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Neue Abhängigkeiten

Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub

Alle in der EU, speziell Deutschland, wollen die Abhängigkeit von russischen Rohstoffen wie Erdgas, Erdöl, Steinkohle etc. beenden. Das wird auch gelingen, nur geraten wir jetzt in neue Abhängigkeiten. 

Sich wirtschaftlich von Russland unabhängig zu machen und neue Lieferanten zu finden, ist zwar dringend notwendig, doch die Neuausrichtung wird Zeit brauchen, vor allem aber wird sie wahrscheinlich eins, sehr teuer für die Verbraucher. Das werden wir als Nächstes sehen, wenn die Flüssiggaslieferungen aus Nahost die Preise beeinflussen.

Die EU allein muss 300 Milliarden Euro investieren, um sich von Russland zu lösen. Das Geld soll in den schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energie, Energieeffizienz, Biomethan und grünen Wasserstoff fließen. Das sind immerhin Investitionen, die ohnehin nötig gewesen wären, um die Klimaziele zu erreichen, wenn das höhere Tempo auch die Preise treibt.

Und das Beste daran ist: Geld ist vorhanden. Die EU profitiert davon, dass der Corona-Fonds überdimensioniert war. 225 Milliarden Euro an Krediten hat bisher kein Staat beansprucht. Es gibt somit auch im Augenblick keinen Grund, nach dem nächsten Fonds zu rufen. Allerdings bleibt anzumerken, was machen wir, wenn im Herbst die Pandemie zurückkehren sollte? 

Das Reich der Mitte leidet unter Lockdowns und den Folgen von Corona. Ganze Landesteile, ihre Häfen und Industrieunternehmen arbeiten oder liefern gerade nicht. Industrieproduktion und Einzelhandelsumsatz sind im ganzen Land im April deutlich zurückgegangen, stärker als befürchtet. Ob das für chinesische Verhältnisse ohnehin bescheidene Wachstumsziel von 5,5 Prozent für das Jahr 2022 erreicht werden kann, ist mehr als offen. Aber wir sind abhängig von den Lieferketten aus dem asiatischen Raum, andererseits ist die chinesische Volkswirtschaft von Europa und den US-Märkten abhängig. Wir können nur hoffen, dass die Volksrepublik aus dem desaströsen Feldzug der Russen gegen die Ukraine gelernt hat und Taiwan nicht heim ins chinesische Mutterland holen wird. 

Aber es gibt jetzt auch neue Abhängigkeiten zwischen Russland und China, denn die russische Wirtschaft kann ihre Rohstoffe nur an die asiatischen Großmächte China und Indien zu Dumpingpreisen verkaufen. Und im Gegenzug keimt in Moskau die Hoffnung an sanktionierte Spitzentechnologie aus dem Westen heranzukommen. In der ehemaligen DDR erledigte das der Bereich Kommerzielle Koordinierung (KoKo) von Alexander Schalck-Golodkowski und wir dürfen sicher sein, dass sich in Russland eine ähnliche Organisationsstruktur beim militärischen Dienst GRU und beim Auslandsgeheimdienst SWR etabliert hat.

 

Abhängig sind die Märkte schon seit Längerem von den Entscheidungen der Notenbanken. In den USA und Europa lässt das Wirtschaftswachstum besorgniserregend nach, gleichzeitig steigen die Preise. In der abgelaufenen Woche korrigierte die EU-Kommission die Wachstumsaussichten Europas wieder einmal nach unten, dafür aber die Inflationserwartungen nach oben. Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass die Fed und die EZB die Leitzinsen erhöhen (müssen!), dann dürfte wohl eine erneute Korrektur des Zahlenwerkes in absehbarer Zeit notwendig werden. 

Die Dritte Welt wird allerdings noch mehr leiden unter Verteilungskämpfen um die knapp und darum teuer gewordenen Nahrungsmittel. Das ist nur der eine Teil der Wahrheit. Andererseits fallen Länder, die ihre Devisen für Nahrungsmittel ausgeben, als Abnehmer anderer Exportgüter der Industrieländer weg.  

Schuld daran ist auch der etwas aus dem Fokus geratene Klimawandel, er wirkt mittel- und langfristig destabilisierend auf die Volkswirtschaften, egal ob in Industrie- oder Entwicklungsländern.

In der Folge der Krisen geben nun mal die Aktienmärkte nach. Wir hatten es fast schon vergessen, die Finanzkrise. Doch dass Finanzmärkte ebenfalls das Potenzial haben, selbst zum Krisenherd zu werden, ist seit der Weltwirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 wieder plötzlich im allgemeinen Bewusstsein angekommen.

Vorige Woche haben wir über die neuen Entwicklungen bei unserem Depotwert Siemens Energy- Gamesa berichtet. Das spanische Tochterunternehmen bereitet massive Schwierigkeiten, die sich auf das Betriebsergebnis auswirkten. Am Mittwoch kam dann die Überraschung, im Dax wurden Siemens-Gamesa-Titel erst einmal vom Handel ausgesetzt. Die Papiere waren zeitweise mehr als zwölf Prozent in die Höhe geschossen. Der Grund: Siemens Energy prüft ein Übernahmeangebot für die ausstehenden Aktien der Tochtergesellschaft und will das Windkraftunternehmen möglicherweise von der Börse nehmen. “Das Ergebnis dieser Erwägung ist offen”, heißt es allerdings in einer Ad-hoc-Mitteilung des Münchner Konzerns, mit dem dieser auf entsprechende Berichte der Nachrichtenagenturen Bloomberg und Reuters reagiert. “Es wurde keine Entscheidung getroffen und es gibt keinerlei Gewissheit, dass es zu einer Transaktion kommt.” Es dürfte jedem Anleger einleuchten, dass mit einem Börsen-Aus die Probleme von Gamesa für Siemens Energy nicht vorbei sind, sie werden nur nicht so schnell transparent.

Unser Depotwert Flatexdegiro hat als erster etablierter Onlinebroker in Deutschland entschieden, ins Kryptogeschäft einzusteigen – und arbeitet dabei mit der Plattform Bison der Börse Stuttgart zusammen. Über ihren Flatex-Account können Kunden künftig direkt auf Bison zugreifen und dort unter anderem Bitcoin kaufen und verkaufen. „Wir werden Kryptowährungen ab September zunächst unseren Kunden in Deutschland und Österreich anbieten”, kündigte CEO Niehage an. Flatexdegiro zielt dabei auf die 25 bis 30 Prozent der Kunden, die in Umfragen ein Interesse an Kryptowährungen bekundet haben. Vielleicht hebt das ja auch wieder den Kurs der Aktie.