bereichen Online-Payment und Financial Services tätig. Das Unternehmen ermöglicht es Kunden, Online-Zahlungen zu senden und zu empfangen. Privatpersonen und Unternehmen haben dadurch die Möglichkeit Transaktionen über das Internet abzuwickeln. Ein weiteres Standbein ist die Bereitstellung von Merchant Services. Sie helfen Händlern verschiedener Größenordnungen, Zahlungen über ihre Onlineshops oder über mobile Anwendungen zu akzeptieren. Weiterhin bietet unser Depotwert Payment Gateway Services, damit Händler Zahlungen über ihre Websites oder integrierte Zahlungssysteme abwickeln können. Zusätzlich zu diesen Kerngeschäftsbereichen erweitert PayPal auch sein Angebot um Consumer Credit Products wie beispielsweise den Pay in 4, der es Käufern ermöglicht, ihre Einkäufe auch in Raten zu zahlen. Das Unternehmen bietet auch Mobile Wallet Services an, die es Nutzer ermöglicht, ihr Smartphone als digitale Geldbörse zu verwenden.

Bereits Ende Juli konnte der bekannte Zahlungsanbieter mit positiven Quartalsergebnissen überraschen. Hierbei wurden die Erwartungen der Analysten größtenteils übertroffen. Doch der überaus negative Start der Wall Street in den Monat August brachte auch die PayPal-Aktie wieder in Richtung Süden, sodass der Startschuss zu einer möglichen Rallye um gut eine Woche verschoben werden musste. Nun jedoch scheinen die Bullen nachhaltig das Ruder übernommen zu haben.

Die letzten beiden Wochen waren überaus intensiv. Auch das Handelsvolumen ist deutlich gestiegen, was auf die Beteiligung einiger Großinvestoren schließen lässt.

Apple hat auf Druck der EU-Kommission den NFC-Chip in iPhones für externe App-Entwickler freigegeben und in der Vorwoche angekündigt, die Technologie auch in anderen Ländern zu öffnen. Betreibern von Bezahl-Apps eröffnet das im umkämpften Markt ganz neue Möglichkeiten. Einer der Profiteure dieser Entwicklung dürfte PayPal sein.

Laut einer gemeinsamen Mittelung haben Ayden und PayPal den Ausbau einer strategischen Partnerschaft gemeldet – und diese damit nun auch öffentlich gemacht. Konkret wird Adyen seinen Unternehmens- und Marktplatzkunden in den USA künftig die Bezahlfunktion Fastlane von PayPal anbieten. Ähnlich wie andere Dienste speichert Fastlane auch bei Gast- Bestellungen die Zahlungs- und Versandinformationen der Nutzer, was den Kaufabschluss schneller und bequemer macht.

„Der Kundenstamm und die Beziehungen zu Unternehmen machen Adyen zum idealen ersten Fastlane-Zahlungsabwicklungspartner“, so PayPal-CEO Alex Chris. „Diese strategische Partnerschaft steht im Einklang mit unserem Ziel, PayPal überall dort verfügbar zu machen, wo Kunden weltweit einkaufen“. Die Zusammenarbeit mit Adyen ist nicht neu, sie wurde nur nicht so stark in den Medien kommuniziert. Und lief demzufolge mehr hinter den Kulissen ab.

Schauen wir als nächstes auf die Quartalszahlen, die am 30. Juli veröffentlich wurden.

Auf dem Heimatmarkt, den USA, setzte PayPal netto 4,55 Milliarden Dollar um und damit acht Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Analysten hatten mit 4,46 Milliarden Dollar gerechnet. Die internationalen Umsätze kletterten um 8,4 Prozent auf 3,34 Milliarden Dollar, was minimal unter der Prognose von 3,36 Milliarden Dollar lag. Der Bezahldienstprofi hat im zweiten Quartal einen Nettoumsatz von 7,89 Milliarden Dollar verbucht und die Analystenschätzungen übertroffen und die Aktionäre glücklich gemacht.

Beim bereinigten operativen Gewinn wies PayPal für den Berichtszeitraum 1,46 Milliarden Dollar aus, während die Schätzungen auf 1,31 Milliarden Dollar gelautet hatten. PayPal verdiente bereinigt 1,19 Dollar je Aktie, erwartet worden war ein Dollar.

Nicht unbedingt ein Wermutstropfen, aber eine kleine Eintrübung in den ansonsten sehr guten Zahlen, sind die Nutzerzahlen. Die Zahl der aktiven Nutzer ging leicht um 0,5 Prozent auf 429 Millionen zurück. Aber ok, die Research-Häuser hatten auch nur mit 427,7 Millionen aktiven Accounts gerechnet.

