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Von Kandidaten dies- und jenseits des Atlantiks

Von Kandidaten dies- und jenseits des Atlantiks

Die SPD hat entschieden, Finanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz wird Kanzlerkandidat im nächsten Jahr. Scholz, war da nicht noch was? Ach ja, der Wirecard-Skandal. Wenn Scholz den übersteht, könnte er Chancen haben wieder Vizekanzler mit einer vielleicht dann knapp 20-Prozent- SPD zu werden.

Für Wirecard wird die Zugehörigkeit zum DAX eine Episode bleiben. Wie erwartet wird die Dax-Familie künftig bei insolventen Unternehmen neu zusammengesetzt und das Ganze nur innerhalb von zwei Tagen. So wollen es die neuen Regeln. Am 19. August wird institutionell darüber entschieden, dass im ersten konkreten Anwendungsfall der neuen Regelung Wirecard aus dem Dax 30 weichen muss. Am 21. August dann wird dieser Beschluss umgesetzt, am 24. August würde der Index neu berechnet werden.

Der heiße Aufstiegskandidat und Corona-Gewinner, der  Berliner Essenslieferdienst Delivery Hero, ersetzt außerplanmäßig Wirecard im Dax. Das gab die Deutsche Börse am späten Mittwochabend bekannt – wenn auch nur indirekt und zunächst nur über eine Änderung ihrer Regeln, meldet das Handelsblatt.

In den USA ist die Runde der vier Gladiatoren für den Wahltag am 03. November jetzt auch komplett. Donald Trump und Vizepräsident Mike Pence gegen Herausforderer Joe Biden und Kamala Harris. Wobei die Sympathien der Europäer, speziell der Deutschen, auf Seiten des Teams Biden / Harris liegen. Wie der Ex-Sicherheitsberater von Trump, John Bolton, in der abgelaufenen Woche enthüllte, stehen die Strafzölle für deutsche Autos immer noch ganz oben auf der Agenda des amtierenden Präsidenten. Auch eine erneute Verschärfung des Handelskrieges mit China steht zu befürchten und gegen die Fertigstellung der Ostseepipeline hat Trump schon immer scharf mit Sanktionen geschossen. Aber Trump liegt nicht nur knapp, sondern sehr weit hinter Biden, so wird es in den Umfragen immer wieder kolportiert. Dabei muss man aber auch konstatieren, dass der US- Präsident in seiner Amtszeit einen für die US- Wirtschaft bis zum Ausbruch von Corona ordentlichen Job gemacht hat. Das haben nicht nur die Amerikaner durch die niedrigen Arbeitslosenzahlen und die steigenden Börsenkurse gesehen (in den USA wird die Altersvorsorge schon immer mit Hilfe von Aktien abgesichert!). Fakt ist, auch wir haben mit unseren NDAC-Fonds davon profitiert.

Im Ergebnis der Trump`schen Wirtschaftspolitik verzeichnen die Statistiker eine 23 Monate andauernde, stabile Phase eines Wirtschaftsaufschwungs ohne ein Minuszeichen vor den Zahlen. Die große Steuerreform „Tax Cuts and Jobs Acts“ setzte Anfang 2018 sehr viele finanzielle Mittel frei für die Unternehmen, aber eben auch für die privaten Haushalte, die damit die wichtige Binnenkonjunktur in den USA ankurbelten. Zentrales Element war dabei die Absenkung der Bundessteuern auf Gewinne der Unternehmen von 35 auf 21 Prozent (mit Steuer einzelner Bundestaaten durchschnittliche Steuerlast 26 Prozent). Damit wurden die Unternehmen wieder steuermäßig wettbewerbsfähiger bspw. gegenüber Deutschland mit 15,825 Prozent (incl. Soli.).

Die gigantische Summe von 600 Milliarden Euro in den 10 Jahren nach der Steuerreform bedeutet das Entlastung für die Unternehmen (man mag gar nicht daran denken, wie hoch die Summe wäre, wenn die nächste US-Regierung auf die Idee käme, die Bundesteuern auf 15 Prozent wie in Deutschland zu senken!).

Wir müssen aber bei den Steuern berücksichtigen, dass die einzelnen Bundestaaten natürlich noch eigenen Steuern und Abgaben erheben können, wie z.B. in Deutschland die kommunal unterschiedliche Gewerbesteuer.

Steuerreform, durch Strafzölle generierte Einnahmen von 18 Milliarden Dollar (lt. einer Studie vom November 2018) und die Neuverhandlung von internationalen Handelsabkommen, steht in der Bilanz auf der Habenseite des Präsidenten. Inwieweit sie nachhaltig sind, wird die Zukunft zeigen.

