Vorab gesagt, viel Gutes zu berichten über unsere US-Apothekenkette gibt es wirklich nicht.
Walgreens Boots Alliance Aktie, minus 6,90 Prozent: Nach Veröffentlichung der Quartalszahlen setzte unser Depotwert in diesem Monat seine Talfahrt fort. Der Nettogewinn je Aktie fiel im Jahresvergleich um 36 Prozent. Der Konzern leidet unter einem fast schon extrem zu nennenden Konsumrückgang in den USA, der sich auf die gesamte Branche auswirkt. Daher kündigte das Unternehmen die Schließung eines Viertels seiner Filialen an und korrigierte die Prognosespanne für den Gewinn je Aktie für 2024 um 15 Prozent nach unten.
Kein Wunder, dass die Anleger es den Kunden nachtun, die Flucht ergreifen und aus dem Wert herausgehen.
Eine Frage muss sich jeder Marktteilnehmer stellen und auch für sich die Konsequenzen ziehen: Sollen Anleger jetzt zugreifen oder doch lieber die Restbestände verkaufen? Die Aktie lief wirklich nicht gut in den letzten Jahren. In der Zehn-Jahres-Betrachtung weist das Papier von Walgreens Boots Alliance einen Verlust von im Mittel 15,2 Prozent pro Jahr aus. Das führte zu einer regelrechten Kapitalvernichtung, wenn Anleger damals 10.000 Euro eingesetzt hätten. Der Einsatz in Höhe von 10.000 Euro wäre damit auf 1.922 Euro geschrumpft.
Warum zum Teufel haben sich die Anleger zu dieser Aktie hingezogen gefühlt und sich nicht schon längst verabschiedet? Vielleicht deshalb: Laut aktuellem Stand vom Juli 2024 zahlte die Gesellschaft eine Dividende von insgesamt 1,34 Euro / Aktie an ihre Anteilseigner. Mhm, klingt erst mal nicht so viel, vor allem, weil die Auszahlung, wie im anglo-amerikanischen Raum üblich, ja quartalsweise erfolgt. Aber wenn wir uns den Kurs von aktuell 10,38 Euro anschauen, dann bedeutet das eine Spitzenrendite von 12,92 Prozent. Da kann weder ein Tagesgeld mithalten, aber auch dividendenstarke Spitzenpapiere sind mit so einer Gewinnbeteiligung überfordert.
Walgreens Boots Alliance hat die Dividende im letzten Jahr nicht gesteigert. Innerhalb der letzten zehn Jahre hat Walgreens Boots Alliance diese um jährlich 1,36 Prozent gesteigert. Auf Fünf-Jahressicht sank die Dividende um 4,08 Prozent. Die Ausschüttungsquote auf den Free-Cash-Flow liegt bei 100%. Bezogen auf den bereinigten Gewinn schüttet Walgreens Boots Alliance 46,2% an seine Aktionäre aus. Die Stabilität der Dividende liegt bei 0,95 von max. 1,0. Das spricht für einen in der Vergangenheit sehr zuverlässigen Dividendenzahler. Des Weiteren rechnen die Analysten für das laufende Geschäftsjahr mit einer Dividendenkürzung von 24,48 Prozent. Bei der auf dem Papier hohen Dividendenrendite von 12,92 Prozent ist also Vorsicht angebracht.
Die erhöhte Dividendenrendite deutet zwar bei Walgreens Boots Alliance auf eine günstige Kaufgelegenheit hin, vielleicht für Anleger, die darauf spekulieren, dass die Apothekerkette die Probleme schnell wieder in den Griff bekommt. Allerdings wird sich am Umfeld und den zurückhaltenden Konsumenten nicht viel ändern, zumindest kurz und mittelfristig.
Was sollen wir mit dem Papier nun tun? Zum Verkaufen ist es zu stark gefallen. Ein Einstieg bzw. Aufstocken empfiehlt sich mit Blick auf die Kapitalvernichtung der letzten Jahre ebenfalls nicht. Ihr Autor hat einmal das Portal Marktscreener aufgerufen. Dort liegen 19 Einschätzungen zu unserem Wert vor, die alle eine Halteempfehlung abgeben. Es wird ein durchschnittlicher Kurs von 13,87 Dollar errechnet. Sollte der Kurs erreicht werden, dann haben wir ein Plus von 22,74 Prozent gegenüber dem Schlusskurs beim Schreiben dieser Zeilen erreicht.
Übrigens, auch aus dem Dow Jones wurde Walgreens wieder hinaus komplementiert, ein anderer Depotwert von uns, der Handelsgigant Amazon, ersetzte am 26.02.2024 die US-Pharmaziekette. Aber das ist wirklich nicht der Grund für die anhaltend schlechte Entwicklung der Apothekenkette.
“Wir sehen uns weiterhin mit einem schwierigen operativen Umfeld konfrontiert”, erklärte Vorstandschef Tim Wentworth. Zwar stieg der Umsatz im dritten Quartal des Geschäftsjahres um 2,6 Prozent auf 36,4 Milliarden Dollar. Doch der bereinigte operative Gewinn brach zu konstanten Wechselkursen um gut 36 Prozent auf 613 Millionen ein. Walgreens leidet wie gesagt unter dem schwachen Einzelhandelsumfeld in den USA und dem Druck auf Kostenerstattungen. Verbraucher halten sich wegen der anhaltenden Inflation beim Kauf rezeptfreier Gesundheitsprodukte zurück. In den ersten neun Monaten erhöhte sich so der Nettoverlust auf 5,6 Milliarden Dollar von 2,9 Milliarden im Vorjahreszeitraum.
Das Unternehmen rechne damit, dass das herausfordernde Umfeld in der Pharmaindustrie und die schleppende Verbrauchernachfrage bis ins Geschäftsjahr 2025 anhalten werden. Wentworth, der seit vergangenem Oktober an Bord ist, hat bei dem Konzern eine umfassende Restrukturierung in die Wege geleitet, die mit der Schließung von Filialen, der Entlassung mehrerer mittlerer Führungskräfte und einem Kostensenkungsplan in Höhe von einer Milliarde Dollar einhergeht. Der Konzern hat wie erwartet seine Dividende halbiert.
Warten wir also noch etwas ab, bis der Kurs wieder anzieht. Allerdings ein neues Umfeld wird sich auch 2025 nicht unbedingt einstellen.