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Der Clubfonds-Ticker
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Haben wir die US-Börsen abgehängt?

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Die Frage können sich Anleger durchaus stellen, wenn sie die Märkte und die damit verbundenen Indizes so betrachten. Erstmals seit vielen Jahren verbessern sich die Aussichten für Aktien außerhalb der USA. Das hat mehrere Gründe: Konjunkturprogramme in Deutschland, Unternehmensreformen in Japan und Südkorea, die Abwertung des US-Dollar, Anzeichen für eine Stabilisierung in China und ein wesentlich besseres politisches Umfeld in Europa.

Nicht die US-Aktien sind gut ins Jahr 2025 gestartet: Der MSCI Europe, der MSCI EAFE (Aktienindex, der die Aktienperformance der Industrieländer außerhalb der USA und Kanada misst) und der MSCI ACWI ex USA (Index bildet Large- und Mid-Cap-Unternehmen in Industrieländern (ohne die USA) und Schwellenländern. Der Index deckt rund 85 Prozent des globalen Aktienmarktpotenzials außerhalb der USA ab und haben solide Gewinne erzielt, während der S&P 500 eingebrochen ist.

Ok, natürlich sind das nur Momentaufnahmen. Ein Satz, ein Tweed oder eine Entscheidung aus dem Weißen Haus kann alles wieder ändern (bis zum nächsten Kracher, möchte ihr Autor ergänzen!).
Aber wir haben doch einiges getan in Europa besonders in Deutschland, so frei nach dem Motto „Koste es, was es wolle.“ Nach der Veröffentlichung eines Berichts des Volkswirts und früheren italienischen Premierministers sowie EZB-Chefs Mario Draghi zur Wettbewerbsfähigkeit Europas konzentrieren sich die Mitgliedsländer der Europäischen Union auf die Wiederbelebung ihrer Wirtschaft und auf die steigenden Handelsspannungen mit Partnerländern wie den USA  und China.

Im März hatte Deutschland –  bekanntlich die größte Volkswirtschaft Europas und berühmt für seine Sparsamkeit – eine der größten haushaltspolitischen Wenden seit der Wiedervereinigung im Jahr 1990 bekanntgegeben. Außerdem scheint sich auch das aufsichtsrechtliche Umfeld zu verändern: Investitionen werden gefördert und man zeigt sich offen für Veränderungen, auch in bisher wie in Stein gemeißelten Positionen. Europäische Geschäftsbanken, die mittlerweile rentabler geworden sind und hohe Kapitalreserven angehäuft haben, dürften ebenso von den Staatsausgaben profitieren wie deutsche Unternehmen aus den Bereichen Verteidigung, Baustoffe und Infrastruktur. Eine ganze Reihe attraktiver Unternehmen wie europäische Versicherungen, Telekommunikationsanbieter und Versorger gelten als robuste Dividendenzahler, die die US-Zölle kaum spüren werden. Einigen könnte eine weitere Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar zugutekommen.

Das neue Bundeskabinett hat am Mittwoch letzter Woche ein milliardenschweres Steuerpaket zur Entlastung der Wirtschaft abgesegnet. Unternehmen sollen 2025 bis 2029 um fast 46 Milliarden entlastet werden. Das Problem dabei ist nur, das Bund, Länder und Kommunen mit geringeren Steuereinnahmen in dieser Höhe kalkulieren müssen. Der zu erwartende Widerstand im Bundesrat wird dennoch nicht so hoch sein, weil Länder und Kommunen davon sehr wohl profitieren werden.

Besonders erwähnenswert sind die neuen Superabschreibungen auf Investitionen von je 30 Prozent auf drei Jahre. Ab 2028 beginnend ist noch eine Absenkung der Körperschaftssteuer um je ein Prozent für die nächsten fünf Jahre vorgesehen, am Ende werden es nur noch international durchaus konkurrenzfähige zehn Prozent sein. Ob nun unbedingt die 75-prozentige Förderung der E-Autos für Unternehmen sein musste, lassen wir einmal dahingestellt.

Die Nato hat angesichts der Bedrohung durch Russland das größte Aufrüstungsprogramm seit Jahrzehnten beschlossen. Es sieht vor, die Fähigkeiten zur Abschreckung und Verteidigung in den kommenden Jahren extrem auszubauen. Dies verlautete nach einer Sitzung der Verteidigungsminister der Bündnisstaaten in Brüssel. Das wird die Rüstungsaktionäre freuen.

Vor dem Treffen hatte bereits Verteidigungsminister Boris Pistorius erklärt, dass die Bundeswehr für die neuen Nato-Planungsziele bis zu 60.000 aktive Soldaten zusätzlich benötige. Und genau das wird das Problem werden. Woher nehmen wir die? Es ist ja nicht mehr so, wie der Wehrdienst früher abgelaufen ist. Heute müssen Soldaten die immer kompliziertere Wehrtechnik beherrschen. Wenn die Bundeswehr auf dem freien Arbeitsmarkt ihre Fachkräfte für viel Geld anwerben muss, dann ist die freie Wirtschaft gefordert, ebenfalls eine Schippe draufzulegen. Im Gegensatz zur BW verfügen die Unternehmen aber nicht über ein heimliches Sondervermögen. Zum anderen, ist es mit einer Wehrpflicht nicht getan, denn das erwähnte und geplante eine Jahr wird für die Beherrschung der modernen Technik nicht ausreichen. Wir werden sehen, wie der Kampf um das knappe „Humankapital“ ausgeht.

Alles andere wäre eine Sondermeldung wert gewesen, aber die Europäische Zentralbank senkt zum achten Mal seit Juni 2024 die Leitzinsen im Euroraum. Der für Banken und Sparer wichtige Einlagenzins wird um 0,25 Prozentpunkte auf 2,0 Prozent verringert, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte. Es war erwartet worden, die Inflationsrate ist im Rahmen des Zwei-Prozent-Ziels und der Konjunkturmotor läuft nicht so rund wie er sollte. Die Zinssenkung ist für die Kreditnehmer gut, die als Privat- oder Unternehmenskunden einen Kredit benötigen. Und am meisten dürfte sich der deutsche Staat freuen. Jetzt werden die als Sondervermögen getarnten Staatsschulden noch etwas billiger. Manches deutet darauf hin, dass die nun beschlossene Zinssenkung die vorerst letzte im Euroraum war. Selbst Befürworter einer lockeren Geldpolitik wie Griechenlands Notenbankchef Yannis Stournaras erwarten nach der Juni-Zinssenkung eine Pause, wie er kürzlich sagte.

Na, ja ist auch irgendwie verständlich, es ist Sommerpause angesagt, auch bei den Zentralbankern. Und der Euro ist stark genug, um sich einen kostengünstigen Urlaub in Nicht-Euro-Ländern zu gönnen.

Gold – Glänzt stärker denn je

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Die geopolitischen Spannungen, vor allem in der Ukraine und im Nahen Osten, sowie wirtschaftspolitische Unsicherheiten, etwa durch mögliche Handelskonflikte oder die Auswirkungen von Haushaltsdefiziten, sorgen dafür, dass viele institutionelle und private Investoren ihr Engagement in Sachwerten wie Gold erhöhen. Auch das strategische Verhalten großer Zentralbanken trägt zur Preisdynamik bei: Besonders auffällig ist derzeit die massive Aufstockung der Goldreserven durch die chinesische Notenbank. Diese Entwicklung unterstreicht die geopolitische Komponente der Goldnachfrage, da viele Länder ihre Währungsreserven diversifizieren und sich unabhängiger vom US-Dollar machen wollen.
Neben diesen kurzfristig orientierten Marktüberlegungen gibt es aber auch gute Argumente dafür, Gold als strukturellen Bestandteil eines diversifizierten Portfolios zu betrachten. Verschiedene wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Gold eine sehr geringe Korrelation zu klassischen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen aufweist. In der Praxis bedeutet das: Wenn es an den Kapitalmärkten zu starken Korrekturen kommt, kann Gold wertstabilisierend wirken oder sogar gegenläufige Bewegungen zeigen.

