Blick in einige Statistiken
Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub
Jetzt haben wir es fast amtlich, die Covid19-Pandemie sorgte für den zweitstärksten Einbruch der deutschen Wirtschaft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte gegenüber dem Vorjahr um 5,0 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Fast amtlich, da es eine erste Schätzung ist.
Aber egal, ob es am Ende -5,1 Prozent oder -4,9 Prozent sind, es bleibt der zweitstärkste Einbruch des BIP seit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009.
Erstmals seit 2011 verzeichnete Deutschland im Gesamtjahr wieder ein Haushaltsdefizit. Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherung nahmen 2020 zusammen 158,2 Milliarden Euro weniger ein als sie ausgaben, wie das Statistische Bundesamt ebenfalls mitteilte. Die Summe entspricht einem Defizit von 4,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, über die Neuverschuldungsgrenze von 3,0 Prozent im Rahmen des Eurostabilitätspaktes brauchen wir im Augenblick nicht mehr nachzudenken.
Im Jahr 2020 sorgten vor allem die Maßnahmen zur Virus-Eindämmung für eine Rezession und heftige Einbrüche etwa in der Luftfahrt (Fraport), im Tourismus (TUI, Kreuzfahrtgesellschaften) und im Gastgewerbe. Aber auch die Messebranche und viele andere Wirtschaftszweige gerieten in einen Abwärtsstrudel. Eine Erholung ist noch nicht in Sicht, dafür sorgte auch die Politik. Während andere Länder z.B. Israel schon gewaltige Fortschritte in der Durchimpfung der Bevölkerung verzeichnen konnten, schieben sich die verantwortlichen Politiker hierzulande die Schuld gegenseitig zu. Jetzt wird sogar angedeutet, dass bis Ostern, also bis April mit einem Lockdown gerechnet werden kann.
Besonders schlimm, dass die für Deutschland wichtigen Exporte um 9,9 Prozent eingebrochen sind. Und auch die Binnenkonjunktur verzeichnete angesichts von geschlossenen Geschäften ein Minus von 6 Prozent. Fakt ist, dass die Unternehmen wegen der Unsicherheiten spürbar weniger investierten, denn die Unternehmen tragen aktuell die größere Last der Pandemie, deren Unternehmens- und Vermögenseinkommen um fast 23 Prozent gesunken sind (zum Vergleich: Arbeitnehmer rund 3 Prozent).
Aber unsere Wirtschaftsexperten gehen für das begonnene Jahr von starken Wachstumsprognosen aus. Ob wir allerdings die Minuszahlen schon im nächsten Jahr ausgleichen können, hängt wiederum von Covid19 ab.
Für Anleger bedeutet es, dass die mitunter stark zurückgekommenen Werte aufgesammelt werden können. Wir haben darüber schon in unserer Prognose berichtet. Es gibt keine Alternative zu Aktien und Aktienfonds, denn die EZB wird die Zinsen weiter im Minusbereich steigen lassen, damit die Unternehmen wieder investieren. Denn eins der größten Probleme ist die knappe Liquidität und das schrumpfende Eigenkapital beim Großteil der Kapitalgesellschaften, einmal von Corona-Gewinnern abgesehen.
Und zu diesen Corona-Gewinnern gehört auch die Hardware-Branche in der IT. Weltweit wurden 2020 rund 275 Millionen PCs ausgeliefert. Das ergeben Schätzungen des Forschungs- und Beratungsunternehmens Gartner. Demnach wurden etwa fünf Prozent mehr Desktop-PCs, Notebooks und Tablet-PCs verschifft als im Jahr zuvor – einen derartig großen Anstieg gab es zuletzt 2010. Chinas Lenovo, wen wundert`s, stand dabei an der Spitze mit 68,5 Millionen Einheiten (Zuwachs gegenüber 2019: +8,4 Prozent) gefolgt von HP mit 58,4 Millionen Einheiten (+0,7 Prozent) und Dell mit 45,0 Millionen Einheiten (+2,1 Prozent). Die höchste Wachstumsrate unter den großen Herstellern verzeichnet unser Depotwert Apple mit einem satten Plus von 22,2 Prozent auf jetzt 22,5 Millionen Einheiten. Drei amerikanische Computerhersteller jagen also den chinesischen Spitzenreiter, das kann spannend werden für die Hardwarespezialisten an den Börsen, wenn die Konjunktur wieder anspringt und dabei festgestellt wird, dass die Digitalisierung nicht nur an der besseren Software hängt.
Fast ein grünes Musterland, unser chinesisches Reich der Mitte. Analysten schätzen, dass sich vom heutigen Niveau aus die Gewinnung von Strom aus Solaranlagen verzehnfachen und aus Windkraftanlagen vervierfachen dürfte. Die chinesische Regierung beabsichtigt zudem, dass 2030 ca. 40 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge auf Chinas Straßen auf Elektro- oder Wasserstoffbasis betrieben werden. Dies impliziert ein jährliches Wachstum der Gesamtanzahl solcher Fahrzeuge um 25 Prozent für jedes der folgenden zehn Jahre. Bei solchen Zuwachsraten jenseits von Tesla müssen Anleger nur zugreifen, um davon zu profitieren.
An diesem Wochenende wird die CDU ihren neuen Vorsitzenden wählen. Vielleicht wissen unsere Leser das Ergebnis schon, wenn sie den Newsletter erhalten. Die CDU ist nicht irgendeine Partei im politischen Spektrum der mittlerweile recht bunt gewordenen Parteienlandschaft im Deutschen Bundestag. Sie stellte die längste Zeit in der Geschichte der Bundesrepublik den Kanzler. Und wird es wahrscheinlich auch nach der nächsten Bundestagswahl sein, egal in welcher Konstellation. Der Bundesvorsitzende hat das Erstzugriffsrecht auf die Kanzlerkandidatur und im Falle des Sieges bei den Wahlen im Herbst, die Gestaltungshoheit über die Politik der nächsten Legislaturperiode. So ist diese parteiinterne Wahl wichtig für die Märkte, ob es weitere Steuer- und Abgabenerhöhungen geben wird oder ob Konjunkturprogramme die Wirtschaft nach der hoffentlich dann in Schach gehaltenen Pandemie gezielt weiter ankurbeln werden. Wir werden noch keine endgültige Antwort am Wochenende darauf erhalten, aber sicher die Richtung feststellen können.