Die Aktie scheint jetzt auf der richtigen Schiene zu fahren. Aber wir dürfen vor lauter Optimismus nicht vergessen, dass das Papier schon einmal viel höher stand. Ihr Allzeithoch erreichte die PayPal Aktie vor 37 Monaten am 23.07.2021 bei einem Kurs von 308,53 Dollar. Heute notiert die Aktie um 76,8 Prozent tiefer bei 71,70 Dollar.

PayPal muss nun weiter wachsen. Es gibt nur die Möglichkeit mit Kurszuwächsen bei den Anlegern zu punkten, denn eine Dividende zahlt unser Depotwert bislang nicht. Aber die Kurszuwächse sind ganz ordentlich. Innerhalb eines Jahres liegen sie bei ca.16 Prozent. Und es könnte schon bald weitere Gewinne geben, denn im laufenden Jahr beträgt der Kurszuwachs knapp 17 Prozent.

Auch wenn das Allzeithoch noch nicht so schnell wieder erreicht wird, können wir wohl davon ausgehen, das PayPal eine Trendumkehr zum positiven geschafft hat. Warten wir ab, wie lang der positive Schub anhält, denn der Markt der Zahlungsdienstleister ist hart umkämpft.

Varta: Empörend

Gastkommentar von Bernd Förtsch, Herausgeber Der Aktionär

Einige wenige sind es, die die Interessen von Privatanlegern mit Füßen treten können, gern und ausgiebig, weil der Gesetzgeber ihnen die Möglichkeit lässt, die Gerichte es durchwinken. Ein sehr aktuelles Beispiel macht dies deutlich – und mich zornig.

Die Rede ist von Varta, ist vom StaRUG. Was hier unter dem Deckmantel des Schutzes von Unternehmen passiert, ist in meinen Augen wirklich empörend. StaRUG steht für Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz. Es sollte ursprünglich dazu dienen, Unternehmen vor der Insolvenz zu retten. Erdacht wurde es vor dem Hintergrund der Coronakrise, eingeführt am 1. Januar 2021. Heute aber wird es gerade dafür genutzt – man könnte auch sagen missbraucht –, Kleinaktionäre aus einer Gesellschaft hinauszudrängen, indem man sie enteignet. Und zwar kalt. Um nicht zu sagen: eiskalt.

Ein Unternehmen, das ein Sanierungsverfahren nach dem StaRUG durchläuft, kann die bisherigen Eigentümer enteignen. Nicht alle, aber die kleinen. Voraussetzung dafür ist, dass drei von vier im Laufe des Verfahrens benannten Gruppen (etwa Absonderungsanwartschaftsinhaber, nachrangige Forderungsinhaber et cetera) der Durchführung des Verfahrens zustimmen. Anschließend gehen Privatanleger beim Kapitalschnitt auf null leer aus. Eine Entschädigung, wie sonst üblich bei Enteignungen, erhalten sie nicht. Für mich ist das StaRUG in seiner heutigen Fassung daher vor allem ein Instrument zur Enteignung von Aktionären und keines zur Rettung von Unternehmen. Es sendet ein katastrophales Signal an die zuletzt zwar wieder größer gewordene, gleichwohl aber unverändert empfindliche Aktionärsschar in Deutschland.

Manko: Das Gesetz regelt eines nicht zureichend, nämlich den Ausschluss des Bezugsrechts von Bestandsaktionären bei der dem Kapitalschnitt folgenden Kapitalerhöhung. Es sieht diesen weder vor, noch erlaubt es diesen ausdrücklich. Unternehmen, die ein Verfahren nach dem StaRUG durchlaufen, wie der Automobilzulieferer Leoni und jetzt der Batteriehersteller Varta, nutzen diesen Umstand aber dankend aus. (Unliebsame) Kleinaktionäre werden so aus dem Unternehmen gedrängt. Und wenige Großaktionäre, bei Varta der bisherige österreichische Mehrheitsaktionär Michael Tojner, bei Leoni der ebenfalls aus Österreich stammende Unternehmer Stefan Pierer, sichern sich die Firmen für einen Appel und ein Ei. Das sind im Falle von Varta gerade einmal 30 Millionen Euro – für 50 Prozent der Anteile. Das ist empörend, weil Tojner Varta vor 17 Jahren für 30 Millionen Euro von der Deutschen Bank und der Familie Quandt gekauft hat. Empörend, weil er seitdem mehrere Hundert Millionen Euro durch Anteilsverkäufe und Dividendenzahlungen wieder rausgeholt hat. Empörend aber vor allem, weil Kleinanleger – sie halten neben Tojner die anderen 50 Prozent (!) an Varta – jetzt nicht mehr die Chance dazu haben. Ihr Totalverlust ist mit Anwendung des StaRUG in Stein gemeißelt.

