Die Papiere von unserem NDAC-Depotwert Infineon standen in den letzten Wochen unter Druck und meist am Ende des deutschen Leitindex DAX40.
Die gewöhnlich gut informierte Nachrichtenagentur Bloomberg hat unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, dass die chinesische Regierung heimische Elektroautobauer wie BYD und Geely dazu bewege, deutlich mehr Elektronikchips von chinesischen Anbietern zu kaufen. Ist ja irgendwie auch logisch in der kriselnden Lage, in der sich die chinesische Wirtschaft derzeit befindet.
Nachrichten dieser Art machen immer wieder die Runde. Auch die chinesische Regierung möchte die eigene Halbleiterindustrie stärken und die Abhängigkeit von westlichen Lieferungen verringern. Zwischen China, und vor allem den USA, herrscht bekanntlich schon länger ein Technologiestreit. So hatten die USA im Wettstreit um die Entwicklung Künstlicher Intelligenz Beschränkungen für Chip-Lieferungen nach China zuletzt noch verschärft. Zudem gibt es Exportverbote nach China für bestimmte Anlagen zur Herstellung besonders leistungsstarker Chips.
Natürlich gehen solche Nachrichten nicht spurlos an unserem Depotwert Infineon spurlos vorüber. Anleger sollten aber trotzdem ruhig bleiben und die Entwicklung in China kurzfristig nicht überbewerten, aber trotzdem mittelfristig im Blick behalten – immerhin stammen rund 20 Prozent der Automotive-Umsätze des DAX-Konzerns aus China. Die strukturellen Wachstumstreiber bei Infineon sind ansonsten intakt, auch wenn die Nachfrage im ersten Halbjahr des laufenden Jahres noch etwas schleppend verlaufen würde.
Dazu nur zwei Einschätzungen von Analysten.
GoldmanSachs-Analyst Alexander Duval hat seine Kaufempfehlung für die Infineon-Aktie mit Ziel 41 Euro nach Gesprächen mit der Führung des Halbleiterkonzerns bestätigt. Infineon erwarte dank des starken Auftragsbestands im Automotive-Bereich eine Erholung des Geschäfts in der zweiten Jahreshälfte.
Zustimmung kommt von Bernstein Research. Ein verlangsamtes Wachstum und gekürzte Ziele seien ein Zeichen für eine zyklische Korrektur der Chipnachfrage in der Autoindustrie, so Analystin Sara Russo. Infineon sollte aber von einem starken Wachstum profitieren, sobald die zyklischen Herausforderungen in diesem Jahr abgehakt werden. Sie hat die Einstufung nach einer Analyse des Automobil-Chipmarktes auf “Outperform” mit einem Kursziel von 45 Euro belassen.
Die Autosparte ist für knapp die Hälfte der Umsätze bei Infineon zuständig. Mit einem Marktanteil von gut zwölf Prozent ist der DAX-Konzern der größte Anbieter von Chips für die Autoindustrie weltweit. Das Geschäft mit der Autoindustrie dürfte weiter wachsen, da der Elektronikanteil in Autos zunimmt. Denn aufgrund einer steigenden Elektrifizierung aller Systeme und Funktionen in einem Fahrzeug wächst der Halbleiteranteil im Auto kontinuierlich. Daher sollte auch die Nachfrage nach Infineon-Chips zulegen, selbst wenn die weltweite Automobilproduktion nur marginal steigen oder stagnieren würde, was auch nicht feststeht.
Im Automotive-Segment sollte der Konzern dank seiner starken Marktstellung und den laufenden Investitionen weiter mit vorne weg fahren. Zudem dürfte das Geschäft mit Chips für Unterhaltungs- und Konsumentenelektronik langsam das Tief erreicht haben und damit das Tal der Tränen wieder verlassen und wieder bessere Notierungen an der Börse erzielen.
Dazu beitragen wird sicherlich auch der Beschluss der Hauptversammlung im Februar 2024 über die Ausschüttung einer Dividende in Höhe 0,35 Euro und damit knapp zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Der Vorstand hat zudem eigene Aktien zu einem Kaufpreis (ohne Erwerbsnebenkosten) von bis zu 300 Millionen Euro über die Börse erworben. Das Rückkaufprogramm dient ausschließlich dem Zweck der Zuteilung von Aktien an Mitarbeiter des Konzerns. Die Papiere sind also nach wie vor dividendenberechtigt und werden als Stimuli für die Mitarbeiter ihre Wirkung entfalten.
Künstliche Intelligenz (KI) treibt derzeit einen exponentiellen Anstieg des weltweiten Datenvolumens voran und erhöht damit auch den Energiebedarf der Chips, die dieses Datenwachstum verarbeiten. Infineon hat vor diesem Hintergrund ein neues Leistungsmodul vorgestellt, die eine führende Leistungsdichte bieten und zugleich die Gesamtbetriebskosten für KI-Rechenzentren senken. „Diese einzigartige Produkt- zu- System- Lösung in Kombination mit unserer hochmodernen Fertigung ermöglicht es Infineon, Lösungen mit skalierbarer hoher Leistung und Qualität zu liefern und so die Gesamtbetriebskosten für unsere Kunden deutlich zu senken“, sagt Athar Zaidi, Senior Vice President, Power & Sensor Systems bei Infineon.
Das Nachrichten-Paket dürfte zwar auf die Schnelle keine Impulse für den Kursverlauf bieten. Dennoch bleibt die mittel- und langfristige Anlagestory des Chipherstellers intakt. Langfristig orientierte Anleger mit Weitblick halten daher, wie wir als NDAC, an der Infineon-Position fest. Kurzfristig dürfte sich die Aktie im Bereich um 32 bis 34 Euro vorerst stabilisieren, so die Analysten. Aktuell liegt das Papier bei rund 31 Euro. Vom 52-Wochen-Hoch von Ende Juli vergangenen Jahres bei 40,27 ist der Wert zwar noch weit entfernt, aber der Tiefpunkt bei 27,07 Euro von Ende Oktober ist wohl auch nachhaltig überwunden.