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Die Cum-Ex-Täter müssen bestraft werden – Gastkommentar Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

 

Gastkommentar von Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

Sich einmal gezahlte Steuern mehrfach erstatten zu lassen: Das ist die so genannte “Cum-Ex”-Masche, mit der Reiche Milliarden aus der Staatskasse plünderten. Ihre Verfahren aber drohen nun im Sande zu verlaufen: Es ist ein Skandal im Skandal.

Wer derzeit Aktien besitzt, kann sich freuen – nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland. Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten erreicht der Dax immer neue Rekorde. Und obwohl es aktuell so aussieht, als könne man mit Aktien nur Gewinne machen, wird es irgendwann wieder eine Phase geben, in der die Kurse fallen und Verluste entstehen.

Bis vor einigen Jahren gab es jedoch eine Möglichkeit – so meinten es zumindest findige Steuerexperten und Rechtsanwälte, mit Aktiengeschäften vollkommen risikofreie Gewinne zu erzielen – und zwar auf Kosten des Staates. Bekannt sind diese Geschäfte unter dem Namen Cum-Ex.

Dabei wurden am Tag des Dividendenstichtags Aktien so oft hin- und her gehandelt, dass durch geschickte Konstruktionen wie Short-Verkäufe mehrfach ein Aktienbesitz vorgetäuscht wurde, der in Wahrheit gar nicht existierte. Das Ergebnis: Die Beteiligten erhielten mehrfach Steuergutschriften auf einmal abgeführte Kapitalertragsteuer.

Ungeahnte Summen wurden so „verdient“ und es dauerte Jahre, bis der Gesetzgeber diese Praxis eindeutig unterband. Milliardensummen gingen der Staatskasse und damit den Steuerzahlern verloren.

Bei Cum-Ex profitierte die Finanzelite auf Staatskosten

Diese Machenschaften hätten möglicherweise ungehindert weitergehen können und wären nie aufgeflogen, wenn es nicht Staatsanwältin Anne Brorhilker in Köln gegeben hätte. Mit großem Eifer begann sie, das scheinbare „Steuerschlupfloch“ zu untersuchen, fest davon überzeugt, dass die Rückerstattungen unrechtmäßig waren.

Als klar wurde, dass der Strafverfolgung nicht zu entgehen war, änderten einige Beschuldigte ihre Strategie. In der Hoffnung auf Strafmilderung oder Straffreiheit kooperierten sie mit der Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen brachten ans Licht, dass die renommierten Steuerberatungsgesellschaften, Anwaltskanzleien sowie in- und ausländische Banken an den Cum-Ex-Geschäften beteiligt waren.

Geldgeber und Hauptprofiteure waren häufig bekannte Unternehmer. Angesprochen wurden vor allem Personen mit dreistelligem Millionenvermögen. Cum-Ex war ein exklusives Geschäft, das nur der Top-Finanzelite vorbehalten war.

Doch durch die von der Staatsanwaltschaft Köln angestrebten Verfahren wurde schließlich klargestellt, dass diese Geschäfte illegal waren. Bis Mai 2024 leitete Anne Brorhilker insgesamt 15 Verfahren, keines davon endete mit einem Freispruch. Der Bundesgerichtshof (BGH) bestätigte die erstinstanzlichen Urteile bereits vor zwei Jahren und stellte fest: „Es ist denklogisch unmöglich, eine einmal gezahlte Steuer mehrfach zurückzuerstatten.“ Den Beteiligten sei von Anfang an klar gewesen, dass dies vom Staat niemals beabsichtigt war.

Cum-Ex-Staatsanwältin Brorhilker gebührt Verdienstkreuz

Nicht nur die Finanzelite, sondern auch die Politik spielte in der Cum-Ex-Affäre eine fragwürdige Rolle. Besonders brisant: Unser heutiger Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) pflegte offenbar in seiner Zeit als Bürgermeister von Hamburg enge persönliche Kontakte zur Warburg Bank, die im Bereich Cum-Ex-Geschäfte ebenfalls eine unrühmliche Rolle spielte.

Ein ehemaliger Generalbevollmächtigter der Bank sitzt in Haft, gegen den früheren Bankchef Christian Olearius wurde das Verfahren allein aus gesundheitlichen Gründen eingestellt. Hamburg verzichtete damals darauf, von der Warburg Bank fälschlich erstattete Steuern zurückzufordern – nur durch die Hartnäckigkeit der Staatsanwaltschaft Köln konnte dies später korrigiert werden.

Scholz musste in dieser Woche nun zum dritten Mal vor dem zur Untersuchung dieser Angelegenheit eingesetzten Untersuchungsausschuss aussagen. Er beruft sich auf Erinnerungslücken. Doch es bleibt der Verdacht im Raum, dass der Bürgermeister im Gegenzug für Parteispenden Warburg habe davon kommen lassen wollen. Beweisen wird man es wohl nicht können.

Anne Brorhilker musste ihre Arbeit jedoch unter schwierigen Bedingungen erledigen. Ihr Einsatz brachte zwar einen dreistelligen Millionenbetrag zurück in die Staatskasse. Doch stieß ihr Engagement bei Vorgesetzten und in der Politik nicht auf Gegenliebe. Nachdem sie bereits erfolgreich Verfahren zu Ende gebracht hatte, entmachtete sie der Justizminister von Nordrhein-Westfalen Benjamin Limbach (Grüne) einfach und teilte ihr Ressort auf.

Nur starke Proteste aus der Öffentlichkeit sorgten dafür, dass dieser Schritt zurückgenommen wurde. Ihr Vorgesetzter kritisierte sie trotzdem weiterhin. Am Ende gab Brorhilker frustiert auf, um sich dem Verein Finanzwende anzuschließen. Sie äußerte anschließend in Interviews, sie habe den Eindruck, dass Straftaten, wenn sie von den obersten Kreisen der Gesellschaft begangen würden, nicht konsequent verfolgt würden. Anstatt sie herauszuekeln, hätte man Brorhilker eigentlich das Bundesverdienstkreuz verleihen sollen.

Cum-Ex-Skandal schadet Rechtsstaat und Demokratie

Seit Brorhilkers Abgang hat es keine weitere Anklage gegeben in Sachen Cum-Ex, obwohl die Staatsanwaltschaft Köln in 130 Fällen gegen 1.700 Beschuldigte ermittelt. Extra für Cum-Ex-Verfahren wurde in Siegburg ein Gerichtsgebäude gebaut, die Rede war von Anklagen am Fließband.

Noch aber bleiben die Räume ungenutzt. Verjährung droht zwar nicht, weil der Beginn von Ermittlungen diese anhält. Trotzdem sagen Experten, dass mit immer größerer Dauer der Verfahren das Strafmaß sich mindert, weil die Ermittlungen für die Betroffenen schon als Belastung angerechnet werden.

Auch wird immer weniger Geld zurückzuholen sein, je länger die Straftat her ist. Beobachter rechnen mittlerweile damit, dass viele Verfahren womöglich durch Absprachen gegen Zahlungen eingestellt werden mit dem so genannten Freispruch zweiter Klasse.

Sieht der Ausgang des Cum-Ex-Komplexes, der den größten Griff in die Kasse des Staates aller Zeiten darstellt, so aus wie oben beschrieben, wäre dies ein schwerer Schlag nicht nur für den Rechtsstaat, sondern auch für die Demokratie. Schon heute gibt es nicht wenige, die glauben, dass die Politik und die Medien unter einer Decke stecken, orchestriert durch Eliten, die das Kapital in den Händen halten. 

Wenn die Cum-Ex-Verfahren nun nicht vorangetrieben, sondern zunehmend geräuschlos abgewickelt werden, dann werden sich diese Kreise umso mehr bestätigt fühlen und mit Sicherheit neuen Zulauf bekommen. Der Glaube an unsere Demokratie und seine rechtsstaatlichen Institutionen würde massiv erschüttert. Die Öffentlichkeit sollte daher hohen Druck auf Politik und Staatsanwaltschaften ausüben, damit dies vermieden wird. Denn dieser Schaden wäre langfristig womöglich noch größer als der finanzielle, den die Cum-Ex-Geschäfte angerichtet haben.