Hinzu kommt die hartnäckige Inflation in weiten Teilen der Welt, die von vielen Volkswirtschaften trotz Zinserhöhungen nicht effektiv bekämpft werden konnte. Die reale Kaufkraft herkömmlicher Sparanlagen ist dadurch spürbar gesunken. Gold hingegen gilt traditionell als Absicherung gegen Geldentwertung, weil es seinen realen Wert über lange Zeiträume hinweg relativ stabil halten konnte. Zwar bringt es keine laufenden Erträge in Form von Zinsen oder Dividenden, doch sein inflationsausgleichender Charakter macht es für viele Anleger attraktiv – insbesondere in Phasen geldpolitischer Unsicherheit und expansiver Fiskalpolitik.
Gerade in Multi-Asset-Portfolios oder vermögensverwaltenden Strategien kann Gold also dazu beitragen, das Gesamtrisiko zu senken, ohne auf langfristige Renditechancen verzichten zu müssen. Häufig genannte Empfehlungen gehen dahin, Gold mit einem Anteil zwischen fünf und zehn Prozent im Portfolio zu berücksichtigen, abhängig vom individuellen Risikoprofil und Anlagehorizont.

Deutschen Anlegern stehen verschiedene Möglichkeiten offen, in Gold zu investieren – je nach Risikoneigung, Anlagehorizont und Präferenz für physische oder digitale Vermögenswerte. Die klassische Form ist der Erwerb von physischem Gold, etwa in Form von Barren oder Anlagemünzen wie dem Krügerrand oder dem Wiener Philharmoniker. Diese lassen sich über Banken, Edelmetallhändler oder Online-Plattformen erwerben. Wichtig ist hier die sichere Lagerung, sei es im heimischen Tresor oder über ein Bankschließfach. Alternativ bieten börsengehandelte Produkte wie Gold-ETCs (Exchange Traded Commodities) einen einfachen Zugang zum Goldmarkt. Diese bilden den Goldpreis nach, ohne dass physisches Gold tatsächlich geliefert wird – einige sind jedoch vollständig mit physischem Gold hinterlegt, was das Ausfallrisiko reduziert.

Auch aktiv gemanagte Fonds, die in Goldminenunternehmen investieren, oder Zertifikate auf den Goldpreis stehen zur Verfügung. Diese Fonds gelten als eine Art „Hebel auf den Goldpreis“, da steigende Goldnotierungen in der Regel zu überproportionalen Gewinnsteigerungen bei den Unternehmen führen. Grund dafür ist, dass die Produktionskosten der Minen weitgehend fix sind – jeder Dollar Anstieg beim Goldpreis erhöht damit direkt die Marge. Zudem profitieren viele Minenbetreiber von robusten Bilanzen, höheren Dividendenrenditen und Investitionen in effizientere Fördertechnologien. Dennoch bleibt das Segment zyklisch und schwankungsanfällig, da es zusätzlich zu den Rohstoffpreisen auch von politischen und betrieblichen Risiken beeinflusst wird. Letztlich hängt die Wahl des passenden Instruments davon ab, ob man Gold primär als Krisenschutz, als Spekulationsobjekt oder als langfristige Beimischung versteht.

Interessant ist auch, dass Gold seit Jahrhunderten einen hohen kulturellen und psychologischen Wert besitzt. In vielen Teilen der Welt gilt es als Symbol für Wohlstand und Sicherheit, insbesondere in Ländern wie Indien oder China, wo es häufig als Schmuck oder Mitgift verwendet wird, aber auch zunehmend als Investmentklasse akzeptiert ist. Diese stabile, weltweite Nachfragebasis gibt dem Goldmarkt zusätzliche Stabilität – ein nicht zu unterschätzender Vorteil gegenüber spekulativen Anlagen, deren Attraktivität stark von konjunkturellen oder technologischen Trends abhängt.

Trotz all dieser positiven Aspekte sollte jedoch nicht übersehen werden, dass auch Gold Preisschwankungen unterliegt. Der Goldmarkt reagiert sensibel auf Zinserwartungen, Währungstrends und Veränderungen im Anlageverhalten großer Marktteilnehmer. So können etwa überraschend starke Arbeitsmarktdaten aus den USA oder Aussagen von Notenbankvertretern zu Zinsanhebungen kurzfristig zu Kursrücksetzern führen. Für Anleger bedeutet das: Gold eignet sich nicht als kurzfristige Spekulation, sondern vielmehr als langfristige Beimischung zur Risikodiversifizierung.

Fazit: Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die aktuelle Marktlage viele gute Gründe für ein Engagement in Gold bietet. Die Kombination aus geopolitischen Spannungen, inflationsbedingtem Kaufkraftverlust, einer expansiven Geldpolitik und der steigenden institutionellen Nachfrage schafft ein vorteilhaftes Umfeld für das Edelmetall. Gleichzeitig bieten sich durch die bislang moderaten Bewertungen von Goldminenaktien auch interessante Einstiegsmöglichkeiten auf der Aktienseite. Wer jedoch nachhaltig von diesen Entwicklungen profitieren möchte, sollte Gold als Teil einer wohlüberlegten Gesamtstrategie betrachten – nicht als Wette auf kurzfristige Preisbewegungen, sondern als Bestandteil eines robusten und diversifizierten Portfolios. So erfüllt Gold einmal mehr seine historische Rolle: als Versicherung gegen Unsicherheit, als Wertaufbewahrungsmittel und als stabilisierender Faktor in turbulenten Zeiten.

Für NDAC-Mitglieder haben wir interessante Fonds-Produkte wie z. B. den DJE Gold & Stabilitätsfonds. Bei Interesse buchen Sie sich gerne einen Beratungstermin.

Anruf genügt und alles ist wieder gut???

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

 

 Ganz so einfach dürfte es nicht gewesen sein, als EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit dem Weißen Haus telefonierte.  Immerhin drohte der US-Präsident ja zunächst am 1. Juni mit Strafzöllen von 50 Prozent auf alle europäischen Produkte zu starten. Sonntag Nacht dann der Rückzieher. Ein super Gespräch habe er mit ihr geführt, tönte er danach. Ob das Gespräch so super war, möchten wir doch ein wenig bezweifeln, aber das Ergebnis zählt. Man lasse sich jetzt einen Monat länger Zeit. Bis 9. Juli. Womit eigentlich? Ach so, mit den Zollverhandlungen. 

Das mit den Zöllen bleibt unter der jetzigen US-Führung eine eher erratische Sache. Das Muster ist, dass man sich auf ihn nicht verlassen kann. Nachdem sie gegen China zuerst 145 Prozent Einfuhrzoll verhängt hatte (und Peking mit 125 Prozent und der Rücksendung von Boeing-Flugzeugen antwortete), einigten sich die beiden größten Wirtschaftsmächte der Erde flugs auf 30 Prozent. Zumindest für die nächsten 90 Tage. Es ist schwer, da noch zu folgen, vor allem weiß man nicht so richtig, was die nächste Zeit bringt. Planungssicherheit ist das wichtigste Element eines Unternehmens. Egal, ob börsennotiert oder nicht.