Die Unternehmen nutzten das zusätzliche Kapital allerdings hauptsächlich für die Realisierung von Aktienrückkaufprogrammen, was die Kurse an den Märkten neben den guten Unternehmenszahlen zusätzlich nach oben trieb.

So startete unser Depotwert Microsoft im Januar 2018 mit ca. 73 Euro, um trotz Corona jetzt bei 176 Euro zu stehen. Unser Wert Amazon lag bei Trumps Amtseinführung bei ca. 1.016 Euro und steht heute bei 2.700 Euro. Auch für Apple gab`s kein Halten mehr, er startete 2018 mit ca. 145 Euro, um dann auf 384 Euro zu klettern. Nicht ganz so gut lief es bei Facebook, das aber trotz diverser Datenskandale ein Wachstum von 154 Euro auf 220 Euro verzeichnen konnte. Auch bei Alphabet lief es nicht ganz so rasant nach oben, denn mit 922 Euro gestartet liegt der Wert jetzt aber auch deutlich im Plus bei 1.270 Euro.  Nicht ganz so gut lief es für Altmeister Warren Buffet mit Berkshire Hathaway, die sich als internationale Beteiligungsgesellschaft der Corona-Krise nicht entziehen konnte, aber mit 165 Euro 2018 startete und jetzt mit 180 Euro immerhin nicht im Minus liegt.

An den Zahlen sehen wir, dass das Duo Trump / Pence doch einige Wahlversprechen eingelöst hat. Dazu kommen die nahezu erreichte Vollbeschäftigung (3,5 Prozent vor Corona) und der Abbau des Handelsdefizits. Dass diese Erfolge für die Zukunft der USA sehr fragwürdig sind, (vergleiche die Reaganomics!) steht erst einmal für die Wahlen im November auf einem anderen Blatt. Die Wahl ist aber noch nicht entschieden.

Hoffnungen auf einen Corona- Impfstoff, Brexit und US-Duelle

Hoffnungen auf einen Corona-Impfstoff, Brexit und US- Duelle

Der September ist geprägt von der Unsicherheit der Anleger. Die Infektionen mit Covid 19 steigen weltweit und zum des Monats wurden über eine Millionen Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus gemeldet. Einen Impfstoff gibt es in Russland. Der dort zugelassene Impfstoff heißt Sputnik V und durchläuft aktuell die entscheidende Phase III der Erprobung am Menschen. Er wurde im Gegensatz zu dem Biontech–Impfstoff, der sich ebenfalls in Phase III befinden soll, bereits zugelassen. Mit den Ergebnissen zu Sputnik V ist Ende Oktober zu rechnen. Bei den Tests für die Sicherheit und Wirksamkeit von Sputnik V würden alle Anforderungen erfüllt, so der Chef des russischen Gamaleya-Instituts, Alexander Gintsburg. Wie Ende September gemeldet wurde, interessieren sich bereits über 100 Ärzte und Experten des Maimonides-Medizinzentrums aus den USA (führende US-Zentrum im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie) für Sputnik V. Sollte das russische Serum alle Anforderungen erfüllen, dann werden zwar die Aktienkurse der anderen börsennotierten Pharmakonzerne leicht schwanken, aber letztendlich ist damit zu rechnen, dass auch die westlichen Konkurrenzunternehmen ihren Wirkstoff vervollkommnen und ebenfalls auf den Markt bringen werden. Dann geht es nur noch um die Qualität, den Preis, die zu erzielende Rendite, die Kosten für die Krankenkasse und leider ganz zum Schluss um die vielen Millionen Menschen in der Welt, die keine Krankenversicherung haben und sich die Impfung nicht leisten können.

Während unsere führenden Politiker mit allen medialen Kanonen (Nawalny, Nordstream II, etc.) gegen Russland schießen, braut sich ein neues starkes Unwetter an der westlichen Wirtschaftsfront zusammen. Im abgelaufenen Quartal haben sich wieder einmal die Unterhändler von EU und Großbritannien zu den Verhandlungen über ein Abkommen über die Beziehungen beider Seiten, ab dem 01.01.2021, also nach dem der Austritt der mittlerweile kleinen Insel aus dem Binnenmarkt, getroffen. Viel Zeit ist nicht mehr, die Johnson-Regierung hat eine durch die EU angebotenen Verlängerung der Vertragsverhandlungen abgelehnt. Es läuft also alles auf einen harten Brexit hinaus. Trotz aller Warnungen hat das britische Unterhaus mit deutlicher Mehrheit auch für das umstrittene Binnenmarktgesetz votiert, das Teile des bereits geschlossenen Brexit-Deals zwischen beiden Seiten wieder aushebelt. Das werden unruhige Zeiten für die Märkte. Die Unternehmen sind gut beraten die „worst case“-Pläne über gestörte Lieferketten und auftretende Handelshürden aus den Schubladen spätestens jetzt wieder hervorzuholen. Und Anleger sollten ihre Depots abklopfen nach möglichen Verlierern des Brexit und handeln, sofern sie es nicht schon getan haben.