Anders gesagt: Während die einen, nämlich die Kleinaktionäre, alles verlieren, bieten sich einigen wenigen neue Chancen. Das ist zutiefst ungerecht.

Ich fordere den Gesetzgeber daher auf, dringend das StaRUG neu zu fassen. Privatanleger beziehungsweise ihr Kapital sind zu schützen. Die Lücke, die das StaRUG in Sachen Ausschluss der Bezugsrechte von Bestandsaktionären lässt, muss geschlossen werden. Auch Kleinaktionäre müssen die Chance wahren, von einer Sanierung eines Unternehmens zu profitieren. Andernfalls droht uns eine Welle von Privatisierungen mittels StaRUG – zum Vorteil weniger, zum Nachteil vieler. Daran kann diese Regierung angesichts ihrer Zusammensetzung kein Interesse haben.

 

Neues vom Clubfonds: Nestlé

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Die meisten Anleger kennen den Schweizer Nahrungsmittelkonzern auch als Kunden, denn in den meisten Supermärkten ist er mit seinen Produkten vertreten und wird dort teils bewusst, teils unbewusst in den Warenkorb gelegt und an der Kasse eingepackt.

Und so durften Anleger vermuten, dass ihnen auch die Halbjahreszahlen des weltgrößten Nahrungsmittelkonzerns schmecken würden. Aber es kam anders. Nestlé hat den Anlegern wenig bekömmliche Halbjahres-Zahlen serviert. Der Schweizer Konzern hat zwar beim Betriebsgewinn die Erwartungen erfüllt, umsatzseitig jedoch die Schätzungen verfehlt. Zudem müssen die Schweizer ihre Jahresprognose nach unten anpassen. Grund dafür sind geringere Preissteigerungen als bislang angenommen. 

In Krisenzeiten wird zwar auch immer gegessen und getrunken, aber die Kunden gehen nun einmal sparsamer mit ihrer hart verdienten Kohle um. 

Schauen wir uns die Zahlen im Detail an. Konkret nahm Nestlé im Berichtszeitraum 45 Milliarden Franken (46,7 Milliarden Euro) ein und damit 2,7 Prozent weniger als vor einem Jahr. Dabei drückten negative Wechselkurseffekte den Umsatz um 4,4 Prozent. Organisch – also um Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe bereinigt – wuchs der Lebensmittelkonzern aber um 2,1 Prozent. Damit hat das Unternehmen die Erwartungen der Analysten verfehlt. Die Experten hatten im Schnitt mit einem organischen Wachstum von 2,4 Prozent gerechnet. Grund für das langsamere Wachstum war, dass die Preiserhöhungen deutlich zurückgingen. Nestlé erhöhte die Preise im ersten Halbjahr durchschnittlich um 2,0 Prozent. Im ersten Quartal hatten die Preiserhöhungen noch 3,4 Prozent betragen. Das Unternehmen wird die Preise jetzt auch im Gesamtjahr weniger stark erhöhen als bislang erwartet. Darum senkt das Unternehmen die Erwartungen für das organische Wachstum von bislang „um die vier Prozent“ auf „mindestens drei Prozent“. 

Doch während das Unternehmen zum Jahresstart – auch wegen der Preiserhöhungen – noch die Zurückhaltung der Konsumenten gespürt hatte, griffen diese im zweiten Jahresviertel wieder verstärkt zu Nestlé-Produkten wie Cini-Minis-Cerealien, Kitkat-Schokoriegeln oder Hirz-Joghurts. Das Mengenwachstum (internes Realwachstum, RIG) betrug im zweiten Quartal plus 2,2 Prozent, nach minus 2,0 Prozent im ersten Jahresviertel. Es war damit so hoch wie seit dem Startquartal 2022 nicht mehr. 

Der Betriebsgewinn (EBIT) von Januar bis Juni ging leicht auf 7,8 Milliarden Franken zurück. Analysten hatten mit einem Gewinn in dieser Größenordnung gerechnet. Die zugrundeliegende operative Marge, als Maß für die Profitabilität, nahm derweil um 0,3 Prozentpunkte auf 17,4 Prozent zu. Unter dem Strich erzielte Nestlé wie im Vorjahresabschnitt einen Reingewinn von rund 5,6 Milliarden Franken.

