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Der Clubfonds-Ticker

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Börsenwissen: Ein spezieller Blick auf die US-Wirtschaft Teil 1

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Es ist erst ein paar Wochen her, dass die Inauguration des neuen Präsidenten in Washington stattfand. Alle oder besser die meisten jubelten über die Amtseinführung des vermeintlich wirtschaftsfreundlichen Heilsbringers. Dabei lassen wir einmal die außenpolitischen Eskapaden außen vor, auch wenn sie die Wirtschaft ebenfalls tangieren.

Im Januar hatten Analysten die „Magnificent 7“ noch als große Gewinner des kommenden Börsenjahrs vorausgesagt: Alphabet, Meta, Apple, Nvidia, Microsoft, Tesla und Amazon – sie alle galten als potenzielle Profiteure der neuen Trump-Regierung.

Und jetzt ein paar Wochen später sieht das ganz anders aus, Katzenjammer wohin man schaut. Die sieben größten Techkonzerne der USA haben seit Trumps Amtseinführung mehr als 2,3 Billionen Dollar an Wert verloren. Und das sind die Probleme, die unseren Clubfondswerten zusetzen.

Meta hat es noch vergleichsweise gut getroffen, seit der Amtseinführung ist der Aktienkurs von Meta um ein Prozent abgesunken – das entspricht in Summe rund 18 Milliarden Dollar. Obwohl Apple-Chef Tim Cook nicht ganz so viele Lobreden auf den Mann im Weißen Haus gehalten hat und als diskreter Verhandler gilt, hat es seinen Konzern getroffen. Seitdem ging es auch mit Apples Aktienkurs bergab, insgesamt um gut vier Prozent. Damit sank der Börsenwert um rund 137 Milliarden Dollar. Jetzt verstehen wir auch, warum sich Warren Buffett mit seinen Berkshire Hathaway u.a. von so vielen Apple-Aktien getrennt hat. Sundar Pichai, der Chef der Google-Mutter Alphabet, hält sich in der Öffentlichkeit mit politischen Äußerungen eher zurück. Genutzt hat es ihm auch leider nichts, denn an der Börse verlor Alphabet gut 16 Prozent an Börsenwert – das entspricht rund 214 Milliarden Dollar. Das Verhältnis zwischen Trump und Jeff Bezos wird als kompliziert beschrieben, bisher hat ihm der neue Kurs des US-Präsidenten und die daraus resultierenden Verwerfungen eher geschadet: Amazons Kurs brach seit der Amtseinführung um 13 Prozent ein. Das dezimierte den Börsenwert um rund 311 Milliarden Dollar. Die neue Amtszeit ist auch für Microsoft mit einem Abwärtstrend verbunden: Die Aktie sank seit dem 20. Januar um elf Prozent. Damit büßte es einen Börsenwert in Höhe von 361 Milliarden Dollar ein. Im Wahlkampf trat Elon Musk bekanntlich mehrmals bei Trumps Veranstaltungen auf und investierte mehr als 250 Milliarden Dollar in seine Kampagne – die wohl größte Wahlkampfspende in der Geschichte der USA. Gelohnt hat es sich bisher nicht für Tesla. Seit dem 20. Januar hat sich der Kurs fast halbiert, um insgesamt 46 Prozent. Das radierte einen Börsenwert von rund 631 Milliarden Dollar aus. Tesla ist damit der zweitgrößte Börsenverlierer der neuen Trump-Ära. Allerdings geht es noch weiter runter, wenn wir uns die Zahlen bei Nvidia anschauen. Fakt ist: Nvidia ist der größte Verlierer der neuen Amtszeit. Seit dem 20. Januar hat es rund 706 Milliarden Dollar an Börsenwert eingebüßt oder -21 Prozent. Neben Trumps Handelskonflikten ist darin allerdings auch der Deepseek-Schock mit eingepreist (zugrunde lagen die Kursdaten des Analysediensts Refinitiv. Verglichen wurden die Schlusskurse vom 17. Januar und 11. März 2025 in Dollar).

Das sind natürlich nur die Werte der Magnificent 7, die wir hier betrachtet haben, aber auch sie sind sinnbildlich schon allein auf Grund ihrer schieren Größe für den Niedergang der Börsen. Und das sehen wir auch am Niedergang der ach so beliebten ETF`s auf den MSCI World. Dort haben die US-Werte eine Übermacht, wie wir schon einmal in einer Analyse der Zusammensetzung des MSCI World gesehen haben.

Heraus kommt das bei einer Politik, die wir eher vom Improvisationstheater kennen als von einem planvollen Vorgehen. Montags Zölle aussetzen, dienstags neue Zölle einführen, mittwochs Zölle wieder aussetzen, donnerstags neue Zölle, freitags wieder aussetzen, so fasste ein Finanzkommentator Trumps Arbeitswoche auf X treffend zusammen. Und am Wochenende: Golfen.

Prominente Ökonomen und Wall-Street-Legenden wie Mohamed El-Erian warnen offen vor den Gefahren einer Rezession in den USA und auch Trump schließt es nicht aus. Am Arbeitsmarkt hat sich der monatliche Zuwachs neuer Jobs deutlich verlangsamt, die Zahl geplanter Jobstreichungen schnellte im Februar – auch wegen der Entlassungen in Bundesbehörden – um fast 250 Prozent nach oben.

Die nationalen Inflationsdaten können die US-Administration zur Not womöglich noch frisieren, die Finanzmärkte jedoch nicht, die sind unbestechlich.

Wird Trump nun doch noch vernünftig? Im Augenblick schadet diese erratische Politik der Trump-Herrschaft nicht. Die Opposition in Gestalt der Demokraten ist ein Totalausfall und ob sie sich bis zu den Zwischenwahlen personell und inhaltlich neu aufstellen kann, ist noch nicht ausgemacht. Wer darauf setzt, dass die US-Börsen sich wieder erholen wird, der hat jetzt die Möglichkeit, die gefallenen Werte billiger aufzusammeln.

Börsenwissen: Seltene Erden Teil 2

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Natürlich fragen wir uns jetzt, angesichts des vorgeschlagenen Deals zwischen Trump und Selensky, wo sind die Minen mit den Seltenen Erden in der Ukraine, die der US-Präsident gern haben möchte. “Entsprechend der geologischen Struktur der Ukraine, angesichts ihrer Größe, gibt es natürlich ein erhebliches Lagerstättenpotenzial”, so Professor Carsten Drebenstedt von der TU Bergakademie Freiberg. Potential ja, aber… Die kritische Frage dabei dürfte sein, wer die Gebiete kontrolliert, in denen die Rohstoffe zu finden sind. Der Großteil der seltenen Erden in der Ukraine liegt im russisch kontrollierten Gebiet. Das heißt, die Trump Administration müsste eigentlich mit Moskau ein Abkommen über Ausbeutung der Seltenen Erden auf ukrainischen Boden abschließen. Und einen zweiten Punkt wollen hier erwähnen, drei Dinge für den Abbau sind nötig: Geld, Erfahrung im Bergbau und eine Genehmigung. Das Potenzial ist durchaus vorhanden, aber die Investoren müssen gewillt sein, ihr Investment auch durchzuhalten, denn es ist wirklich kein schnelles Geschäft, wie es Trump vielleicht vorschwebt. Mit zehn bis zwanzig Jahren muss man rechnen, ehe Investoren Erfolge sehen. Und da gibt es diesen bestimmten Präsidenten nicht mehr. Vielleicht sollte das jemand dem Donald einmal ins Ohr flüstern. Oder der Deal war gar nicht ernsthaft gemeint und nur eine Medienshow sollte abgehalten werden. 