Europa misstraut der Mann im Weißen Haus schon seit eh und je. Der Grund ist, weil wir mit seinem Land viel mehr verdienen als seines mit uns. Ausnahmsweise haben ihn seine Leute da einmal mit den richtigen Zahlen gefüttert und er hat richtig darauf geachtet, was ihm gesagt wurde. Das Handelsdefizit lag 2024 wirklich bei 235 Milliarden Dollar.
 
Trumps Strategie ist es, anderen Ländern Angst zu machen und die unbestreitbare Stärke der USA auszunutzen für „Deals“, die er für sinnvoll hält. Und wollte der Mann seine Wähler nicht beim Tag der Befreiung am 02. April vom Joch hoher Inflation befreien? Wer andere Länder mit Zöllen belegt, um Geld in die eigene klamme Kasse zu erhalten, muss das auch mit steigenden Preisen im eigenen Land bezahlen. Außerdem erinnern wir uns an die jeweiligen Kursrutsche von Aktien, Anleihen und dem Dollarkurs, die alle drei in breiter Front einbrachen. Und damit den Stab um Trump und wohl auch ihn selbst zur zeitweiligen Vernunft brachten. 

Es kommt jetzt bei den Verhandlungen auf ein Ergebnis an, dass beiden Seiten eine Gesichtswahrung ermöglicht. Entweder alles zollfrei auf beiden Seiten des Atlantiks oder ein gleicher Zoll auf niedriger Basis, mit der Aussicht auf ein Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU.
 
Vielleicht sollte auch die Verhandlungsdelegation verstärkt oder ganz ausgewechselt werden. Wie lange verhandelt jetzt der zuständige slowakische Handelskommissar Maroš Šefčovič ohne Ergebnis? Das Trio Macron, Meloni und Merz ergänzt um von der Leyen dürfte da ein anderes Gewicht in die Waagschale werfen. In der ersten Amtszeit des US-Präsidenten brachte die Entsendung von EU-Ratspräsident Jean-Claude Juncker die Wende. Nur einmal so zum Nachdenken.
 

Die Europäische Zentralbank steuert auf die nächste Zinssenkung zu. In der Euro-Zone steigen die Löhne EZB und Bundesbank zufolge längst nicht mehr so stark wie in den vergangenen zwei Jahren. Das gilt als wichtiges Indiz, dass die zu hohe Inflation im Dienstleistungsbereich nachlässt. Der Anstieg der Tariflöhne in den 20 Euro-Ländern hat im ersten Quartal von 4,1 Prozent auf 2,4 Prozent nachgelassen.

Vor dem Hintergrund neuer Zolldrohungen des US-Präsidenten gegen die EU, mauer Konjunktur und sinkender Inflationsraten verdichten sich somit die Anzeichen, dass die EZB ihre Geldpolitik am 5. Juni weiter lockert. Der relevante Einlagensatz, an dem Banken ihre Spar- und Kreditzinsen ausrichten, dürfte von 2,25 Prozent auf 2,0 Prozent sinken. 

Weil wir gerade bei den Notenbanken sind, wir hören gar nichts mehr von einer Entlassung von Fed-Chef Jay Powell durch den Mann im Weißen Haus. Richtig ist, der darf nämlich Notenbankchef Jerome Powell nicht einfach feuern. Das hat der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten klargestellt. Die Richter beruhigen damit Investoren, die sich um die Unabhängigkeit der wichtigsten Notenbank der Welt sorgen. Dem Supreme Court zufolge hat die Federal Reserve (Fed) eine Sonderstellung im institutionellen Gefüge der USA. Die Fed sei eine „einzigartig strukturierte, quasi private Einheit“, so die Richter. Damit stellen sie klar, dass die Notenbanker vor willkürlichen Entlassungen durch die Regierung geschützt sind. Gut, dass das nun auch höchstrichterlich geklärt ist, nur muss es der US-Präsident noch begreifen. Aber theoretisch will er ihn ja gar nicht mehr feuern…, bis zum nächsten Wutanfall.

Der Kurs der Europäischen Währung gegenüber dem Dollar steigt weiter an. 1,1418 Dollar war der Euro zeitweise wert. Der Wechselkurs liegt somit knapp elf Prozent höher als im Januar: Rund um Amtsantritt des US-Präsidenten war der Euro zeitweise weniger als 1,02 Dollar wert. Das müssen Anleger bei Anlagen in US-Wertpapiere mit berücksichtigen.

Für und Wider der Steuerschätzungen

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Vielleicht hat unser neuer Finanzminister auf die Hoffnung gesetzt, dass die 100-Tage-Schonfrist doch noch gilt, zumal er ja erst einmal ankommen wollte in den für ihn fremden Gefilden seines Ministeriums. Er hatte vorher nie etwas mit Finanzen zu tun gehabt, außer vielleicht seinen privaten Finanzen. Die Wirklichkeit kennt eine solche Schonfrist nicht, auch nicht für einen Frischling im Amt.

Die Haushaltsprobleme werden immer größer, vermeldeten ganz aktuell die Steuerschätzer. Mehr als 80 Milliarden Euro weniger Steuereinahmen bis 2029 wurden für Bund, Länder und Gemeinden prognostiziert. Ok, das ist nur eine Hausnummer. Aber die Summe passt ins Bild. Die Wirtschaft läuft schlecht, viele Unternehmen halten sich zurück, drosseln die Produktion und bauen zunehmend sogar Jobs ab – ein Phänomen, das man lange selbst in Krisen in Deutschland nicht beobachtet hat. In den letzten Wochen ist es verdammt leicht geworden, für die Flaute vor allem dem US-Präsidenten und seinem wirren Handelskrieg die Schuld zu geben – doch die erratische Zollpolitik taugt als Erklärung allenfalls für die jüngste Verunsicherung von Unternehmen, nicht aber für inzwischen drei Jahre Stagnation. Für drei Jahre Stagnation kann man den CDU-Teil der Regierung nicht unbedingt verantwortlich machen. Denn die saßen in der Opposition, aber die Ampel bestand zum großen Teil aus der SPD. Da sollte man schon genauer hinschauen, was der SPD-Mann im neuen Amt so anstellen wird, wenn er seinen Haushalt oder sogar Doppelhaushalt ausarbeiten lässt.

Allerdings, die verbreitete Einordnung von Klingbeils Zahlen – die Spielräume werden enger, der Spar- und Konsolidierungsbedarf wird größer, schmerzhafte Strukturreformen umso dringlicher – übersehen gleich zwei wichtige Faktoren, die in den kommenden Wochen für die Haushaltsplanung noch wichtig werden. Zum einen neigen Steuerschätzungen immer dazu, die gegenwärtige Lage durch eine Fortschreibung in die Zukunft zu überzeichnen. Das gilt im Guten wie im Schlechten – sie sind quasi ein permanenter Verstoß gegen das 11. Gebot: Du sollst nicht extrapolieren (extrapolieren bedeutet im allgemeinen Sprachgebrauch, aus einem bekannten Zustand oder einer bekannten Entwicklung auf Zustände in anderen Bereichen oder auf zukünftige Entwicklungen zu schließen).

Steuerschätzungen sind wichtig, sie geben Orientierung und auch einen Rahmen, sie mahnen gerade in diesen Zeiten zur Vorsicht. Aber sie sind immer auch nur eine Momentaufnahme, die die vielen möglichen Entwicklungen in der Zukunft nur zu einem ganz kleinen Teil einfangen. Für Klingbeil und die Bundesregierung bedeutet das: Es gibt zwar einige Risiken, dass es auch noch schlechter kommen kann. Aber eben auch besser, wie Frühindikatoren durchaus beweisen. Die wichtigsten Stimmungsbarometer der Wirtschaftsforschungsinstitute wie Ifo und ZEW sind zuletzt gestiegen, nicht nur einen Monat, sondern das auch schon mehrere Monate in Folge.

