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Die Notenbankchefs blieben vage

Ihr Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

„Ich hoffe, ich war zweideutig genug… Wenn Sie glauben, mich verstanden zu haben, dann habe ich mich falsch ausgedrückt… Ich weiß, dass Sie glauben, Sie wüssten, was ich Ihrer Ansicht nach  gesagt habe. Aber ich bin nicht sicher, ob Ihnen klar ist, dass das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meinte.“

Ihr Autor hat sich an das legendäre Zitat des langjährigen Fed-Chefs Alan Greenspan (er führte die Notenbank über den langen Zeitraum von 1987 bis 2006) erinnert und es wieder hervorgekramt. Nun, ganz so verschwurbelt hat sich die Finanzelite in Jackson Hole doch nicht ausgedrückt. Aber Investoren müssen sich künftig auf weniger eindeutige Signale der Notenbanken einstellen. Die Chefs der Fed und der EZB signalisierten damit während der Zentralbank-Tagung in Jackson Hole, dass sie sich große Flexibilität mit Blick auf ihre weiteren Schritte bewahren wollen.

Zwar betonten sowohl Fed-Chef Jerome Powell als auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass weitere Zinserhöhungen notwendig sein könnten. „Der Kampf gegen die Inflation ist noch nicht gewonnen“, sagte Lagarde bei ihrer Rede in Jackson Hole. Dennoch ließ sie offen, ob sie die Zinsen bei der kommenden Sitzung im September noch einmal anheben will. Auch Powell ließ sich nicht in die Karten blicken. Das ist eine Abkehr von der bisherigen Strategie, in der die Notenbanker oft sehr klar kommuniziert haben, ob die Zinsen bei kommenden Sitzungen noch steigen werden. Die vielen und zum Teil ungewöhnlich großen Zinsschritte seit dem vergangenen Frühjahr haben Wirkung gezeigt. Die Inflationsraten sind in den vergangenen Monaten zurückgegangen, auch wenn sie in den USA und im Euro-Raum mit 3,2 und 5,3 Prozent noch über dem Zwei-Prozent-Ziel der Notenbanken liegen. Aber Jubelschreie dürfte der Inflationsrückgang bei Deutschlands Verbrauchern im August auch nicht auslösen, denn der ersehnte deutliche Rückgang der Inflation ist ausgeblieben. Die Verbraucherpreise lagen um durchschnittlich 6,1 Prozent höher als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt vorläufig mitteilte. Im Juli hatte die Teuerung bei 6,2 und im Juni bei 6,4 Prozent gelegen. Ökonomen hatten einen deutlicheren Rückgang auf 6,0 Prozent erwartet.

Auch die Attraktivität von US-Aktien schmilzt dahin, angesichts steigender Kapitalmarktzinsen und Aktienkurse. Das gilt besonders für die großen Technologieunternehmen. Die Gewinnrendite des S&P 500, gemessen an den erwarteten Gewinnen der nächsten zwölf Monate, liegt derzeit bei 5,3 Prozent und damit nur ein Prozent über der Rendite risikoärmerer US-Anleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit. Da kommen flexible Anleger schon ins Grübeln.

Das bedeutet aber auch, dass die USA, sollte sich die Entwicklung fortsetzen, als Konjunkturlokomotive ausfällt. Das gleiche gilt für China, wie wir bereits mehrfach festgestellt haben.

Nun müssen wir hier selbst ran, den kranken Mann in Europa (und das ist Deutschland nun mal) zu kurieren. Ob die jüngsten Beschlüsse der Ampel-Regierung dazu auszureichen, bezweifelt nicht nur ihr Autor. Das sogenannte Chancenwachstumsgesetz von Finanzminister Lindner wurde zwar auf rund sieben Milliarden Euro aufgestockt, doch die Stimmen aus Industrie und Wirtschaft klingen alles andere als glücklich. Die Wirtschaft hatte sich eindeutig mehr erhofft und fühlt sich von der Bundesregierung nicht gehört oder sogar ignoriert. Im Gegensatz zu den zugesagten Subventionen für die Ansiedlung von Intel und TSMC, die sich auf 15 Milliarden Euro summieren, erscheinen die sieben Milliarden wirklich nur wie ein kleiner Schubser statt eines großen Schubes. Die Verhältnismäßigkeit ist völlig aus der Spur geraten. Einer bekommt alles. Viele bekommen nichts. Das liegt daran, dass sich das Entlastungspäckchen im Haushalt niederschlägt. Der braucht die schwarze Null. Die Subventionen allerdings stammen aus einem Schattenhaushalt und der gehorcht nicht den Regeln der Schuldenbremse. Bezahlen müssen die Steuerzahler natürlich sowieso alles.

Schuldenbremse hin oder her, wir brauchen ein umfangreiches Konjunkturprogramm von ca. 100 Milliarden Euro in dieser krisenhaften Zeit, das auch die Binnennachfrage ankurbelt. Diese wird immer wichtiger. Einerseits wegen der steigenden Arbeitslosenzahlen (trotz Fachkräftemangels!) und desweiteren wegen des stark wegbrechenden Außenhandels. Und vielleicht sollte die deutsche Politik ihre Überheblichkeit abstreifen und schauen, wie es andere EU-Länder hinbekommen. Deren Wirtschaft wächst, wenn auch graduell unterschiedlich, aber sie schrumpft nicht, wie die deutsche Wirtschaft. Wir brauchen nicht einen Industriestrompreis, sondern eine Entlastung für alle Bürger unseres Landes bei den Energiekosten. Und wenn wir endlich den ideologiegetriebenen Atomausstieg rückgängig machen, dann benötigen wir auch nicht so viel teures Flüssiggas, um es für die Energieerzeugung zu verbrennen. 

Haben wir das Märchen von den umfassenden Sanktionen durch die EU gegen Russland wirklich geglaubt? Nö, da wäre zum Beispiel nur die Realität beim Erdgas anzuführen.

EU-Importeure kaufen russisches Flüssiggas (LNG) in Rekordmengen. Einem Bericht der Nichtregierungsorganisation Global Witness zufolge, kauften EU-Länder in den ersten sieben Monaten dieses Jahres 22 Millionen Kubikmeter LNG, das per Schiff aus Russland transportiert wurde. Das sind etwa 40 Prozent mehr als im selben Zeitraum 2021, also vor dem Krieg. Der Wert dieser Einfuhren beläuft sich auf etwa 5,3 Milliarden Euro. Wohlweislich hat die von der Leyen-Kommission LNG von den Sanktionen ausgenommen. So finanzieren die EU-Staaten einerseits den Krieg gegen die Ukraine und andererseits sitzen die Politiker der EU zusammen, um zu beraten, wie sie mehr Waffen und noch mehr Munition an die Ukraine eventuell vorfinanzieren und liefern können, um den von ihnen mitfinanzierten russischen Angriffskrieg zu beenden. Was für ein Anachronismus!