Da hätten wir als erstes ein Angebot der Kundenberater, die in der Nullzinsphase fast in der Versenkung verschwundenen Geldmarktfonds, aber jetzt in den Bankvertrieben eine Wiederauferstehung feiern. Die Geldmarktfonds sind ein beliebtes Produkt für die Vertriebe. Meist werden diese von den eigenen Instituten selbst emittiert und vom Vertrieb dann vordergründig empfohlen. Ok, Geldmarktfonds sind transparenter, günstiger und weniger riskant als beispielsweise Zertifikate. Doch ihre Rendite (wohlgemerkt!) in der Nähe des Einlagensatzes wird bedauerlicherweise auch nicht ohne Nachteile verkauft.
Geldmarktfonds versprechen höhere Zinsen als die meisten Bankeinlagen, dazu weniger Kursschwankungen und viel Sicherheit. Kein Wunder, dass Ende Juni 5,1 Billionen Euro dort investiert waren. Die Produkte wurden jahrelang durch institutionelle Anleger und Unternehmen nachgefragt. Und sind jetzt plötzlich auch wieder für die Privatanleger der Banken gefragt. Die zwei Gründe sind dafür schnell gefunden. Zum einen die Vertriebsanstrengungen der Kreditinstitute und zum anderen eben auch die Rendite. Die Rendite orientiert sich am sogenannten Referenzzins Euro Short Term Rate (€STR). Er wird täglich von der EZB auf Basis realer kurzfristiger Transaktionen zwischen 34 Banken der Eurozone berechnet und erst seit vier Jahren als Ersatz für den nicht ganz unumstrittenen Tagesgeldsatz Eonia verwendet.
Nach der jüngsten EZB-Zinsentscheidung notierte der €STR Anfang August bei immerhin 3,66 Prozent. Klassische Geldmarktfonds orientieren sich bei der Rendite am EZB-Einlagenzins (aktuell 3,75 Prozent), parken das Geld aber nicht in Frankfurt, sondern investieren es am Kapitalmarkt in einen kurzfristigen Anleihen-Mix. Das ist richtig, denn kurzfristige Anleihen haben ein geringeres Kurs- und Zinsänderungsrisiko.
Das klingt erst einmal gut, obwohl die Differenz zwischen EZB-Zinssatz von 3,75 Prozent und dem ermittelten Zinssatz von 3,66 Prozent noch vorhanden ist.
Aber risikofrei ist die Anlage leider auch nicht. Die einzelnen Anleihen im Fonds können an Wert verlieren, wenn ihre Emittenten (Staaten und Unternehmen) in Schwierigkeiten geraten. Und dass die Staatenratings auch nicht in Stein gemeißelt sind, haben wir der Herabstufung der USA gesehen, auch wenn diese keine Anleihen-Schwankungen im großen Stil hervorgerufen haben. Bei Unternehmensanleihen wäre sich da ihr Autor nicht so sicher.
Deutlich schwerer ist ein anderes Risiko zu bewerten. Viele Anleger betrachten einen Geldmarktfonds quasi als bargeldähnliches Instrument und denken, wenn Geld benötig wird, dann verkaufen wir einfach einige Anteile und können über das Geld morgen verfügen. Aber schon aus dem bisher gesagtem geht hervor, dass das nicht immer funktionieren muss. Nicht immer sind die Anlagen zuverlässig liquide und das speziell in Stresssituationen. Das gilt u. a. für Commercial Papers, die oft nicht am Markt gehandelt werden und dann bis zum Ende Laufzeit gehalten werden müssen und nicht zwischendurch in Cash umgewandelt werden können, wie Anleihen. Wie gesagt, es kann dadurch bei einem gestressten Markt durchaus zu einem Liquiditätsengpass kommen, speziell bei einem Run auf Geldmarktfonds. Seit dem Jahr 2000 ist das öfter der Fall, warnt die Fed.
Und meistens gehen die bisherigen Sparer dann auch noch davon aus, dass für die Geldmarktfonds die Einlagensicherung wie beim Tages- und Festgeld eventuelle Totalverluste ersetzt. Die gesetzliche Einlagensicherung greift hier nicht, demzufolge ist der Privatanleger den Risiken des Marktes ausgesetzt.
Und wer bisher nur in Tages- und Festgeld gespart hat, denkt automatisch, dass Geldmarktfonds keine weiteren Kosten verursachen. Dem ist bei weitem nicht so, denn der Bankberater spricht die Kosten schon an, mit einer Gesamtkostenquote für den erworbenen Fonds in Höhe von beispielsweise etwa 0,1 bis 0,4 Prozent klingen sie eher vernachlässigbar. Aber die müssen wir von den oben im Beispiel angeführten 3,66 Prozent noch abziehen. Und für die Fonds brauchen Anleger außerdem ein Depot, dass von Bank zu Bank unterschiedliche Kosten verursacht. Ebenso sind Handelskosten bei Fonds zu beachten, die auch an der jetzt doch recht spärlich aussehenden Rendite zehren.
Ja, und unser Bankberater hat aber noch mehr in der Hinterhand, dass er ebenso als ungefährlich und äußerst renditeträchtig anpreist. Er weiß, bei Sparern, die bisher die herkömmlichen Sparformen nutzen, sind Aktien nicht der große Knaller. Sonst hätten sie ihr Kapital längst umgeschichtet. Und was macht er, um die Sparer für eine neuartige Aktienanlage zu gewinnen? Nein, Irrtum, keine Aktienempfehlungen oder Aktienfonds. Die Anleger sollten doch bitte überlegen, dass Zertifikate das beste Instrument für sie sind.
Und dass die Anlageberater auf diesem Weg sehr aktiv sind, sehen wir an den Zahlen des DDV (Deutscher Derivate Verband). Rund 106 Milliarden Euro flossen per 31.5 2023 in diese Anlageform.
Aber sind sie wirklich das Nonplusultra für Sparer?