Gastkommentar von Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”
Seit 1985 befasse ich mich tagtäglich mit der Börse. Dass die fundamentale Entwicklung der Unternehmen nur auf längere Sicht die Kurse bestimmt, wurde mir schnell bewusst. Viel wichtiger ist die Liquidität, die dem Markt zur Verfügung steht, fand ich schnell heraus und so lernte ich es auch aus den Büchern von Börsenaltmeister André Kostolany. Damals war das sehr gut ablesbar an der Rendite der langlaufenden Staatsanleihen. Sank deren Zins, folgte der Aktienmarkt mit steigenden Kursen in einem Abstand von drei bis neun Monaten, stiegen sie, war es umgekehrt. Doch auch das lieferte nur Anhaltspunkte für die mittelfristige Tendenz und es ließ sich auch schwer erkennen, wie stark die Kurse auf die jeweilige Liquiditäts- bzw. Zinsentwicklung reagieren würden. Ich suchte daher nach einer Indikation für den kurzfristigen Trend und dessen möglicher Intensität.
Behavioral Finance ist der einzige Indikator für kurzfristiges Timing
Charttechnik war die naheliegende Lösung. Gerade in Deutschland war und ist diese sehr populär. Doch je länger ich die aus ihr abgeleiteten Prognosen verfolgte, desto weniger konnte ich erkennen, dass sich die Wahrscheinlichkeit richtig zu liegen, erhöhte, wenn man nach den entsprechenden Signalen handelte. Im Gegenteil, ich stellte fest, dass je stärker charttechnische Marken Beachtung fanden, eher das Gegenteil passierte. Musste man also entgegen der Mehrheit handeln? Bei meiner Suche traf ich auf die sogenannte Behavioral Finance, die versucht, anhand von Stimmungsindikatoren die Positionierung der Anleger zu ermitteln.
Charttechnik war die naheliegende Lösung. Gerade in Deutschland war und ist diese sehr populär. Doch je länger ich die aus ihr abgeleiteten Prognosen verfolgte, desto weniger konnte ich erkennen, dass sich die Wahrscheinlichkeit richtig zu liegen, erhöhte, wenn man nach den entsprechenden Signalen handelte. Im Gegenteil, ich stellte fest, dass je stärker charttechnische Marken Beachtung fanden, eher das Gegenteil passierte. Musste man also entgegen der Mehrheit handeln? Bei meiner Suche traf ich auf die sogenannte Behavioral Finance, die versucht, anhand von Stimmungsindikatoren die Positionierung der Anleger zu ermitteln.
Antizyklisches Handeln an extremen Stimmungspunkten
Es zeigte sich, dass man sich nicht ins Mehrheitslager schlagen, sondern bei extrem pessimistischer oder extrem optimistischer Stimmung genau das Gegenteil tun muss. Denn klar, sind alle optimistisch, ist die Investitionsquote hoch und es gibt kaum mehr Kaufkraft, und umgekehrt, sitzen Anleger auf Bargeld, besteht erhebliches Kaufkraftpotenzial. Vor allem die unteren Wendepunkte zeigen Stimmungsindikatoren gut an. Häufig drehen die Märkte bereits weit bevor historische Tiefstmarken erreicht werden, vor allem dann, wenn Wirtschaft und Liquidität positive Signale senden. Sind die diesbezüglichen Voraussetzungen aber nicht gut, so wie derzeit, dann kommt es erst an Extrempunkten zumindest zu einer deutlichen Erholung, das aber ziemlich sicher. Für einen langen Aufschwung mit neuen Höchstkursen müssen allerdings auch die Signale von der Liquiditätsfront und aus der Wirtschaft unterstützend wirken.
Es zeigte sich, dass man sich nicht ins Mehrheitslager schlagen, sondern bei extrem pessimistischer oder extrem optimistischer Stimmung genau das Gegenteil tun muss. Denn klar, sind alle optimistisch, ist die Investitionsquote hoch und es gibt kaum mehr Kaufkraft, und umgekehrt, sitzen Anleger auf Bargeld, besteht erhebliches Kaufkraftpotenzial. Vor allem die unteren Wendepunkte zeigen Stimmungsindikatoren gut an. Häufig drehen die Märkte bereits weit bevor historische Tiefstmarken erreicht werden, vor allem dann, wenn Wirtschaft und Liquidität positive Signale senden. Sind die diesbezüglichen Voraussetzungen aber nicht gut, so wie derzeit, dann kommt es erst an Extrempunkten zumindest zu einer deutlichen Erholung, das aber ziemlich sicher. Für einen langen Aufschwung mit neuen Höchstkursen müssen allerdings auch die Signale von der Liquiditätsfront und aus der Wirtschaft unterstützend wirken.
Schlecht, schlechter, am schlechtesten
Seit 1995 beobachte ich nun einen breiten Strauß an Stimmungsindikatoren. Dazu gehören klassische Anlegerumfragen, Auswertung von Börsenbriefen, Put/Call-Ratios, Zu- und Abflüsse von Investmentfonds, etc. Betrachtet man nun die aktuelle Anlegerstimmung, dann ist festzuhalten, dass sie, manche Indikatoren betrachtet, so schlecht ist wie noch nie zuvor. Und durchweg bewegen sich alle Stimmungsindikatoren an ihren historischen Tiefstmarken. Sollte der Aktienmarkt jetzt noch deutlich weiter fallen, spräche das gegen jede Erfahrung in den vergangenen Jahrzehnten. Wahrscheinlicher ist eine baldige Wende. Ein Beispiel sind die systematischen Ansätze, also die computergesteuerten. Sie sind vollkommen ausverkauft.
Seit 1995 beobachte ich nun einen breiten Strauß an Stimmungsindikatoren. Dazu gehören klassische Anlegerumfragen, Auswertung von Börsenbriefen, Put/Call-Ratios, Zu- und Abflüsse von Investmentfonds, etc. Betrachtet man nun die aktuelle Anlegerstimmung, dann ist festzuhalten, dass sie, manche Indikatoren betrachtet, so schlecht ist wie noch nie zuvor. Und durchweg bewegen sich alle Stimmungsindikatoren an ihren historischen Tiefstmarken. Sollte der Aktienmarkt jetzt noch deutlich weiter fallen, spräche das gegen jede Erfahrung in den vergangenen Jahrzehnten. Wahrscheinlicher ist eine baldige Wende. Ein Beispiel sind die systematischen Ansätze, also die computergesteuerten. Sie sind vollkommen ausverkauft.