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Drei Monate Krieg in Europa und der Kanzler in Afrika

Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub

Drei Monate Krieg liegen nun hinter der Ukraine. Europa sowie die gesamte westliche Wertegemeinschaft täten gut daran, endlich auf die Kriegsparteien einzuwirken, um das Sterben zu beenden. Ihr Autor ist kein großer Militärstratege, aber um festzustellen, dass es der Ukraine nicht gelingen wird, militärisch Erfolg zu haben, bedarf es eigentlich auch nur den täglichen Blick in die Kriegsberichterstattung in den Medien. Russland auf der anderen Seite scheint zwar auch deutlich mehr einzusetzen als geplant, aber solange Geld aus dem Westen in die Moskauer Kassen fließt, wird sich auf der anderen Seite auch jemand finden, der es als Gegenleistung für was auch immer annimmt.

Nicht schnell und eindeutig zu verlieren, bedeutet nicht, dass man gewinnt. Dass Europa weiterhin mit Sanktionen Druck aufbaut, können wir vergessen und der Wille der europäischen Bevölkerung weiter Mittel (oder nennen wir es beim richtigen Namen!) Wohlstand in die Luft zu jagen, dürfte sich wohl zusehends reduzieren.

Also bleibt nur eine Verhandlungslösung, aber nichts tut sich. Das der russische Präsident den ukrainischen Präsidenten oder umgekehrt zu Waffenstillstandsverhandlungen einlädt, dürfte wohl in der nächsten Zeit nicht passieren. Der Abnutzungskrieg wird weitergehen. Die Europäer kommen nicht weiter mit ihren Versuchen, die russische Kriegskasse zu leeren, denn dann müssen sie scharfe Sanktionen verhängen mit allen wirtschaftlichen Folgen, die es für Europa nach sich zieht. Danach sieht es nicht aus.

Das Weiße Haus wartet auf die Zwischenwahlen im November und kümmert sich auch nicht um eine Verhandlungslösung. Denn die USA sehen den russisch-ukrainischen Konflikt nur als ein rein europäisches Problem. Und bis zur Lösung kann man doch noch wunderbar an den Waffen und Munition verdienen, die man in das Kriegsgebiet liefert.

Wir können davon ausgehen, dass die Inflation gekommen ist, um eine geraume Zeit in der westlichen Welt zu bleiben. In Europa spricht die EZB davon, im Juli die Zinsen zu erhöhen. Wir dürfen aber nicht davon ausgehen, dass die vorerst mickrigen angedachten 25 Basispunkte, die Inflation gleich um 0,25 Prozent zurückdrängen wird. Dazu hat die EZB bei der Bekämpfung zu lange gezögert. Und bis Juli ist ja auch noch Zeit…

Das Weltwirtschaftsforum in Davos fand in der abgelaufenen Woche statt. Die Zukunft des Welthandels ist eines der zentralen Themen beim Klassentreffen der Politik- und Wirtschaftselite. Der globalisierte Markt müsse in seiner jetzigen Form hinterfragt werden, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Werden wir in Zukunft eine wertebasierte Handelspolitik betreiben? Die Zeiten, in denen man sich einredete, Wandel würde durch Handel kommen, sind leider definitiv vorbei. Dann müssten wir neben dem Handel mit Russland auch den Handel mit China komplett zurückfahren. Glaubt das irgendwer? 

Olaf Scholz war auf Reisen, nein nicht in der Ukraine, sondern in Afrika. Das ist gut so, denn schließlich sollte man den afrikanischen Markt nicht ganz den Chinesen und Russen überlassen. Und im Senegal traf er auf den aufgeschlossenen Präsidenten Macky Sall. Vor der Küste Senegals und dem benachbarten Mauretanien erstreckt sich das Becken Tortue/Ahmeyim mit geschätzten 420 Milliarden Kubikmetern Erdgas. Eine schwimmende Anlage, die auf hoher See bohren, produzieren und zwischenlagern soll, entsteht gerade. Zu ihrem Schutz werden derzeit riesige Betonbefestigungen im Meer versenkt. Von einer küstennah gelegenen Verladestation (FLNG) an der Seegrenze von Senegal und Mauretanien soll dann Flüssiggas (LNG) exportiert werden. Die Ausbeute soll auch im senegalesischen Energiemix ein Stück weit die erdölbetriebenen Kraftwerke ersetzen. Die britische BP hat das Projekt von kleineren Explorationsfirmen übernommen, ist federführend bei der Förderung und erwartet mit dem amerikanischen Partner Kosmos Energy nach jüngstem Stand erste Lieferungen ab 2023. Schon im nächsten Jahr soll das erste Gas also fließen. Die FLNG-Station ist darauf ausgelegt, jährlich rund 2,5 Millionen Tonnen LNG auf den Markt zu werfen. Das sind umgerechnet knapp 3,5 Milliarden Kubikmeter LNG.

Die Infrastruktur im Senegal ist neu, sicher und ausbaufähig. Deutschlands Energiepartnerschaften in Afrika sind noch spärlich (nur Nigeria spielte eine größere Rolle beim Flüssiggas) und Senegal kann sich nun berechtigte Hoffnungen machen. Denn tendenziell werden sie ausgeweitet – auch mit Blick auf künftige Quellen für grünen Wasserstoff. Das afrikanische Land ist für eine Partnerschaft, die relativ kurzfristig beidseitig gewinnbringend sein kann, also vermutlich eine ziemlich gute Partie.

Und natürlich ist es auch ein Türöffner. Mittelfristig, so betonen viele Energieexperten, ist der afrikanische Gassektor, der heute etwa sechs Prozent der globalen Gasproduktion ausmacht, stark ausbaufähig. Üppige Vorkommen von knapp 13 Billionen Kubikmeter werden dem Kontinent zugeschrieben. So gehen die Experten BP davon aus, dass die Gasförderung in Afrika bis 2035 um 80 Prozent zulegen wird. Die African Energy Chamber erwartet, dass von den fossilen Ressourcen in den nächsten zehn Jahren zu mehr als 60 Prozent Gasfelder entwickelt werden. Robert Habeck wird wohl jetzt öfter unter der heißen Sonne Afrikas sein.