Kommen wir jetzt zu der Frage, wie sieht es den mit den Lagerstätten in Deutschland aus? Bei Storkwitz im Landkreis Nordsachsen befindet bzw. befand sich die einzige bekannte Lagerstätte in Mitteleuropa. Im Jahr 2017 wurde die Lagerstätte als unwirtschaftlich erklärt. Das Vorkommen im Landkreis Nordsachsen wurde von der Firma Ceritech AG erkundet und sorgte kurzzeitig für bundesweites Aufsehen und versetzte Sachsen in Bergbaustimmung. Aufgrund zu geringer Gehalte wurden die Explorations- und Abbaurechte im Jahr 2015 an das Sächsische Oberbergamt zurückgegeben. Im Zuge eines Erkundungsprogrammes auf Seltene Erden wurden deshalb Tonlagerstätten in Bayern auf ihr Potential für SEE untersucht. Allerdings ergab die Untersuchung im Vergleich zur Zusammensetzung in der ´´normalen´´ Erdkruste nur leicht erhöhte Gehalte. Somit konnte in dieser Studie kein Nachweis für eine wirtschaftlich interessante Anreicherung in bayerischen Tonlagerstätten erbracht werden. Also zusammengefasst müssen wir konstatieren, in Deutschland gibt es aktuell nicht Relevantes zum Fördern. 

Wir sehen also die Förderung der Seltenen Erden kostet erst einmal Geld und es nicht sicher, ob das Investorengeld am Ende wirklich die gewünschte Rendite bringt. Der Erwerb von Seltenen Erden ist über Metallhändler geregelt. Sie bieten ihren Kunden den Erwerb diverser Seltenerdmetalle an. Die Kunden investieren teils nicht direkt in die Metalle, sondern in ihre Oxide. Neben dem Erwerb bieten die Metallhändler ihren Kunden auch die Lagerung an. Zum Teil werden den Kunden sogar zollfreie Lagerungsmöglichkeiten angeboten. Auf diese Weise haben Investoren keine Mehrwertsteuer zu entrichten. Daraus sehen wir für private Interessenten, ist der Erwerb der Seltenen Erden nicht rentabel. Die werden sich wohl mit dem physischen Erwerb von Gold, Silber oder Platin zufrieden geben müssen.

Aber Anleger können in Form von Aktien indirekt investieren und damit auch von der Nachfrage nach Seltenen Erden profitieren, in dem sie sich mit börsennotierten Minengesellschaften beschäftigen. Dazu muss man wissen, die bekanntesten Minengesellschaften liegen in Australien, Kanada, den USA, Grönland und Madagaskar. Die beträchtlichen Vorkommen und damit auch die meisten Minen hat aber China. Trotzdem möchten wir hier warnen, Investments in Minengesellschaften sind jedoch mit besonderer Sorgfalt zu prüfen. Vor allem die Liquidität der jeweiligen Aktie und die Börsenhandelsplätze sind von enormer Wichtigkeit. Außerdem ist die Erschließung und Abbau der Minen mit sehr viel Aufwand verbunden und bedarf, wie schon eingangs erwähnt, einen langen Atem.

Die China Northern Rare Earth Group ist das einzige chinesische Unternehmen im Rohstoffsegment der Seltenen Erden, in das Anleger an der Börse investieren können. Die meisten Seltene Erden Aktien kommen aus Australien. Mit Arafura Rare Earths, Iluka Resources,  Lynas Rare Earths und Pilbara Minerals stammen gleich vier der weltweit wichtigsten Seltene Erden Aktien aus Down Under. Lynas Rare Earths ist das mit Abstand größte Unternehmen außerhalb Chinas, das auf die Gewinnung Seltener Erden spezialisiert ist. Die Liste der wichtigsten Seltene Erden Aktien wird durch MP Materials aus den USA ergänzt.

Was es nicht immer gibt, schmeißt man auch nicht unbedingt weg. Wenn wir früher die Altgeräteberge in Afrika und anderen Kontinenten sahen, dürften neue wohl bald der Vergangenheit angehören, denn Recycling ist der große Vorratsspeicher für Seltene Erden. Da braucht man auch nicht unbedingt sehr viele Jahre auf einen Erfolg warten, denn die Seltenen Komponenten aus den Altgeräten lassen wie das darin enthaltene Gold und Silber wieder verwenden. 

Natürlich können Anleger obendrein in rentable Firmen aus dem Recycling-Geschäft mit Seltenen Erden profitieren. Dies funktioniert ähnlich der Investments in Minengesellschaften natürlich über den Aktienmarkt. Hier ist es wie überall notwendig, die Prüfung der Rentabilität der jeweiligen Firma und die Liquidität der Aktie vorzunehmen. Je nach Preisgefüge für die betroffenen Seltenerdmetalle stehen die Wirtschaftlichkeit und damit die etwaig höher ausfallende Marge der Unternehmen im Vordergrund eines jeden Investments.

Die Bedeutung gerade im Bereich des Recyclings bei Seltenen Erden ist groß. Besonders das relativ rohstoffarme Europa ist als größter Konsument der Seltenerdmetalle an einem funktionierenden Recycling in jedweder Form interessiert.

Börsenwissen: Seltene Erden Teil 1

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Nicht erst seit den letzten Entwicklungen im Verhältnis der USA zur Ukraine, wo bekanntlich ein Deal über die Erschließung von Rohstoffen den Bach runter ging, ist der Begriff Seltene Erden ein Reizwort für alle Nutzer dieses Rohstoffes. Darum wollen wir uns heute damit beschäftigen.

Zu den Metallen der Seltenen Erden gehören die chemischen Elemente der dritten Nebengruppe des Periodensystems Scandium und Yttrium und die Lanthanoide – in Summe also 17 Elemente. Nach den Definitionen der anorganischen Nomenklatur heißt diese Gruppe chemisch ähnlicher Elemente Seltenerdmetalle. Im Deutschen gibt es des Weiteren den Begriff Seltene Erdelemente und passend dazu das dem englischen REE (rare-earth elements) nachempfundene Akronym SEE.

Allerdings sind die Seltenen Erden gar nicht so selten anzutreffen. Der Begriff stammt aus der Zeit der Entdeckung dieser Elemente und basiert auf der Tatsache, dass sie zuerst in seltenen Mineralien gefunden und aus diesen in Form ihrer Oxide (früher „Erden“ genannt) isoliert wurden. 

Was macht nun aus den Seltenen Erden so begehrte Rohstoffe, dass sogar Kriege dafür geführt werden?

Von besonderem Interesse sind die spektroskopischen Eigenschaften Seltener Erden. So weisen sie im Festkörper, im Gegensatz beispielsweise zu Halbleitern, ein diskretes Energiespektrum auf. Dies liegt an der besonderen Struktur der Elektronenhülle. Optische Übergänge finden innerhalb der 4f-Schalen statt (außer bei Scandium und Yttrium), die durch die größeren besetzten 5s 5p und 6s Schalen nach außen hin abgeschirmt ist. Eine Bandstruktur kann sich aufgrund dieser Abschirmung für die f-Orbitale nicht ausbilden. Die Absorptionslinien sind, wegen der für die einzelnen Ionen der Elemente unterschiedlichen elektronischen Umgebung im Kristall (Kristallfeld), ausgesetzt. Die inhomogene Linienbreite reicht, je nach Kristall, von einigen hundert Gigahertz bis zu etwa zehn Gigahertz.

Die Ähnlichkeit der chemischen Eigenschaften der Seltenerd-Metalle macht ihre Trennung aufwändig und teuer. Oft genügt es, preiswertes Mischmetall einzusetzen. Es ist eine Mischung aus Seltenerd-Metallen, die bei der Aufbereitung von Seltenerd-Erzen, zum Beispiel Monazit, anfällt. Seltenerd-Metalle zählen zu den lithophilen und inkompatiblen Elementen.

Ihr Autor ist leider kein Physiker oder Chemiker, um das genauer zu erklären. Die Fachleute unter uns wissen damit sicher etwas anzufangen.