Um das zu einem stabilen Trend zu verstetigen, ist es wirklich notwendig, dass es endlich los geht mit all den schönen Dingen, die die Arbeitskoalition versprochen hat. Deutschland und Europa warten darauf.

 

Das der DAX40 erstmals mit dem Überschreiten der 24.000-Punkte-Grenze ein weiteres Hoffnungszeichen setzt, mag zur Zuversicht beitragen, denn wie wir wissen, wird an den Börsen die Zukunft gehandelt. Allerdings sollten wir die Euphorie etwas dämpfen. Die Zukunft muss erst einmal in der Gegenwart vorbereitet werden. Trotzdem liegt die Zukunft jetzt mehr in Europa. Seit Jahresbeginn hat der DAX40 inzwischen ein Fünftel an Wert gewonnen. Der europäische Aktienindex Euro STOXX50 liegt im gleichen Zeitraum mit etwas mehr als elf Prozent im Plus. Der US-Index S&P 500 schaffte im Gegensatz dazu bislang lediglich eine minimale Steigerung von einem Prozent.

Allerdings ist das nicht in Stein gemeißelt und wir werden bei den nächsten Zahlen sehen, welche Maßnahmen der Bundesregierung Erfolge zeigen.

Sehr viel gesprochen haben der US-Präsident und der Bundeskanzler bisher nicht, nur am Telefon ein paar übliche Floskeln ausgetauscht. Umso wichtiger ist der persönliche Kontakt zwischen dem Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil und dem US-Finanzminister Scott Bessent am Rande des G7-Finanazministertreffens in Kanada. Natürlich ging es in dieser Unterredung wieder um die Zölle, die ja nun erst einmal ruhen. Bessent gilt nicht als Hardliner innerhalb der Trump-Regierung. Bei einem G7-Dinner am Dienstagabend habe er sich offen gezeigt und davon gesprochen, an Lösungen arbeiten zu wollen, so ein G7-Vertreter. Nur nebenbei bemerkt, Klingbeil hat eben kein Mandat für Zollverhandlungen wie die anderen Europäischen Länder der EU im G7 oder auch G20 Format, das hat nur die EU. Aber zumindest eine Einladung nach Washington ist für Klingbeil herausgesprungen. Ganz abreißen will man den Kontakt zu den ungeliebten Deutschen seitens der USA nun auch wieder nicht. 

Ganz rund läuft es in den USA auch wirtschaftlich nicht mehr. Die Befürchtung, dass die USA in den kommenden Jahren größere Schwierigkeiten haben könnten, ihr Haushaltsdefizit zu finanzieren, sorgte dafür, dass Käufer der Anleihen eine höhere Rendite einforderten. Die daraus resultierenden steigenden Kapitalkosten belasteten zugleich die Aktien. Hintergrund ist die angespannte Haushaltslage der USA, die durch die derzeit vom US-Präsident vorangetriebene Gesetzesvorlage für niedrigere Steuern noch verschärft würde. Und das, nachdem gerade erst mit Moody’s die dritte der großen Ratingagenturen wegen der hohen US-Verschuldung den USA die Spitzenbonität entzogen hatte. Am Markt befürchtet man, dass ein ausuferndes Defizit die Finanzstabilität der USA unterminiert und damit auch den Status von US-Anleihen und des Dollars als sicherer Hafen. Wir müssen die USA und die Aktien dort weiter im Auge behalten. Denn was nützen US-Aktien, die zwar sicher wieder im Kurs anziehen wird, aber deren Kursgewinne und Ausschüttungsbeträge von einem schwachen Dollar-Kurs aufgefressen werden.

Der Bundeskanzler hat gesprochen

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Wer Zeit und Gelegenheit hatte, konnte die Regierungserklärung am 14. Mai 2025 von Bundeskanzler Friedrich Merz im Deutschen Bundestag verfolgen. Ihr Autor hat sich die Rede im Internet angehört und festgestellt, dass er wie alle Kanzler vor ihm sehr viel Zuversicht verbreitete, aber trotzdem zaghaft in seinen Ausführungen war. Vielleicht lag es daran, dass er jetzt nicht mehr Oppositionsführer ist, sondern einen Wechsel ins Kanzleramt vollzogen hat. Was von den Koalitionsplänen wirklich und wie umgesetzt wird, werden wir sehr bald sehen.

Speziell die Aussagen zur Wirtschaft klangen optimistisch. „Wir können aus eigener Kraft heraus wieder zu einer Wachstumslokomotive werden, auf die Welt mit Bewunderung schaut.“ Seine neue schwarz-rote Regierung werde „alles daran setzen, Deutschlands Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen.“ Dazu gehörten aber Reformen und Investitionen, betonte der Bundeskanzler.

Und weiter ging es. Für diese Wahlperiode habe sich die Koalition auf eine Investitionssumme von 150 Milliarden Euro geeinigt. Das sei nur ein kleiner Teil, der größere Teil müsse aus der Privatwirtschaft und den Kapitalmärkten kommen. Dafür wolle man Rahmenbedingungen schaffen. Wenn wir es auf ein Jahr herunterrechnen, sind das 37,5 Milliarden Euro im Jahr. Das ist zwar ganz ordentlich, was der Steuerzahler da auf den Tisch legen muss. Die Frage stellt sich trotzdem, wird das ausreichen, privates Kapital nach Deutschland zu ziehen. Fakt ist jedenfalls, mit der geplanten Turboabschreibung sollen Unternehmen bei Kauf oder Herstellung von Ausrüstungsinvestitionen in den Jahren 2025, 2026 und 2027 die Möglichkeit bekommen, diese schneller abzuschreiben. Geplant ist die Einführung einer 30-prozentigen degressiven Abschreibung pro Jahr laut Koalitionsverstrag.

Das entnehmen wir auch dem Koalitionsvertrag, spätestens ab dem 01.01.2028 soll der Körperschaftsteuersatz von derzeit 15 Prozent über fünf Jahre, verteilt um je einen Prozentpunkt, gesenkt werden. Im Jahr 2032 würde der Körperschaftsteuersatz demnach nur noch 10 Prozent betragen. 

Betrachten wir es einmal so, die Steuersenkungen stehen unter Finanzierungsvorbehalt. Da muss Lars Klingbeil als Bundesfinanzminister erst einmal einen Haushalt vorlegen, er plant ja einen Doppelhaushalt. Erst von den dort vorgelegten Zahlen so wie anhand der weiteren Steuerschätzungen können wir ersehen, ob das Zahlenwerk eine positive Entscheidung in Fragen Steuer überhaupt ermöglichen kann.

Fakt ist jedenfalls, die Steuern waren es nicht, die die Investitionen behinderten. Wir hatten ja schon mehrfach festgestellt, dass die Sozialabgaben in Deutschland zu hoch sind. Dieser Fakt behinderte nicht nur die Investitionen, sondern auch den privaten Konsum, der für den wegbrechenden Export einspringen könnte. Dazu müssen auch noch Gelder bereitgestellt werden, um den Energiestrompreis auf ein normales Niveau zurückzuführen.

 

Ja, dafür haben wir doch u.a. das Sondervermögen geschaffen, hören wir die Politik tönen. Nur das Sondermögen/Sonderschulden kostet sehr viel Geld, die den Haushalt auf jeden Fall schwer belasten. Erstens mit Zinsen und zweitens mit der Rückzahlung in nicht allzu ferner Zukunft.

Das sind nur einmal erste Gedanken zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers. 