 

Der Blick über die Märkte: Wasserstoff-Aktien Teil 2

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Wenn wir uns so in Deutschland umschauen, dann würde eine umfangreiche grüne Wasserstoffproduktion ebenso scheitern, wie in anderen Teilen der Welt. Wir haben hier nicht genügend Sonne und Wind, um die benötigte Energie zur Herstellung dauerhaft zu erzeugen. Es mag zwar im Sommer heiß sein, aber das ist nur auf ein paar Wochen, wenn es hochkommt dann auf ein paar Monate, begrenzt. Und der grüne Strom wird für die verschiedenen Elektroantriebe jeder Art in Industrie, Landwirtschaft, Handwerk und privat benötigt.

Wir müssen uns also im Ausland umschauen, wo wir unsere europäischen Solarparks aufstellen können. Am besten kann der grüne Wasserstoff in Nordafrika produziert werden. Die Frage stellt sich nur, wo?

In Libyen, einem Land, das vom Krieg gezeichnet ist und noch nicht einmal über eine einheitliche Regierung verfügt? Vielleicht Algerien oder Marokko? Möglich, doch auch in Algerien brodelt es. Macht es da Sinn, dieser Region unsere Energieversorgung in die Hände zu legen, nachdem wir uns von Russland mit Hängen und Würgen losgesagt haben? Auch in anderen Ländern der Sahel-Zone ist es zwar heiß, aber eben auch politisch heiß. Jederzeit kann dort irgendwo ein Umsturz geschlossene Verträge in Frage stellen. 

Doch wo soll der Wasserstoff dann herkommen? Australien bietet sich an, ein bisschen weit weg. Die Regierung in Canberra hat zumindest eine schlüssige Wasserstoffstrategie erarbeitet. Doch der Transport nach Europa ist lang und teuer. Ob sich das eines Tages lohnen wird?

Das gleiche Problem mit den Kosten hätten wir in Lateinamerika, Afrika und den USA. Wobei im Weißen Haus in den nächsten vier Jahren nicht unbedingt an Subventionen für die Entwicklung des grünen Wasserstoffs als Energieträger gedacht wird. Das könnten dann einzelne Bundestaaten im Süden subventionieren. Allein der Glaube fehlt daran, denn die USA haben genügend Energiereserven im Boden lagern. Und Klimawandel interessiert auch nur, wenn es Profit bringt oder dessen Erwirtschaftung im Wege steht.

Zudem ist der Einsatz des grünen Wasserstoffs zur Dekarbonisierung der Wirtschaft zwar weitestgehend unumstritten, unklarer ist jedoch die Lage bei der Mobilität. Batteriebetriebene Elektroautos haben derzeit die Nase vorn, der Einsatz von Brennstoffzellen, die mit Wasserstoff betankt werden, lohnt sich dagegen derzeit wohl nur im Schwerlastkraftverkehr. Der breite Einsatz im Auto ist weniger sinnvoll, weil die Umwandlung von Sonnen-/Windenergie in Wasserstoff und dann die Rückwandlung in Antriebsenergie mit einem Leistungsverlust und daher mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Warum regenerative Energien umwandeln, wenn man sie auch direkt in eine Batterie einspeisen kann? Die Elektromobilität ist und bleibt in naher Zukunft für Autos noch immer die günstigste Option für einen treibhausgasneutralen Straßenverkehr, so denn auch die Schlussfolgerung des Umweltbundesamts. Nichtsdestotrotz loten die Autohersteller auch den Einsatz von Wasserstoff aus. Das zeigt etwa eine aktuelle Meldung von BMW. Der bayerische Autobauer will 2028 mit der Serienproduktion eines Wasserstoffautos mit Brennstoffzelle beginnen. BMW betrachtet die Wasserstofftechnologie als zweites Standbein neben batterieelektrischen Fahrzeugen, was vernünftig ist. Zumal angesichts knapper Batterierohstoffe und unzureichender E-Ladenetze die Elektromobilität ohnehin tendenziell eher noch eine Randerscheinung ist und bleiben kann, wenn es so schleppend weitergeht.

Bei der Produktion von grünem Wasserstoff denken Wissenschaft, Wirtschaft und Politik schon etwas weiter. Doch das soll sich ändern, grüner Wasserstoff soll schon bald in Massen produziert werden. Die Prognosen darüber schießen gen Himmel. Beobachter und Experten überschlagen sich mit positiven Schätzungen. Bis 2050, so eine Annahme von Deloitte, könnten weltweit 600 Millionen Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden. Das würde, so die Unternehmensberatung, einem globalen Umsatz von 1,4 Billionen Dollar entsprechen. Da lohnt es sich schon, einige Versuche auf dem Gebiet weiterzuführen.

Und einige Unternehmen, die nicht nur Wasserstoff in ihrem Portfolio haben, sind durchaus interessant für Anleger. Als eine Art Basisinvestment in die Wasserstofftechnologie bieten sich unser Depotwert Linde und Air Liquide an. Beide Unternehmen gehören zu den größten Wasserstoffproduzenten und decken die gesamte Wertschöpfungskette der Wasserstofftechnologie ab. Linde etwa hat in Leuna erst vor wenigen Jahren ein Werk in Betrieb genommen, in dem im großen Stil grüner Wasserstoff produziert wird. Mit der Produktionsmenge können zum Beispiel jährlich 600 Brennstoffzellen-Busse versorgt werden. Und Air Liquide, Spezialist für Industriegase, baut in der Normandie die nach eigenen Angaben größte Produktionsanlage der Welt für das CO2-neutrale Gas. In den USA hat die Regierung die Franzosen als Partner bei sechs der sieben „Hydrogen Hubs“ ausgewählt, die die geplante amerikanische Wasserstoffinfrastruktur ausmachen werden. Und das trotz der Unsicherheiten durch die künftige US-Politik.

Auch andere Unternehmen stehen für Anleger zur Auswahl, Bloom Energy, Plug Power aber auch noch kleinere Werte wie Power Cell Sweden und Nel Asa aus Norwegen. Doch Vorsicht ist geboten, so sind die Papiere von Nel Asa nur noch im Pennystock-Bereich zu finden. Und Power Cell Sweden hat auch schon einmal bessere Tage gesehen.

Neu im Clubfonds: BB Biotech AG

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Auch für BB Biotech gibt es ein Welcome back oder besser gesagt ein Gruezi zurück in unserem NDAC-Depot, da es sich bei dieser Beteiligungsgesellschaft im Bereich Biotechnologie um einen Wert aus der Schweiz handelt.

BB Biotech AG ist eine Investmentgesellschaft mit Sitz in Schaffhausen/Schweiz, die an der Schweizer und deutschen Börse notiert ist. Seit 1993 investiert das Unternehmen in innovative Unternehmen der Medikamentenentwicklung, die hauptsächlich in den USA und Westeuropa ansässig sind. Die BB Biotech AG ist eine der führenden Investoren in diesem Sektor. Der kompetente Verwaltungsrat mit seiner langjährigen Erfahrung legt die Anlagestrategie und Anlagerichtlinien fest. Die Anlageentscheidungen werden durch das erfahrene Investment Management Team der Bellevue Asset Management AG auf Basis von umfassendem Investment Research getroffen.

Zwanzig Jahre leitete Dr. Daniel Koller das Unternehmen. Zum Jahreswechsel übernimmt Dr. Christian Koch (ein Bioinformatiker) die Geschicke bei BB Biotech.

Unser neuer Depotwert hat am 25.10. den Zwischenbericht per 30. September 2024 veröffentlicht, welcher über die Ergebnisentwicklung für die ersten neun Monate 2024 informiert.

Basierend auf den konsolidierten Zahlen weist die BB Biotech AG im Zwischenabschluss per 30. September 2024 einen Gewinn nach Steuern von CHF 16 Mio. aus (Verlust von CHF 316 Mio. in derselben Vorjahresperiode). Das dritte Quartal wies dabei einen Verlust von CHF 157 Mio. aus (Verlust von CHF 48 Mio. in derselben Vorjahresperiode). Bei einer Investmentgesellschaft reflektiert das Ergebnis bekanntlich die Aktienkursentwicklung der Unternehmen, die im Portfolio gehalten werden.