Die Geschichte der Seltenen Erden reicht zurück ins Jahr 1787. In diesem Jahr entdeckte Carl Axel Arrhenius, ein Leutnant der schwedischen Armee, ein ungewöhnliches Exemplar schwarzen Erzes nahe der Grube Ytterby einer Feldspatmine auf Rosaro im Stockholmer Schärengarten. 1794 isolierte Johan Gaddolin, ein finnischer Professor an der Universität Turku, rund 38 Prozent einer neuen, bislang nicht beschriebenen „Erde“ (Oxid). Obwohl Arrhenius das Mineral Ytterite benannt hatte, bezeichnete es Anders Gustaf Ekeberg als Gadolinit. Kurz darauf, im Jahre 1803, isolierten der deutsche Chemiker Martin Heinrich Klaproth sowie Jöns Jakob Berzelius und Wilhelm von Hisinger in Schweden unabhängig voneinander eine ähnliche „Erde“ aus einem Erz, das 1751 Axel Frederic Cronstedt in einer Mine nahe Bastnäts in Schweden gefunden hatte. Dieses Mineral wurde Cerit und das Metall Cer benannt, nach dem damals gerade entdeckten Planetoiden Ceres. Wir stellen also fest, die Geschichte der Seltenen Erden begann in Schweden.

 

Die größten Vorkommen von – wirtschaftlich rentabel abbaubaren – Seltenen Erden befinden sich in China in der Inneren Mongolei (2,9 Millionen Tonnen, beispielsweise Bayan-Obo-Mine, Erzgehalt von 3–5,4 Prozent der Selten-Erde-Metalle). Das bislang größte bekannte Vorkommen außerhalb Chinas mit mindestens 1,4 Millionen verwertbaren Tonnen ist Mount Weld in Westaustralien. Daneben gibt es große Vorkommen in Grönland mit einem Vorkommen von 2,6 Millionen Tonnen, für deren Abbau bisher nur eine Pilotanlage betrieben wird. Ebenso wurden große Vorkommen in Kanada entdeckt. Im Januar 2023 wurden in der Lagerstätte Per Geijer vom Eisenerzbergwerk Kiruna in Schweden in Metalle der Seltenen Erden entdeckt. Das Bergbauunternehmen LKAB geht nach einer ersten Ressourcenabschätzung von einem Vorkommen von über einer Million Tonnen aus. Dabei handelt es sich um die größte bekannte Lagerstätte dieser Art in Europa.

Der Anteil von China an der weltweiten Produktion wurde 2014 mit ca. 97,5 Prozent angegeben, er sank bis 2018 auf 71 Prozent, bis 2022 auf 60 Prozent. 12 Prozent wurden in Australien gewonnen, 9 Prozent in den USA. Neben dem Vorkommen von Seltenen Erden in den USA Mountain Pass Kalifornien (Kalifornien) befinden sich weitere bereits erschlossene in Indien, Brasilien und Malaysia. Südkorea kündigte 2010 an, Seltene Erden in Kooperation mit Vietnam fördern zu wollen. Japanische Wissenschaftler entdeckten Mitte 2011 im Pazifik größere Mengen Seltener Erden. Die bisher größte Lagerstätte wurde im Jahr 2013 in Nordkorea gefunden. In der Lagerstätte von Jongju sollen sich etwa 216 Millionen Tonnen befinden. Südafrika verfügt mit wirtschaftlichem Effekt über einige SE-haltige Lagerstätten, beispielsweise im Bereich des Karbonatit-Komplexes bei Phalborwa und durch das nach 2010 wieder aktivierte Bergwerk Steenkampskraal in der Provinz Westkap. Mehrere Lagerstätten unterschiedlicher Typen gibt es in der Demokratischen Republik Kongo, von denen einige durch Bergbauaktivitäten genutzt werden.

Börsenwissen: Zölle Teil 2

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Den einzigen Ausweg, das Haushaltsdefizit etwas zu verringern, sehen die beiden Protagonisten Trump und Lightizer in der Verhängung von Strafzöllen. Und sie werden dabei teilweise von bekannten Börsianern unterstützt. Sie plädieren für Maßnahmen, um das Handelsdefizit der USA zu reduzieren. Der Gründer unseres Depotwertes Berkshire Hathaway Warren Buffett schlägt etwa vor, dass alle Länder oder Unternehmen, die in die USA exportieren wollen, im Gegenzug Handelszertifikate erwerben müssen, die sie aber nur bekommen, wenn sie auch entsprechende Einfuhren aus den USA vorweisen können – nach dem Motto „geben und nehmen.“ Diskutiert wird zudem auch eine „Marktzugangsgebühr“, quasi ein „Eintrittsgeld“, dessen Einnahmen in den Vermögenshaushalt eines Landes fließen.

Nun hat sich die Situation in den zurückliegenden Jahren nochmals zugespitzt. Unter dem Strich kaufen die Amerikaner mehr Waren aus dem Ausland, als sie selbst dort verkaufen. Allein 2023 belief sich das daraus resultierende Minus auf 1,15 Billionen Dollar. Ähnlich viel könnten es auch 2024 gewesen sein. Das Defizit ufert aus, sagen Kritiker, und gefährdet damit die Stabilität nicht nur der USA, sondern der gesamten Weltwirtschaft. Ein Umstand, an dem auch Donald Trump während seiner ersten Regierungszeit von 2017 bis 2021 wenig ändern konnte. Trotz Handelszöllen und der Neuverhandlungen von Handelsverträgen zugunsten der USA wie dem NAFTA (heute USMCA) hat sich am Ende wenig getan. Das Defizit bleibt konstant hoch und es wird weiter ansteigen.

Dabei stellt sich die Frage, ist es wirklich so schlimm, wenn ein Handelsdefizit konstant hoch bleibt? Die Experten sind sich darüber auch nicht einig. Einerseits kann ein anhaltendes Handelsdefizit das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) eines Landes beeinträchtigen, da es eine Verlagerung der Nachfrage von der inländischen Wirtschaft an ausländische Produzenten bedeutet. Das ist in den USA zum Teil auch der Fall, wie der Niedergang der klassischen US-Industrie im sogenannten „Rust Belt“ zeigt, einer Region, die sich von Chicago über Detroit bis nach New York erstreckt und wo Trump bekanntlich seine treuesten Wähler findet. Andererseits waren die USA bisher fit genug, diesen Niedergang mehr als auszugleichen, etwa durch den Aufstieg der Computer- und Internetbranche, die vorzugsweise an der Westküste des Landes, in Kalifornien und im Bundesstaat Washington, angesiedelt ist. Sie hat erheblich dazu beigetragen, dass die USA in Sachen Bruttoinlandsprodukt nicht nur stetig wachsen, sondern bislang auch ihren Rang als größte Volkswirtschaft der Erde erfolgreich verteidigen konnten. Dementsprechend fordern einige Experten eine Stärkung „der Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Exportindustrie“ statt Handelszölle. 

Ein Abbau des Defizits erfordert allerdings Zeit und Geduld, die Trump scheinbar nicht hat. Er verbindet mit dem amerikanischen Handelsdefizit in erster Linie den Verlust von Industriejobs, die er schnell und ohne Rücksicht auf Verluste zurück ins Land holen will. Das Zeitproblem ist wahrscheinlich das wichtigste für Trump (Alter, keine Wiederwahl mehr möglich, möglicher Verlust der Mehrheit im Kongress nach zwei Jahren etc.).

Trump fordert eine Reindustrialisierung der USA, jenseits von Computer und Internet. Die klassischen Industrien – Autos, Flugzeuge, Stahl und Bau – sollen wiederauferstehen. Um das zu erreichen, setzt er auf Handelszölle. Die Zölle sollen die ausländischen Produkte deutlich verteuern und damit die inländische Industrie stärken. Nur in den klassischen Industrien hat die USA entweder in der Qualität verloren (bestes Beispiel ist hier Boeing) oder aber der Preis ist zu hoch (bspw. Stahl und Bau) oder die Produkte entsprechen nicht mehr dem internationalen Standard (mit Ausnahme Tesla, Autos = teure Spritfresser). 