Der Vorstandsvorsitzende von unserem Depotwert UnitedHealth, Andrew Witty (60) tritt aus persönlichen Gründen zurück. UH war in den vergangenen Monaten wegen der tödlichen Schüsse auf Manager Brian Thomson in die Schlagzeilen geraten. Daraufhin entspannte sich eine Debatte über die Geschäftspraktiken des Unternehmens. Das Unternehmen aus Minnesota teilte mit, dass der Ex-Chef Stephen Hemsley (72!) mit sofortiger Wirkung zum neuen Vorstandsvorsitzenden ernannt wird. Zukunft mit ordentlicher Personalplanung sieht irgendwie anders aus.

Wirtschaftlich läuft es für unseren Wert UnitedHealth auch nicht wie geplant. Der Konzern hat seine Finanzprognose für das Gesamtjahr aufgrund der unerwartet hohen Gesundheitskosten ausgesetzt. Hintergrund sei, dass die medizinischen Kosten höher waren als erwartet.

UnitedHealth hatte im vergangenen Monat bereits seine Prognose für das Jahr 2025 gesenkt, nachdem das Unternehmen zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt die Quartalsergebnisse verfehlt hatte. Die Aktien von UnitedHealth, die seit den tödlichen Schüssen am 4. Dezember um 38 Prozent eingebrochen sind, fielen im vorbörslichen Handel nach Bekanntgabe des Rücktritts um weitere acht Prozent. Das sollte doch zum Nachdenken anregen.

Zollunsicherheiten und das Auf und Ab der Aktienmärkte sorgen bei Unternehmen für Nervosität. Viele haben deshalb ihre Börsengänge verschoben oder abgesagt. Der Mittelständler Pfisterer hat sich nun als erstes deutsches Unternehmen in diesem Jahr neu aufs Frankfurter Parkett gewagt. Das schwäbische Familienunternehmen, das Komponenten für Stromkabel und -leitungen baut, legte ein erfolgreiches Börsendebüt hin. Mit 27 Euro als endgültiger Angebotspreis, startete das Unternehmen mit 30 Euro als Börsendebüt und hält sich aktuell mit 29,77 Euro noch sehr gut. Die Marktkapitalisierung zum Ausgabepreis beträgt etwa 489 Millionen Euro. Die Erlöse aus dem Börsengang sollen in erster Linie zur Finanzierung des Wachstums des Unternehmens verwendet werden, einschließlich der Erweiterung der Produktionskapazitäten und Investitionen in neue Technologien, insbesondere im Bereich der Hochspannungs-Gleichstromtechnik.

Geldmarkfonds – Attraktive Zinsen von ca. 2%

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

 

Es lassen immer noch viel zu viele Menschen ihr Geld auf dem Girokonto oder dem Sparbuch und nehmen keine Verzinsung oder nur eine sehr geringe Verzinsung in Kauf. Das Geldvermögen verliert so jedes Jahr aufgrund der Inflationsraten an Wert.

Eine attraktive Alternative bietet der NDAC seinen Mitgliedern mit dem Geldmarktfonds Zins und Sicherheit an. Hierbei handelt es sich um eine Form der Geldanlage mit sehr vielen Vorteilen:

– Der Geldmarktfonds verzinst sich derzeit mit ca. 2% pro Jahr und das dauerhaft. Es handelt sich hierbei nicht um ein Werbeangebot, wie es sie bei vielen Banken nur für kurzfristige Zeit gibt

– Es handelt sich um Sondervermögen! Das Kapital ist somit in unbegrenzter Höhe geschützt und unterliegt nicht nur einer Einlagensicherung von 100.000 Euro wie auf dem Sparbuch, Tages- oder Festgeld

– Gesamtrisikoindikator (SRI) bei allen Fonds von 1 (1 bis 7), daher größtmögliche Sicherheitsstufe

– Tägliche Handelbarkeit, keine Kündigungsfristen, kein Ausgabeaufschlag

– Direkt im NDAC-Clubdepot mit einlegen

Buchen Sie gerne einen Beratungstermin, wenn Sie Interesse an unserem Geldmarktfondsangebot haben.

Novum cancellarium habemus – Wir haben einen neuen Kanzler

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Auch wenn es gleich wieder hieß, das war ein „Start mit Stottern“, ja sogar von einer „Staatskrise“ und „Neuwahlen“ war die Rede in manchen Medien. Man möchte sich als Beobachter nur die Haare raufen nach der Berichterstattung. Angesichts knapper Mehrheiten haben wir das schon in den Landtagen erlebt, nun also auch im Bundestag. Es wird sicher in der Zukunft noch öfter geschehen, dass die Regierung im Bund ihre Mehrheit verliert. Deshalb ist immer noch keine Staatskrise in Sicht. Friedrich Merz heißt der neue Kanzler und der Bundestag hat ganz pragmatisch entschieden, den zweiten Wahlgang vorzuziehen und noch am selben Tag abzuhalten. Das war richtig und so konnte die neue Regierung starten, nach sechs Monaten Lähmung in der Bundespolitik. Hier muss dringend etwas geschehen, die Zeitdauer ist entschieden zu lang, wir haben es nur nicht gemerkt, weil es keine solchen schweren Krisen in der Vergangenheit zu bewältigen gab. Schlüsse lassen sich aus dem Theater natürlich eine Menge ziehen, aber die vordringlichsten sind sicher, dass sich der neue deutsche Kanzler durchaus gewahr sein muss, dass der Schwanz jederzeit bereit ist, mit dem Hund zu wedeln. Und dass es völlig egal ist, was vor der Wahl versprochen wurde, weil danach ohnehin die Realität die Richtung vorgibt, der man folgen muss. Egal, wie schwer es fällt.

Nun soll die neue Regierung beweisen, was sie anders und vor allen Dingen besser machen wird. Obwohl jeder neuen Regierung eine hunderttägige Schonfrist eingeräumt wird, wollen CDU/CSU und SPD schon nach hundert Tagen liefern und erste Ergebnisse vorlegen. Das erwartet die Wirtschaft und die Bevölkerung. Lassen wir das schwarz/rote Kabinett Merz also arbeiten.

Gut, verlassen wir die Niederungen der deutschen Politik und begeben uns zum Zollstreit, den das Weiße Haus und sein Hausherr losgetreten haben. Die Verhandlungen mit China kommen langsam ins Laufen, aber auch die EU hat einen Handelskommissar, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Die EU ist nach Darstellung von Handelskommissar Maros Sefcovic unter keinem Druck, überstürzt mit den USA einen schlechten Deal im Zollstreit einzugehen. “Wir fühlen uns nicht schwach”, sagte Sefcovic. Es müsse keine Lösung akzeptiert werden, die für die EU-Seite nicht fair wäre. Die Europäische Union sollte mit anderen Ländern ihre Handelsbeziehungen vertiefen und verspüre ein großes Interesse in unterschiedlichen Wirtschaftsregionen. 

 

Der Löwenanteil des internationalen Handels entfalle auf andere Staaten außerhalb der USA. So gebe es bereits mit Indien, Indonesien, Thailand und Malaysia Verhandlungen über Freihandelsabkommen. Diese laufen zum Teil aber schon seit vielen Jahren, ohne dass jetzt eine schnelle Einigung absehbar ist. Das Mercosur-Abkommen ist zwar unterschrieben, wartet aber noch auf die Ratifizierung durch die einzelnen EU-Mitgliedsstaaten. In den kommenden Wochen bis Anfang Juli will die EU mögliche Gegenmaßnahmen im Handelskrieg mit den USA vorbereiten. Die neuen US-Zölle von Präsident Donald Trump würden derzeit 70 Prozent der europäischen Exporte in die USA betreffen, sagte Sefcovic vor Abgeordneten im EU-Parlament. Es könnten 97 Prozent werden, sollten weitere Branchen ins Visier genommen werden. Die USA drohen unter anderem noch mit Sonderzöllen auf Pharmaprodukte und Halbleiter, und jetzt sogar auf Filme. Nun, da hat wohl jemand einen schlechten Horrorfilm gesehen. Aber die EU hat ihr Pulver noch längst nicht verschossen. Die Agentur Bloomberg meldete, die EU plane zusätzliche Zölle auf US-Waren im Wert von etwa 100 Milliarden Euro zu erheben, falls die laufenden Handelsgespräche scheiterten.

