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Das Comeback der Technologiewerte (Teil I)

Ihr Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

In den letzten Ausgaben unseres Newsletters haben wir ausgewählte Beispiele der Fallen Angel unseres NDAC-Depots vorgestellt und konnten dabei feststellen, dass es sich dabei um die Technologiewerte handelte, die im Zuge des Zinserhöhungszyklus der Fed Federn ließen. Auch die Grenzen des unbeschränkten Wachstums schienen erreicht zu sein. OK, manche hatten auch nicht so sehr zufriedenstellende Zahlen aufzuweisen bzw. vorsichtige Prognosen, was die zukünftige Entwicklung von Umsatz und Gewinn abgegeben. Und jetzt spricht kein Mensch mehr davon, die Inflation geht in den USA und auch in Europa zurück. Daraus leiten die Marktexperten ein baldiges Ende des Zinserhöhungszyklus diesseits und jenseits des großen Teiches ab. Es ist zwar noch nicht ganz ausgemacht, wann die Erhöhungen stoppen werden, aber die ersten Marktbeobachter bringen erste vorsichtige Zinssenkungen in die Diskussion. Es ist aber völlig egal, wann die Szenarien wechseln, wann die Zinserhöhungen beendet sind und wann die Zinssenkungen wieder beginnen. Die Technologiewerte, speziell die USA-Werte, bringen sich jetzt schon in Stellung für ihr großes Comeback an den Börsen.

Aber schauen wir noch einmal kurz zurück. 2022 war kein wirklich gutes Jahr für den weltweit führenden Technologiemarkt in den USA. Der Nasdaq 100, wichtigstes Stimmungsbarometer für die Tech-Aktien an der US-Börse, verlor rund 30 Prozent. Das ist kein Rekordverlust, da gab es schon schlimmere Jahre – erinnert sei nur an den scharfen Rückgang im Jahr 2000 (Platzen der Technologieblase), damals belief sich das Minus auf etwa 40 Prozent –, aber eben auch deutlich bessere. Die Technologieunternehmen befinden sich irgendwo zwischen Konsolidierung und Krise, sagen Branchenbeobachter. Sie verweisen dabei unter anderem auf den Arbeitsplatzabbau bei vielen Tech-Konzernen. Die Unternehmen des US-Tech-Sektors insgesamt haben seit Ende 2021 knapp 350.000 Beschäftigte entlassen, davon mehr als 100.000 allein in diesem Jahr. Die Branche beschäftigt insgesamt knapp sechs Millionen Menschen, also weniger als vier Prozent der US-Arbeitnehmer. Und trotz der Entlassungswelle sind im IT-Sektor heute noch mehr Angestellte als vor der Corona-Pandemie zu finden, da in den vergangenen Jahren aufgrund voller Auftragsbücher viele Stellen geschaffen worden sind. Die Lohnkostenersparnisse könnten die Gewinne der Unternehmen um drei bis fünf Prozent steigern. Auch deshalb haben die IT-Unternehmen des S&P 500 den Gesamtmarkt 2023 bisher um gut fünf Prozentpunkte hinter sich gelassen. Vorausschauend dürfte jedoch wieder die Entwicklung der Kapitalmarktzinsen die Richtung für die Tech-Werte vorgeben. 

Schauen wir zum Beispiel auf unseren Depotwert Amazon. In den zurückliegenden Jahren ist der Online-Versandhändler rasant gewachsen. Die Coronakrise hat da noch einmal als Katalysator gewirkt. Von 2019 bis 2021 hat sich der Mitarbeiterstab von Amazon verdoppelt, von weltweit 800.000 Angestellten ging es hoch auf 1,6 Millionen. Ein Tempo, das so auf Dauer kaum durchzuhalten ist, erst recht dann nicht, wenn sich die Umstände ändern. Mit dem Abflachen der Corona-Pandemie hat sich zumindest beim täglichen Einkauf die Situation entspannt. Auch wenn viele Menschen die Bequemlichkeit des Online-Handels weiter nutzen werden, gibt es doch viele, die dann doch auch gerne mal wieder ins Shoppingcenter vor Ort gehen. Das bekommt Amazon zu spüren. Der Umsatz wächst aber eben nicht mehr ganz so kräftig wie in den zurückliegenden Jahren. Ging es von 386 Milliarden Dollar im Jahr 2020 auf 470 Milliarden Dollar im Jahr 2021 um über 80 Milliarden Dollar nach oben, rechnen Analysten für den Zeitraum 2022 und 2023 nur noch mit einem Umsatzzuwachs von etwa 50 Milliarden auf rund 560 Milliarden Dollar. Die Folge ist bekannt: Es werden Arbeitsplätze abgebaut. Jüngst hat Amazon die Streichung von 18.000 Stellen bekannt gegeben. Kein Novum, der Arbeitsplatzabbau ging schon im zurückliegenden Jahr los. Bereits Anfang 2022 hatte man damit begonnen, die Zahl der Mitarbeiter zu reduzieren. Mitte 2022 waren noch rund 1,5 Millionen Menschen beim Onlinehändler beschäftigt, also etwa 100.000 weniger als Ende 2021. Ursprünglich waren Branchenbeobachter übrigens von 10.000 Stellen ausgegangen. Nun 18.000, und das war, so mutmaßt man, nur der Anfang.

Also doch eine Krise im Tech-Bereich? Doch noch scheint der Entlassungstrend nicht völlig aus dem Ruder zu laufen. Darauf deuten die Zahlen vom Employment Development Department (EDD) hin. Die Behörde meldet für den Bundesstaat Kalifornien, bekanntlich Heimat vieler großer US-Tech-Konzerne, für November eine Arbeitslosenquote von 4,1 Prozent, nach 4 Prozent im Oktober. Das ist eine minimale Veränderung und lässt sich nur wenig mit den Meldungen über Entlassungswellen übereinbringen, die über das Silicon Valley verbreitet werden. Landesweit sind neue Jobs vor allem in der IT-Branche entstanden. Das EDD meldet für Kalifornien im November einen Zuwachs von über 31.000 Stellen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das schaut nun wirklich nicht nach einer Krise aus. Zumal neue IT- Jobs nicht nur in den USA existieren. Unbesetzte Stellen gibt es zuhauf auch in Europa und Asien. Hier saugt der lange trockengelegte Arbeitsmarkt einen Großteil der IT-Experten auf wie ein Schwamm. Auch in Deutschland suchen IT-Unternehmen händeringend, ja fast schon verzweifelt, Speziallisten. Wir kennen das Problem, demografischer Wandel. Dazu die Zuwanderungsbürokratie unter den gegebenen Umständen dürfte Deutschland nicht gerade das Paradies für ausländischen IT-Experten sein. Aber vielleicht werden wir ja doch noch ein modernes Zuwanderungsgesetz erleben.