Über die Handelszölle sollen am Ende auch die Staatsschulden reduziert werden, die ebenfalls eine Folge des Handelsdefizits sind. Denn um dieses zu finanzieren, haben die USA Schulden aufgenommen. Diese belaufen sich aktuell auf etwa exorbitante 35 Billionen Dollar und übertreffen damit das jährliche US-Bruttoinlandsprodukt von derzeit etwa 27 Billionen Dollar. Die USA haben in absoluter Höhe die höchste Staatsverschuldung weltweit. Zum Vergleich: Die Staatsverschuldung der Europäischen Union betrug im Jahr 2023 rund 14 Billionen Dollar. Dies entspricht einer Schuldenquote von rund 84 Prozent. Die Schuldenquote der USA belief sich für das Jahr 2023 auf mehr als 120 Prozent der Wirtschaftsleistung.

Vor diesem Hintergrund wird der Wunsch der neuen US-Regierung nach Ausgleich verständlich. Strittig ist dabei wirklich, ob Handelszölle dabei der richtige Weg sind oder am Ende zu einem Einbruch der Weltkonjunktur führen, unter der auch die US-Wirtschaft leiden würde. Eine Gefahr, die durchaus relevant ist, wie historische Beispiele (Ausbruch der Weltwirtschaftskrise in den 30iger Jahren des vorigen Jahrhunderts) zeigen.

Möglicherweise wird es dieses Mal vielleicht nicht so schlimm kommen. Aber Fakt ist auch, die Europäische Union etwa betont zwar immer wieder die Bedeutung des Freihandels, nutzt gleichzeitig aber auch sehr wohl Handelszölle dazu, ihren Markt zu schützen. 


Börsenwissen: Zölle Teil 1

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Donald Trump ist zurück im Weißen Haus und damit sein jetzt präsidialer Schlachtruf „Make America great again“ (MAGA). Jetzt hat er eine weitere Amtshandlung auf den Weg dahin vollzogen. Zölle für Waren aus den Nachbarstaaten Kanada und Mexiko (auch wenn diese aktuell für beide Länder einen Monat ausgesetzt sind). Ebenso traf es China, das ja eh schon länger auf der Agenda Trumps zu finden ist. Kolumbien war auf der Liste, dieses Land bleibt vorerst verschont, weil es seine ersten illegalen Migranten in den USA zurücknahm.

Auch wenn es ihm sicher gefallen würde, Donald Trump hat die Zölle nicht erfunden. Die gibt es schon sehr lange. 

Was ist ein Zoll?

Als Zoll (Plural: Zölle, abgeleitet aus dem Spätlateinischen, gleichbedeutend mit teloneum) bezeichnet man eine Abgabe, die beim körperlichen Verbringen einer Ware über eine Zollgrenze erforderlich wird. Zölle sind heute Steuern im Sinne der Abgabenordnung. Nicht zu verwechseln ist der Zoll mit der Einfuhrumsatzsteuer (die der Umsatzsteuer entspricht, die auch im Inland zu jedem Nettopreis hinzugerechnet wird). Der Zoll ist ein Instrument der Außenhandelspolitik. Eine historische Form ist der Wegezoll. Die entsprechende Berufsbezeichnung lautet Zöllner.

Zölle existieren schon sehr lange, schon im Altertum und im Mittelalter wurden sie meist in Form von Geleitzöllen – vergleichbar einer Maut – erhoben, wobei der Kaiser immer mehr Hoheitsrechte an Territorialherren (und damit die einzelnen Städte) verlor. Erstmals 1074 wird in einer Urkunde König Heinrich des IV der deutschsprachige Begriff „zol“ verwendet. Im Zeitalter des Merkantilismus (Wirtschaftspolitik, die möglichst viele Waren in das Ausland verbringt und möglichst wenig aus dem Ausland bezieht) wurden Zölle gezielt als wirtschaftspolitische Maßnahme zum Schutz der Zahlungsbilanz und der inländischen Produzenten eingesetzt. Prohibitivzölle sollten überhaupt die Einfuhr ausländischer Produkte unterbinden, Erziehungszölle den Aufbau der eigenen Industrie fördern und Schutzzölle diese vor den (billiger produzierenden) ausländischen Konkurrenten schützen.

Seit 1947 wurden die Zölle weltweit im Rahmen des GATT deutlich abgebaut. Seit 1995 geschieht dies im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO). Heute ist die WTO mit Sitz in Genf für internationale Zollstreitigkeiten zuständig.

 

Die Europäische Union ist eine Zollunion, innerhalb derer keine Zölle erhoben werden. Zuständig für die Verwaltung der Zölle sind dagegen die Mitgliedstaaten (z. B. in Deutschland die Bundeszollverwaltung).  Zolleinnahmen aller europäischen Mitgliedstaaten stehen der EU zu – eine der wenigen direkten Einnahmequellen der EU. Die EU legt auch die Höhe der Zölle fest und erlässt weitere Regelungen in dieser Sache. Von Bedeutung sind hier nur noch Einfuhrzölle gegenüber Nicht-EU-Ländern. 

Das im vorigen Jahr geschlossenen Abkommen der EU mit den Mercosur-Staaten sieht einen schrittweisen Abbau der Zölle vor (wir haben darüber berichtet).

Warum wollen die USA (Straf-)Zölle einführen?

Der Freihandel ermöglicht zwar eine größere wirtschaftliche Effizienz zum Wohle aller, aber bei anhaltenden Handelsdefiziten und bei Verdrängung von Arbeitsplätzen ins Ausland schwinden die Vorteile des Freihandels. Stammt nicht von ihrem Autor, sondern von Robert Lighthizer, dem Handelsbeauftragten der USA im ersten Kabinett Trump. Es ist die Kernaussage seines Buches „No trade is free“ (erschienen 2023).

Diese Einschätzung von Lighthizer findet in der Fachwelt durchaus Zuspruch. Einige Wirtschaftswissenschaftler argumentieren, dass der Freihandel den Prozess der „schöpferischen Zerstörung“ beschleunigt. Unternehmen haben es leichter ihre Produktion weltweit in Gebiete mit niedrigeren Arbeitskosten und größerer Wettbewerbsfähigkeit zu verlagern. Nach der Gründung der WTO im Jahr 1995 kam es zum Beispiel zu einer Beschleunigung der Globalisierung und des Welthandels. Dies trug zu einem Rückgang der US-Industrie bei. Das spiegelt der Index der Industrieproduktion wider. Dieser Index misst das Produktions- und Kapazitätsniveau in den Branchen Fertigung, Bergbau, Elektrizität und Gas im Vergleich zu einem Basisjahr. Konnte die US-Industrie in den 1980er-Jahren noch vom Freihandel profitieren, schlug die Entwicklung ab den 2000er-Jahren um, seitdem kam es bestenfalls zu einer Stagnation, vorübergehend sogar zu erheblichen Einbrüchen. Parallel dazu legten die Importe etwa aus China, Japan und Deutschland schlagartig zu. Das sehen wir unter anderem an den Leistungsbilanzen der Länder. Die Leistungsbilanz umfasst alle Ausgaben und Einnahmen einer Volkswirtschaft, darunter auch die Importe und Exporte von Gütern und Dienstleistungen. In den zurückliegenden Jahrzehnten hat sich die Leistungsbilanz der USA dabei quasi spiegelverkehrt zu den Bilanzen der Exportnationen China, Japan und Deutschland verschlechtert. Kritiker sagen, der wirtschaftliche Erfolg der drei Exportnationen beruhe auf dem Niedergang der US-Industrie. Demnach fand der US-Verbraucher billigere Alternativen zu den in den USA hergestellten Waren. Die heimische Industrieproduktion kam ins Stocken. Der Freihandel führte zudem zu verstärkten Kapitalströmen auf den Märkten. Viel Geld floss in die USA als Anlageziel, was den Dollar aufwerten ließ und zu einer zusätzlichen Verschlechterung der Bedingungen für die US-Industrie führte. Denn je stärker der Dollar, desto teurer werden die Produkte, die von US-Unternehmen im Ausland angeboten werden. 

Der Blick über die Märkte: Chemische Industrie

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Die Solarindustrie ist schon längst aus Deutschland verschwunden und befindet sich fest in der Hand der Chinesen. Es sind wiederum die chinesischen Konzerne, die die strategischen Managementfehler der deutschen Autokonzerne ausnutzten und die Konkurrenz hierzulande überrollen.

