Übernahmeangebote sind immer wieder eine Gelegenheit für Kleinaktionäre, die starke Position eines Unternehmens zu versilbern. Und es bringt auch einen Prestigegewinn für den Wert selbst. Unser Depotwert SLM Solution hat ein solches Übernahmeangebot auf dem Tisch liegen. Und das auch noch aus dem Land der aufgehenden Sonne, dem technikaffinen Japan. Der japanische Nikon-Konzern möchte das deutsche 3D-Druckunternehmen übernehmen.
Der Kameraproduzent kündigte in einer Mitteilung vom Freitag in Tokio ein öffentliches Übernahmeangebot für alle ausstehenden Anteile an der Lübecker Firma an. Die Offerte ist an keine Mindestannahmeschwelle gebunden, nachdem sich Nikon zuvor bereits über eine Kapitalerhöhung und die Einigung mit Großaktionären einen Mehrheitsanteil von 61,1 Prozent des Aktienkapitals von SLM Solutions gesichert hatte. Die SLM-Aktie zog am Freitagmorgen nach Bekanntwerden der Offerte um mehr als 70 Prozent an und notierte damit nahe dem Übernahmeangebot. Das ist ein Beweis für die Attraktivität des Angebots.
Nikon bietet den ausstehenden Aktionären je Aktie 20 Euro in bar, dies entspricht den Angaben zufolge einem Aufschlag von knapp 84 Prozent auf den volumengewichteten Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate. Ferner wollen die Japaner ein Angebot für bestimmte von SLM emittierte Wandelschuldverschreibungen abgeben. Der gesamte Transaktionswert belaufe sich damit auf 622 Millionen Euro, hieß es weiter. Der SLM-Vorstand und der Aufsichtsrat des Unternehmens unterstützen die Offerte und wollen vorbehaltlich der Prüfung der Angebotsunterlagen dieses zur Annahme empfehlen.
Ok, die Unterstützung des Angebots ist das eine, aber wir wissen, dass der Vorstand und der Aufsichtsrat nicht berechtigt sind, ein Übernahmeangebot zu bestätigen. Die Aktionäre sind die Eigentümer, also auch im kleinen Maßstab unser NDAC-Clubfonds. Natürlich ist unsere Position dabei nicht ausschlaggebend. Entscheidend sind die drei Hauptaktionäre Elliott, ENA und Unternehmensgründer Hans J. Ihde, die das Angebot unterstützen. Und damit auch den Weg für ein erfolgreiches Gelingen der Übernahme freimachen.
Das Management von SLM ist davon überzeugt, dass diese Transaktion die Fähigkeit des Unternehmens, führend im Bereich der metall-additiven Fertigung zu bleiben, sowie die Bereitstellung hochwertiger Produkte und Lösungen für seine Kunden weiter stärken wird.
Der CEO von SLM, Sam O’Leary, kommentierte: “Nikon blickt auf eine mehr als hundertjährige Geschichte in der Entwicklung modernster opto-elektronischer Technologien und Präzisionsgeräte zurück. Ich freue mich, dass SLM eine Partnerschaft mit Nikon eingeht, um unsere technologische Führungsposition weiter auszubauen. Wir glauben, dass diese Transaktion und Partnerschaft für alle unsere Stakeholder-Aktionäre, Mitarbeiter und Kunden – von großem Nutzen ist.“
Und auch der CEO von Nikon, Toshikazu Umatate, ist überzeugt “Mit der Übernahme von SLM Solutions macht Nikon einen wichtigen Schritt in der Umsetzung seiner Vision 2030. Wir konzentrieren uns auf die digitale Fertigung als Wachstumstreiber und werden im vielversprechenden Markt für additive Metallfertigung Werte für unsere Stakeholder schaffen. 3D-Druck, der auf Metall basiert, wird die industrielle Massenproduktion revolutionieren. Diese Technologie ermöglicht unseren Kunden, hochkomplexe Teile zu fertigen, Produktionszyklen zu verkürzen und CO2-Emissionen, Energiekosten und Ausschussraten zu reduzieren. Nikon und SLM Solutions teilen die gemeinsame Vision, dass unsere technologiegetriebenen Innovationen die Zukunft der Fertigung verändern werden. Dieser Zusammenschluss wird wesentlich für das Wachstum unseres digitalen Fertigungsgeschäfts sein.”
Wir erinnern uns, SLM Solutions war bereits vor einigen Jahren Ziel eines großen Konzerns: 2016 scheiterte die geplante Übernahme des Lübecker 3D-Druck-Spezaialisten durch den US-Konzern General Electric jedoch an der Mindestannahmehürde, nachdem der US-Investor Paul Singer seine Anteile nicht angedient hatte.
Vorbehaltlich der Zustimmung der Behörden in Deutschland und Japan, die das Ganze noch aus wettbewerbsrechtlicher Sicht prüfen und genehmigen müssen, dürfte der Übernahme nichts mehr im Wege stehen. SLM erwartet den Beginn der Angebotsfrist für Ende September oder Anfang Oktober 2022.
Fakt ist auch, dass die Offerte der Japaner auch nicht an eine Mindestannahmeschwelle gebunden sein soll. Durch eine von Nikon gezeichnete Kapitalerhöhung und die Einigung mit den Großaktionären hat sich der Bieter bereits einen Mehrheitsanteil von 61,1 Prozent des Aktienkapitals gesichert.
Eine große Übernahme ist es nicht, sie wird die Märkte nicht bewegen. SLM zählt zu den führenden Herstellern von 3D-Druckern für Metalle. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Maschinenbauer aus Lübeck 75 Millionen Euro Umsatz. Aber für unseren Clubfonds bringt sie doch Cash in die Kasse.
Es ist leider auch Tatsache, dass der 3D-Druck-Spezialist aus der Hansestadt Lübeck bald vom Kurszettel der deutschen Börse verschwunden sein wird. Das bedeutet, wir müssen uns überlegen, ob wir vielleicht Papiere von Nikon für unser Depot erwerben oder wir schauen uns Markt nach einem neuen 3-D Druckspezialisten um. Aber noch haben wir etwas Zeit für die Entscheidung.