In die Lücke, die der US-Präsident mit seinem Vorgehen gegen langjährige Partner der USA reißt, will China vorstoßen. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking sagte, die Volksrepublik würde Besuche von EU-Ratspräsident Antonio Costa und Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zur gegebenen Zeit begrüßen. Es werde noch in diesem Jahr hochrangige Gespräche mit der EU geben – zu den Themen Wirtschaft und Handel, grünen Technologien und der Digitalisierung. Na bitte, geht doch, möchte man dazu sagen.

Ok, das wird dem Mann im Weißen Haus nicht gefallen, er versteht nach eigenem Bekunden viel mehr von Zinsen, aber sei es drum. Die US-Notenbank Federal Reserve hält den Leitzins konstant. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell beließen den geldpolitischen Schlüsselsatz in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Zu diesem Satz können sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld leihen. Der Schritt wurde von Analysten erwartet. Der US-Präsident hatte die Fed in den vergangenen Wochen mehrfach aufgefordert, die Zinsen zu senken. Die Notenbank begründete ihr Vorgehen unter anderem damit, dass das Risiko einer höheren Inflation gestiegen sei – und dürfte damit auch auf die aggressive Zollpolitik anspielen.

Wie war das doch noch mal mit dem Handelsdefizit, das der Mann im Weißen Haus abbauen wollte? In Erwartung weiterer Zollankündigungen und somit drohender höherer Importpreise für Unternehmen stiegen die US-Importe im März mit 419 Milliarden US-Dollar auf ein Allzeithoch. Diese Hamsterkäufe sorgten für eine Ausweitung des US-Handelsbilanzdefizits auf rund 140 Milliarden US-Dollar – ebenfalls ein neues Rekordhoch. Ein wachsendes Defizit kann den US-Dollar schwächen, was Exportsektoren wie der Informationstechnologie zugutekommt, jedoch die Importpreise und die Inflation erhöht. Da könnte infolge dessen die US-Wirtschaft noch lange auf eine Zinssenkung warten.


Krisen an den Börsen: Gefahr oder große Chance für Anleger?

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Eine umfassende Analyse der Marktentwicklung seit den 1970er-Jahren macht dies deutlich. Betrachtet man den globalen Aktienindex MSCI ACWI, so kam es seither zu 23 Phasen, in denen der Index um mehr als zehn Prozent gegenüber seinem vorherigen 52-Wochen-Hoch gefallen ist. Im Median dauerte ein solcher Rücksetzer etwa 145 Handelstage. Die ersten 62 Tage waren dabei von einem durchschnittlichen Kursverlust von 14,7 Prozent geprägt. Vom Tief bis zum Erreichen eines neuen Hochs vergingen anschließend nochmals rund 83 Tage. Besonders bemerkenswert ist dabei die Vielfalt der Verläufe: Während sich die Märkte in einigen Fällen, wie 1981 und 1984, binnen weniger Wochen erholten, zogen sich andere Krisen wie die nach dem Platzen der Dotcom-Blase über mehrere Jahre hin. Auch aktuelle Entwicklungen, wie der sogenannte „ZollCrash“ im April 2025 infolge umfassender protektionistischer Maßnahmen der USA unter Präsident Donald Trump, fügen sich in dieses historische Muster ein. Die Märkte reagierten heftig: Der Dow Jones fiel an einem einzigen Tag um rund vier Prozent, der Nasdaq sogar um über fünf Prozent. Die Unsicherheit ist groß, denn höhere Zölle verteuern Waren, befeuern die Inflation und hemmen den internationalen Handel – mit potenziell schweren Folgen für das globale Wirtschaftswachstum. Besonders exportabhängige Volkswirtschaften und Unternehmen mit stark verflochtenen Lieferketten geraten unter Druck. Doch so ernst die Lage erscheinen mag: Frühere Krisen zeigen, dass Märkte selbst schwerste Erschütterungen überstehen und sich langfristig erholen. Ein tieferes Verständnis dafür, wie lange Krisen anhalten und wie schnell sich die Märkte erholen, erfordert den Blick auf mehrere entscheidende Einflussfaktoren. Ein zentrales Element ist die Art und Tiefe der wirtschaftlichen Schäden. Handelt es sich „nur“ um einen Schock, wie beim Corona-Crash 2020, kann sich der Markt innerhalb weniger Monate erholen. Damals dauerte es beim S&P 500 gerade einmal fünf Monate, um die Verluste vollständig wettzumachen. Hingegen benötigen Krisen, die strukturelle wirtschaftliche Schäden verursachen, erheblich mehr Zeit. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 und die Finanzkrise 2008 sind Beispiele dafür, wie tiefe wirtschaftliche Verwerfungen die Erholung über viele Jahre hinauszögern können. Mindestens ebenso wichtig ist die Reaktionsgeschwindigkeit der Politik und Zentralbanken. Während die Untätigkeit während der frühen 1930er Jahre die Krise erheblich verschärfte, führten entschlossenes Eingreifen und massive fiskal- und geldpolitische Unterstützungsmaßnahmen 2008 und insbesondere 2020 zu deutlich schnelleren Erholungen. Die Fähigkeit, mit durchdachten Programmen Liquidität bereitzustellen, Märkte zu stabilisieren und Vertrauen zu schaffen, verkürzt die Dauer einer Krise erheblich. Das fundamentale wirtschaftliche Umfeld spielt ebenfalls eine wesentliche Rolle. Nach dem Crash von 1987 konnten sich die Märkte relativ schnell erholen, da die Weltwirtschaft damals robust war. Dagegen war die wirtschaftliche Basis zur Zeit der Weltwirtschaftskrise bereits vor dem Crash brüchig. Strukturelle Schwächen wie eine hohe Verschuldung, ein angeschlagener Bankensektor oder eine schleppende Produktivitätsentwicklung erschweren die Rückkehr zu Wachstum erheblich. Auch die sektorale Betroffenheit einer Krise beeinflusst Tempo und Tiefe der Erholung. Breite, systemische Krisen wie 2008, die nahezu alle Wirtschaftsbereiche erfassen, hinterlassen tiefere Spuren als sektorale Krisen. Der Dotcom-Crash der frühen 2000er Jahre, der primär Technologieaktien traf, führte zwar zu dramatischen Einbrüchen innerhalb der betroffenen Sektoren, ließ jedoch andere Bereiche vergleichsweise unbeschadet. Entsprechend konnte sich die Gesamtwirtschaft schneller stabilisieren als etwa nach der umfassenden Finanzkrise. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum die Dauer der Erholung so unterschiedlich ausfallen kann. Vom ultraschnellen Rebound nach der Corona-Pandemie über moderate Erholungen nach 1987 und 2022 bis hin zu langwierigen Phasen nach 1929 oder 2000 spannt sich eine weite Bandbreite. Im Durchschnitt dauerte es über alle Krisen hinweg etwa ein Jahr und vier Monate, um einen Kursverlust von zehn Prozent vollständig auszugleichen – doch die Streuung ist groß.  