Und das gleiche Schicksal droht nun einem weiteren Standbein der ehemaligen Deutschland AG, denn die Chemische-Industrie gehörte mit zu den weltführenden Konzernen. Denken wir dabei nur an die börsennotierten Vorzeigeunternehmen BASF, Merck, Altana, Covestro, Lanxess, Evonik, Wacker etc.

Und wo kommt der Angriff auf die Chemische Industrie her? Richtig aus China und das dürfen wir nicht vergessen zu erwähnen, wieder hat die einfältige deutsche Politik die Hände mit dem Untergang im Spiel.

Es begann eigentlich wie immer, der China-Standort war ideal für die deutschen Konzerne. Ein riesiger Absatzmarkt war vorhanden, billige Arbeitskräfte und nun ja, auch der Arbeitsschutz und die Arbeitnehmerrechte konnte man mit den überaus strengen Vorgaben in Deutschland nicht vergleichen. Die Manager in Deutschland hatten die Eurozeichen vor Augen und setzten neben den Markt auch den Produktionsstandort in China.

Und heute droht den deutschen Chemiekonzernen dort ein ähnliches Schicksal wie den Autoherstellern, die ihren selbstverschuldeten Niedergang nicht mehr aufhalten können.

Aber wie konnte es so weit kommen, fragt sich verdutzt der deutsche Michel. Ganz einfach, als Vorlage diente die deutsche Automobilindustrie. Erst wurde gelockt mit günstigen Standortbedingungen und gewaltigem Absatz. So erwarben die Chinesen Knowhow, was sie vorher nicht hatten. Dann mischte die dortige Politik mit. Mit gewaltigen Staatskrediten bauten die chinesischen Konkurrenten ihre Kapazitäten aus. Das störte niemand, solange die Inlandsnachfrage nach chemischen Erzeugnissen vorhanden war. Als dann die Inlandsnachfrage schwächelte, drangen die chinesischen Konzerne zunehmend mit billiger Ware ins Ausland vor und verdrängen auf den Märkten Asiens die deutsche Konkurrenz. Und dabei sind die Waren nicht nur billiger, sondern auch hochwertige Produkte, denn das haben sich die Produzenten von Deutschland abgeschaut. Schließlich können deutsche Konzerne nicht einfach nach China gehen und dort eine Niederlassung aufbauen. Hier benötigte man ein Joint Ventures mit chinesischen Unternehmen und damit war die Falle langfristig gestellt.

Die Experten von McKinsey bemerken dazu: „Der Druck auf die deutsche Chemieindustrie wächst sowohl horizontal (immer mehr Konkurrenz) als auch vertikal (immer mehr Konkurrenten mit technisch hoch entwickelten Angeboten).“

Bleibt die Frage, haben wir die Falle wieder nicht gemerkt? Jedenfalls die Experten warnten seit Jahren vor einem großen Umbruch im chinesischen Chemiemarkt. Schließlich waren Überkapazitäten weit verbreitet. Und McKinsey warnte weiter: Die riesige Größe der chinesischen Industrie dürfe man nicht als Zeichen der Stabilität missverstehen. Die Chinesen dringen vielmehr in neue Marktsegmente vor, so die Unternehmensberater von Alix Partners:  In den letzten fünf Jahren hat sich China strategisch auf die schnelle Entwicklung der Spezialchemie konzentriert. Das bedeutet, das Land verabschiedet sich von simplen Grundstoffen und produziert vermehrt hochwertige und margenstarke Chemie für industrielle Abnehmer.

Das alles trifft alle globalen Chemiekonzerne, die bisher den Markt beherrschten, sehr stark, denn der Druck wächst enorm. Billigere und qualitätsmäßig gleichwertige Produkte aus China werden den Markt überschwemmen und wird auf die Kundschaft der bisher herrschenden Weltkonzerne der Chemieindustrie treffen und dort offene Türen einrennen.

Das ist damit nicht nur ein deutsches Problem, sondern damit auch ein internationales Problem.

 

Beispielsweise Europäische Chemieaktien gaben 2024 im Schnitt fast sechs Prozent nach. Die Branche kämpft seit Jahren mit einer Reihe von Herausforderungen wie Lieferkettenunterbrechungen, hohen Rohstoffpreisen, zunehmender Konkurrenz aus den USA, aus China und aus dem Nahen Osten sowie einer niedrigen Nachfrage aus der Industrie. 2025 könnte sich die Gemengelage durch einen möglichen „Handelsstreit 2.0“ weiter verkomplizieren. Gleichzeitig sollten die eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen der Unternehmen langsam wirken.

Kommen wir nun zu den politischen Fehlern der Ampel-Regierung. Natürlich war es ein Schuss in den Ofen, die Energiepreise künstlich zu erhöhen. Politische Fehler (Atomausstieg, CO2-Abgabe, Kohleausstieg etc.) belasten jetzt zusätzlich. Kein Unternehmer wird bei der Unsicherheit lange in Deutschland mehr produzieren. 

Der Blick auf den Januar zeigt: Das Chemiegeschäft bleibt schwierig. Anders als noch im Vorjahr hat sich die Lage der Branche zum Jahresanfang 2025 nicht verbessert. Das Warten auf eine Trendwende setzt sich damit fort. Die Mehrheit der Unternehmen bewertet laut jüngster ifo-Umfrage die aktuelle Situation genauso negativ wie in den vergangenen Monaten. Auch die sich kaum gebesserte Nachfrage macht den Unternehmen zu schaffen. Die Mehrheit der Firmen gab an, die Produktion im Vergleich zum Vormonat konstant gehalten oder sogar gesenkt zu haben. Gründe für die Drosselung waren aber nicht nur die schwache Nachfrage, sondern auch die gut gefüllten Fertigwarenlager. 

Die Unternehmen planen ihre Produktion auf niedrigem Niveau wieder auszudehnen. Für das Exportgeschäft kehrt der Optimismus etwas deutlicher zurück. Dabei bleibt die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung am Heimatstandort jedoch bestehen. Neben der fehlenden Nachfrage bereiten vor allem die hohe Steuerlast und nicht konkurrenzfähige Energiepreise und Fachkräftemangel sowie eine überbordende Bürokratie den Unternehmen Sorgen.

Hoffen wir, dass die neue Bundesregierung sehr schnell etwas daran ändert, sonst dürften wir auch dem deutschen Chemiestandort bald nachtrauern.

Die Rubel-Krise ist wieder im Anmarsch

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Die Älteren unter uns erinnern sich sicher noch an die wilden Jahre der Präsidentschaft von Boris Jelzin, die mit der Rubel-Krise ihren zweifelhaften Höhepunkt fand. Erste Anzeichen für eine Wirtschaftskrise begannen im Herbst 1997, kurz nach Beginn der Asienkrise. Diese Krise machte Anleger und Investoren in vielen Ländern (auch in Russland) nervös; sie verkauften z. B. Aktien, Anleihen und Rubel und transferierten die Erlöse in besonders sicher erscheinende Länder („Kapitalflucht“). Dadurch geriet der russische Rubel – dessen Kurs die russische Regierung damals nicht frei floaten ließ – unter Druck. Außerdem hatte Russlands Regierung einen hohen Bedarf für kurzfristige Kredite, um Haushaltsdefizite zu finanzieren. Die Hauptprobleme der russischen Wirtschaft waren eine hohe Binnenverschuldung und daraus folgend eine Zahlungsunfähigkeit. Fabriken konnten ihre Arbeitnehmer nicht bezahlen, da sie für ihre Waren kein Geld bekamen. Die Fabriken konnten bspw. nicht für den verbrauchten Strom zahlen, weshalb die Energiekonzerne wiederum keine Steuern an den Staat abführten. Wie die Sache ausging, wissen wir. Russlands Präsident Boris Jelzin übergab dem russischen Geheimdienst in Person von Wladimir Putin die Macht im russischen Riesenreich. Und heute sprechen wir davon, dass der Geheimdienst hatte sich damit seinen Staat geschaffen.

