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Die Flut, die alle Boote hebt, wird es erst mal nicht geben-Gastkommentar Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

 

Gastkommentar von Stefan Riße, Finanzanalyst und Börsenkorrespondent für “N-TV”

Vor einigen Wochen habe ich hier geschrieben, dass wir auf eine schnelle Rezession hoffen sollten, damit die Geldpolitik der US-Notenbank, die derzeit den stärksten Gegenwind für die Aktien darstellt, wieder schnell gelockert wird. Die Rezession haben wir.
 
Entgegen den Prognosen der meisten Volkswirte ist die US-Wirtschaft auch im zweiten Quartal geschrumpft, und da dies schon im ersten Quartal so war, sprechen wir in den USA jetzt von einer technischen Rezession. Anzeichen der US- Notenbank hierauf zu reagieren, gibt es bisher aber nicht, denn sie hat auch keinen Grund dazu.
 
Erstmalig sinken in einer Rezession die Arbeitslosenzahlen
Die Federal Reserve kann diese Rezession gelassen ignorieren. Rezessionen zu bekämpfen, ist kein Selbstzweck. Damit bezweckt man eigentlich immer nur eines: Arbeitslosigkeit zu verhindern.
 
Diese trifft jeden einzelnen, der davon betroffen. Aber sie gefährdet ab einem gewissen Maß auch den sozialen Frieden. Die Arbeitslosigkeit in den USA ist während dieser Rezession im ersten Halbjahr dieses Jahres aber nicht gestiegen, sondern sogar gefallen. Das hat es noch nie gegeben. Und der Arbeitsmarkt boomt weiter. Noch immer suchen US-Unternehmen händeringend Personal.
 
Damit ist aber auch klar, dass die schnelle Wende in der Geldpolitik nicht zu erwarten ist. Ein Umsteuern von Inflations- auf Rezessionsbekämpfung wird es nicht geben. Das sind keine guten Aussichten für die Aktienmärkte, zumal die FED jetzt ab September im Volumen von 95 Milliarden US-Dollar Wertpapiere aus ihrer Bilanz verkaufen wird.
 
Ihre Käufe haben den Aktienmarkt 2020 und 2021 extrem nach oben getrieben, die Verkäufe können nur das Gegenteil bewirken. Einziger Lichtblick: Die Märkte haben sich bereits auf das Schlimmste eingestellt. Dennoch ist dies in den Kursen noch nicht enthalten, denn diese Wertpapierverkäufe finden real statt und entziehen Liquidität in dem Moment, wo sie passieren und nicht schon vorher.
 
Hoffnung auf schnelle Unternehmenspleiten
Warum reite ich so sehr auf dem Thema Liquidität herum? Ganz einfach: Für die kurz- bis mittelfristige Tendenz ist sie viel wichtiger als die Fundamentaldaten der Wirtschaft und der Unternehmen.
 
Einen neuen Börsenaufschwung mit Rekordkursen wird es nur geben, wenn sich die Geldpolitik geändert hat. Dies könnte natürlich auch passieren, weil die Inflation ohnehin herunterkommt. Damit ist auch zu rechnen.
 
In den USA dürfte sie ihren Höhepunkt bereits überschritten haben. In Europa kommt der Höhepunkt wegen der extrem gestiegenen Gaspreise wahrscheinlich noch. Diese werden ja zeitverzögert erst in den Verbraucherpreisen sichtbar. Spätestens im nächsten Jahr dürften sich dann aber auch hier Basiseffekte einstellen. Aber auf zwei Prozent wird die Inflation so schnell wahrscheinlich nicht zurückkommen. Und solange dies nicht der Fall ist, dürfte mit einer Lockerung der Geldpolitik nicht zu rechnen sein. Nur eine weitere Verschärfung wird es dann wahrscheinlich nicht geben. Damit bleibt nach wie vor nur ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit als Vorbedingung für eine wieder lockerere Geldpolitik.
 
Es klingt schon verrückt, aber die in den letzten Jahren extrem gestiegenen Unternehmensschulden sind es, die etwas Hoffnung machen. So wie die gestiegenen Zinsen den Immobilienmarkt in den USA 2007 zum Einsturz brachten, könnten die ganzen Zombie-Unternehmen, die bei den Niedrigzinsen ihren Zinsdienst schon nicht mehr aus den Erträgen erwirtschaften konnten, womöglich ganz schnell umfallen und mit Ihnen die kreditgebenden Banken in Not geraten.
 
Würde sich hier eine Kettenreaktion abzeichnen, die dann plötzlich ein Umschwung in eine schwere Rezession bedeuten könnte, dürfte die US-Notenbank umsteuern. Hoffen wir also auf die Zinssensitivität der US- und der Weltwirtschaft allgemein.