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Banken, Zinsen und eine fehlende Strategie

Ihr Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Wir hatten ein Bankenbeben, das die Welt fast wieder aus den Angeln gehoben hätte. Das rechtzeitige Eingreifen der SNB, der schweizerischen Nationalbank, ist allerdings auch ein großes Risiko. Die Rettungsoperation gemeinsam mit der UBS (Akronym für “Union de Banques Suisses”), die als größte Bank in unserem Nachbarland die zweitgrößte Credit Suisse (CS) übernommen hat, sorgte zunächst einmal für großes Aufatmen an den Märkten. Nur haben wir jetzt ein noch größeres Problem. Denn die CS war allein schon eine Bank „to big to fail“. Nun ist sie in einer weiteren Bank aufgegangen, die ebenfalls „to big to fail“ ist. Jetzt darf am Schweizer Bankenplatz nichts mehr passieren, sonst haben wir eine unbeherrschbare Situation. Aber wir können davon ausgehen, dass die Eidgenossen jetzt genau auf die Aktionen der UBS achten werden, schließlich sitzt der Staat einschließlich der Nationalbank mit einer großen Summe Franken mit im Boot (wir haben darüber berichtet).

Die US-Notenbank Fed lässt sich trotz des jüngsten Bankenbebens (international und auch im eigenen Land) nicht vom Zinserhöhungskurs abbringen. Sie erhöhte den Schlüsselsatz am gestrigen Mittwoch um einen viertel Prozentpunkt – auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent. Wir hatten es in der vergangenen Woche also richtig prognostiziert. Noch Anfang 2022 lag der Zins bei nahe null. Obwohl eine deutliche Zinserhöhung vor einigen Wochen noch als wahrscheinlich gegolten hatte, war aktuell nach dem Kollaps mehrerer US-Banken offen gewesen, welchen Weg die Fed einschlagen würde. Im Februar hatte die Notenbank ihren Leitzins um moderate 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 4,5 bis 4,75 Prozent angehoben. Es habe Überlegungen gegeben, die Zinsen unverändert zu lassen, räumte Powell ein. Doch da die Inflation höher und der Arbeitsmarkt stärker war als erwartet, hatten sich die Geldpolitiker dazu entschlossen, an ihrem Kurs festzuhalten.

Die weiteren Schritte ließen die Notenbanker indes offen. Weitere Zinserhöhungen „könnten angemessen sein“, erklärte der Fed-Chef. Für Investoren ist das ein willkommenes Signal, dass die Fed mit ihren Zinserhöhungen schon bald am Ende sein könnte. Einige Ökonomen rechnen damit, dass dies bereits der letzte Zinsschritt in diesem Zyklus gewesen sein könnte.

Aber die Inflationsrate ist noch lange nicht da, wo sie sein sollte, nämlich bei ca. zwei Prozent. Und wie wir alle gebannt über den großen Teich schauen, um zu sehen, was dort entschieden wird, dürfte die US-Notenbank auch mal einen Blick auf Europa werfen. Und was sie da sieht, dürfte ihr wohl kaum gefallen.

Die Verbraucherpreisinflation in Großbritannien lag im Februar mit 10,4 Prozent und die Kerninflation mit 6,2 Prozent gegenüber des Vorjahresmonats über den Erwartungen der Analysten und der Bank of England. Im Monatsvergleich stieg die Inflationsrate mit 1,1 Prozent so deutlich wie seit vier Monaten nicht mehr, trotz der schon relativ hohen Leitzinsen dort von vier Prozent. Eine weitere Leitzinserhöhung von erwartet 25 Basispunkten wird das Problem Inflation auch nicht sofort lösen.

Es ist wie eine Bestätigung der Tatsache, dass die Inflation zwar schleichend in die Volkswirtschafte Einzug hielt, aber wenn sie sich dann festgesetzt hat, dann bleibt sie uns auch eine Weile erhalten.

Wer seinen Dispo öfter in Anspruch nimmt, merkt es sofort. Die deutschen Banken haben die Dispozinsen binnen eines Jahres deutlich stärker angehoben als die Tagesgeldzinsen. So stiegen die Zinsen für Dispokredite für Privatpersonen volumengewichtet im Schnitt von Ende Januar 2022 bis Ende Januar 2023 um fast zwei Prozentpunkte auf 9,16 Prozent, wie das Analysehaus Barkow Consulting ermittelte.

Tagesgeld dagegen sollte nach wie vor nur eine sehr kurze Zwischenstation für das Kapital sein. Die Entwicklung der Tagesgeldzinsen hinkt dem Zinsniveau weit hinterher. Die volumengewichteten Tagesgeldzinsen zogen nur um 0,3 Prozentpunkte auf mittlerweile 0,27 Prozent an. 

Angesichts der Dividendenhöhe solider Aktien zeigt sich in den nächsten Wochen und Monaten wieder einmal die Überlegenheit von Aktien gegenüber herkömmlichen Anlageformen, zumal wenn wir bedenken, dass die Aktie ja auch noch eine Kurskomponente aufweist und das trotz gestiegener Volatilität.

Ja, und da war doch noch der Staatsbesuch von Präsident Xi bei seinem russischen Bruder im Geiste Wladimir Putin. Beide Autokraten saßen drei Tage zusammen, um über eine Kooperation beider Volkswirtschaften und sicher auch noch andere Probleme zu verhandeln. Fakt dabei ist, das Russland zur Rohstoffquelle Chinas heruntergehandelt wurde. Russland begibt sich als ehemals führende Macht im Ostblock (längst vergangene Zeiten!) in die Hände des neuen großen Bruders China. Das Reich der Mitte hat das große Ziel, die Welt von sich wirtschaftlich und politisch abhängig zu machen.

Klar, dass das den USA als führende Wirtschaftsmacht nicht so richtig in den Kram passt. Und der europäische Teil des Westens, speziell aber Deutschland, hat bisher keine Strategie entwickelt, sich aus der wirtschaftlichen Abhängigkeit von Peking zu befreien. Europa und besonders die deutsche Wirtschaftspolitik wären gut beraten, eine solche Strategie zu haben bzw. schnell zu entwickeln. Denn irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft wird sich die Frage für den gesamten Westen stellen: „Wie hältst du es mit China?“  (Frei nach Goethes „Faust“)