Die neue Herausforderung für Donald Trump im Wahlkampf ist Kamala Harris. Vorausgesetzt, die Delegierten der Demokratischen Partei nominieren sie als neue Präsidentschaftskandidatin. Nun brauchen wir nicht gleich alle Kommentare umschreiben, was Trump und Biden für die Märkte bedeuten, bzw. bedeutet haben. Kamala Harris bleibt trotz aller Vorteile gegenüber Trump (Jugend, Frau mit Migrationshintergrund, farbig, blitzgescheit, politisch erfahrene Vizepräsidentin etc.) eine Demokratin, die sich bitte schön, an die Spielregeln der Partei zu halten hat, ebenso wie Donald Trump bei den Republikanern.
Und Trump ist noch nicht geschlagen, auch das dürfen wir nicht vergessen. Was da so auf die Märkte mit den beiden Parteien wie ein Hurrikan zurast, schauen wir uns nachstehend einmal an. Der Einfachheit schreiben wir Trump und Harris, aber die Programme der beiden Protagonisten wurden in den Parteizentralen geschrieben.
Die Bankenwelt wird weiter auf Sieg Donald Trump setzen. Sollte er gewinnen, dürften die Banken auf der Gewinnerseite stehen. Donald Trump baute sein Imperium auf Bankkrediten auf, hat also so ganz nebenbei ein persönliches Interesse daran, ein gutes Verhältnis zu den Banken herzustellen. Er und seine Parteifreunde haben in der ersten Präsidentschaft Trump wenig bis gar nichts getan, um die Banken zu regulieren. Seit der weltumspannenden Finanzkrise 2007-2009 kennt die Regulierung des Banksektors nur eine Richtung: Immer härtere Vorschriften, immer höhere Sicherheiten, egal wer die Regierung in den USA gerade führte. Trump dürfte dagegen einiges davon zurückdrehen. Insbesondere das Investmentbanking hatte es in den vergangenen Jahren schwer, da die Kartellbehörde unter Joe Biden immer wieder Einwände gegen beabsichtigte Übernahmen und Fusionen vorbrachte. Viele geplante Übernahmen wurde abgesagt oder einfach in eine bessere „Trump“zeit verschoben. Das dürfte sich auch unter einer Präsidentschaft Harris nicht wesentlich ändern.
Unter einer Trump/ Vance Regierung wird die US-Kartellbehörde FTC lockerer auf Fusionen und Übernahmen blicken, so dass mehr davon zustande kommen werden. Das Investmentbanking verdient hervorragend an solchen Transaktionen – eine Einnahmequelle, die in den vergangenen Jahren eher gering war.
Auch Börsengänge (IPOs) waren rar, weil die schon so gefürchtete Börsenaufsicht SEC unter Joe Biden immer schärfer gegen Verstöße vorging. Und so warten viele Einhörner, so nennt die Branche Start-Up Unternehmen mit über einer Milliarde Dollar Marktkapitalisierung, die lieber in privater Hand blieben, auf ihren Start an der Börse, um die Alteigentümer auszuzahlen oder frisches Kapital zu generieren. Dies könnte sich unter Trump ebenfalls ändern und das würde den Banken eine weitere lukrative Einnahmequelle bieten. Allerdings denkt auch Kamala Harris in dieser Frage vielleicht anders als ihr alter Chef.
Wer vorher investiert sein will, sollte sich die großen Banken in den USA anschauen, die schon lange weitaus mehr verdienen, als deutsche und europäische Banken. (Bank of America, Goldman Sachs, J.P. Morgan etc.) Aber noch ein wenig abwarten, bis sich Harris zu Wirtschaftsthemen äußert, kann auch nicht schaden.
Ein zweischneidiges Schwert hält Donald Trump in der Hand, wenn es um die Öl- und Gasindustrie geht, der er sehr freundlich zugetan war und immer noch ist.
Das ist jedoch negativ für die Ölförderer, denn Trump wird die Ölförderung genehmigen, auch da wo sie nicht genehmigt werden sollte (Naturschutzgebiete, Reservate etc.). Es wird also mehr Erdöl und Gas auf den Markt kommen, was die Preise international unter Druck setzen wird. Der Erdölpreis würde unter Trump demzufolge sinken, was die Gewinne der damit befassten Konzerne schmälert. Es ist ein ziemlich heißes Eisen, das Harris sicher nicht anfassen wird.
Trump möchte auch der größte Öl-Exporteur der Welt sein. Damit wird der Deckel, den Joe Biden für den Export auferlegt hat, verschwinden. Harris wird ihn wohl weiter drauf lassen. Das bringt ihr Punkte und damit Stimmen bei den grün geneigten Wählern, ebenso wie bei den alternativen Industrien.
Allerdings, wer auf Trump setzt, wird sich sagen, dass erhöhte Fördermengen eine erhöhte Instandhaltung der Maschinen und Anlagen erfordern. Das bedeutet dann mehr Aufträge für diese Dienstleister, wer möchte, kann sich schon mit Aktien von Schlumberger, Haliburton etc. beschäftigen, denn natürlich müssen auch jetzt schon verschlissene Teile und kaputte Anlagen repariert werden. Das ist aber das laufende Geschäft. Neuinvestitionen würden dem Ganzen noch einen gewaltigen Schub geben.
Aber auch hier gilt der Rat, erst einmal abwarten. Das sind umfangreiche und damit sehr kapitalintensive Maßnahmen, die nicht schon zur Amtseinführung von Trump oder Harris wirksam werden. Zumal Banken höchstwahrscheinlich auch erst einmal mit der Finanzierung warten, wie sich der Öl- und natürlich auch der Gaspreis entwickeln werden.