
Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC
So könnte sich so mancher Anleger fragen. Als wenn nichts zu Beginn der vergangenen Woche gewesen wäre, hat sich der DAX40 recht schnell wieder von seinem Montagscrash erholt und ist über das Niveau von 21.550 Punkten zurückgekehrt. Damit steigt die Chance, die zum Montag gerissene Kurslücke wieder vollständig zu schließen und damit die Gewinne auszuweiten und auch neue Rekordstände zu erzielen. Aktuell beim Schreiben dieses Beitrages liegt der DAX40 bei über 21.770 Punkten, das sieht nach mehr aus.
Trotz alledem, die Makroökonomie und die Börsen entscheiden nicht die Bundestagswahl, das hat die US-Wahl bewiesen. In den Monaten vor der Wahl in den USA war ein einleuchtender Text in der „New York Times“ (NYT), der auf eine Fehlwahrnehmung des politischen Establishments hinwies: Makroökonomisch gesehen, schrieb der Autor, wachse die Wirtschaft der USA. Im Jahr 2023 waren das immerhin 2,5 Prozent, im letzten Jahr wohl noch mehr. Das Team von Joe Biden wunderte sich derweil, warum Donald Trump in der Wählerschaft mit seiner Botschaft vom angeblichen Niedergang Amerikas so gut ankam. Der Schlüssel, so schrieb der NYT-Autor, habe im Unterschied zwischen der Makro- und der Mikroebene gelegen. Kurz gesagt: Während Biden vom Wachstum der Wirtschaft erzählte, erlebten viele Menschen, besonders jene unterhalb der oberen Mittelschicht, an der Kasse von Walmart oder McDonald’s Tag für Tag ähnliches wie viele Bürger unseres Landes, die Einkaufskörbe werden immer teurer. Oder sie werden weniger gefüllt an die Kassen geschoben. Da hilft auch der beste und viel gepriesene Wahl-O-Mat im Internet nichts. Das beste Entscheidungskriterium für die Mehrheit der Wähler wird der Einkaufswagen im Supermarkt oder beim Discounter bleiben.
Wie kommt ihr Autor jetzt elegant vom Discounter zur Aufsichtsratvergütung… Mhm, egal, diese Leute werden so oder so niemals mit den anderen Kunden geduldig an der Kasse stehen. Die Aufsichtsräte aller Dax-Unternehmen haben 2023 insgesamt rund 123,7 Millionen Euro an Vergütung erhalten und damit 5,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Das ergab eine Analyse der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Platz zehn im Ranking der teuersten Aufsichtsräte ging demnach an Siemens Energy. Die 20 Mitglieder des Gremiums erhielten den Angaben zufolge eine Gesamtvergütung von bescheidenen 4,5 Millionen Euro. Den stärksten Einbruch bei der Vergütung des Aufsichtsrats attestierte die DSW der Mercedes-Benz-Group. Die Gesamtsumme des 20-köpfigen Gremiums fiel der Analyse zufolge um 9,1 Prozent auf rund 5,9 Millionen Euro, das bedeutet aber immerhin noch Platz drei. Deutlich draufgelegt hat hingegen die Deutsche Bank bei der Vergütung ihres Aufsichtsrats. Auf die 20 Sitze entfielen den Angaben zufolge insgesamt 7,4 Millionen Euro. Das waren 8,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Alexander Wynaendts von der Deutschen Bank war nebenbei bemerkt laut der Analyse mit 929.167 Euro der absolute Spitzenverdiener unter den Aufsichtsratsvorsitzenden im Dax. Den teuersten Aufsichtsrat im DAX40 leistet sich laut DSW nun Volkswagen. Die Gesamtvergütung der 20 Mitglieder erhöhte sich demnach binnen eines Jahres um mehr als 42 Prozent auf knapp 7,5 Millionen Euro. Dahinter steckte auch der Gehaltssprung des Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Dieter Pötsch, dem die DSW ein Plus von 61,0 Prozent auf 676.000 Euro attestierte. Nun ja, da fragt sich der Kleinanleger durchaus berechtigt, sind die Leistungen endlich einmal am Börsenkurs und Dividende festzustellen? Irgendwie können wir jetzt die Gewerkschaften auch verstehen in ihren Forderungen nach Lastenteilung.
Als Ergänzung zu verstehen zu unserem Staatsfondsreport ist die folgende Zahl: Der norwegische Staatsfonds hat im vergangenen Jahr einen Gewinn von 213 Milliarden Euro gemacht. Grund dafür war vor allem der Aufschwung der US-Techaktien. Die bisherige Bestmarke von 2,2 Billionen Kronen aus dem Jahr 2023 wurde damit übertroffen. Die neue Bestmarke beträgt nun 2,51 Billionen Kronen. Nur so zur Erinnerung, der geplante deutsche Staatsfonds ist noch nicht einmal gestartet. Zeit ist Geld, wie man sieht…
Zu Risiken und Nebenwirkungen…, wir kennen alle den Spruch, ob er in den USA auch so oft gesagt wird, kann ihr Autor nicht einschätzen. Aber mit dieser Nebenwirkung hat Präsident Trump bestimmt nicht gerechnet. Das Außenhandelsdefizit der USA ist im vergangenen Jahr um mehr als 17 Prozent angestiegen. Der Wert der Importe überstieg den der Exporte um 918,4 Milliarden US-Dollar (rund 882 Milliarden Euro), wie das Handelsministerium in Washington mitteilte. Der Importüberschuss ist dem neuen US-Präsidenten Donald Trump ein Dorn im Auge, er begründet damit in Teilen seine harte Zollpolitik. Den nun veröffentlichten neuen Daten des Handelsministeriums zufolge wuchs das Handelsdefizit der USA zum Jahresende hin noch schneller als im Gesamtjahr. Im Dezember legte der Importüberschuss demnach um 25 Prozent auf 98,4 Milliarden Dollar zu. Viele Importeure haben Waren vorab bestellt, um den angedrohten Zollerhöhungen zu entgehen. 2023 lag das Minus noch bei knapp 785 Milliarden Dollar und damit rund 17 Prozent niedriger.
In der europäischen Berichtssaison hat bislang ein Viertel der Unternehmen Zahlen vorgelegt. Bei den Gewinnen haben etwas mehr als die Hälfte der Konzerne die Erwartungen übertroffen, gut 40 Prozent haben sie verfehlt. Bei den Umsätzen ist das Verhältnis mit ca. 75 zu 25 Prozent deutlich positiver. Insgesamt liegen die bisher veröffentlichten Gewinne im Schnitt weniger als ein halbes Prozent über den Analystenschätzungen, die Umsätze übertrafen diese bisher um immerhin drei Prozent. Dazu beigetragen haben vor allem unerwartet gute Zahlen aus der Luxusbranche, von Industrieunternehmen und Banken. Positive Überraschungen wurden bisher mit einer Outperformance am Veröffentlichungstag in Höhe von gut einem Prozentpunkt zum Gesamtmarkt belohnt. Weitere positive Überraschungen würden den Kursen guttun. Ob europäische Aktien ihren guten Jahresstart fortsetzen können, wird jedoch vorrangig von den Entwicklungen der US-Handelspolitik abhängen.