Ein Kommentar von Torsten Arends, Geschäftsführer NDAC-Anlegerclub
Die Ausdrucksweise unseres Bundeskanzlers scheint sich in einer verniedlichenden Kindersprache zu verlieren. Vielleicht möchte er damit vom Ernst der Lage etwas ablenken, vielleicht sind seine Kommunikationsberater noch nicht im heutigen Politikbetrieb angekommen.
Aber zumindest können wir jetzt schon sagen, dass es ein Dreifachwums war, was in der abgelaufenen Woche bei den grünen und den gelben Lichtern in der Ampel ankam. Mit Hilfe seiner Richtlinienkompetenz sorgte Olaf Scholz dafür, dass der Streit um die AKW einer Lösung zugeführt wird. Es bleiben drei AKWs am Netz bis zum April 2023. Das schrieb er in einem Brief an den Vizekanzler Robert Habeck, den FDP Chef und Bundesfinanzminister Christian Lindner sowie Steffi Lembke, in ihr Ressort Umweltschutz gehört die Reaktorsicherheit. Jetzt soll erst einmal Ruhe einziehen in die Ampel. Aber es wird nicht lange dauern, bis die Streitereien wieder aufbrechen. Spätestens im nächsten Jahr, wenn wir merken, wir haben immer noch zu wenig Strom. Kann auch schon viel früher passieren, schließlich muss das AKW in Emsland erst einmal repariert werden.
Der große Kampf der Notenbanken geht weiter und zwar alle gegen einen Gegner. Ja, natürlich gegen die Inflation. Aber die Notenbanken haben jetzt noch einen weiteren Gegner ins Visier genommen. Den starken Dollar als Weltleitwährung ist er auch verantwortlich für den starken Preisauftrieb in den anderen Währungsgebieten dieser Welt, nennen wir es die importierte Inflation.
Wegen des starken Dollars, der die Import- und Exportgeschäfte stark in den einzelnen Ländern bedroht, intervenierten vor allem die asiatischen Notenbanken am größten Markt der Welt, dem Devisenmarkt. So setzte Ende September die japanische Notenbank erstmals seit 1998 fast 20 Milliarden Dollar ein, um die Landeswährung Yen zu stützen. Gleiches taten in den vergangenen Wochen und Monaten die Währungshüter in Südkorea, Taiwan, Indien, aber auch Tschechien. Sie haben in der Regel amerikanische Staatsanleihen verkauft und ihre eigenen gekauft. Welchen Summen da bewegt werden, sehen wir an den Schätzungen der DZ-Bank, die davon ausgeht, dass die globalen Devisenreserven seit Jahresbeginn um eine Billion Dollar geschmolzen sind.
Eigentlich sind solche Eingriffe unter Notenbankern ein Tabu. Es gilt die Devise, dass sich der Wechselkurs am Markt bilden soll. In der Praxis kommt es aber immer wieder vor, dass Währungshüter in Ausnahmefällen davon abweichen. Oft ging es in der Vergangenheit darum, die eigene Währung zu schwächen, um so die Preise für Exportgüter zu drücken und sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Grund für die Eingriffe ist aber dieses Mal der starke Dollar. Im Vergleich zu anderen wichtigen Devisen notiert er nahe einem 20-Jahres-Hoch.
Umgekehrt haben andere Währungen kräftig an Wert verloren. Für die betroffenen Länder bedeutet das: Die Preise für Importe wie Öl und andere Rohstoffe steigen noch stärker und treiben die ohnehin hohe Inflation weiter nach oben. Vor allem in Schwellenländern ist es außerdem häufig so, dass sich viele Haushalte und Unternehmen in Dollar verschuldet haben. Fällt der Kurs der eigenen Währung, wird es dadurch für sie immer schwerer, ihre Schulden zu bedienen.
Wir werden sehen, ob die EZB zu solchen Schritten auch noch greifen wird, um den geschwächten Euro wieder zu stärken und damit eine Flanke im Kampf gegen die Inflation im Euro Raum zu schließen.
Wir haben einmal gelernt, dass die Politik die Märkte nur kurzfristig beeinflusst. Jetzt musste die neue britische Premierministerin Liz Truss das schmerzhafte Gegenteil erfahren, der ihrem Finanzminister als Bauernopfer das Amt kostete und auch sie nicht im besten Licht dastehen lässt. Die Beliebtheitswerte der Premierministerin sanken mit jedem Tag, den sie sich weiter im Amt hielt. Sie hatte eine umstrittene Steuerreform zugunsten der Vermögenden im Land angeschoben. Die Märkte reagierten verschnupft, denn das Pfund stürzte regelrecht ab und britische Staatsanleihen folgten dem Trend, ebenso wie die Aktienmärkte. Truss hatte vergessen zu sagen bzw. wusste es einfach nicht, wie sie diese Steuergeschenke gegenfinanzieren will. Beim Schreiben dieser Zeilen kam eben die Meldung über den Ticker, dass Liz Truss zurückgetreten ist. Also, eine zweite Maggie Thatcher, die ihr großes Vorbild ist, wäre sie wohl nie geworden.
In Deutschland möchte Verkehrsminister Volker Wissing die Ladeinfrastruktur endlich auf den Weg bringen, um den Boom bei den E-Autos voranzubringen. Stellen sich doch für ihren Autor, der kein E-Auto fährt, gleich zwei Fragen. Wieso bezahlt der Steuerzahlen diese Ladepunkte, die eigentlich privat betrieben werden sollen, mit seinem Geld mit? Und zweitens noch wichtiger, was will der Staat machen, um den erhöhten Stromverbrauch, der durch die dann verstärkten E-Auto-Einsätze auf unseren Straßen wahrscheinlich noch einmal durch die Decke gehen wird, für die Normalverbraucher erträglich zu halten? Wahrscheinlich einen weiteren Schutzschirm aufspannen?!
Trotz hoher Inflation und weltweiter Konjunktursorgen hat unser Depotwert Tesla den Gewinn im dritten Quartal kräftig gesteigert. Unterm Strich verdiente der Elektroautobauer in den drei Monaten bis Ende September 3,29 Milliarden Dollar, rund 3,38 Milliarden Euro und damit mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr. Die Erlöse nahmen um 56 Prozent auf 21,45 Milliarden Dollar zu, blieben aber unter den Markterwartungen. Analysten hatten mit einem Umsatz von knapp 22 Milliarden Dollar gerechnet.
Das klingt zumindest erst einmal doch ganz versöhnlich zum Wochenausklang.