Auf Grund der Zahlen zogen Anleger den Sommerschlussverkauf vor und schmissen daraufhin das Papier aus dem Warenkorb, sprich Depot. Und so geschah es in der Folge des Ausverkaufs, dass Nestle mit einer Marktkapitalisierung von 230 Milliarden SFR nicht mehr das wertvollste Unternehmen im Alpenland war. Aber ehe wir hier nun in Panik verfallen, das wertvollste Unternehmen aus der Schweiz ist auch in unserem NDAC-Clubfonds enthalten, denn der Pharmakonzern Roche war kurzzeitig mit knappem Vorsprung von zwei Milliarden mehr an der Spitze. Und aktuell hat Nestlé wieder die Nase vorn mit 235 Milliarden Franken (Roche 230,4 Milliarden Franken). Der Zweikampf geht also weiter. Uns als NDAC-Clubfondsmitglieder kann das nur recht sein.

Wie geht es nun weiter?

Konsumgüterhersteller hatten in der Vergangenheit bei hohen Inflationsraten an der Preisschraube gedreht, um Mehrkosten für Rohstoffe an die Verbraucher weiterzureichen. Nach fast drei Jahren mit Preiserhöhungen, die die Lebenshaltungskosten weltweit immer noch nach oben treiben, gehen die Konzerne nun vom Gaspedal. Damit hoffen sie Käufer zurückzugewinnen, die auf billigere Produkte wie Eigenmarken umgestiegen sind. Weil die Verbraucher preisempfindlicher geworden seien und zwischen den Einzelhändlern intensiver Wettbewerb herrsche, versuche Nestlé die Nachfrage mit Preisnachlässen anzukurbeln, erklärte CEO Schneider. „In einer Zeit, in der die Verbraucher insbesondere am unteren Ende des Spektrums unter Druck stehen, finden mehr Rabattaktionen statt, um Marktanteile zu gewinnen und auszubauen“.

Nachdem Nestlé die Preise im vergangenen Jahr im Schnitt noch um 7,5 Prozent hochgeschraubt hatte, waren es in den ersten sechs Monaten 2024 nur noch zwei Prozent – deutlich weniger als Analysten erwartet hatten. Weil es trotzdem nicht gelang, den Absatz kräftig anzukurbeln, senkte Nestlé deshalb die Prognose: Nun erwartet der Konzern aus Vevey am Genfer See ein organisches Umsatzwachstum von mindestens drei Prozent; bisher waren es vier Prozent.

Bei den Wachstumstreibern Kaffee und Tiernahrung habe Nestlé zu Rabatten greifen müssen, um die Absatzmengen zu steigern, sagte Bernstein-Analyst Bruno Monteyne. Bei weniger gefragten Waren wie Milchprodukten oder Fertiggerichten seien die Preise sogar gesunken. „Die Deflation ist da“. Über das gesamte Spektrum des Angebots hinweg sehe die Preisentwicklung bei Nestlé schlecht aus.

Und lassen Sie ihren Autor anfügen, nicht jede Preissteigerung lässt sich mit der Inflation begründen. Das haben die Kunden gemerkt.

Und das sieht man auch am Kurs der Aktie, vom Jahreshoch 112 Euro stürzte die Aktie auf ein Jahrestief von 91 Euro, das sie aber mit aktuell 94,40 Euro wieder verlassen hat. Warten wir ab, ob die Verbraucher sich wieder auf die Markenprodukte von Nestlé stürzen werden.

Wieso mich das aktuelle Börsenjahr an 1987 erinnert – Gastkommentar Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

 

Gastkommentar von Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

Wieso mich das aktuelle Börsenjahr an 1987 erinnert
Der statistisch gesehen schwächste Börsenmonat des Jahres steht bevor. Im August haben die Kurse erstmals in diesem Jahr richtig gebröckelt – wie 1987. Was mich heute an damals erinnert. Und was nicht.

War das bereits die überfällige Korrektur und steuern die Kurse nun bald auf neue Rekordhöhen zu? Oder erleben wir lediglich eine kräftige Korrektur innerhalb eines längeren Abwärtstrends oder gar Bärenmarktes? Das ist für dieses Wochenende die große Preisfrage, nachdem sich die Kurse von ihrem Crash vor knapp zwei Wochen deutlich erholt und über die Hälfte der Verluste wieder wettgemacht haben.

Die Beantwortung dieser Frage ist in derartigen Situationen nie einfach, da es fast immer widersprüchliche Signale gibt. So ist es auch diesmal. Es lohnt daher eine Analyse aus stimmungstechnischer, monetärer und fundamentaler Perspektive.