BB Biotech hat die Verkaufserlöse aus dem Mega-Erfolg Moderna in kleine Biotech-Unternehmen mit Schwerpunkt “seltene Krankheiten” investiert. Dort gab es einen Volltreffer, Argenx, während die meisten anderen leider aus dem Rennen ausschieden. Das Problem und damit das Risiko sind immer, dass verschiedene Beteiligungen im Portfolio eben doch nicht eine positive Entwicklung und damit eben auch keinen Umsatz und Gewinn für die Anleger generieren.

Im Umfeld der hohen Inflation und der dadurch gestiegenen Marktzinsen haben es kapitalintensive Forschungen und Entwicklungen, wie sie von Biotech-Unternehmen durchgeführt werden, schwer. So hatte BB Biotech zunächst kein Glück, und dann kam auch noch Pech hinzu. Kein Glück bei der Auswahl der neuen Beteiligungen und Pech bei der allgemeinen Marktentwicklung. Erschwerend kam zuletzt noch hinzu, dass das Geschäft durch (M&A) Fusionen und Übernahmen unter der Biden-Administration nahezu zum Erliegen gekommen ist. Gerade Übernahmen erlauben es den Anlegern, schwer zu bewertende Biotech-Unternehmensäquivalente zu dem Wertansatz, der bei der Übernahme verwendet wurde, einzuschätzen. Ohne Übernahmen hängen Anleger in der Luft, da Brancheninsider wie die großen Pharmakonzerne eben nicht zeigen, was ihnen bestimmte Biotech-Unternehmen wert sind.

Da BB Biotech überwiegend in börsennotierte Biotech-Unternehmen investiert, lässt sich der Wert der Beteiligungen (NAV) jederzeit genau ausrechnen. Die Aktie müsste dann diesen Wert annehmen. Tut sie aber nicht, meist notiert sie ein wenig darunter. Derzeit ist die unterschiedliche Entwicklung extrem: Während der NAV im laufenden Jahr sechs Prozent zulegte, gab die Aktie elf Prozent ab. Das bescherte unserem Clubfonds einen Discount beim Kauf der Aktie von ca. 15 Prozent.

Ihr Allzeithoch erreichte die BB Biotech Aktie vor 46 Monaten am 09.02.2021 bei einem Kurs von CHF 92,20. Heute notiert die Aktie um 59,4% tiefer bei CHF 37,40.

Laut aktuellem Stand von Dezember 2024 zahlte BB Biotech innerhalb der letzen 12 Monate Dividende in Höhe von 2,15 Euro. Beim aktuellen Kurs von 40,15 Euro entspricht das immerhin einer Rendite von 5,35 Prozent.

Die Dividendenzahlung scheint bei einem aktuell ausgewiesenen Börsenwert von 2,2 Milliarden Euro abgesichert und stabilisiert gleichzeitig den Kurs.

Vor Kurzem sprach Jensen Huang, CEO unseres Depotwertes NVIDIA, auf einer Konferenz über die Tätigkeiten der Zukunft, die unsere Kinder übernehmen können, wenn die KI weite Bereiche des heutigen Alltags unterstützen kann. Er sprach von der komischen Eigenart in der Gesundheitsbranche, Medikamente und Wirkstoffe zu “entdecken.“ Man schmeißt 20 verschiedene Wirkstoffe in die Tierkäfige und schaut, welche eine gewünschte Wirkung erzielen. Und selbst dabei sind die größten Entdeckungen häufig genug dem Zufall geschuldet. Der Mensch ist zu komplex, um gezielt eine Behandlungsmethode im Vorfeld zu entwickeln und sodann zu testen. Der Kollege Zufall spiele eine viel zu große Rolle, so Huang. Mit Hilfe der KI wird man jedoch in der Zukunft den Zufall immer weiter zurückdrängen und immer häufiger gezielt Behandlungen entwickeln.

Und warum betont ihr Autor das so explizit? Ganz einfach, da passt der neue Chef Dr. Koch mit seinem Bioinformatikstudium sehr gut dazu. Das könnte unserem Clubfondswert BB Biotech in der nächsten Zeit durchaus zu neuen Höhenflügen verhelfen.

Der Blick über die Märkte: Wasserstoff-Aktien Teil 1

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Einige von uns können sich noch an den Hype der Wasserstoffaktien erinnern und fragen sich jetzt, wann kommen denn die neuen Wasserstoffautos und ja auch als Ersatz für das fossile Erdgas wurde Wasserstoff schon gehandelt. Aber der Hype kam, der Hype ging. Alles wurde auf Elektromobilität gesetzt, wobei sich ziemlich schnell herausstellte, dass die Kunden die neuen Angebote auch nicht annahmen, was aber an Fehlentscheidungen in der Politik lag (Ausbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur, zu hohe Preise für die E-Autos und den dafür benötigten Strom etc.).

Wasserstoff wurde bekanntlich schon in den 1990er-Jahren als neue Antriebsenergie gefeiert. Dann, vor wenigen Jahren, zu Beginn der 2020er, wurden Wasserstoff-Aktien wieder an der Börse gefeiert. Doch beide Male waren nach der Sektlaune der Kater angesagt. In den 1990er-Jahren musste man erkennen, dass Wasserstoff zwar viele Möglichkeiten bietet, aber per se nicht klimaneutral ist und auch technologisch gesehen Probleme mit sich bringt. Und seit 2021 sind die meisten Wasserstoff-Aktien wieder tüchtig unter die Räder gekommen. Kein Wunder, nicht wenige dieser „Wasserstoffraketen“, wie sie in einschlägigen Medien tituliert wurden, sind von Wunschdenken getrieben, verzeichnen kaum Umsätze und erst recht keine Gewinne. Aus den Raketen wurden Rohrkrepierer, und das werden sie wohl auf Dauer auch bleiben wenn sie denn noch existieren. 

Wasserstoff abzuschreiben ist wohl verfrüht und entspricht auch nicht den Tatsachen. Denn Wasserstoff bietet durchaus große Chancen, bei der Energieversorgung als Teil des Energiemix und auch an den Börsen. Der Hype ist vorbei, die Spreu hat sich getrennt und die Werte sind zurückgekommen. Das bringt neue Einstiegsmöglichkeiten für die Anleger.

Bevor jetzt wieder alles nach Wasserstoff-Aktien schreit und ein weiterer Hype ausgelöst wird, müssen wir uns als Anleger über etwas im Klaren sein. Wasserstoff wird nicht alle unsere Probleme lösen. Es wird zumindest in den nächsten Jahren oder auch sogar Jahrzehnten nur ein kleiner Bestandteil unseres Energiemixes sein.

Denn einzig grüner Wasserstoff ist klimaneutral und damit für den Verbraucher tragbar, doch dessen Produktion ist laut dem Jahresbericht „Global Hydrogen Review 2023“ der Internationalen Energieagentur (IEA) mit weniger als einer Million Tonnen verschwindend gering. Weltweit werden derzeit rund 100 Millionen Tonnen Wasserstoff hergestellt, und das zu über 80 Prozent mithilfe von fossilen Brennstoffen, was nicht zur ausgerufenen Klimaneutralitätsziel passt.

Schauen wir uns nachstehend zum besseren  Verständnis einmal die verschiedenen Wasserstoffarten an. Da sehen wir ein Farbenmuster, das der TÜV Rheinland für uns kurz zusammenfasst:

Der viel gelobte und herbeigesehnte grüne Wasserstoff wird durch Elektrolyse von Wasser hergestellt, wobei ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energiequellen (wie etwa Sonnen- und Windenergie) zum Einsatz kommt. Unabhängig von der genutzten Elektrolyse-Technologie bleibt die Herstellung von grünem Wasserstoff völlig kohlenstofffrei. Die Produktionsmethode ist somit klimaneutral und am besten geeignet für den Verbrauch.