Und genau vor einer neuen Rubel-Krise stehen wir heute wieder. Ihr Autor hat einige Freunde in Russland, die von einer exorbitanten Teuerung berichten sowie einhergehend mit einem rasanten Verfall der russischen Währung. Güter des Grundbedarfs werden zu praktisch zu Luxusgütern. Mit hohen Zinsen hat die russische Zentralbank zwar versucht, die Inflation wieder einzufangen, aber es war ihr bisher nicht gelungen.

Die Nervosität im Finanzsektor steigt darum immer weiter, die auch durch immer wieder neue Gerüchte bestärkt werden.

Eine der vielen ungeschriebenen Regeln in Russland besagt: Wenn die Behörden sich die Mühe machen, ein Gerücht zu dementieren, dann muss wohl etwas dran gewesen sein. Folgt man dieser Prämisse, dann dürfte die russische Zentralbank zu Beginn des Monats in der Bevölkerung für einige Unruhe gesorgt haben. Die Zentralbanker wiesen öffentlich energisch zurück, dass es Pläne gebe, Bankeinlagen oberhalb von umgerechnet 10.000 Dollar einzufrieren. In seinem Kanal beim Kurznachrichtendienst Telegram reagierte das Institut auf besorgte Fragen von Bürgern, die genau das zuvor im gleichen Medium gelesen hatten: „Diese Idee ist absurd“, hieß es von der Zentralbank. „Mit einem solchen Schritt würden nicht nur die Rechte von Bürgern und Unternehmen verletzt, über ihr Kapital zu verfügen. Er würde auch die Grundlagen des Bankensystems und die finanzielle Stabilität des Landes gefährden.“

Das solche Gerüchte überhaupt aufgekommen waren, hat mit einer bemerkenswerten Entwicklung im russischen Finanzsektor selbst zu tun. Die Einlagen bei russischen Privatbanken sind in den vergangenen Monaten in die Höhe geschossen, weil die Institute extrem hohe Zinssätze anbieten – in einigen Fällen von bis zu 30 Prozent. Das wiederum ist eine Reaktion auf den hohen Leitzins, mit dem die Zentralbank versucht, die zunehmende Inflation in Russland zu bekämpfen. Auf 9,5 Prozent taxierte die Statistikbehörde Rosstat die offizielle Preissteigerung für das Jahr 2024, deutlich mehr als noch im Vorjahr.

Und hier beginnt der Teufelskreis von vorn. Der Druck auf die Währungshüter wächst, ihren Leitzins zu senken, weil er es naturgemäß privaten Unternehmen schwerer macht, Kredite aufzunehmen. Sollte es also zu einer plötzlichen Zinssenkung kommen, könnten die meisten inländischen Bankkunden auch ihre Einlagen abziehen.

Doch im Kern hat die Unruhe im russischen Finanzsektor noch einen ganz anderen Hintergrund. Trotz der hohen Leitzinsen ist das Kreditwachstum seltsamerweise bisher ungebrochen, was wiederum die Inflation weiter anheizt. Denn hier wird zusätzliches Geld in den Kreislauf gegeben, das nicht mit einer wirtschaftlichen Leistungserhöhung zu tun hat. Nach Statistiken der Zentralbank sind die Kredite an die Unternehmen nicht nur ein Stück nach oben gegangen, sondern innerhalb der vergangenen zwei Jahre geradezu explodiert. 

Neben der offenen Finanzierung des Krieges gegen die Ukraine aus dem Staatshaushalt sei ein System entstanden, mit dem Banken dazu gezwungen würden, günstige Kredite an Unternehmen der Kriegswirtschaft zu vergeben. „Dieses Konzept führt dazu, dass der offizielle Staatshaushalt auf einem soliden Niveau bleibt“, schreibt der Russland-Experte und einstige Morgan Stanley-Banker Craig Kennedy in seiner Studie. „Damit entsteht der falsche Eindruck, dass Russlands Kapazitäten zur Kriegsfinanzierung auf Dauer belastbar sind.“

Daraus ergibt sich für die russische Wirtschaft ein großes Problem. Die Banken finanzieren Rüstungsbetriebe und andere Unternehmen, die die Kriegsinfrastruktur bereitstellen, zu deutlich günstigeren Konditionen als sie der Kapitalmarkt eigentlich hergeben würde. Zugleich müssen sie sich zu sehr hohen Zinsen bei der Zentralbank refinanzieren. Auf Dauer dürfte das auch größere russische Finanzinstitute in eine Schieflage bringen. Es entwickle sich ein „destabilisierender Grundstock an toxischen Schulden, der sich im Markt für Unternehmenskredite ausbreitet“, schreibt Kennedy.

Das Wachstum geht zurück, während die Inflation weiter galoppiert, was wiederum Unternehmen und Bürger naturgemäß davon abhält zu investieren. Auch der russische Rubel steht seit Monaten stark unter Druck. „In den vergangenen zwei Jahren war die russische Wirtschaft wie ein gedopter Marathonläufer unterwegs – und jetzt lässt die Wirkung dieses Dopings nach“, so Alexandra Prokopenko, die einst für die russische Zentralbank arbeitete und nun in Deutschland forscht. „Das Wachstum nimmt ab, wichtige Branchen schwächeln und die Behauptung, wonach Putins Wirtschaft unverwundbar ist, lässt sich kaum noch halten.“

Es ist der russischen Zentralbank unter Elvira Nabiullina zu verdanken, dass das System überhaupt bisher überlebt hat. Inzwischen wächst der Druck auf sie, den hohen Leitzinssatz von 21 Prozent wieder zu senken. Eine deutliche Zinssenkung aber könnte im russischen Bankensektor eine Spirale in Gang setzen – mit unabsehbaren Folgen, nicht nur für Russland, sondern auch für mit Russland befreundete Staaten und damit im Endeffekt für die Weltwirtschaft. Hoffentlich sind wir darauf vorbereitet.

Der Blick über die Märkte: Die Lebensmittelbranche

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Gegessen und getrunken wird immer, so heißt es landläufig. Deshalb gehört die Nahrungsmittel- und Getränkebranche zu den stabilsten und beständigsten Wirtschaftszweigen weltweit. Unabhängig von Konjunkturschwankungen bleibt die Nachfrage nach Lebensmitteln und Getränken kontinuierlich bestehen. Die existenzielle Bedeutung für den Menschen und die demografisch gestärkte Nachfrage schaffen eine robuste und damit besser planbare Investitionsumgebung ohne zu große zyklische Störungen. Diese Eigenschaften machen die Branche zu einem attraktiven Ziel für Investoren, die nach langfristiger Stabilität und Wachstumspotenzial suchen.

Der wohl größte Vorteil der Branche liegt in ihrer Resilienz gegenüber wirtschaftlichen Abschwüngen. Lebensmittel und Getränke gehören zu den Grundbedürfnissen des Menschen – sie werden immer benötigt, unabhängig von der wirtschaftlichen Lage. Dies ist ein großer Vorteil, hat doch jedes andere Konsumgut am Ende einen Makel: Es ist zumindest zeitweise oder auch ganz entbehrlich. Die Unternehmen der Branche profitieren von einer höheren Krisensicherheit und Stabilität der Nachfrage. Zusätzlich ist das Investitionsumfeld von globalen Megatrends und einer dynamischen Trendausprägung über Dekaden hinweg geprägt.