Stimmung war nicht schlecht genug
Eines lässt sich klar festhalten: Die klassischen Stimmungsindikatoren wie Börsenbriefe, Anlegerumfragen oder die Positionierung der systematischen Händler waren noch nicht in tiefen Pessimismus umgeschlagen, als die Erholung eingesetzt hat. Allerdings gab es auch hier Ausnahmen. Die Put-Call-Ratios zogen deutlich an und gaben teilweise Kaufsignale.

Die Volatilität, gemessen am US-Volatilitätsindex (VIX), erreichte Niveaus, wie wir sie normalerweise erst nach wesentlich stärkeren Abwärtsbewegungen erleben, verbunden mit echter Panik. Dieser Index wird jedoch aus Optionspreisen berechnet, und hier gab es bereits 2018 übertrieben hohe Werte, weil sich bei den Optionspreisen ungewöhnliche Auffälligkeiten zeigten. Einige Marktteilnehmer behaupten, dies erneut beobachtet zu haben.

Dennoch lässt sich eines sagen: Wenn die Volatilität ein Niveau von knapp 60 erreicht, wie es diesmal der Fall war, verlief der S&P 500 in den folgenden zwölf Monaten in 75 von 76 Fällen positiv und nur einmal negativ. Abschließend lässt sich festhalten, dass eine Trendwende nach oben aus stimmungstechnischer Sicht jedenfalls nicht zwingend ist. Viele Indikatoren hätten noch deutlich tiefer fallen müssen.

Fundamental und monetär wenig Neues
Kurzfristig bestimmt oft die Positionierung der Anleger die Richtung, die man aus den Stimmungsindikatoren ablesen kann. Mittelfristig spielt der monetäre Aspekt, also Zinsentwicklungen und Geldpolitik, eine wichtige Rolle, und langfristig natürlich auch die wirtschaftliche Entwicklung. Daran orientieren sich die Unternehmensgewinne.

Diese Aspekte haben selbstverständlich auch einen psychologischen Effekt, insbesondere wenn bestimmte Veränderungen in diesen Bereichen von Marktteilnehmern als Tendenz für die Zukunft gewertet werden.

Zuletzt hat sich hier wenig getan: Die Bankreserven der Federal Reserve, die zuletzt eine gute Indikation aus monetärer Sicht lieferten, haben sich wieder erholt, nachdem sie im Vorfeld des Einbruchs an den Börsen zurückgegangen waren. Die jüngste Entwicklung zeigt aber wieder einen leichten Rückgang, was eher nicht für neue Rekordkurse spricht.

Die Wirtschaftsdaten aus den USA unterstützen die jüngste Erholung mit Einzelhandelsumsätzen über den Erwartungen und Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung unter den Erwartungen. Die Industrieproduktion fiel mit einem Minus von 0,6 Prozent dagegen schlechter aus als vorausgesagt. Insofern lassen sich hier keine großen weiteren Veränderungen feststellen.

Ob es zu einer Rezession in den USA kommt – darauf deuten zwar viele Indikatoren hin – ist keine ausgemachte Sache. Davon dürfte jedoch entscheidend abhängen, ob es zu einem längeren Bärenmarkt kommt. Insofern sind die weiteren Wirtschaftszahlen derzeit von größerer Bedeutung. Auf die Bankreserven sollte weiter geachtet werden. Hier werden wöchentlich neue Zahlen veröffentlicht.

Erinnerungen an 1987 werden wach
Wie eingangs erwähnt, bleibt die Beantwortung der Frage, ob wir uns in einer Korrektur im Abwärtstrend oder einem neuen Aufwärtstrend befinden, schwierig. Vielleicht gibt die Saisonalität den Ausschlag, denn statistisch gesehen ist die aktuelle Jahreszeit eine, die von schwachen Kursen geprägt ist.

Derzeit werden bei mir Erinnerungen an das Jahr 1987 wach, als die Kurse ab August zu bröckeln begannen, um dann am 19. Oktober zusammenzubrechen. Allerdings hatten wir mit dem Montag vor knapp 14 Tagen bereits einen gewissen „Shake Out“ an den Märkten. Dennoch bleibt festzuhalten, dass der September oft ein schwacher Börsenmonat ist, statistisch gesehen sogar der schwächste.

Nicht zu vergessen ist auch die Unsicherheit, die von der kommenden US-Präsidentschaftswahl ausgeht, sowie die angespannte Situation im Nahen Osten, wo es jederzeit zu einer Eskalation kommen kann. Auch die geopolitischen Spannungen zwischen China und den USA, die sich stellvertretend im Südchinesischen Meer abspielen, muss man als Anleger im Hinterkopf behalten. Denn trotz der Korrektur sind viele beliebte Aktien keineswegs günstig und daher anfällig für Rückschläge bei schlechten Nachrichten.