Als die Finanzkrise 2008/2009 ausgebrochen war und die ersten Verantwortlichen an den Pranger gestellt wurden, standen nicht nur die Banken in der Meldepflicht. Viele Sparer hatten damals teils all ihr Vermögen verloren, und das aufgrund eines bestimmten Wertpapiers, welches so der Vorwurf, von den Banken an die Kunden restlos verscherbelt worden war. Die Rede ist von Zertifikaten. Zertifikate werden in Zertifikatstypen eingeteilt um so einen besseren Überblick zu gewinnen..Zertifikate beziehen sich stets auf die Wertentwicklung eines bestimmten Basiswertes, das heißt der Anleger investiert nicht physisch in diesen Basiswert. Dabei handelt es sich um Schuldverschreibungen. Der Käufer solcher Zertifikate tritt als ungesicherter Schuldner gegenüber dem Gläubiger, der Bank, auf. Geht der Emittent in Insolvenz, besteht kein Anspruch auf das investierte Geld. Des Weiteren sind im Gegensatz zu klassischen Schuldverschreibungen keine Zinszahlungen gewährleistet.
Die Kosten von Zertifikaten sind nicht leicht zu durchschauen. Diese Intransparenz ermöglicht den Emittenten, versteckte Kosten einzubauen. Zertifikate werden zwar an der Börse gehandelt, der Preis wird jedoch nicht nach dem klassischen Prinzip Angebot und Nachfrage, sondern durch den Anbieter festgelegt. Um den mathematisch fairen Preis zu ermitteln, Fair Value genannt, müssten alle Bestandteile einzeln gewertet werden. Die Abweichung von dem Anbieterpreis zum Fair Value wird als Emittenten Marge bezeichnet und beträgt nicht selten mehrere Prozent.
Hier eine Aufzählung der wichtigsten Zertifikatstypen
Discount-Zertifikat
Es existieren verschiedenste Arten von Zertifikate. Eine Auswahl soll dies beleuchten. Discountzertifikate sind für fortgeschrittene Anleger geeignet, welche leicht steigende oder fallende beziehungsweise stagnierende Börsenkurse erwarten. Der Käufer erwirbt indirekt eine Aktie, einen Index oder Rohstoff und partizipiert an deren Entwicklung. Der Preis des Zertifikats liegt unterhalb des Basiswerts. Dieser Abschlag, der als Sicherheitspuffer dient, wird Discount genannt. Die Wertentwicklung verhält sich parallel zum Basiswert. Das Discountzertifikat kann jedoch nur bis zu einer festgelegten Höchstgrenze steigen. Schießt der Basiswert über diese Marke hinaus, macht der Anleger keine zusätzlichen Gewinne mehr, der Preis, der für den Abschlag hingenommen werden muss.
Bonuszertifikate
Im Gegensatz zu klassischen Aktien macht der Anleger hierbei auch Gewinne, wenn der Kurs des Basiswerts seitwärts verläuft oder gar leicht fällt. Solange sich der Kurs in einer festgelegten Spanne bewegt, erhalten Sie eine Bonuszahlung. Steigt der Kurs über die obere Grenze, erhalten Sie den entsprechenden Kursgewinn, es sei denn der Gewinn nach oben ist durch das Discountmerkmal begrenzt. Berührt der Basiswert die untere Schwelle, die sogenannte Sicherheitsschwelle, verwandelt sich das Bonuszertifikat in ein normales Papier, welches analog steigt oder fällt wie der Basiswert.
Indexzertifikate
Dieser Zertifikattyp ist relativ verständlich. Sie bilden die Wertentwicklung eines Index ab, sei es Aktien -, Rohstoff – oder Währungsindizes. Neben den jährlichen Verwaltungskosten werden im Gegensatz zu ausschüttenden Indexfonds keine Dividenden ausbezahlt. Zudem sind Indexfonds bei einer Insolvenz geschützt. Bei etwa gleichen Bedingungen sollte der Anleger auf Indexfonds zurückgreifen. Wenn es um Nischenmärkte geht, eignet sich ein Indexzertifikat dagegen besser.
Sprintzertifikate
Sprintzertifikate weisen Merkmale von Hebelprodukten auf. Die erhöhte Gewinnchance besteht darin, dass das Zertifikat überproportional im Verhältnis zur Aktie steigt. Es sind schnell große Gewinne möglich. Das Verlustrisiko dagegen entspricht nur dem der Aktie. Liegt der Aktienkurs bei Fälligkeit unterhalb einer Schwelle, erhält der Anleger Aktien in einem vereinbarten Bezugsverhältnis. Die Nachteile dieses Zertifikats:
– keine Ausschüttung der Dividende
– Gewinnchance nach oben begrenzt, ähnlich der Discountzertifikate
– Kursentwicklung nur schwer nachvollziehbar