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Verkehrte Ampelwelt

Gastkommentar von Bernd Förtsch, Herausgeber Der Aktionär

Lassen Sie uns über Wirtschaft sprechen. Darüber, weshalb sie in Deutschland zunehmend schlechter funktioniert. Mit Folgen für Unternehmen, den Kapitalmarkt, die gesamte Gesellschaft. Wo stehen wir? „Meine Generation hat die Klimabewegung aufgebaut“, sagt Katharina Stolla stolz. „Sie hat in den letzten Wochen die Proteste gegen rechts organisiert, bei denen Millionen auf die Straße gegangen sind.“ Stolla sieht hier eine Bestätigung für die Leistungsbereitschaft ihrer Generation. Die Co-Vorsitzende der Grünen Jugend – den alleinigen Vorsitz für etwas zu übernehmen scheint nicht mehr zeitgemäß, weswegen bei den Grünen jede Verantwortung geteilt wird – sieht die Reichen in der Pflicht. Auch die Rentner. „Diejenigen, die ganz viel Rente bekommen, sollen einen Hunderter abdrücken an die, die weniger bekommen“, sagt die 26-Jährige. Dass diese Rentner, die „ganz viel Rente“ bekommen, für den Hunderter gearbeitet haben, sagt sie nicht. Dass die Rentenversicherung eine Versicherung ist, gilt in einer Zeit, in der Bürgergeld en vogue ist und die Einführung der Bezahlkarte für Asylbewerber an den Grünen scheitert, offenbar nicht mehr viel. Gleichwohl ist Stolla überzeugt, zu wissen, dass Gewinne am Aktienmarkt oft nur möglich seien, weil „Beschäftigte in oft prekären Verhältnissen arbeiten“. Ich bin sicher, auch Sie haben schon von den „prekären Verhältnissen“ bei Firmen wie SAP, Siemens, Allianz und Co gehört … Und Stolla weiß auch, dass „die Deutschen“ zu viel arbeiten. Die Arbeit mache die Menschen kaputt. Machen wir es kurz: Frau Stolla als studierte Meteorologin mag vielleicht Ahnung von Wetter, Klima und Gegen-rechts-Demos haben. Von Wirtschaft jedenfalls, das gesteht sie mit jedem Satz, nicht. Da kommt Robert Habeck ins Spiel. Unser Vizekanzler, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, sprach vor wenigen Tagen beim Zukunftstag Mittelstand 2024 in Berlin zu mittelständischen Unternehmern. Da widersprach er seiner jungen Genossin Stolla: „Es wird ein bisschen im Moment zu viel für immer weniger Arbeit gestreikt beziehungsweise geworben. Und das können wir uns in der Tat im Moment nicht leisten.“ Habeck benennt eines der größten Probleme unserer Zeit: die überbordende Bürokratie. Interessant ist der Lösungsansatz, den er den anwesenden Unternehmern und Mittelständlern präsentiert: „Das Gute ist, die Bürokratie abzubauen kostet kein Geld. Es kostet nur, und das ist der Punkt, den ich machen will, unternehmerischen Mut.“ Diesen Mut fordert er ein von den Anwesenden, also den Bürokratie-Geschädigten, nicht etwa den Verursachern. Schließlich mache die Politik, so Habeck wörtlich, „keine Fehler“. Interessant. Jetzt noch ein Gedanke, dieses Mal von Lars Klingbeil, dem Co-Parteivorsitzenden der SPD. Er möchte einen Plan präsentieren gegen den Abschwung. Also den Abschwung, den seine Partei, jetzt und zuvor gemeinsam mit der CDU, verursacht hat. Er bittet darum, „ein bisschen selbstbewusster auf das zu schauen, was die Regierung alles erreicht hat“. Natürlich. Also: Wir haben eine Grüne Jugend, die Arbeit als etwas bewertet, das Menschen kaputtmacht. Wir haben einen Wirtschaftsminister, der die Pflicht zum Bürokratieabbau bei den Unternehmen sieht und nicht den Verursachern. Und einen SPD-Chef, der stolz auf das ist, was die Regierung erreicht hat. Also nichts. Welch verkehrte Welt.