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Schlechtes Aktienumfeld? Mir egal!-Gastkommentar Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

 

Gastkommentar von Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

Die US-Notenbank hat wie erwartet zugeschlagen und gestern die Zinsen erhöht. Doch es kam zumindest nicht zum befürchteten Schritt um 0,75 Prozentpunkte nach oben, sondern es waren die mehrheitlich erwarteten 0,5 Prozentpunkte. Eine Erleichterungsrally schloss sich an, sie wurde am kommenden Tag aber jäh zunichte gemacht. Nicht nur die Gewinne wurden aufgezehrt, sondern es ging auch noch mal tiefer herunter. Allen Marktteilnehmern ist wohl bewusst: Das Umfeld ist schwierig.
 
Aber wohin dann mit meinem Geld?
Weil allen bewusst ist, dass die Notenbank erstmals in eine Wirtschaftsabschwächung hinein – ausgehend von China, die mit Corona kämpfen und dem Ukraine-Krieg – die Zinsen erhöht, ist der 2021 vorherrschende Optimismus in tiefen Pessimismus umgeschlagen. Hinzu kommen die bevorstehenden Anleiheverkäufe durch die amerikanische Notenbank, die wahrscheinlich noch relevanter sind als negativer Faktor für die Aktienmärkte. Doch wohin soll ich denn mit meinem Geld, wenn ich in diesem Umfeld entscheide, mich von Aktien zu trennen. Gut, in den USA gibt es schon wieder drei Prozent für zehnjährige Staatsanleihen. Bei einer Inflation von aktuell 8,5 Prozent bleiben unterm Strich minus 5,5 Prozent übrig. In Deutschland sieht es noch schlechter aus. Zwar gibt es wieder positive Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen von immerhin rund einem Prozent, doch mit 7,4 Prozent liegt die negative Realverzinsung hier dann bei minus 6,4 Prozent.
 
Beginnt eine neue Aktien-Ära?
Wenn Geldwerte wie Anleihen so unattraktiv sind, dann bleibt man vielleicht trotz des schlechten Umfeldes einfach in Aktien investiert und hält sich an eine längerfristige Statistik. Denn in den S&P 500 angelegt, sinkt die Verlustwahrscheinlichkeit von 46 Prozent bei einem Tag Haltedauer auf noch sechs Prozent bei zehn Jahren Haltedauer.
Das ist ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis, vor allem wenn man bedenkt, dass diese Statistik seit 1929 geführt wird. Das bedeutet, dass die schwachen dreißiger Jahre und auch alle Turbulenzen, die es wie den Zweiten Weltkrieg dazwischen gab, in den Kursen enthalten sind. Interessant ist auch, dass das US-Verbrauchervertrauen keine geringere Aktienallokation nach Lesart der American Association of Individual Investors (AAII) nach sich zieht.
Vielleicht weil auch sie notgedrungen mangels Alternativen doch an Aktien festhalten. Für Deutschland vielleicht eine Chance, endlich eine wirklich langfristige Aktienkultur zu etablieren. Jede Krise hat auch etwas Gutes.