 

Grauer Wasserstoff wird aus fossilen Brennstoffen durch Dampfreformierung gewonnen. Das dabei in die Atmosphäre freigesetzte Kohlenstoffdioxid, kurz CO2, trägt zum Treibhauseffekt bei. So entstehen bei der Produktion einer Tonne Wasserstoff etwa zehn Tonnen CO2.

Blauer Wasserstoff entsteht auf die gleiche Weise wie grauer Wasserstoff. Das entstehende CO2 wird jedoch abgetrennt und dauerhaft gespeichert – Carbon Capture and Storage (CCS) nennt sich die verwendete Technologie. Mit ihr gelangt das bei der Dampfreformierung erzeugte CO2 nicht in die Atmosphäre, was die Methode ebenfalls klimaneutral macht. Die Langzeitwirkungen der Speicherung sind noch unbekannt. 

Türkiser Wasserstoff wird durch die thermische Spaltung von Methan erzeugt (Methanpyrolyse). Bei diesem Prozess entsteht fester Kohlenstoff. Damit türkiser Wasserstoff klimaneutral ist, muss die dem Hochtemperaturreaktor zugeführte Wärme aus erneuerbaren Energiequellen stammen und der Kohlenstoff dauerhaft gebunden bleiben.

Eines ist bei allen Wasserstofffarben gleich, es kostet zunächst einmal Energie, die aufgebracht werden muss, um die ganzen Prozesse durchzuführen. Natürlich kann man Kohlendioxid bzw. Kohlenstoff dauerhaft lagern. Das Problem ist, wo? Denken wir einmal an die komplizierte Suche nach Lagerstätten für den Atommüll in Deutschland. Jetzt müssten wir auch noch Lagerstäten für die anderen Schadstoffe finden. Ihr Autor denkt, dass unsere Bevölkerung weder für den Atommüll noch für andere Schadstofflager in der Erde bereit ist. Und das wird wahrscheinlich auch noch sehr lange andauern.  

Also bleibt uns nur der Einsatz von grünem Wasserstoff, wenn wir die Ziele der verschiedenen Klimakonferenzen, die in den letzen Jahrzehnten stattgefunden haben, erfüllen wollen.

Grünen Wasserstoff herzustellen ist wiederum mit anderen Problemen verbunden, die bisher leider auch nicht gelöst sind und wohl so schnell auch nicht zu lösen sind.

Neues vom Clubfonds: Palo Alto Networks

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Unser Clubfondswert Palo Alto Networks, Inc. ist auf die Entwicklung und Implementierung von IT-Sicherheitslösungen für Unternehmen spezialisiert. Die Tätigkeit der Gruppe gliedert sich in drei Bereiche:

Managed Security Services: Verwaltung von Rechenzentren und Speicherung von Daten in der Cloud, Verwaltung von Datensicherungs- und Wiederherstellungsprozessen, Echtzeitverwaltung und -überwachung von IT-Infrastrukturen und -Anwendungen usw.

Entwicklung von Cybersicherheitslösungen: Softwarelösungen zur Erkennung von Bedrohungen und Eindringlingen, zum Schutz vor bösartigen Programmen, zur Sicherung von Daten, Netzwerken und Computersystemen (Antivirus, Anti-Spam, Webfilter, Firewalls usw.);

Sicherheitsberatungsdienste: Schulungen und Updates zu Bedrohungen vor, während und nach Angriffen, Risikomanagement usw. Der Nettoumsatz verteilt sich geographisch wie folgt: Amerika (68,5 Prozent), Europa/Mittlerer Osten/Afrika (19,7 Prozent) und Asien/Pazifik (11,8 Prozent).

Im Unternehmen sind weltweit ca. 15.500 Mitarbeiter beschäftigt.

Die KI-Ära sorgt weiterhin für einen Umbruch, wie damals die Einführung des Internets. Dabei stellt sie Unternehmen als auch Privatleute vor immer neue Herausforderungen. Durch die schnell voranschreitende Digitalisierung holen wir uns ständig neue Bedrohungen in die Firma, ins Haus bzw. auf den Computer. 

Experten gehen in den nächsten Jahren von einer massiven Zunahme der Cyberkriminalität aus. Palo Alto bietet hier eine breite Palette von Sicherheitslösungen an. Mit seiner sogenannten „Plattformisierungs-Strategie“ treibt das Cybersecurity-Unternehmen seit Anfang 2024 die Beschleunigung des Wachstums der jährlich wiederkehrenden Umsätze voran. Kunden sollen dazu bewegt werden, mehr Angebote des Unternehmens zu nutzen und sich langfristig zu binden. Die Wachstumsstory ist intakt, und Palo Alto wird weiter von der Zunahme an IT-Bedrohungen durch die fortschreitende Digitalisierung profitieren.

Das Unternehmen will Kunden durch kostenlose Nutzungszeiträume seiner Tools die Möglichkeit geben, ihre Abhängigkeit von anderen Sicherheitsanbietern zu verringern, um auf eine konsolidierte Plattform umzusteigen. Diese dürfte in den nächsten Monaten zwar weiter Druck auf die Umsatzkennzahlen ausüben, langfristig aber für ein schnelleres Wachstum sorgen. Palo Alto erwartet bis zum Geschäftsjahr 2030 einen jährlichen wiederkehrenden Umsatz in Höhe von 15 Milliarden Dollar.

Palo Alto profitiert von seiner Plattformstrategie, die es Kunden ermöglicht, Sicherheitslösungen aus einer Hand zu beziehen. Diese Strategie hat in diesem Quartal Früchte getragen, mit über 70 neuen Plattform-Kunden (+ sieben Prozent, unter anderem Colgate und NXP Semi).

Die Einführung neuer Technologien wie SASE, einer Kombination aus Sicherheits- und Netzwerklösungen in einer einzigen Cloud-Plattform, gibt dem Unternehmen weiteres Wachstumspotenzial. CEO Nikesh Arora, der das Unternehmen seit Juni 2018 führt, sieht in der Erneuerung von Hardware durch Partner wie IBM eine Gelegenheit, eigene Lösungen bei den Kunden zu platzieren, für die das Einrichten und die Wartung eigener Netzwerklosungen zu aufwendig (sprich: teuer) ist. Der Umsatzanstieg bei Next-Gen Security ARR um 40 Prozent auf 4,52 Milliarden Dollar lag über den Erwartungen und ist ein beruhigender Hinweis auf das anhaltend hohe Wachstum des Unternehmens.

Das Management strebt bis 2030 zwischen 2.500 und 3.500 Neukunden für das Plattformgeschäft an, was einer Verdreifachung entspräche.

Palo Alto Networks hat vor Kurzem solide Quartalszahlen vorgelegt und die Prognose für das Geschäftsjahr angehoben. Dennoch reagierte die Aktie mit einem Rückgang von 5 Prozent, da auch bei Palo Alto die hohen Erwartungen der Investoren nicht ausreichend übererfüllt wurden. Kennen wir irgendwoher? Ja, natürlich, erst neulich von NVIDIA.

Der Umsatz im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2025 stieg im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent auf 2,14 Milliarden Dollar und übertraf damit die Marktschätzungen nur leicht um ein Prozent. Der bereinigte Gewinn pro Aktie stieg um 13 Prozent auf 1,56 Dollar und lag um 6 Prozent über den Erwartungen.

Unser Depotwert hat die Jahresprognosen (das abweichende Geschäftsjahr läuft bis 31.07.25) angehoben. Der Umsatz wird nun auf 9,12 bis 9,17 Milliarden Dollar geschätzt, mit einem bereinigten Gewinn von 6,26 bis 6,39 Dollar je Aktie. Die Markterwartungen lagen jeweils am unteren Ende der neuen Prognose.

Unser Clubfondswert steht voll im Fokus der Analysten. Laut dem Portal Marktscreener sind aktuell 54 Finanzexperten mit dem Papier beschäftigt und haben eine Einschätzung abgegeben. 29 sagen „kaufen“, 12 sagen „aufstocken“, 11 „halten“ und zwei sind für „verkaufen.“ Das mittlere Kursziel wurde mit 408,69 Dollar ermittelt. Der Wert bewegt sich lt. Analysten in einem Korridor zwischen 464,40 Dollar und 276,00 Dollar. 

