Es scheint momentan nicht mehr so richtig zu laufen bei unserem Depotwert Apple. Der iPhone-Gigant liegt seit Jahresbeginn mit 6,9 Prozent unter Wasser, während der Nasdaq 100 seit Jahresbeginn rund 8,5 Prozent zugelegt hat. Einige Experten halten ihn bereits als nächsten Wert, der nach Tesla die „Glory 7“ verlassen wird. Nun ja, so weit würde ihr Autor nicht gehen, aber dass es beim iPhone-Produzenten ruckelt und zuckelt ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Schauen wir es uns die Dinge einmal näher an.
Der Absatz von iPhones in China ging in den ersten sechs Wochen des neuen Jahres 2024 um 24 Prozent zurück. Der Wettbewerb ist härter geworden, denn er hat sich mit anderen Anbietern wie Huawei, Oppo, Vivo und Xiaomi sowie insbesondere dem südkoreanischen Samsung logischerweise verschärft. Ähnlich wie beim Kampf um die Vorherrschaft bei E-Autos wird der Preis für die Kunden wichtig. Die Qualität aus China wird auch bei Smartphones besser und Samsung steht mit an der Spitze in der Welt.
Die europäische Wettbewerbsaufsicht meldet, dass man Apple eine Strafe in Höhe von 1,8 Milliarden Euro aufgebrummt hat. Der kalifornische Gigant habe seinen Nutzern des Musik-Streamingdienstes Werbung von günstigeren Anbietern vorenthalten, so das Urteil. Spotify, der Kläger, erhält seinen erlittenen Schaden in Höhe von 40 Millionen Euro erstattet. Im Verhältnis zum verursachten Schaden ist die Strafe von 1,8 Milliarden wirklich astronomisch hoch. Man wolle ein abschreckendes Exempel statuieren, so die dafür zuständige Brüsseler EU-Kommissarin Margrethe Vestager. Apple wird dagegen klagen, aber bis zu einem erfolgreichen Urteil oder Vergleich stehen die 1,8 Milliarden als Rückstellung in den Bilanzen, denn das zahlt auch ein Apple-Unternehmen nicht einfach so aus der Portokasse. Der Schaden an der Reputation des Konzerns dürfte dagegen eher gering sein, denn die Strafe wird bei Kunden und Aktienkäufern schnell in Vergessenheit geraten.
Vor kurzem wurde das Auto-Projekt Titan, das an einem eigenen Apple-Auto forschte, eingestellt. Und während die Aktien der halben Technologiebranche in vollkommener Euphorie über die KI-Revolution von Hoch zu Hoch stürmen, ist die Aktie von Apple seit vergangenem Dezember um 15 Prozent gefallen, auch wenn es in den letzten Tagen wieder etwas aufwärts ging.
Erste Analysten rufen angesichts dieser Tatsachen schon das Ende der Apple-Dominanz aus. Die Produkte des Konzerns seien zu teuer und würden an den Bedürfnissen der Kunden vorbei gehen. Den KI-Zug habe der Konzern aus Kalifornien verpasst. Und die Vision Pro sei viel zu teuer und verursache Kopfschmerzen, wenn man sie länger trägt. Ob daraus mal ein Massenartikel werden kann, ist ein anderes Thema. Im ersten Schritt ist das sicher nicht das Ziel des Unternehmens gewesen.
Das klingt alles nicht so schön für Anleger. Aber kampflos gibt Apple den aufstrebenden chinesischen Herstellern wie Huawei oder Oppo den Markt nicht preis. Der US-Konzern setzt dabei unter anderem auf den lokalen Einzelhandel, der mit einem neuen Apple-Store in Shanghai gestärkt werden soll. Es wird der achte Laden in der chinesischen Metropole werden und der 47. in ganz China. Der neue Apple-Store soll am 21. März eröffnet werden. Zeitgleich gab es im Januar eine großangelegte Rabattaktion – auch für die neusten iPhones. Die Aktion zum chinesischen Neujahrsfest markierte das erste Mal, dass Apple die Preise für seine neuesten iPhone-Modelle in China gesenkt hat.
Ob dies Apple davor bewahren kann, unter den großen Herstellern derjenige zu werden, der 2024 den stärksten Rückgang auf dem weltweiten Smartphone-Markt verzeichnen wird, bleibt abzuwarten. Tatsache ist, es fehlen wirklich die positiven Impulse. Die Negativ-Nachrichten bestimmen mit dem gestrichenen Apple-Car-Projekt, der Milliardenstrafe von der EU sowie der darauf erfolgten Abstufung von Goldman Sachs das triste Stimmungsbild um den iPhone-Hersteller.
Doch irgendwann kam bei Apple jeder Abverkauf zu einem Ende. Zum einen spricht dafür die mittlerweile wieder gesunkene Aktienbewertung mit einem KGV für das laufende Geschäftsjahr von 26. Zum anderen könnte die defensivere Apple-Aktie profitieren, wenn Anleger etwas Risiko bei den Tech-Highflyern herausnehmen.
Apple lässt sich nicht unterkriegen und agiert eigentlich wie immer, langsam, aber solide. Die wichtige Frage ist, ob Apple den Anschluss verliert oder aber einfach mal durchatmet und dann später mit guten Produkten wieder aufholt.
Apple bleibt das Unternehmen, das komplexe Technologien anwendungsfreundlich gestaltet. Damit wird es bald wieder Erfolge feiern. Derzeit scheint sich Apple auf die Entwicklungsabteilungen zu konzentrieren. Schon im vergangenen Jahr fiel der eigentlich jährliche Erneuerungszyklus bei den iPads aus, für die kommenden Tage werden die ersten Neuerungen bei iPads seit zwei Jahren erwartet. Und Fakt ist auch, dass die Mitarbeiter aus dem Titan-Projekt jetzt in die KI-Abteilungen umgesetzt und nicht im großen Stil entlassen wurden.
Zumindest für Neueinsteiger und Nachkäufer ist das zurück gekommene Papier eine Chance auf eine neue Rallye, die vielleicht schon bei der nächsten Produktpräsentation starten kann.