Gastkommentar von Raimund Brichta Börsenreporter n-tv
Der Ablauf dieser Tage ist für Bankenkrisen typisch: Wir Journalisten fragen Politiker und Finanzfachleute besorgt: “𝗜𝘀𝘁 𝘂𝗻𝘀𝗲𝗿 𝗚𝗲𝗹𝗱 𝗻𝗼𝗰𝗵 𝘀𝗶𝗰𝗵𝗲𝗿?“ Und immer erhalten wir die gleiche stereotype Antwort “ja“.
Ein Hauptargument dabeit lautet: Unser Finanzsystem sei inzwischen stabiler als in der Finanzkrise, was man schon an den höheren #Eigenkapitalquoten der Banken erkennen könne.
Richtig ist, dass diese Quoten seither gestiegen sind. Wahr ist aber auch, 𝗱𝗮𝘀𝘀 𝘀𝗶𝗰𝗵 𝗱𝗶𝗲 𝗕𝗮𝗻𝗸𝗲𝗻 𝗻𝗮𝗰𝗵 𝘄𝗶𝗲 𝘃𝗼𝗿 𝘀𝗰𝗵ö𝗻𝗿𝗲𝗰𝗵𝗻𝗲𝗻. Sie pushen die tatsächlichen Quoten durch allerlei Bereinigungen nach oben, so dass sie auf deutlich mehr als 10% Sicherheitspolster kommen. Auch das ist nicht wirklich viel, Google/Alphabet kommt zum Beispiel auf 70% Eigenkapital.
Ex-Ifo-Chef Hans Werner Sinn hält diese Schönrechnerei der Banken sogar für eine “Mogelpackung“. Wer von Euch möchte ihm widersprechen?
Ich habe mir mal die 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗴𝗲𝘀𝗰𝗵ö𝗻𝘁𝗲𝗻 𝗘𝗶𝗴𝗲𝗻𝗸𝗮𝗽𝗶𝘁𝗮𝗹𝗾𝘂𝗼𝘁𝗲𝗻 einiger Banken angeschaut, also Eigenkapital geteilt durch den Wert des Gesamtvermögens: Die 𝗗𝗲𝘂𝘁𝘀𝗰𝗵𝗲 𝗕𝗮𝗻𝗸 𝗸𝗼𝗺𝗺𝘁 𝘀𝗼 𝗻𝘂𝗿 𝗮𝘂𝗳 𝟰,𝟰%. Das ist zwar gut doppelt soviel wie in der Finanzkrise, aber wirklich viel ist es nicht. Denn damit finanziert sie die verbleibenden mehr als 95% ihres Vermögens mit Fremdkapital, also auf Pump.
Dagegen wirkt die ins Schlingern geratene Credit Suisse fast wie ein Hort der Stabilität: Sie bringt es immerhin auf 8,5% ungeschönte Eigenkapitalquote.
𝗦𝘁ü𝘁𝘇𝗲𝗻 𝗯𝗿𝗲𝗰𝗵𝗲𝗻 𝘄𝗲𝗴!
Es gibt aber einen weiteren Grund, warum unser Finanzsystem seit der großen Krise stabiler geworden ist: Weil die Notenbanken 𝗴𝗿𝗼ß𝗲 𝗦𝘁ü𝘁𝘇𝗽𝗳𝗲𝗶𝗹𝗲𝗿 eingezogen haben – in Form noch niedrigerer Zinsen und noch größerer Geldbestände in ihren Bilanzen.
Das Dumme ist, dass unser System diese Stützen inzwischen braucht und 𝗼𝗵𝗻𝗲 𝘀𝗶𝗲 𝘇𝘂𝘀𝗮𝗺𝗺𝗲𝗻𝗯𝗿𝗲𝗰𝗵𝗲𝗻 würde. Ich weiß, dass nur eine Minderheit diese Einschätzung teilt. Aber die jüngste Bankenkrise kann eine Folge davon sein, dass die Notenbanken ihre Stützen schon seit einem Jahr stückweise einreißen. Dass die schwächsten Banken darunter zuerst leiden und die, die die meisten Fehler gemacht haben, liegt auf der Hand. Auch Lehman Brothers hatte damals große Fehler gemacht.
Die Notenbanken werden also irgendwann nicht umhinkommen, die Inflationsbekämpfung zurückzustellen und ihre Stützen wieder aufzubauen. Auch hierfür gibt es bereits Anzeichen: In den vergangenen Tagen hat die US-Notenbank knapp 300 Mrd. Dollar an Hilfen in die Märkte gepumpt und ihre Bilanzsumme um diesen Betrag erhöht. 𝗗𝗮𝗺𝗶𝘁 𝗵𝗮𝘁 𝘀𝗶𝗲 𝗱𝗮𝘀, 𝘄𝗮𝘀 𝘀𝗶𝗲 𝗶𝗻 𝗱𝗲𝗻 𝘃𝗲𝗿𝗴𝗮𝗻𝗴𝗲𝗻𝗲𝗻 𝟰 𝗠𝗼𝗻𝗮𝘁𝗲𝗻 𝗮𝗻 𝗦𝘁ü𝘁𝘇𝗲𝗻 𝗲𝗶𝗻𝗴𝗲𝗿𝗶𝘀𝘀𝗲𝗻 𝗵𝗮𝘁𝘁𝗲, 𝗮𝘂𝗳 𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗦𝗰𝗵𝗹𝗮𝗴 𝘄𝗶𝗲𝗱𝗲𝗿 𝗮𝘂𝗳𝗴𝗲𝗯𝗮𝘂𝘁!