Und noch etwas könnte dem Papier wieder Aufschwung geben. Das Unternehmen kündigte einen Aktiensplit im Verhältnis 2:1 für den 12. Dezember an. Wundern wir uns also nicht, wenn wir dann plötzlich doppelt so viele Aktien zum halben Preis im Depot vorfinden.

Börsenboom mit Risiko: Wann kippt die Party an der Wall Street? – Gastkommentar Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

 

Gastkommentar von Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

Die Wiederwahl von Donald Trump treibt die Märkte – doch Insider verkaufen massiv. Welche Risiken birgt seine Wirtschaftspolitik, und wie stark stehen die „Checks and Balances“ unter Druck?

Börsenaltmeister André Kostolany lebte während des Zweiten Weltkrieges als Flüchtling in New York. Er erzählte immer, dass er die USA von Pearl Harbor bis Victory Day erlebt habe und in dieser Zeit seine große Bewunderung für dieses Land entstanden sei. Es sei beeindruckend gewesen, in welcher Geschwindigkeit die USA damals auf Kriegswirtschaft umgestellt und eine unglaubliche Maschinerie aufgebaut habe, die am Ende erfolgreich Hitler-Deutschland und Japan zu besiegen vermochte, die Entwicklung der Atombombe inklusive.

Investorenlegende Warren Buffett äußerte sich 2018 in ähnlicher Weise, als ich die Hauptversammlung seiner Investmentholding Berkshire Hathaway in Omaha besuchte. Er habe viele Präsidenten in seinem Leben kommen und gehen sehen. Einer wurde erschossen: John F. Kennedy, einer musste zurücktreten: Richard Nixon – und dennoch habe sich die USA immer weiter nach oben entwickelt und mit ihr auch die Aktienkurse.

Kann man sich also einfach zurücklehnen und davon ausgehen, dass auch die zweite Amtszeit von Donald Trump vorbei geht wie die erste? Womöglich sogar wieder begleitet ist von steigenden Aktienkursen? Schaut man sich die Kursentwicklung an den Börsen an, dann scheint die Mehrheit der Marktteilnehmer genau dies zu glauben, denn die Kurse steigen seit der Wiederwahl Donald Trumps recht deutlich.

Der neue Trump könnte sich vom alten deutlich unterscheiden
Es bleibt die Hoffnung, dass die Vereinigten Staaten mit ihrer Verfassung und den demokratischen Prinzipien, auf denen sie beruhen, stark genug sind, um möglichen Versuchen von Donald Trump, Kontrollmechanismen zu schwächen oder abzuschaffen, entgegenzuwirken. Doch klar ist auch, dass das System der „Checks and Balances“ in den kommenden Jahren vor Herausforderungen stehen könnte, wie es sie in dieser Form noch nie gegeben hat.

Derzeit gibt es wie so oft in solchen Fällen, zwei Lager. Die Gelassenen, die davon ausgehen, dass alles nicht so heiß gegessen wie gekocht wird, und die glauben, dass vieles Wahlkampfgetöse war, und die anderen, die sich ernsthafte Sorgen machen. Betrachtet man die von Donald Trump bisher benannten zukünftigen Minister, Mitarbeiter und Berater, spricht vieles dafür, dass gewisse Sorgen angebracht sind.

Donald Trump war 2016 nicht darauf vorbereitet, Präsident zu werden. Alle hatten mit einem Sieg von Hillary Clinton gerechnet. Er umgab sich mit Beratern, die ihn immer wieder bremsten. Diesmal aber ist es anders. Hauptkriterium, um in seinem Team mitspielen zu dürfen, ist Loyalität und blinde Gefolgschaft.

Gefeiert wird an den Börsen derzeit vor allem wegen der geplanten weiteren Unternehmenssteuersenkung. Die ist zweifellos positiv für Unternehmen, Trumps Zollpläne könnten sich jedoch als harter Bumerang für die US-Wirtschaft entpuppen.  Mit Marco Rubio als designiertem Außenminister und Howard Lutnick als designiertem Handelsminister hat er zwei Hardliner in der Zollfrage benannt, die es mit den von Trump angekündigten Zöllen ernst meinen könnten. Diese würden sicher vom Rest der Welt nicht unbeantwortet bleiben und so zu einem Handelskrieg führen wie in den 1930er Jahren. Damals war dieser gepaart mit der schweren Depression.

Generell zeigen alle Erfahrungen der Vergangenheit, dass Protektionismus nie zu mehr, sondern zu weniger Wachstum in der Welt geführt hat, so dass die bisher vermiedene Rezession doch noch Wirklichkeit werden könnte, genau genommen wir in eine Stagnation hinein geraten könnten aus zollbedingt steigenden Preisen und schrumpfendem Bruttoinlandsprodukt.

Börsen ohnehin stark gefährdet
Die derzeitige Party vor allem an der Wall Street mutet für erfahrene Börsianer ohnehin unheimlich an. Die Exzesse um Aktien wie Super Micro Computer und MicroStrategy sowie hohe Umsätze in gehebelten ETFs auf Einzelaktien deuten darauf hin, dass die Börsen derzeit zu großen Teilen wieder ein Spielcasino geworden sind.

Die Insider, also Manager von US-Firmen, stehen hingegen seit Monaten massiv auf der Verkäuferseite – kein gutes Zeichen. Womöglich hat es gar nichts mit der Geschäftsentwicklung zu tun, die Bewertung steht wahrscheinlich nur in keinem gesunden Verhältnis mehr zu den erwartbaren Erträgen.

Wenn sich in einer solchen Situation an den Börsen dann plötzlich noch die Nachrichtenlage ins Negative dreht, weil die wirtschaftlichen Schattenseiten von Trumps Politik plötzlich sichtbar werden, dann ist das Abwärtspotenzial enorm. Wie weit die verrückte Masse die Kurse allerdings noch nach oben treibt, bis es zu einer Umkehr kommt, das bleibt wie immer schwer zu timen.

Der Blick über die Märkte: die Halbleiterindustrie anhand einiger Beispiele

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Wir können ja die Enttäuschung des Landes Sachsen-Anhalts nachvollziehen, dass Intel aus Geldmangel die Investitionen in eine neue Chipfabrik in diesem Bundesland um einige Jahre verschiebt. Einige gut informierte Experten sagen, in zwei Jahren wird da auch nichts passieren, die Messen sind gelesen, da kommt nichts mehr. So ist es verständlich, wenn der Bundeswirtschaftsminister die zehn Milliarden Euro an Subventionen zur Haushaltkonsolidierung zurückführen will. Aber der nicht so gut informierte Bürger fragt sich schon, warum ein milliardenschwerer Konzern kein Geld mehr hat. Zwar zahlt kein Unternehmen die Bausumme von 30 Milliarden Euro aus der Portokasse, zugegeben, doch Geld war für Intel bislang kein Problem. Die Betonung liegt auf bislang. Denn in den zurückliegenden Monaten musste Intel sehr herbe Einschläge ins Kontor verzeichnen. Umsatz und Gewinn gingen zurück. Zudem wurde bekannt gegeben, dass bis zu 15.000 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen. Fakt ist, dass es unter solchen Voraussetzung schwer erklärbar ist, wenn die Konzernführung den eigenen Leuten erklären muss, dass in einem Hochlohnland wie Deutschland ein neues Werk mit der gleichen Produktion wie in den anderen Werken in den USA hochgezogen werden soll.

Die Zahlen und Ankündigungen verwundern auf den ersten Blick, profitierte Intel doch bisher von der stark steigenden Nachfrage nach Halbleitern aller Art. Schließlich sind die kleinen Bauteile in nahezu jedem elektronischen Gerät in großen Mengen verarbeitet. Und Trends wie Big Data und Künstliche Intelligenz erfordern immer mehr und leistungsfähigere Chips. Da stutzt man schon, wie kann es da überhaupt zu düsteren Prognosen kommen? Die Antwort liegt auf der Hand, andere Halbleiterhersteller wie unser Clubfondswert NVIDIA haben Intel den Rang abgelaufen. Schon länger ist in der Szene bekannt, dass Intel-Halbleiter nicht das Nonplusultra sind. Kunden sind abgewandert, Intel hat zu spät reagiert. Aus dem einstigen Klassenprimus wurde sozusagen ein „Nachsitzer“, der nun sogar in den Fokus von Übernahmespekulationen rückt. Die Konkurrenz in Gestalt von Qualcomm ist wohl interessiert an einer Übernahme. Qualcomm ist vor allem stark im Bereich mobiler Chips, also von Bauteilen für Tablets und Smartphones.

