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Hohe Zinsen interessieren den DAX40 nicht, es ist Hexensabbat

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Die Daten zu den US-Verbraucherpreisen lassen einer Zinswende der US-Notenbank Fed vor Juni weiterhin kaum Raum. Die für die zukünftige Geldpolitik der Fed wichtige, um Energie- und Lebensmittelpreise bereinigte Kerninflationsrate, sank zwar um 0,1 Prozentpunkte auf 3,8 Prozent. Analysten hatten jedoch eigentlich einen stärkeren Rückgang erwartet. Besonders höhere Wohnungsmieten sorgten dafür, dass die Verbraucherpreise zum Vormonat mit 0,4 Prozent ebenfalls erneut etwas stärker anstiegen, als im Marktkonsens erwartet worden war. Dass sie bereits im Januar ebenfalls um 0,4 Prozent zum Vormonat zugelegt hatten, deutet auf einen zähen Rückgang der Inflationsraten hin. Deshalb wurde im Anschluss an die Datenveröffentlichung eine erste Zinssenkung der Fed im Juni an den Terminmärkten nun mit einer etwas geringeren Wahrscheinlichkeit eingepreist. Die Reaktionen an den Finanzmärkten spiegelten diese geringeren Zinssenkungserwartungen wider. Der Dollar wertete moderat auf, die Renditen von US-Anleihen legten zu. Während die US-Aktienmärkte die Daten gut verarbeiteten, gab der Goldpreis um gut ein Prozent nach.

Nicht völlig übersichtlich die Gemengelage, oder? Die Inflationsdaten aus den USA sind, man möchte versucht sein zu schreiben, erwartungsgemäß einen Tick höher ausgefallen, als vorhergesagt. Offensichtlich war ein Gutteil der Marktteilnehmer aber auf eine noch höhere Zahl eingestellt, was dann nach einem kurzen Aufstoßen dazu geführt hat, dass man mit allgemeiner Glückseligkeit aus dem Handel gegangen ist, bedeutet mit steigenden Kursen.

Und in der weiteren Abfolge der Woche durchbrach der deutsche Leitindex dann auch noch eine neue Schallmauer, nämlich die von den Marktteilnehmern sehnsuchtsvoll erwarteten 18.000 Punkte. Kurz nach Handelsstart auf XETRA überspringt das deutsche Kursbarometer am 13. März 2024 erstmals die Marke von 18.000 Punkten. In den ersten Handelsminuten geht es weiter aufwärts bis auf ein Rekordhoch von 18.001,42 Zählern. Damit hat der DAX40 gerade einmal drei Monate gebraucht, um die nächste Tausender-Marke zu knacken. Zur Erinnerung: Am 13. Dezember 2023 hatte der deutsche Leitindex erstmals über die Marke von 17.000 Punkten gelugt. 

Die wesentlichen Gründe für die Rekordjagd am Aktienmarkt sind seit Monaten schon die gleichen: Anleger spekulieren auf eine geldpolitische Wende und baldige Zinssenkungen, sowohl in den USA als auch im Euroraum. Sinkende Zinsen machen bekanntlich Investments in Aktien attraktiver. Die Realität wird leider ausgeblendet.

Und nun im Sauseschritt weiter zu den 19.000 Punkten, die aber ggf. nur als Zwischenschritt gelten, um danach den lang ersehnten und immer wieder mal prognostizierten 20.000 Punkte Gipfel zu erreichen?

Dass der DAX40 die 18.000 Punkte Wert bis zum Börsenschluss nicht halten konnte, ist eigentlich kein Wunder. Groß- und Kleinanleger haben erst einmal Kasse gemacht. Schließlich hat der DAX40 einen weiteren Meilenstein erreicht und für den am darauffolgenden Freitag der Hexensabbat an den Börsen, dem „große Verfallstag“, der auch „dreifacher Verfallstag“,  zur Vorsicht geradezu aufrief.

Aber was war der Hexensabbat noch mal?

Gegen Ende eines jeden Quartals kommt es an den Terminbörsen zum Hexensabbat. Das ist fix jeweils der dritte Freitag in den Monaten März, Juni, September und Dezember.

An diesem dreifachen Verfallstag enden an den Terminbörsen die Laufzeiten vieler Kontrakte, Optionen und Futures auf Indizes wie zum Beispiel DAX40, TecDAX und EuroStoxx sowie Optionen auf Aktien.

Der Hexensabbat fällt an allen wichtigen Börsen dieser Welt auf denselben Tag. Es verfallen also zum Beispiel auch in den USA Optionen- und Futures-Kontrakte auf Indizes wie Dow Jones, Nasdaq, S&P500 und Optionen auf Aktien.

In den Handelstagen vor dem dreifachen Verfallstag kommt es oft zu deutlichen Kursschwankungen, die sich weder fundamental noch charttechnisch schlüssig begründen lassen.

Institutionelle Anleger wie zum Beispiel Fonds, Hedgefonds und Investmentbanken halten sehr große Bestände an Call- Optionen und Put-Optionen.

Am Hexensabbat werden die Optionen, die an diesem Tag verfallen, abgerechnet. Aus diesem Grund versuchen institutionelle Anleger kurz vor dem Hexensabbat die Basiswerte ihrer Optionen (Aktien oder Indizes) durch Kauf und Verkauf im Kurs zu ihren Gunsten zu bewegen. Sie wollen dadurch für sich selbst günstige Kurse zur Abrechnung erreichen.

Diese, durch den Hexensabbat verursachten Käufe und Verkäufe, führen regelmäßig zu deutlichen Kursbewegungen. Diese Kursbewegungen leiten aber selten einen Trend ein. Meist lässt sich beobachten, dass sich die Kurse nach dem Hexensabbat wieder auf das Niveau von vor dem Hexensabbat einpendeln.

Da es keine in den Unternehmen begründeten Ursachen für diese Kursbewegungen im Vorfeld des Hexensabbats gibt, scheinen diese „mystischen“ Ursachen zu haben. Sie tanzen auf und ab, so wie die Hexen auf ihren Besen. Von diesem Bild hat der große Verfallstag seinen umgangssprachlichen Namen: Hexensabbat.

Und vielleicht hatte es auch mit dem Hexensabbat zu tun, dass der DAX40 die Anleger zum Jubeln brachte. Wir werden es in den nächsten Tagen erleben, ob die Jagd nach Norden weitergeht.

Übrigens, chartanalytisch haben runde Tausender eigentlich nur selten eine Bedeutung, es zählt hier vor allem die psychologische Wirkung. Wir erinnern uns in diesem Zusammenhang an den Spruch von Börsenlegende Andre Kostolany: „Die Börse reagiert gerade mal zu 10 Prozent auf Fakten. Alles andere ist Psychologie!“