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Eine erwartete und eine historische Zinsentscheidung

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Die Währungshüter um US-Zentralbank-Chef Jerome Powell haben beschlossen, den Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent zu belassen. Zugleich signalisierten sie aber, dass er dieses Jahr um 0,75 Prozentpunkte sinken dürfte. “Der Markt ist erleichtert, dass die Fed in diesem Jahr immer noch drei Zinssenkungen prognostiziert. Die jüngsten zu hohen Inflationswerte haben den Plan der Fed bisher nicht entgleisen lassen”, kommentierte Irene Tunkel, Chefstrategin für US-Aktien bei BCA Research die Fed-Entscheidung.

Powell ging auf die Inflationsdaten ein, die im Januar und Februar höher ausgefallen waren als erwartet. Powell betonte, dass die Werte saisonal beeinflusst sein könnten und das Gesamtszenario sich dadurch nicht verändere. Der Inflationspfad sei aber nicht sicher, weshalb die Fed weiter von Sitzung zu Sitzung entscheiden werde. Die Ungewissheit bleibt also weiter in den Märkten.

Unbemerkt von den meisten europäischen und US-Anlegern wurde in Japan in der abgelaufenen Woche eine geradezu historische Wende eingeleitet. Die Währungshüter Nippons, um ihren Chef Kazuo Ueda, erhöhten den Leitzins, den sie 2016 auf minus 0,1 Prozent gesenkt hatten, auf null bis 0,1 Prozent. Die jahrelange Negativzinspolitik in Japan ist damit beendet. Rückendeckung gaben Ueda die jüngsten  Lohnverhandlungen. Die Mitglieder von Japans größter Gewerkschaftsgruppe Rengo haben bisher Lohnsteigerungen von im Schnitt 5,3 Prozent verhandelt – das höchste der vergangenen 30 Jahre. Damit wachsen die Chancen, dass die deflationären Tendenzen der vergangenen Jahrzehnte überwunden werden können. Seit der Jahrtausendwende beträgt die jährliche Inflation Japans durchschnittlich gerade einmal 0,3 Prozent. Vor der Corona-Pandemie waren es sogar nur 0,1 Prozent.

Das Land der aufgehenden Sonne scheint wieder verstärkt in  der Weltwirtschaft anzukommen. Obwohl gesagt werden muss, es ist nur ein kleiner Zinsschritt, aber die BoJ beendet damit aber als letzte bedeutende Zentralbank der Industrieländer die Negativ- bzw. Nullzinszinspolitik.

Und einen millionenschweren Börsengang strebt Reddit an. Das bekannte Online-Forum Reddit (Reddit wurde während der „Meme“-Kurskapriolen 2021 bekannt, als Nutzer einige Hedgefonds durch gezielte Aktienkäufe in den Ruin trieben) reizt bei seinem Börsengang die Preisspanne voll aus. Bei der Neuemission wurden 22 Millionen Aktien zum Preis von 34 Dollar pro Anteilsschein angeboten, teilt das Unternehmen mit. Angeboten wurden die Papiere in einer Spanne von 31 bis 34 Dollar. Daraus ergibt sich ein Emissionsvolumen von 748 Millionen Dollar. Reddit kommt auf eine Marktkapitalisierung von 6,4 Milliarden Dollar. Die angebotenen Papiere stammen teilweise aus dem Besitz der Alteigentümer. Das mit Spannung erwartete Debüt von Reddit gilt als Test für den Appetit der Anleger auf neue Börsenwerte. Wir können uns ausmalen, welche Fonds wohl Reddit nicht unbedingt gezeichnet haben. Und Rache könnte für die Hedgefonds-Branche süß sein…

Das „Welcome back“ in Frankfurt für die Parfürmeriekette Douglas fiel dagegen, nun ja, recht verhalten aus. Der erste Kurs für die Aktien wird an der Frankfurter Börse mit 25,50 Euro je Anteilsschein festgestellt, der Ausgabepreis hatte bei 26 Euro je Aktie gelegen. Douglas fließen mit dem Börsengang brutto 850 Millionen Euro zu, die zum Schuldenabbau verwendet werden. Im Augenblick liegt das Papier bei unter 24 Euro.

Was lehrt uns das wieder? Es gibt Aktien, die haben das Potential für ein erfolgreiches IPO an der Börse und solche, die, wenn man sie erwerben möchte, erst einmal abkühlen lassen sollte.

Leider etwas abgekühlt ist auch die Industrieproduktion in der Eurozone. Sie ist im Januar nach neuesten Zahlen gegenüber dem Vormonat um 3,2 Prozent eingebrochen – der stärkste Rückgang seit März 2023 und der zweitstärkste seit Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020. Zudem hat sich die Stimmung in der Industrie zuletzt wieder verschlechtert, der Indikator der EU-Kommission fiel im Februar auf den niedrigsten Stand seit sechs Monaten. Auch der Einkaufsmanagerindex für die Industrie – ein als verlässlich geltender Frühindikator – bewegt sich seit 21 Monaten unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Seit dem Tiefpunkt im Juli vergangenen Jahres ist dieser jedoch um 3,8 auf 46,5 Punkte im Februar gestiegen und könnte im Laufe des Jahres die 50-Punkte-Marke überschreiten. Ein Anziehen der Konjunktur bei sinkenden Zinsen in der zweiten Jahreshälfte dürfte Industrieunternehmen und ihren Aktien Auftrieb verleihen, so die Hoffnung der EU.

Das Umsatzwachstum der US-Bluechips sank ab Mitte 2021 etwa zwei Jahre lang. Nachdem es Mitte 2023 seinen Tiefpunkt erreicht hatte, beschleunigte es sich jedoch in den letzten beiden Quartalen wieder auf drei bis vier Prozent und dürfte in diesem Jahr weiter in Richtung sechs Prozent tendieren. Gleichzeitig ging die Inflation zurück. Das bedeutet, dass das Umsatzwachstum durch höhere Absatzzahlen und nicht nur durch höhere Preise getrieben wird. Dies wirkt sich aufgrund der sogenannten Fixkostendegression positiv auf die Margen und Gewinne der Konzerne aus. Steigt der Absatz, verteilen sich die Fixkosten wie Gebäudemieten, Abschreibungen für Maschinen oder Löhne zunächst auf mehr Erzeugnisse. Das Resultat: Die Kosten pro Erzeugnis sinken, der Absatz und die Margen nehmen zu. Schätzungen zufolge hat ein Umsatzanstieg von einem Prozentpunkt im vergangenen Jahr das Gewinnwachstum um das Doppelte erhöht. Bleibt, wie schon länger erwartet, eine Rezession aus, dann werden die Gewinne in diesem Jahr kräftig zulegen. Das könnte dem S&P 500, der mit einem KGV von 20,8 recht teuer ist, weiteren Auftrieb geben.

Wie gut, dass wir unsere US-Werte als Ausgleich in unserem Clubfonds für die maue Entwicklung in der Eurozone haben, die hoffentlich wirklich im zweiten Halbjahr zu neuer Stärke erwachen wird.