Die Frage ist, was will ein modernes Unternehmen, mit dem alternden Riesen aus längst vergangener Zeit? Mit der Übernahme würde Qualcomm vor allem Zugriff auf die Fertigungsanlagen von Intel erhalten, die zwar nicht mehr ganz so modern sind, aber immer noch große Kapazitäten aufweisen. Damit könnte Qualcomm seine Stellung am Markt quasi über Nacht um zehn Prozent ausbauen, zumindest ist das der aktuelle Anteil von Intel am weltweiten Halbleitermarkt. Natürlich müssen wir im Fall einer Übernahme die Kosten derselben dagegen stellen und ganz ohne Investitionen wird es wohl auch nicht gehen. Zumindest sollten Anleger diese durchaus mögliche Übernahme im Blickfeld haben.

Fakt ist, der Problembär Intel ist kein Einzelfall in der Halbleiterbranche. Gleich mehrere Unternehmen, darunter auch „Hidden Champions“ aus der Chipbranche haben zu kämpfen. So auch AMS Osram. Die Österreicher galten bislang als Crème de la Crème, als Technologieführer im Bereich der Sensor-Chips. Das sind kleine Bauteile, die Signale aus der analogen in die digitale Welt übertragen. Wenn sich der Smartphone-Bildschirm beim Telefonieren abdunkelt, sobald das Gerät ans Ohr gehalten wird, steckt dahinter häufig ein Sensor aus Österreich. Nun ist aber ein Großkunde, nämlich Apple, abgesprungen und hat AMS Osram zu einem Umdenken gezwungen. Das Unternehmen hatte zuvor zahlreiche Ressourcen in die Errichtung einer Fabrik im malaysischen Kulim sowie in Forschung und Entwicklung einer MicroLED-Strategie investiert. Mit MicroLEDs können extrem hochauflösende Displays hergestellt werden, die mehrere Meter im Durchmesser groß sein können.

Wir sehen also, der Halbleitermarkt ist tiefgreifenden Veränderungen ausgesetzt. Dass ist aber auch nicht neu, denn es hat sich schon seit Längerem abgezeichnet, auch an der Börse.

Mit einer Urgewalt ist NVIDIA in den zurückliegenden Jahren an Intel vorbeigezogen. Ab 2020 wurde die Kluft zwischen Primus und Nachsitzern immer deutlicher. Während Intel an der Börse bestenfalls seitwärts läuft, wenn man mal beide Augen zudrückt, hat das NVIDIA-Papier über 2.000 Prozent zugelegt. Und jetzt achselzuckend sagen, bei NVIDIA läuft es halt besser, dürfte auch nicht richtig sein. Unser führender Clubfondswert NVIDIA ist vor allem bei Grafikprozessoren stark aufgestellt und hat hier eine ganze Reihe an sehr leistungsstarken Produkten zu bieten. Die kommen überall da zum Einsatz, wo es auf dem Display etwas zu sehen und zu bewegen gibt. Videospiele sind da nur eine Facette. Grafikprozessoren kommen auch verstärkt bei der Künstlichen Intelligenz zum Einsatz, da sie besonders effizient bei der Durchführung von Berechnungen mit großen Datensätzen sind. Auch Intel hat in diesem Bereich etwas zu bieten, doch im direkten Vergleich schneiden die NVIDIA-Produkte besser ab. Trotzdem würde NVIDIA nie auf die Idee kommen Intel zu übernehmen, das passt einfach nicht.

Fakt ist, der Halbleitermarkt wächst rasant. Allein 2023 wurden über 500 Milliarden Dollar weltweit mit Halbleitern umgesetzt. Im laufenden Jahr sollen es schon über 600 Milliarden Dollar sein. Damit ist die Branche einer der wachstumsstärksten Wirtschaftssektoren schlechthin. Zur Nachfrage trägt auch die E-Mobilität bei. Schon heute werden im Schnitt über 900 Halbleiter in einem E-Auto verbaut, mehr als doppelt so viel wie in einem Verbrenner. Und es werden noch mehr. Autonomes Fahren und die Kommunikation zwischen den Autos machen weitere Halbleiter notwendig. Der Halbleitermarkt bleibt also für Anleger interessant.

Neues vom Clubfonds: RWE

rwe

Die Ampel blinkt nur noch zweifarbig bis zum vorgezogenen Neuwahltermin und hat keine Mehrheit mehr im Bundestag, US-Präsident Donald Trump will aus dem Pariser Klimaschutzabkommen zum zweiten Mal mit allen negativen Folgen aussteigen und die wahrscheinlichen Kanzler-und Regierungsparteien CDU/CSU denken schon mal an den Bau neuer Kernkraftwerke in Deutschland. Was macht das mit unserem Depotwert RWE, der sich zuletzt seitwärts auf weit unter dem Jahreshoch auf niedrigem Niveau bewegt?

Angesichts weiter steigender, politisch gewollter, CO2-Abgaben setzen vor allem Unternehmen aus Sektoren mit vergleichsweise hohem CO2-Ausstoß bei ihrem Energiemix mittlerweile schwerpunktmäßig auf Energieträger wie Wind- oder Solarstrom. Das ist nicht nur gut fürs Öko-Image, sondern sorgt auch dank sinkender CO2-Abgaben für eine deutliche Entlastung auf der Kostenseite. Entsprechend konnte RWE dank seiner deutlich ausgebauten Offshore-Windkraftkapazitäten zuletzt zahlreiche hochkarätige Neukundengewinne im Industriesegment vermelden. Unter anderem werden DHL Group, Ensinger, Vodafone Deutschland sowie Evonik und ThyssenKrupp Steel im Rahmen langlaufender PPA (Power Purchase Agreement) -Verträge ab 2026 mit Ökostrom aus dem neuen Offshore-Windpark Kaskasi auf Helgoland versorgt, der über eine installierte Gesamtleistung von knapp 342 Megawatt verfügen wird. Angesichts der wachsenden Nachfrage nach Ökostrom baut RWE seine Offshore-Windparkkapazitäten weiter konsequent aus, wobei man bis Ende 2027 ca. 50 Kilometer vor der Insel Juist im Rahmen des so genannten “Nordsee-Clusters” neue Windparkprojekte mit einer Gesamtkapazität von 1,6 GW aufbauen will, die in 2029 ihren kommerziellen Betrieb aufnehmen sollen. Neben dem Nordsee-Cluster verfolgt RWE auch weitere Großprojekte im Offshore-Bereich vor der deutschen Küste. So kommt man beim Bau des neuen 1,4 GW-Windparks Sofia vor der britischen Küste gut voran, der ab 2026 ans Netz gehen soll. Außerdem wurde Ende Oktober zwischen RWE und dem Energiekonzern Total Energies eine Vereinbarung über den Erwerb einer 50 prozentigen Beteiligung an zwei Offshore-Windprojekten mit einer Gesamtkapazität von kumuliert 4 GW in der Nordsee unterzeichnet.

Unser Clubfondswert treibt den Ausbau seiner Ökostromkapazitäten seit Jahren gezielt, wobei Konzernchef Martin Krebber neben dem Offshore-Windenergiesegment auch auf Onshore-Windanlagen sowie Solarparks setzt. Mehr als fünf Milliarden Euro investiert RWE jährlich in die Erweiterung seiner Wind- und Solarparks, womit man mittlerweile mit einer installierten Gesamtleistung von 35,5 GW zum Ende des 1. Halbjahres zu den weltweit führenden Ökostromanbietern gehört. Ende vergangenen Jahres hatte man seine ambitionierten Mittelfristziele nach oben angepasst und peilt nun zum Dekadenende eine installierte Gesamtleistung von 65 GW (zuvor: 60 GW) an.