Trotz aller Unterschiede in Verlauf und Dauer bleibt eine fundamentale Erkenntnis: Wer investiert bleibt und nicht in Panik verfällt, wird am Ende meist belohnt. In den letzten Jahrzehnten haben Anleger, die ihr Engagement über mindestens 15 Jahre hielten, eine durchschnittliche jährliche Rendite von rund acht Prozent erzielen können – unabhängig davon, ob sie ihr Investment unmittelbar vor einer Krise begonnen hatten. Langfristiges Investieren war bislang stets die überlegene Strategie. Gerade in Zeiten wie jetzt, in denen die Märkte von politischen Unsicherheiten geprägt sind, kann es sich lohnen, antizyklisch zu handeln. Statt Kursrückgänge zu fürchten, sollten sie als Gelegenheiten gesehen werden. Historisch betrachtet haben Investoren, die in Krisenzeiten diszipliniert investiert haben, deutlich höhere Erträge erzielt als jene, die versuchten, den „richtigen“ Zeitpunkt abzupassen oder panisch verkauften. Die Erfahrung zeigt: In den Momenten größter Unsicherheit werden oft die besten Grundsteine für künftigen Vermögensaufbau gelegt. Natürlich ist Vorsicht geboten. Niemand sollte in einer unübersichtlichen Marktlage unüberlegt sein gesamtes Kapital auf einmal investieren. Wer schrittweise einsteigt und seine Investitionen über einen längeren Zeitraum verteilt, kann Marktschwankungen besser ausbalancieren und psychologische Fehler vermeiden. Die sogenannte „Häppchenstrategie“, bei der Kapital in mehreren Tranchen investiert wird, hat sich als besonders effektiv erwiesen, um langfristig erfolgreich zu agieren. Abschließend bleibt festzuhalten: Auch wenn niemand genau vorhersagen kann, wann die aktuelle Korrektur endet oder wann neue Höchststände erreicht werden, sprechen alle historischen Erfahrungen dafür, dass sich Geduld und konsequentes Handeln für Anleger auszahlen. Der berühmte Rat von Warren Buffett, „Sei ängstlich, wenn andere gierig sind, und sei gierig, wenn andere ängstlich sind“, bleibt aktueller denn je. Krisen sind schmerzhaft – aber sie sind auch die Saatzeiten für den langfristigen Erfolg an den Kapitalmärkten.

Ruhe vor der Kanzlerwahl

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Die Ministerliste wird langsam komplett. Wir warten mit einer Meinung zu den Ministern die ersten hundert Tage ab, obwohl die Riege sich keine Schonfrist angesichts der Lage in Deutschland erlauben kann. Warum, zum Teufel, erlaubt sich die SPD ein wochenlanges Mitgliedervotum? Die neue Regierung könnte schon längst ihre ersten Maßnahmen beschlossen haben, wenn die „alte Tante SPD“ etwa ein zügigeres Verfahren auswählen würde. Wir haben den Anschluss an die große Weltpolitik verloren, denn beim Treffen unter vier Augen zwischen dem Mann im Weißen Haus und dem ukrainischen Präsidenten Selensky wurden nur noch der französische Präsident Macron und der britische Premier Stamer später dazu gebeten. Den immer noch geschäftsführenden Bundeskanzler hat ihr Autor nicht gesehen. Es waren wohl auch keine Gespräche mit einem Wahlverlierer geplant.

Alles wartet auf den neuen deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz. Der sollte bitte ganz schnell mit der Wirtschaftssanierung starten. Das Potential dürfen wir dem „Black-Rock Mann“ durchaus zutrauen, dass er die richtigen Entscheidungen möglicherweise mit Hilfe seiner Richtlinienkompetenz durchsetzen wird, falls die Partner nicht mitziehen. Einen Fehlstart darf sich diese Koalition nicht mehr erlauben.

Wobei die Zollpolitik der USA gar nicht von Deutschland zu beeinflussen ist. Das muss schon die EU tun. Warten wir also ab, welche Zölle uns nun wirklich treffen und wie die verhandelt werden und ggf. wie die EU zurückschlagen wird.

Aber das Zolldrama bringt auch einige Augen in der deutschen Wirtschaft zum Leuchten. Denn China wird wieder etwas attraktiver bewertet. Die Probleme, die wir im Handel, aber auch politisch mit China haben (die Chinapolitik der Ex-Außenministerin ist nach wie vor dort nicht vergessen), lösen sich durch den von Trump angezettelten Handelskonflikt nicht in Luft auf. Es sieht so aus, als ob das Reich der Mitte wieder ein wenig mehr für sein eigenes Wachstum tut. So hat Peking den Konsum etwas angekurbelt und europäischen Firmen wird wieder mehr der rote Teppich ausgebreitet. Allerdings dürfen die Unternehmen nicht wieder blind in China investieren, der Taiwan-Konflikt ist erst einmal nur verschoben und auch die Gefahr, dass China uns von kritischen Importen (Seltene Erden, Solarmodule etc.) abschneidet, steht nach wie vor im Raum. China wird als Exportmarkt immer unattraktiver. Deutschland hat in den vergangenen beiden Jahren rund 16 Prozent weniger Waren nach China exportiert. Die Bedeutung für unseren Export hat zuletzt stark abgenommen. Im Jahr 2020 war China noch das zweitwichtigste Exportzielland für uns, im Jahr 2024 reichte es nur noch für Rang fünf. Aber auf der Importseite bleibt China mit großem Abstand der wichtigste Partner. Da hat sich deutlich weniger bewegt. Im vergangenen Jahr ging der Wert der Importe aus China zwar leicht zurück, aber wegen sinkender Preise haben wir mengenmäßig sogar rund acht Prozent mehr eingeführt. Importseitiges De-Riskant sieht anders aus. Also sollte die Regierung die Beziehung zu China wieder in Ordnung bringen, allerdings als gleichberechtigter Handelspartner, ohne die zuletzt von der alten Bundesregierung begonnenen engeren Beziehungen bspw. zu Indien oder Afrika dafür zu opfern.

Ihr Autor schaut immer gern auf den Baltic Dry Shipping Index, der besagt, wie die Handelsschifffahrt sich weltweit entwickelt. Und da sieht es düster aus, denn her hat in den letzten Tagen neun Prozent verloren.

Speziell der Handel zwischen China und den USA geht rasant zurück – das zeigen Daten aus der Frachtschifffahrt. Diese belegen einen starken Anstieg sogenannter Blank Sailings, also Streichungen von Stopps in Häfen an der US-Westküste oder Annullierungen geplanter Frachtfahrten. Anfang März hatten Reedereien noch Frachtlieferungen im Volumen von 1,4 Millionen Containern für den Zeitraum vom 14. April bis 5. Mai angemeldet, inzwischen wurden jedoch mehr als 360.000 davon storniert. Gleichzeitig ist die Zahl der Frachter, die vor der Küste Kaliforniens auf die Hafeneinfahrt in Los Angeles oder Long Beach warten, in den vergangenen Tagen von 80 auf 55 gesunken. Die ausbleibenden Lieferungen dürften US-Unternehmen eine Zeit lang mit Waren aus ihren Lagern ausgleichen können. Doch schon bald können sich erste Probleme auftun und für erste Lieferengpässe sorgen. Und wenn die USA einen Schnupfen hat, dann folgt Europa und damit auch Deutschland mit Influenza. Kommt endlich in die Puschen, neue Bundesregierung!

