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Der Clubfonds-Ticker
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Kutzers Zwischenruf: Weltmärkte auf unterschiedlichen Wegen

Kommentar von Hermann Kutzer, ehem. Börsenkorrespondent für das Handelsblatt und “N-TV”

Was sich seit Monaten abzeichnet, ist inzwischen immer deutlicher zu erkennen: Börsen und Anlageklassen gehen nicht mehr in die gleiche Richtung. Selbst innerhalb von Ländern, Themen und Branchen differenzieren die Investoren stärker auf der Basis von aktuellen Fundamentaldaten und Prognosen zur Geschäftsentwicklung. Das schließt eine zeitweise parallele Richtung von Kurstendenzen (= hohe Korrelation) nicht aus. Trotzdem, ein aktives Vermögensmanagement wird immer wichtiger – nicht einfach Amerika kaufen, sondern gezielt Qualitätsaktien der Wall Street mit konkreter Fantasie suchen.

Beispiel Länder-Allokation: Chinas Wirtschaftsaussichten sind unsicher, Japans Wirtschaft wächst solide, Schweden droht Rezession – der Deutsche-Bank-Chefstratege beschreibt so drei unterschiedliche Szenarien. Parallel hält die Diskussion über den Zustand der US-Wirtschaft an. Erreicht mich vorhin dazu eine Analyse, die auf einzelne Entwicklungen eingeht. Denn unabhängig vom Ausgang der Debatte darüber, ob sich die USA in einer Rezession befinden oder nicht: Die Kreditausfälle haben zuletzt zugenommen. Am wenigsten betroffen von Zahlungsausfällen bei Kraftfahrzeugen und Kreditkarten. Ansonsten kam es überall zu einem sprunghaften Anstieg. Wie das Zentrum für mikroökonomische Daten der New Yorker Federal Reserve mitteilte, eröffneten die US-Amerikaner im Zeitraum von April bis Juni dieses Jahres 233 Millionen neue Kreditkartenkonten – so viele wie seit 2008 nicht mehr. Im selben Zeitraum stiegen die Kreditkartenschulden im Jahresvergleich um 13 Prozent. Dies markiert den höchsten Quartalsanstieg seit 20 Jahren.

Und bei uns? Vom neuen ZEW-Konjunkturindikator hatte die Börse nichts Spektakuläres erwartet. „Erwartungen nahezu unverändert“, meldeten die Mannheimer Forscher. Denn es gab nur geringfügige Veränderungen verglichen mit den Juli-Zahlen. Lageeinschätzung und Erwartungen für die nächsten sechs Monate bleiben damit ungefähr auf dem niedrigen Niveau des Vormonats. Die ZEW-Konjunkturerwartungen verschlechtern sich im August noch einmal leicht, nach einem sehr starken Rückgang im Vormonat. Die Finanzmarktexperten erwarten somit für Deutschland eine weitere Verschlechterung der ohnehin schwachen Konjunktursituation. Die nach wie vor hohe Zunahme der Konsumentenpreise und die erwarteten zusätzlichen Kosten für Heizung und Strom belasten derzeit vor allem die Aussichten für die konsumnahen Wirtschaftsbereiche. Die Einschätzungen für die Finanzbranche verbessern sich aufgrund der erwarteten festeren Geldpolitik“, kommentiert ZEW-Wissenschaftler Michael Schröder.

Man kann das aber auch anders interpretieren. So schreiben Frankfurter Banker spontan: Die Stimmung unter den deutschen Finanzmarktexperten mit Blick auf die kommenden sechs Monate hat sich laut ZEW-Index „erneut verschlechtert“. Das ist keine Überraschung, denn die deutsche Wirtschaft ist derzeit mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert: Schlecht funktionierende Lieferketten, eine Rekord-Inflation sowie die Unsicherheit rund um den Ukraine-Krieg und der damit verbundenen Energiekrise. Hinzu kommen nun noch Trockenheit und Niedrigwasser auf den für die Wirtschaft wichtigen Flüssen. Die Sorgen wachsen deshalb und es wird zunehmend wahrscheinlicher, dass die deutsche Volkswirtschaft in den kommenden Quartalen in eine rezessive Phase abgleitet.