Wie sollte es auch anders sein, eine Schlüsselrolle spielt in diesem Zusammenhang vor allem der Markt in Nordamerika. Da der Ausbau von Green-Energy-Projekten in Nordamerika bislang mit Steuererleichterungen und großzügigen Zuschüssen gefördert wurde, hat RWE seine Präsenz auf dem US-Markt u.a. mit der Übernahme von Con Edison Clean Energy zuletzt deutlich ausgebaut. Mit knapp 9,3 GW erreicht RWE mittlerweile in Nordamerika eine kritische Größe, zumal man sich dank der knapp 6,8 Milliarden Dollar schweren Übernahme außerdem eine attraktive Pipeline mit Solar- und Windparkprojekten mit einer Gesamtleistung von 24 GW gesichert hat. Nach dem doch unerwarteten Wahlerfolg von Donald Trump bei den jüngsten US-Präsidentschaftswahlen könnten sich die Rahmenbedingungen für Investitionen in Wind- und Solarparks jedoch deutlich verschlechtern. Denn Trump hatte bereits vor der Wahl angekündigt, dass er den Fokus in der Energiepolitik vor allem auf Primärenergieträger wie Erdgas legen und gleichzeitig die Ölförderung deutlich ankurbeln wolle. Trotz der zu erwartenden Wende in der US-Energiepolitik dürfte sich das Engagement in Nordamerika für RWE langfristig bezahlt machen. Dank seiner gut ausgebauten Ökostromkapazitäten ist RWE ein gefragter Partner bei langlaufenden PPA-Ökostromlieferverträgen für Schwergewichte aus dem US-Technologiesektor. Da Hyperscaler wie Amazon AWS, IBM, Alphabet oder Oracle bei der Energieversorgung ihrer Cloud- und Datacenter-Kapazitäten ausschließlich auf CO2-neutrale Energieträger setzen, hat RWE mit seinem breit ausgebauten Ökostromportfolio in diesem margenstarken Segment sehr gute Aussichten. Mit Microsoft konnte man bereits einen PPA-Liefervertrag mit einer Laufzeit über 15 Jahre abschließen. Auch der Social-Media-Gigant META bezieht einen Teil seiner für seine Rechenzentren benötigten Ökostromkapazitäten von RWE.

Angesichts der weiterhin trüben Aussichten vor allem im Europa-Geschäft und auf dem Heimatmarkt kam RWE in den vergangenen Wochen und Monaten etwas deutlicher unter Druck. Da sich die konjunkturellen Rahmenbedingungen in vielen Endmärkten wieder aufhellen und man dank seiner gut ausgebauten Ökostromkapazitäten gute Chancen hat, das margenstarke Segment mit langlaufenden PPA-Verträgen mit Industriekunden und mit Schwergewichten aus dem Technologiesektor weiter auszubauen, dürfte RWE die Talsohle mittlerweile erfolgreich durchschritten haben. Diese Einschätzung vertritt offenbar auch der Hedgefonds Elliott Management. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg hat sich der aktivistische Investor zuletzt bei RWE eingekauft, wobei Elliott Management dem Vernehmen nach eine “beträchtliche Beteiligung” am Energieversorger aufgebaut haben soll. Wie Bloomberg unter Berufung auf informierte Kreise weiter berichtet, soll der Hedgefonds unter anderem die Durchführung von Aktienrückkäufen gefordert haben. Der Zeitpunkt für den Einstieg von Elliott Management bei RWE scheint gut gewählt, zumal RWE nach den zuletzt gesehenen Rücksetzern aktuell moderat bewertet ist. Denn auf Basis der Schätzungen für 2024 (2,75 Euro/Aktie) errechnet sich ein KGV von 11,2, was angesichts des gut ausgebauten Ökostromportfolios auch im Branchenvergleich attraktiv erscheint.

Wir sehen perspektivisch weiter gute Chancen und bleiben dabei.

Ungeahnte Folgen

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Nach einigen Tagen Verwirrung und Geschacher haben die Parteien in Berlin einen Termin für die vorgezogene Bundestagswahl gefunden. Über Tage hinweg wurde über das Datum der Neuwahlen diskutiert. Im Raum stand, ob die vorgezogene Abstimmung Mitte Januar, Ende März oder im Februar stattfinden soll. Nun steht fest: Die Neuwahlen in Deutschland nach dem Scheitern der Ampelkoalition finden am 23. Februar 2025 statt. Der Bundespräsident, der über die Festlegung des Wahltermins eigentlich allein entscheiden müsste, nickte das ganz ab. Und der Bundeskanzler, der laut unserer Verfassung allein Herr der Vertrauensfrage ist, ließ sich ebenfalls wie eine Schachfigur hin- und her schieben. Wahrscheinlich hatte man wieder vergessen, Führung bei ihm zu bestellen. Was für ein Schaulaufen für Deutschland, Europa und die Welt…

Und so sind wir schon heute mitten im Wahlkampf, gefolgt von in einer weihnachtlich gestimmten Phase des Kampfes um Stimmen auf den Weihnachtsmärkten zwischen Weihnachtsbuden und -männern und unter Glühweinrausch stehendem Wahlvolk. Und dann zum Höhepunkt kommt die heiße Phase zur Karnevalszeit. Das wird eine Gaudi! Ob unsere Politiker überhaupt zu unterscheiden sind von den vielen Narren in Stadt und Land, wagt ihr Autor doch stark zu bezweifeln. Und das Ganze werden wir alle vier Jahre wieder erleben. Es sei denn eine Partei erbarmt sich, eine Koalition wieder einmal platzen zu lassen. Allerdings dann bitte, bitte zu einer anderen Zeit!

Von Kirchenlehrer und Philosophen Augustinus von Hippo  werden die Worte übermittelt: „Der Verstand schafft die Wahrheit nicht, sondern er findet sie vor.“ Wie recht hatte der Mann, er wurde vor 1670 Jahren geboren.

Während wir in Deutschland und leider auch in Europa immer noch an einer neuen Führung basteln, werden woanders schon Nägel mit Köpfen gemacht. Die ersten Minister und Berater des neu gewählten Präsidenten Trump bringen sich in Stellung bzw. werden in Stellung gebracht. Aber auch die bekannten Punkte des republikanischen Wahlprogramms werden Regierungsprogramm. An die neuen Namen werden wir uns langsam gewöhnen. Bei den Folgen der Wahl für Europa und speziell Deutschland wird von uns mehr Tempo abverlangt. Wir hatten vier lange Jahre Zeit uns auf Trump 2.0 vorzubereiten. Spätestens nach den ersten Umfragen, die Trump und damit auch die Republikaner auf die Übernahme der Macht zusteuern ließ, hätte ein wirtschaftspolitisches Konzept der Politik hierzulande vorliegen müssen. Jetzt ist es zu spät. Trump und mehr noch sein Umfeld werden die aktuelle Führungsschwäche in Deutschland und Europa gnadenlos ausnutzen, speziell in wirtschaftlichen Fragen.

Die “Wirtschaftsweisen” rechnen nach einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr auch 2025 nicht mit einem spürbaren Wachstum der deutschen Wirtschaft. Der Sachverständigenrat erwartet 2025 nur ein Mini-Plus des Bruttoinlandsprodukts von 0,4 Prozent und senkt damit seine Prognose deutlich. Für 2024 erwarten sie ein Minus von 0,1 Prozent. Das macht die Planungen für den Bundeshaushalt sehr schwierig.

Dazu es könnte passieren, dass die nächste Bundesregierung, kaum ins Amt gekommen und den Haushalt 2025 mit Hängen und Würgen aufgestellt hat, einen Stopp des Bundesverfassungsgerichtes verkraften muss.