Und irgendwann wird es wohl auch an den Märkten wahrgenommen werden. Der Zollstreit dürfte die Margen der S&P-500-Konzerne spürbar belasten. Nicht alle Unternehmen verfügen über ausreichend Preissetzungsmacht, um die steigenden Inputkosten komplett an die Verbraucher weiterzugeben. Drohende Margenrückgänge dürften negative Geschäftsausblicke zur Folge haben und Gewinnrevisionen nach unten beschleunigen. Sektoren wie Konsum, Industrie und Grundstoffe sind besonders von Importen aus China abhängig und daher anfälliger für Margendruck durch zollbedingte Kostensteigerung. Solange der Zollstreit anhält und kein Ende abzusehen ist, müssen Anleger spezielle US-Aktien auf eine gesonderte Watchlist setzen, um sich vor bösen Überraschungen zu schützen. Noch ist der Mann im Weißen von der Richtigkeit der Zölle überzeugt, wie lange noch?

Die Osterruhe ist vorbei und langsam wird es ungemütlich an den Märkten

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Die Osterzeit ist vorbei und die Ruhe an den Börsen auch. Und es wird langsam wirklich ungemütlich an den Märkten.

Der US-Präsident will den unbequemen und nicht seinen Vorstellungen folgenden Fed-Chef am liebsten absetzen und er lässt derzeit prüfen, wie das geschehen könnte. Dabei hat er ihn in seiner ersten Amtszeit selbst ernannt. Und daher gibt es Feuer von den Märkten. Belastet von den dazu gehörigen Medienberichten ging es an der Wall Street am Ostermontag abwärts. An der Wall Street gaben alle drei wichtigen Indizes deutlich nach, da neben den Folgen der Zollpolitik des Präsidenten nun auch das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Fed angekratzt wird.

Besonders die Verluste der “Magnificent Seven”, der Gruppe der wachstumsstarken Tech-Riesen, zogen den NASDAQ nach unten. Der US-Präsident hatte am Montag bei seiner Kritik an Powell nachgelegt und ihm die Schuld an einer drohenden nachlassenden Dynamik der US-Wirtschaft zur Last gelegt, da die Fed den Leitzins entgegen seinen Wünschen nicht gesenkt hat. Powell bezeichnete er als “Mr. Zu Spät” und “großer Verlierer.” Trump behauptete, “praktisch” gebe es keine Inflation und es sei an der Zeit für eine “präventive Senkung” des Leitzinses. Wobei auch Jay Powell genauso wenig über Leitzinsveränderungen allein entscheidet wie bspw. die EZB-Chefin Christin Lagarde. Die beiden verkünden sie nur.

Aber ganz offensichtlich hat sich der Mann im Weißen Haus beraten lassen. Jetzt will er ihn nicht mehr entlassen. Wir werden sehen, was morgen oder in den nächsten Tagen passiert. Allerdings hat Jay Powell die Finanzmärkte hinter sich und die haben ungewöhnlich viel Druck aufgebaut. Dass Ergebnis: Der Präsident gibt klein bei. „Ich habe nicht die Absicht ihn zu entlassen.“  Und im Nebensatz, er würde es „gern sehen“, wenn dieser aktiven Bezug auf die Senkung der Zinsen nehmen würde. Er kann es einfach nicht lassen, der Donald! Aber zumindest die Märkte sind wieder angesprungen.

Es ist uns vielleicht bisher noch nicht so aufgefallen, aber es gibt einen „Schadensbegrenzer“ in der US-Administration. Nein, das ist ganz bestimmt der Elon, dessen Geschäfte mit Tesla laufen ja auch nicht mehr so richtig und seine Tage im Weißen Haus sind eh gezählt. Ihr Autor meint Scott Bessent, ehemaliger Hedge-Fondsmanager und gegenwärtig US-Finanzminister. Er hat am Dienstag wieder seine Wichtigkeit in den USA in diesen unruhigen Zeiten gezeigt. Wenn es zu angespannt wird oder die Ideen zur Belebung des Aktienmarktes ausgehen, bietet Bessent schnelle Lösungen.

Schauen wir uns die Entwicklung der Zollpolitik an. 

Die Sorgen über die Auswirkungen des Handelskriegs mit China nahmen zu, nachdem die Volksrepublik andere Länder davor gewarnt hatte, mit den USA auf Kosten Chinas über Zölle zu verhandeln. Das kann noch sehr viel weitere Unsicherheit hervorrufen.

Zumal China jetzt diffizil zurückschlägt. Der US-Flugzeugbauer Boeing ist anscheinend das erste prominente amerikanische Opfer. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, flog eine für die Auslieferung bestimmte 737 Max am Ostersonntag von China aus zurück zum Boeing-Werk in Seattle. Wenige Stunden später verließ eine zweite Maschine das chinesische Fertigungszentrum in Zhousan und nahm ebenfalls Kurs auf die Vereinigten Staaten. Die Boeing-Fertigung bei Shanghai ist für die Endmontage der Maschinen verantwortlich, kurz bevor diese an chinesische Fluggesellschaften ausgeliefert werden. Ihr Autor weiß ja nicht was in den Verträgen steht, aber die Chinesen werden es sicher geprüft haben, denn durch die Zölle sind die Maschinen nicht mehr rentabel. Vor wenigen Tagen wurde zudem bekannt, dass die Führung in Peking chinesische Fluggesellschaften angewiesen hat, die Annahme neuer Boeing-Flugzeuge zu stoppen und keine Flugzeugteile des amerikanischen Unternehmens zu kaufen. Eine neue Boeing 737 Max hat laut der Luftfahrtberatung Iba einen Marktwert von rund 55 Millionen US-Dollar. Wie stark sich der Preis durch die Zölle erhöht, ist nicht bekannt. Einem Bericht zufolge sollen sich die Kosten für in den USA hergestellte Flugzeuge und Teile für chinesische Airlines mehr als verdoppelt haben. Da ist es verständlich, wie die Chinesen reagieren.

Aber es geht weiter mit den Zöllen, vorerst. Die USA haben ihren Handelsstreit mit China ausgeweitet und erheben nun hohe Zölle auf Solarimporte aus vier südostasiatischen Ländern, in denen Hersteller vom chinesischen Festland in den vergangenen Jahren Fabriken errichtet haben. Und das sind nicht nur 145 Prozent oder ein paar Prozent mehr, sondern langsam wird es astronomisch. Die Zölle von bis zu 3.521 Prozent, die am Ostermontag auf Solarzellenimporte aus Kambodscha, Thailand, Vietnam und Malaysia angekündigt wurden, würden die Produkte auf dem US-Markt praktisch unverkäuflich machen. Die von der Trump-Administration verhängten neuen Zölle gelten für mehrere Unternehmen in Südostasien. Einigen Herstellern in Kambodscha drohen somit Zölle von mehr als 3.500 Prozent.

Bei einer privaten Veranstaltung ließ aber Finanzminister Scott Bessent durchblicken, dass der Handelskonflikt mit China nicht weitergehen könne und er eine Beruhigung der Situation erwarte, auch wenn es ein schwieriger Prozess sei. Diese Bemerkung wurde nach Börsenschluss von Trump selbst weitgehend bestätigt und sogar verstärkt. Der irrlichternde Präsident sagte, dass die Zölle auf chinesische Waren deutlich gesenkt würden. Und schon stiegen die Börsen wieder.

Wir sehen also, der US-Präsident agiert nicht mehr, sondern er reagiert im Augenblick nur noch. Das kann sich zwar jederzeit ändern, aber Fakt ist auch, und das ist beruhigend, die Märkte regulieren die Politik auch bei künftigen Markteingriffen durch das Weiße Haus. Die übrigen Zollerhöhungen würden vorerst zurückgenommen, die Entlassung Powell wird nicht weiter verfolgt und mit den China-Zöllen wird eine Verständigung mit dem Reich der Mitte gesucht.

Der US-Präsident sucht sich derweil andere Betätigungsfelder, allerdings müssen wir auch hier feststellen, der Mann hat definitiv den falschen Job.