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Ukraine-Krieg, die dritte – Amerika, du hast es besser  -Gastkommentar Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

 

Gastkommentar von Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

Noch nie habe ich drei Kolumnen in Folge einem Thema gewidmet. Diesmal ist dies kaum anders zu machen. So dominant ist derzeit der Krieg in der Ukraine für die aktuelle Börsenentwicklung. Und da sich die zu erwartende Entwicklung ständig ändert, muss man als Investor die Situation auch immer wieder neu bewerten und einordnen. Am vergangenen Freitag gingen die Kurse noch steil nach oben, weil der Markt darauf spekulierte, dass die Russen mit ihrer militärischen Übermacht sehr schnell diesen Krieg siegreich beenden würden. Auch meine Hoffnung war, dass am Sonntagabend die Ukraine die Waffen strecken würde. Es wäre zwar ein dunkler Tag für die Demokratie und die Freiheit gewesen, aber viel Blutvergießen und Not wäre verhindert worden. In diesem Fall hätte der Satz, „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“, ganz sicher zugetroffen.

Weitere Eskalationsstufe erreicht

Am heutigen Freitag, eine Woche später, stellt sich die Situation nun anders dar. Es läuft nicht wie auf der Krim, wo die ukrainischen Soldaten kampflos ihre Waffen abgaben. Nein, diese Nation kämpft entschlossen, um ihre Demokratie, ihre Freiheit und ihre Eigenständigkeit zu verteidigen. Sie ringt mir und wohl fast allen anderen in Westeuropa größten Respekt ab. Und dieser heroische Kampf hat auch dazu geführt, dass die durch Emanuel Macron vor kurzem noch für hirntot erklärte NATO einen beeindruckenden Zusammenhalt zeigt. Und auch die zuletzt oft auseinanderdriftende Europäische Union (EU) findet in dieser Situation wieder den Schulterschluss. Doch diese Tatsache und die damit einhergehende Unterstützung der Ukraine auch durch Waffenlieferungen liefern nun doch eine weitere Eskalationsstufe und eben die von mir vor einer Woche thematisierte Angst vor einem Atomkrieg in Europa. Spätestens das Versetzen der Abschreckungswaffen in Alarmbereitschaft durch Waldimir Putin, die eben auch die Atomwaffen beinhalten, hat diese endgültig ausgelöst. Und so spekuliert der Markt eben jetzt nicht auf den schnellen Frieden, sondern hat Angst vor einer weiteren Eskalation und einer direkten Auseinandersetzung der NATO mit Russland in Europa. Daher sehen wir uns nun neuen Verlusten bei Aktien gegenüber.

US-Aktien bevorzugt

Zu beobachten ist allerdings jetzt ein klares Auseinanderlaufen der Börsen in Europa und den in den USA. Hier gilt der alte Satz von Goethe: „Amerika, du hast es besser“. Denn die USA sind geographisch weit entfernt von Europa. Und auch wenn sie in der NATO sind, die Atomwolke des aus Versehen getroffenen Atomkraftwerks in der Ukraine zöge nach Europa rüber. Auch sind die USA längst nicht so abhängig von Russland in Bezug auf Energielieferungen wir. Zwar haben sie auch Öl von dort bezogen, können dies aber durch ihr Fracking-Öl leicht ersetzen. Eigentlich sprach dieses Jahr eigentlich alles für europäische Aktien. Die Bewertungen waren viel attraktiver. Und während die USA ihre Corona-Hilfen verschossen haben, beginnt in Europa erst die Auszahlung des 750 Milliarden Euro schweren Wiederaufbau-Fonds. Das Wachstum in Europa hätte 2022 daher durchaus das der USA überholen können, und trotz dessen standen Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) zunächst einmal überhaupt nicht zur Debatte, während in den USA ein klarer Zinserhöhungspfad vorgezeichnet ist.

Aufgrund der neuen geopolitischen Lage erscheint es nun aber doch ratsam, trotz der höheren Bewertung von US-Aktien diese auf jeden Fall nicht unterzugewichten. Und es spricht wie in der Pandemie auch wieder viel für die großen Technologie-Unternehmen, die ihr Geschäft oft ja im virtuellen Raum betreiben. Dieser ist durch Raketen ebenfalls weniger gefährdet als Geschäfte, die physisch stattfinden.