Das höchste deutsche Gericht will die Begründung für den Solidaritätszuschlag eingehend prüfen. Zuletzt wuchsen die Zweifel, ob dieser 35 Jahre nach der Wiedervereinigung noch rechtmäßig ist. Die Unterschiede zwischen den neuen und alten Ländern seien längst nicht mehr Folge der Teilung, hieß es schon 2021 in einem Bericht der Bundesregierung. Durch die Wiedervereinigung ergebe sich weiterhin ein erhöhter Finanzbedarf, erklärte dagegen der Bevollmächtigte der Bundesregierung, Kyrill-Alexander Schwarz. Eine mögliche Soli-Abschaffung könnte für den Bund weitreichende Folgen haben. Allein für 2025 sind im Haushalt Soli-Einnahmen von 12,75 Milliarden Euro verplant. Der ist aber jetzt Makulatur. Mit einer Entscheidung des höchsten deutschen Gerichts wird erst in einigen Monaten gerechnet. Den Haushalt 2025/26 sollte die neue Bundesregierung besser ohne die Soli-Einnahmen planen. Wenn er bestehen bleibt, dann haben wir ein Kapitalpolster geschaffen, das dann garantiert nicht lange auf Verwendung warten muss.

Aber nun endlich einmal zum Aktienmarkt, der US-Aktienmarkt feiert den Wahlsieg von Donald Trump. Binnen Wochenfrist legte der US-Leitindex S&P 500 rund fünf Prozent zu. Die stärksten Kursgewinne mit je über 30 Prozent verbuchten die Aktien der privaten Gefängnisbetreiber Geo Group und CoreCivic. Überrascht? Nun womöglich, weil Trump viele illegale Migranten ausweisen lassen möchte und die müssen ja untergebracht werden, bevor sie abgeschoben werden.

Gefragt ist auch unser Depotwert Tesla. Die Aktie des E-Autobauers hat schon am Wahltag gut 15 Prozent gewonnen. Der Börsenwert hat inzwischen wieder die Marke von einer Billion Dollar geknackt. Trump ernannte Elon Musk zum Beauftragten für Regierungsausgaben. Vielleicht bekommt er ja das Billionen schwere Haushaltsdefizit in den Griff. Zeit für Tesla und SpaceX wird er wohl jetzt nicht mehr haben. Nur bei seiner Plattform X wird er wohl darauf achten, dass die Posts von seinem Präsidenten gut platziert sind.
Zu den größten Kursgewinnern zählen außerdem US-Banken wie Morgan Stanley, Wells Fargo, Goldman Sachs, Bank of America und JP Morgan.

Investoren setzen überdies auf Kryptowährungen. So haben die Papiere der Handelsplattform Coinbase zuletzt rund ein Viertel zugelegt. Am Dienstag hat der Bitcoin mit 90.002 Dollar ein Rekordhoch erreicht.

Auch Werte aus den Bereichen Infrastruktur wie Caterpillar (Baumaschinen) oder Trimble (Messinstrumente) gelten als lukrativ. Und weil Trump Umwelt-Auflagen lockern und mehr Lizenzen für Ölbohrungen versteigern lassen möchte, stiegen auch die Kurse von Öl-Firmen wie ConocoPhillips und Chevron.

100 Tage – wofür?

Gastkommentar von Bernd Förtsch, Herausgeber Der Aktionär

Das Trauerspiel an der Komödie Berlin nahm zuletzt tragikomische Züge an. Alle Hauptdarsteller sollten in der nächsten Spielzeit ausgetauscht werden. Gern so schnell wie möglich.

Ruth Brand braucht Papier. Viel. Zu viel? Vielleicht. Dachte sie. Und schrieb es an unseren Noch-Kanzler Scholz. Ruth Brand ist die Bundeswahlleiterin. Und sie befürchtete, dass eine zu frühe Neuwahl Pro¬bleme bereiten könnte – aufgrund eines möglichen Mangels an Papier.

Das ist kein Scherz. Die Industrie fand es auch nicht witzig. Alexander von Reibnitz, der Chef des Verbands der deutschen Papierindustrie, widersprach auch direkt. „Wir haben Papier!“ Wie lächerlich wollen wir uns als Land eigentlich noch machen?

Ein einfacher Vergleich: die BILD-Zeitung. Ihre Reichweite ist deutlich zurückgegangen, liegt aber immer noch bei rund 6,4 Millionen Lesern pro Tag. Die dafür benötigte Papiermenge liegt bei rund 90 Tonnen täglich. In einem Monat sind das gut 2.000 Tonnen Papier. So viel benötigt man für die BILD. Für eine Bundestagswahl ist es laut aktuellen Schätzungen weniger! Ein kleiner Schritt für Springer, ein zu großer für Deutschland?

Wir haben in Berlin eine Regierung, die in bester Tradition herumgemerkelt hat. Die seit einigen Tagen keine mehr ist. Die schon seit Monaten keine mehr war – vielleicht auch nie dazu getaugt hat: den ewig grinsenden und manchmal leicht vergesslichen Olaf Scholz als Kanzler ohne Mehrheit. Den Schröder-Apparatschik Steinmeier im Schloss Bellevue, der seit Jahren jede Art von Format vermissen lässt, die man sich bei einem Bundespräsidenten wünscht. Den stets nett und besorgt auftretenden Anti-Wirtschaftsminister Habeck, dem leider jede Art von Qualifikation für seine Aufgabe fehlt, und einen Verkehrsminister ohne Partei, der jetzt auch noch kommissarisch Justizminister sein soll. Kommt auch schon nicht mehr darauf an! Nicht zu vergessen unsere Außenministerin aus dem Völkerrecht, um die es zuletzt eher still wurde. Besser so. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Eingeleitet hat das Ende des Elends der böse Christian Lindner. Der die Renten kürzen wollte, um die Ukraine zu bewaffnen. So log es Saskia Esken (SPD) bei Lanz und so wiederholte dies Olaf Scholz (SPD) nur gern. Auslöser des Knalls war am Ende angeblich ein Papier, in dem der FDP-Chef unter anderem beklagte, dass in den letzten Jahren nötige staatliche Investitionen für die Ausdehnung des Wohlfahrtsstaats geopfert wurden. Eine Klage, der sich jeder in diesem Land anschließen wird, der zu denen gehört, die den berühmten Karren ziehen. Vom Minijobber bis zum Spitzenmanager – es geht um alle, die in Deutschland arbeiten und Steuern zahlen. Insgesamt ein wenig über 40 Millionen Menschen. Eine Gruppe ohne echte Lobby und ohne Partei. FDP-Chef Lindner hat zu mir kürzlich in einem Interview gesagt, dass diese Menschen der Grund sind, warum er morgens zur Arbeit fährt. Fährt die FDP noch lange in den Bundestag?

Ob dieses Papier tatsächlich der berühmte Tropfen war, das darf bezweifelt werden. Vielleicht der Schlusspunkt. Lindner-Nachfolger Jörg Kukies berichtete jüngst auf dem Wirtschaftsgipfel der Süddeutschen Zeitung, dass er einen Tag vor dem Treffen, das im Ampel-Aus endete, „zum ersten Mal abstrakt mit Scholz darüber gesprochen“ habe, dass er vielleicht den Lindner-Job übernimmt. Einen Tag davor. So viel zum Thema Überraschung, Vertrauensbruch und Empörung!

Die Ampel hat fertig. Längst. Und sie soll gehen. Am besten sofort. Es sind rund 100 Tage bis zur Wahl am 23. Februar. Wieso eigentlich so lange? Kommt dann Merz? Vermutlich. Wird es besser? Vermutlich nicht. Mal wieder eine GroKo, die den Namen nicht verdient? Oder mit den Grünen? Himmel hilf! Oder die BSW-Alt-Kommunisten von Sahras und Oskars Gnaden?

Vielleicht braucht es einen radikalen Umbruch. In den USA wird Elon Musk vom viel gescholtenen Donald Trump beauftragt, den Staat wieder in Form zu bringen. Er soll das „Department of Government Efficiency” (Abteilung für Regierungs-¬effizienz) leiten. Wäre so etwas in Deutschland nötig? Dringend! Wird es geschehen? Eher nicht. Die Aussichten sind derzeit absolut trostlos – man möge mich eines Besseren belehren! Eines aber ist glasklar: Kanzler, bitte geh so schnell wie möglich und nimm deine Regierungsdarsteller mit. Alle!