Die wachsende Weltbevölkerung sorgt langfristig für eine steigende Nachfrage nach Nahrungsmitteln und Getränken. Im Vergleich zu anderen Wissenschaften ist die Demografie sehr präzise und bringt so eine gewisse Planbarkeit mit sich. Mit dem stetigen Anstieg der Mittelschicht, besonders in asiatischen Schwellenländern, steigt der weltweite (Fleisch-)hunger und eine Adaption westlicher Ernährungsweisen ist zu erkennen. Dabei finden die Unternehmen Lösungen, wie immer mehr Menschen mit immer weniger nutzbarer Agrarfläche versorgt werden. Der Rückgang von nutzbarem Boden ist eines der Risiken für die Lebensmittelsicherheit der Welt. In den bereits arrivierten Industriestaaten verändert sich das Bewusstsein und der Fokus auf Gesundheit und Nachhaltigkeit nimmt zu. Immer mehr Verbraucher achten auf gesunde Ernährung und nachhaltige Produkte. Bio-Lebensmittel, pflanzliche Alternativen und zuckerfreie Getränke sind Wachstumssegmente, die von Unternehmen gezielt bedient werden. Wir merken das in den Supermärkten, denn die alternative Ernährungsbranche spielt sich nicht mehr in den kleinen Öko- und Bioläden ab, sondern hat die breite Masse der Kundschaft längst erobert.  Die Verwissenschaftlichung der Nahrung wird als Lösung der Zukunft gesehen und könnte erst am Anfang der Entwicklung stehen. Der Bedarf an qualitativ hochwertigen und schnell verfügbaren Speisen und Fertiggerichten wächst stetig. Viele Unternehmen in der Nahrungsmittel- und Getränkebranche sind etabliert und zeichnen sich durch stabile Erträge aus. Diese kontinuierlichen Cashflows ermöglichen es vielen Firmen, regelmäßig Dividenden auszuschütten – ein Faktor, der für eine Vielzahl von Investoren attraktiv ist. 

Unsere zwei NDAC–Clubfondswerte Coca-Cola und McDonalds sind aktuell unsere stärksten Vertreter im Rennen um die Renditen in der Lebensmittelbranche. Sobald die Zahlen vorliegen, werden wir danach schauen. 

Unser ehemaliger Depotwert Nestlé, ein führendes Unternehmen im Bereich der verpackten Lebensmittel aus der Schweiz, steht wieder vor einer positiven finanziellen Zukunft. Die Prognose der Finanzanalysten deutet auf einen Anstieg des Aktienkurses um 10,30 Prozent innerhalb der nächsten 12 Monate hin, mit einem Zielkurs von 109,64 CHF. Wir haben das Papier erst einmal verkauft, der Kurs ging auf Grund von Managementfehlern zu sehr gen Süden. Aber das muss ja nicht für immer sein. 

Außerdem ist auch die niederländisch-britische Unilever Plc eine Bank im internationalen Geschäft mit Lebensmitteln, die sich im Gegensatz zu der Konkurrenz aus der Schweiz Nestle gut entwickelte. Die britische Diageo Plc als letztes Beispiel ist eine Getränkeaktie, aber im Bereich der Destillateure und Winzer unterwegs. Die Aktie weist zwar ein langsames Wachstum auf, was für die Anleger nicht so gut ist, aber für die Gesundheit der Konsumenten umso besser. Trotzdem hat das Papier in den letzten zwanzig Jahren immerhin 218 Prozent zugelegt.

Obwohl Ärzte und Verbraucherschützer immer wieder davon abraten, greifen die Konsumenten immer mehr zu Nahrungsergänzungsmitteln. Per Definition ist Nahrungsergänzungsmittel ein Produkt, das den Stoffwechsel eines Menschen mit bestimmten Nährstoffen gezielt versorgen soll. Rechtlich gesehen stellt ein Nahrungsergänzungsmittel ein Lebensmittel dar, welches die allgemeine Ernährung eines Einzelnen ergänzen soll. Auch wenn die meisten börsennotierten Anbieter der Präparate aus den USA nur ein geringes Umsatzvolumen aufweisen, sollte man doch ab und zu danach schauen. Es könnte sich auch etwas Größeres entwickeln.

Zu Größerem fällt ihrem Autor die Dubai-Schokolade ein, die ja nun buchstäblich in aller Munde ist. Leider ist das Unternehmen aus Dubai, die Schokoladen-Manufaktur Fix Dessert Chocolatier nicht an der Börse notiert.

Wir werden sehen, was für neue Kreationen die Lebensmittelbranche noch hervorbringen und erfolgreich vermarkten wird. Trotz aller Werbung um die gesunden Lebensmittel nimmt gewichtsmäßig die Bevölkerung weltweit immer mehr zu. Dafür haben wir allerdings die Abnehmspritzen unserer Clubfondswerte Novo Nordisk und Eli Lilly im Angebot. Das ist aber wieder ein anderes Thema.

Rückblick 2024 und Ausblick 2025 Teil 3

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Kennen Sie das „Goldlöckchen-Szenario“? Ehrlich gesagt, ihr Autor hatte das auch noch nicht gekannt. Mit diesem Szenario umschreiben Börsenoptimisten eine Welt, mit niedrigen Zinsen, mäßiger Inflation und einem robusten Wirtschaftswachstum.

Ob dieser Dreiklang nun wirklich ertönen wird, werden wir 2025 erleben. Aber einiges spricht ja doch dafür. In den USA dürfte der neue Präsident durch eine expansive Fiskalpolitik und protektionistische Eingriffe (Importzölle, Embargos, Handelshemmnisse, usw.) der heimischen Wirtschaft einen Schub versetzen. Wie lange der anhalten wird, müssen wir abwarten, die betroffenen Länder werden mit Sicherheit mit harten Gegenmaßnahmen darauf reagieren.

In Europa wird es einen weiteren Zinsrückgang durch die EZB geben, was zu einer Erholung der heimischen Wirtschaft beitragen könnte. Wohlgemerkt könnte, denn an den Zinsen allein können wir die derzeitige wirtschaftliche Schwäche bei uns nicht allein festmachen. Denn dazu bedarf es noch anderer Schritte der neuen Bundesregierung. Es müssen Impulse für die Konjunkturerholung gesetzt werden. Steuern und Abgaben für die Unternehmen und Konsumenten müssen gesenkt werden. Und warum nicht ein großes Konjunkturprogramm auflegen? Denn auf den früheren Status Exportweltmeister können wir uns schon lange nicht mehr verlassen. Da muss die Binnenkonjunktur wieder anspringen. Und dazu muss auch die Schuldenbremse umgestaltet werden, um aus der der Stagnationsphase herauszukommen.

Zumindest sollten wir uns als Anleger unter Trump 2.0 auf Märkte einstellen, die volatiler reagieren werden als bisher. Wir wissen nicht, wann Trump die Zollraketen gegen Erzrivalen China zünden wird. Und das er dabei die beiden Nachbarländer Kanada und Mexiko verschonen wird, dürfte nach den Ankündigungen der letzten Tage unmöglich sein. Aber wir sollten uns auf schnelle Aktionen der Trump-Administration einstellen. Denn viel Zeit hat er nicht mehr, der Donald. Sein Lebensalter und die aktuell nicht mögliche Wiederwahl als Präsident setzen die Grenzen für ihn. Außerdem, in zwei Jahren sind Zwischenzahlen und da kann es politisch ganz anders laufen für seine Präsidentschaft.

Ein weiterer Punkt ist die zu erwartende Rückkehr der Inflation, die führenden Zentralbanken werden die Zinsen weiter senken. Die EZB wahrscheinlich noch schneller, um der Wirtschaft in Europa Wachstumsimpulse zu geben. Und wir müssen dabei im Hinterkopf behalten, wie schnell das Gespenst der Inflation heraufzieht und wie schwer es war, die Inflation wieder einzufangen.

Über die Situation in Deutschland haben wir im abgelaufenen Jahr schon viel geschrieben, müssen wir nicht alles wieder wiederholen. Bei einer richtigen Wirtschafts- und Fiskalpolitik könnten wir im zweiten Halbjahr mit einer Erholung der Industrieproduktion rechnen. Vorausgesetzt, die neue Regierung und die noch ungefähr ein halbes Jahr geschäftsführende Regierung treffen die richtigen Entscheidung im herausziehenden Handelskrieg zwischen den USA, China und der EU.

Daher sind auch deutsche Aktien einen Blick wert, auch wenn die Erfolge im kommenden Jahr noch nicht zu sehen sein werden. Da werden wir wohl bis 2026 warten müssen, bevor Deutschland die Intensivstation verlassen kann. Aber einerseits soll man Aktien billig kaufen, wenn andere sie verkaufen und andererseits in der jetzigen Konstruktion des DAX40 werden die Werte auch nicht weiter groß einbrechen lassen. Egal, ob es eine Rezession im Inland gibt oder nicht, denn deutsche Unternehmen realisieren 84 Prozent ihrer Umsätze im Ausland.

