Seit dem 01.03.2023 hat sich unser Depotwert Linde aus der deutschen Leitbörse Frankfurt zurückgezogen. Die Gründe wurden schon oft genannt. Das Doppellisting in Frankfurt und New York kostete Geld, was Linde besser in die Forschung und Entwicklung stecken will. Schließlich hat der Weltmarktführer bei Industriegasen große Ambitionen im Zusammenhang mit den Wasserstoffplänen, die überall jetzt diskutiert und teilweise schon umgesetzt werden.
Und das man sich nicht Frankfurt, sondern die US-Börse als Börsennotiz wählte, ist einfach der Tatsache geschuldet, dass es an der Frankfurter nicht die Nachfrage für die Linde-Aktie generiert wurde. Das wiederum liegt am Anlageverhalten in Deutschland, wir kennen ja die Sparbuchmentalität hierzulande zur Genüge.
Aber der Wechsel des einstigen DAX-Schwergewichtes hatte keine Auswirkungen auf den Kurs des Papiers. Wer glaubte, die Aktie verschwindet jetzt aus dem Fokus der Anleger in Europa, musste sich vom Gegenteil überzeugen lassen. Linde generierte ein Allzeithoch in New York, sozusagen zum Umzug.
Die Produkte unseres Depotwertes werden in vielen Bereichen der Volkswirtschaft genutzt, zum Beispiel Sauerstoff und Lachgas im medizinischen Bereich, Spezialgase und Gasgemische für Prozesskontrollen und Reinigungen in der Chemieindustrie, Kohlensäure und Gase zur Konservierung in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie etc.
Wie bereits eingangs erwähnt, will Linde auch das neue Wachstumsfeld Wasserstoff für sich erobern bzw. die führende Position in diesem Sektor verteidigen. Linde bezeichnet sich selbst als ein weltweit führendes Unternehmen in der Produktion, Verarbeitung, Speicherung und Verteilung von Wasserstoff.
Unser Depotwert verfügt über die weltweit größte Kapazität und das größte Verteilungssystem für Flüssigwasserstoff. So betreibt das Unternehmen auch die weltweit erste Kaverne zur Speicherung von hochreinen Wasserstoff und Pipelinenetz von ca. 1.000 km Länge, um seine Abnehmer zu versorgen.
Das im irischen Dublin sitzende Unternehmen ist bei der Umstellung auf umweltfreundlichen grünen Wasserstoff in der Vorreiterrolle und installierte weltweit ca. 200 Wasserstofftankstellen und 80 Wasserstoff-Elektrolyseanlagen.
Über ein Joint Venture mit ITM Linde Electrolysis GmbH bietet das Unternehmen modernste Eletrolysetechnologien sowie auch hochreine Wasserstoff-Versorgungslösungen für die Halbleiterindustrie an. Gemeinsam mit Partnern wie unserem Depotwert RWE entwickelt Linde derzeit eine Elektrolyseanlage mit einer Kapazität für 200 MW.
So wird der Markt für grünen Wasserstoff bis 2030 rund 100 Milliarden Dollar umfassen, schätzt man. Und Linde möchte sich davon eine große Scheibe abschneiden.
Ein Risiko hat Linde allerdings trotzdem zu schultern und das liegt im Russlandgeschäft des Unternehmens begründet. Dort wurden auf gerichtliche Anordnung Vermögenswerte von ca. 450 Millionen Dollar auf Eis gelegt. Um die Risiken des Russlandgeschäftes abzufedern, wurden Rückstellungen von einer Milliarde Dollar gebildet. Das dürfte aber verkraftbar für das Unternehmen sein.
Der Umsatz kletterte 2022 im Jahresvergleich um acht Prozent auf 33,4 Milliarden Dollar. Bereinigt um Währungseffekte betrug das Plus 13 Prozent. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 4,1 Milliarden Dollar nach rund 3,8 Milliarden Dollar im Vorjahr.
Linde hat beim Umsatz die Erwartungen leicht verfehlt, beim Gewinn wurden diese dafür übertroffen. Auch die Gewinnprognose überrascht positiv und liegt deutlich über den Schätzungen der Experten. Der bereinigte Gewinn je Aktie kletterte dank eines Endspurts auf 12,29 (10,69) Dollar, prognostiziert hatte Linde zuletzt 11,93 bis 12,03 Dollar. Konzernchef Sanjiv Lamba legte die Latte für das laufende Jahr noch höher: Das Ergebnis je Aktie soll auf 13,15 bis 13,55 Dollar steigen, trotz erhöhter Investitionen von 3,5 bis 4,0 (Vorjahr: 3,2) Milliarden Dollar. Das wäre währungsbereinigt ein Plus von neun bis 13 Prozent. Für das erste Quartal geht Linde von einem Ergebnis von 3,05 bis 3,15 Dollar je Aktie aus. Es läge damit allerdings unter dem Wert des vierten Quartals 2022.
Linde schüttet viermal im Jahr wie im angelsächsischen Raum üblich eine Dividende aus. Ausschüttungsmonate sind März, Juni, September, Dezember 2023. Los geht es am 28. März 2023 mit einem Zahlbetrag von 1,28 Dollar.
Aktuell liegen für unseren Depotwert sieben Einschätzungen von Analysten aus dem Jahr 2023 vor. Sechs der Finanzexperten kommen zu einer eindeutigen Kaufempfehlung und eine Einschätzung der Baader Bank empfiehlt verkaufen. Allerdings muss man auch sagen, dass die Analysen mehrheitlich aus dem Februar stammen und Kursziele fehlen. OK, dann warten wir mal ab, was die Analysten für Erwartungen in der Neuen Welt abgeben. Lange kann es damit nicht mehr dauern, schließlich handelt sich um einen Marktführer mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von 58,28 Milliarden Euro.
Die Kursentwicklung ist nach dem Allzeithoch von 344 Euro von Anfang März 2023 wieder auf dem Rückzug und notiert bei rund 312 Euro. Das mag mit den aktuellen Turbulenzen an den Märkten im Zusammenhang mit der SVB-Bank stehen.
Wir bleiben beim Weltmarktführer Linde plc dabei, auch wenn es keine Notierung an der Börse in Frankfurt gibt.