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Was ist mit den Technologiewerten passiert? (1)

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des Niedersächsischen Anlegerclubs (NDAC)

Das fragen sich Anleger aus aller Welt seit Januar.

Microsoft, Apple, Meta, Alphabet, Amazon etc. waren die Giganten des Tech-Universums. Und Pardon, wenn unsere Leser jetzt einen Schreck bekommen haben, sie sind es natürlich immer noch, aber wir müssen einmal genauer hinschauen. Die Nervosität an den Märkten ist noch immer sehr hoch, die Stimmung ist schlecht. Vor allem die sonst so beliebten Technologieaktien haben zuletzt stark nachgegeben – und mit ihnen viele Indizes, in denen sie oft hoch gewichtet sind. Ist der Kursrücksetzer übertrieben? Und ist das noch eine Korrektur oder schon ein Crash?

Oder anders gesagt befinden sich die absoluten Tech-Giganten, die in der Coronazeit nochmals Hunderte Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung zulegten und teilweise sogar über die Billionen-Marke in der Bewertung sprangen, jetzt in einem Bärenmarkt. In diesem Jahr haben sie Hunderte Milliarden Dollar an Börsenwert verloren, viel Wohlstand vernichtet. Geht die Zeit dieser Tech-Monopolisten zu Ende? Oder handelt es sich nur um einen vorübergehenden Rücksetzer?

Von einer Korrektur sprechen Börsianer in der Regel, wenn der Markt rund 10 Prozent nachgibt. Ab einem Rückgang von über 20 Prozent ist dagegen schon ein Bärenmarkt. Die Technologiewerte befinden sich also aufgrund der hohen Verluste in einem Bärenmarkt. Vor der Verschiebung der Trends hatten wir auch schon gewarnt.  

Die globalen Ereignisse schlagen eben auch auf die Technologiewerte durch. „Ausschlaggebend für diese Entwicklung dürfte neben den anziehenden Kapitalmarktzinsen auch die Befürchtung einer konjunkturellen Abkühlung sein; denn trotz der starken Performance während der Corona-Pandemie ist die Gewinnentwicklung der Tech-Werte in der Regel stark von der Konjunktur abhängig“, erklärt der Chefanlagestratege der Deutschen Bank, Ulrich Stephan. „Das heißt, das Profitwachstum nimmt im Aufschwung zu und im Abschwung ab.“ Natürlich kommt es auf die Werte an.

Schauen wir uns also im Folgenden die einzelnen Werte einmal genauer an.

Amazon
Wir wissen, bei unserem Depotwert hat es einen Wechsel in der Führung gegeben. Der mittlerweile fast schon legendäre Jeff Bezos übergab den Staffelstab an seinen Nachfolger Andy Jassy. Ok, er trat bisher in der Vergangenheit nur als Architekt der Amazon-Cloud AWS in Erscheinung.

Im April legte Jassy die ersten Quartalszahlen in seiner neuen Position vor, die die Aktie um 25 Prozent gen Süden schickten. Seit dem Kurshoch im vergangenen Jahr hat die Aktie insgesamt bereits 40 Prozent verloren. Man konnte meinen, nach Corona gehen die Menschen wieder in die Geschäfte zum Shoppen und lassen sich nichts mehr liefern. Aber die Ursachen liegen tiefer.

Zu viel Personal wurde aufgebaut, zu viel Infrastruktur wurde vorgehalten. Die Normalisierung nach Corona führt zwar nicht zu einem starken Umsatzrückgang, doch die während der Pandemie hektisch aufgebauten Kapazitäten waren überproportional und Jassy hat es versäumt, diese rechtzeitig wieder zurückzuführen. Neu ins Amt gekommene Führungskräfte machen Anfängerfehler und müssen sich ihre Reputation an den Märkten verdienen. Deshalb kann mit einer Problemlösung in den nächsten Quartalen gerechnet werden. Ob es zu einer fulminanten Gegenbewegung kommt? Wir wissen es nicht genau aber einen weiteren Fehler werden die Märkte nicht verzeihen.

Apple
Apple und auch unser anderer Depotwert Tesla sind die beiden US-Konzerne, die am besten in China vernetzt sind. Es wird vor Ort produziert, chinesische Vorschriften werden beachtet und regelmäßig sind die Unternehmenslenker vor Ort, um ihren chinesischen Partnern ihre Wertschätzung zu zeigen.

Den chinesischen Lockdown konnte Apple auch nicht verhindern. Der Schaden wurde mit zusätzlichen Kosten von rund sechs bis acht Milliarden Dollar prognostiziert. Das erschien zum Zeitpunkt der Prognosenveröffentlichung sehr hoch, die Aktie ist seither um 15 Prozent eingebrochen. Insgesamt hat Apple in den vergangenen Monaten 25 Prozent abgegeben. Es waren die üblichen Verdächtigen, die dazu führten. Erst fehlten die Chips, nun fällt durch den Lockdown nicht nur die Produktion, sondern auch ein Großteil der Nachfrage weg. Dazu kommt noch der schwelende Handelskonflikt mit China. Allerdings darf man bezweifeln, dass die prognostizierten Kosten reichen. Der Lockdown hat langsam Größenordnungen jenseits von Gut und Böse angenommen. Es ist eben ein Wert, der hier hergestellt wird, und kein Massenprodukt, der nur einige Cent kostet.

Ok, wir haben also einen Nachfragestau bei Apple-Produkten zu verzeichnen. Wenn der Lockdown und die damit verbundenen Lieferkettenprobleme vorbei sind, dann wird sich die Aktie von Apple wohl als erstes erholen. Die Unsicherheit besteht eigentlich nur darin, dass die Corona-Problematik incl. Lockdown sich wiederholt.