Und wir sollten damit aufhören, um ausgewählte Schwellenländer einen Bogen zu machen. Das dort erhöhte Risiko in den etablierten Märkten wird sich in langfristigen Renditen auszahlen.

Natürlich sollten wir wegen des heraufziehenden Konfliktes zwischen China und Taiwan vorsichtig sein, gerade Aktien dieser beiden Länder in unseren Depots lange zu halten.

Aber was sollte man kaufen?

Amerikanische Banken werden von den geplanten Deregulierungen profitieren.

Andererseits sollte ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wachstums- und Substanzaktien herrschen.

Irgendwann stößt auch das Wachstum der Tech-Riesen an die Grenzen. Deshalb bleibt es ein Gebot der Stunde, bei Tech-Aktien auch in die zweite und dritte Reihe zu schauen und damit das Risiko zu mindern.

Über das Wachstumsland Indien hatten wir im abgelaufenen Jahr schon viel geschrieben.

Internationale Biotech- und Pharma-Aktien sind weiter ein großes Feld für Investitionen. Auch ein zweites Biontech in Deutschland kann es durchaus geben, möglicherweise kommen auch die Renditen von Biontech wieder.

Wir werden sehen, wie sich alles entwickeln wird. Eine Glaskugel, die die Zukunft richtig voraussagt, haben wir leider nicht im Angebot. Aber wir haben mit unserem NDAC-Clubfonds ein Instrument, das auf vorhersehbare Entwicklung auf den Aktienmärkten besonnen reagieren wird.

Bedanken möchten wir uns bei unseren Mitglieder und Lesern für die Treue im Jahr 2024. Wir hoffen, dass wir auch im Jahr 2025 auf unsere Mitglieder und Leser zählen können und wünschen Ihnen allen ein gesundes neues Jahr!

Rückblick 2024 und Ausblick 2025 Teil 2

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC Anlegerclubs

Schauen wir uns als nächstes den DAX40 an, der die Realität scheinbar ausblendete. Und die Realität ist nun mal, dass wir uns in einer Rezession befinden. Ihr Autor möchte nicht schon wieder die großen Unternehmen aufzählen, die im letzten Jahr große Probleme hatten, die sich auch im nächsten Jahr fortsetzen werden. Und das sind nur die großen meist börsennotierten Unternehmen, die anderen Mittelständischen-, und Klein- und Kleinstunternehmen haben ebenfalls große Sorgen um ihre Zukunft. Aber sie sterben still.

Und der DAX40 eilt von Hoch zu Hoch und erreichte dabei ein Allzeithoch von 20.522 Punkten, wobei wir gar nicht so richtig bemerkt haben, dass der deutsche Leitindex 2024 einen Rekord nach dem anderen aufstellte. Und dass von einem in der Rückschau niedrigen Level von 16.345 Punkten im Monat Januar.

Und für alle Enthusiasten, die den DAX40 schon bei 100.000 Punkten sehen, haben wir eine kleine Ernüchterung bereit. Der reine DAX40 Kursindex hat als Jahreshoch auch im Dezember 7.884 Punkte erreicht, ausgehend von einem Tiefstwert im Januar 6.467 Punkten. Diese beiden Zahlen spiegeln die Realität im Lande besser wider. Ihr Autor wird auch weiterhin darauf hinweisen, dass der DAX40 Performanceindex die gesamten Dividenden beinhalten. Und wo werden noch Gewinne gemacht? Richtig, im Ausland.

Unser NDAC-Clubfonds beendete das Jahr mit 165,76 Euro je Anteil oder 24,27 Prozent Zuwachs und lässt damit einige größere Fonds hinter sich.

Vielleicht wird nächstes Jahr auch noch SAP den DAX40-Index verlassen. Nach den Regularien der Deutschen Börse soll keine Aktie im Deutschen Aktienindex Dax gemessen am Börsenwert mehr als 15 Prozent Gewicht haben. Bei dieser Schwelle liegt die sogenannte Kappungsgrenze. Erst in diesem Frühjahr war sie angehoben worden, von 10 auf 15 Prozent. SAP liegt knapp davor, allein in diesem Jahr legte der Titel 60 Prozent zu. Und damit würde ein weiteres Vorzeigeunternehmen den deutschen Leitindex verlassen und damit unserem Depotwert Linde folgen, dass den DAX40 bereits vor Jahren verließ. Wie sinnvoll die Regeln der Frankfurter Börse sind, lassen wir einfach einmal dahingestellt.

Kommen wir aber nun zu einem weiteren Senkrechtstarter des auslaufenden Jahres 2024, dem Bitcoin. Der Kurs erreichte kurz vor Weihnachten ein Allzeithoch von 102.938 Euro. OK, da hat der Protagonist der digitalen Währung, Donald Trump, erheblich dazu beigetragen mit seinen personellen Entscheidungen, aber auch mit der Ankündigung den Bitcoin zur nationalen US-Reservewährung zu erheben. Müssen wir erst einmal sehen, was von seinen Ankündigungen wahr wird, denn wir wissen, wie schnell der Bitcoin nach unten wegdrehen kann. Und wie schnell auch ein paar Bitcoins in den unendlichen Weiten des Netzes verschwinden können.

Aber jetzt ist das Jahr vorbei und wir müssen es abhaken. Trotz der tragischen Ereignisse von Magdeburg. Es bleibt nur die Hoffnung, dass so etwas endlich der Vergangenheit angehören wird und die Sicherheit im Land erholt wird. Eine neue Regierung muss das endlich schaffen.

Der Ausblick für 2025

Jedes Jahr veröffentlicht die Saxo Bank ihre bekannten “Outrageous Predictions” für die Entwicklung des Aktienmarktes in den kommenden zwölf Monaten. Dabei liegen die Prognosen selten richtig, zeigen aber mit einem Augenzwinkern in eine Richtung, in welche Richtung es gehen kann und was Anleger womöglich für das kommende Jahr noch nicht auf dem Schirm haben. Wir möchten unseren Lesern diese nicht vorenthalten, unkommentiert:

1. Donald Trump lässt den US-Dollar implodieren
Aufgrund von Zöllen und dem Handelsdefizit soll Trump den US-Dollar zum Einsturz bringen und ihn massiv im Wert fallen lassen. Die großen Profiteure: Gold und Bitcoin.

2. Nvidia wird doppelt so groß wie Apple
Nach der massiven Rallye bei Nvidia soll noch lange nicht Schluss sein. Der Chipdesigner soll 2025 die doppelte Marktkapitalisierung von Apple erreichen.

3. China bekommt ein 50-Billionen-CNY-Stimuluspaket
Durch die Krise in China soll die Regierung in Peking laut den Analysten der Saxo Bank ein 50-Billionen-CNY-Stimuluspaket starten, das die Wirtschaft zurück auf Kurs bringt.

4. Erstes 3D-gedrucktes Menschenherz wird eingesetzt
Durch einen Durchbruch in der Medizin geraten 3D-gedruckte Organe zunehmend in den Fokus, was zu einem Hype an der Börse und einer IPO-Welle führt.

5. Elektromobilität beendet Ölnachfrage
Wegen der zunehmenden E-Mobilität bricht der Ölpreis wegen zu geringer Nachfrage ein und die Vormachtstellung der OPEC+ wird damit zerstört.

6. USA besteuern KI-Rechenzentren
Aufgrund eines massiven Strompreisanstieges beginnen die USA, die dafür verantwortlichen KI-Rechenzentren zusätzlich zu besteuern.

7. Naturkatastrophe führt zur Versicherungsinsolvenz
2025 soll es laut der Saxo Bank erstmals der Fall sein, dass ein großer Versicherer wegen einer Naturkatastrophe in die Insolvenz rutscht.

8. Pfund steigt auf Pre-Brexit-Niveau
Wegen der brummenden Wirtschaft im Vereinigten Königreich steigt das Pfund gegenüber dem Euro über das Niveau vor dem Brexit