Steigende Infektionszahlen und eine wachsende Unsicherheit angesichts der bevorstehenden US-Präsidentschaftswahl haben bereits an den Aktienmärkten Spuren hinterlassen. Das auf niedrigstem Niveau geführte Duell der beiden alten Männer brachte nach Ansicht ihres Autors keinen eindeutigen Sieger hervor, höchstens leichte Vorteile für den älteren der beiden Kontrahenten, Joe Biden. Natürlich sind die Duelle für die Märkte interessant, aber letztendlich ist die Entwicklung von Covid19 der US-Wirtschaft als Ganzes wichtiger. Am Aktienmarkt wird derweil gespannt darauf gewartet, ob sich Demokraten und Republikaner doch noch vor den Wahlen auf ein weiteres Fiskalpaket sprich Konjunkturpaket einigen können. Aussagen der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, dass sie dies für gut möglich halte, stützten bereits die etwas in Straucheln geratenen Kurse an den Börsen. 

Als gäbe es kein Corona mehr, so müssen sich die Betrachter der Automobilmesse in Peking vorkommen. Keine Regeln scheinen hier mehr zu gelten. Aber egal: Auch wenn zuletzt die Autoverkäufe zurückgingen, China ist nach wie vor der wichtigste Absatzmarkt für deutsche Autobauer – und so ist es kein Wunder, dass auch auf der aktuellen “Auto China” wieder alles mit Rang und Namen vertreten ist. Alternative Antriebe sind das beherrschende Thema auf der Messe. Und machen wir uns nichts vor, China ist der Vorreiter, nicht zuletzt dank der Subventionen der chinesischen Regierung. Die deutschen Autokonzerne haben aufgeholt, trotzdem werden sie wohl noch sehr viel mehr Geld in die Hand nehmen müssen. Schließlich kämpfen sie schon an der Heimatfront mit dem amerikanischen Konkurrenten Tesla.

Im letzten Quartal stieg auch der Ifo- Geschäftsklimaindex. Das bedeutet die Mehrheit der Unternehmen sieht ihre eigene wirtschaftliche Lage wieder besser. Das ist gut so, an den Börsen hat sich das in steigenden Kursen niedergeschlagen, auch wenn es immer wieder Rückschläge gab. Leider sind die Corona-Zahlen um uns herum, aber auch in Deutschland, signifikant gestiegen. Einen zweiten Lock-down können und wollen wir uns nicht leisten, denn das würde im letzten Quartal die Jahresschlussbilanzen der meisten Unternehmen noch schlimmer aussehen lassen, als sie jetzt schon sind. 

Die Rochaden sind vollzogen

Die Rochaden sind vollzogen

Der DAX30 hat ein Sorgenkind weniger, die Papiere von WireCard haben bekanntlich den deutschen Leitindex außerplanmäßig verlassen. 

Jetzt gehört der Essenlieferant Delivery Hero, dass sich gegen Symrise durchsetzte, als neustes Mitglied dem Index an. Man muss kein Prophet sein, um auch diesem Wert keine lange Verweildauer im DAX30 vorherzusagen. Symrise aus Holzminden schreibt wenigstens Gewinne und zahlt Dividende, seine künstlichen Aromen werden in Deutschland und in der ganzen Welt umgesetzt. Während Delivery Hero stets tiefrote Zahlen schreibt und das Deutschlandgeschäft an die Konkurrenz verkauft hat, um wenigstens wieder etwas Luft zum Atmen zu haben.

Wirecard scheidet auch aus dem TechDAX-Index aus, Nachfolger ist LPKF Laser & Electronics AG. Im MDAX rückt AIXTRON SE auf, neu im SDAX-Index ist HORNBACH-Baumarkt-AG.

Die Änderungen traten in der abgelaufenen Woche, 24. August 2020 in Kraft. Aber schon in der kommenden Woche am 03. September trifft sich der Ausschuss erneut, dann zu den planmäßigen Änderungen in der DAX-Familie.

Wir müssen leider feststellen, dass sich der Fortschritt in der DAX-Familie nur schwer durchsetzt. Oder warum haben wir mit SAP nur eine einzige IT-Firma im DAX30 vertreten? Den Neuzugang, die Essendispatcher aus der Hauptstadt als IT- Firma zu bezeichnen, fällt wohl den meisten schwer. Das
ganze Regelwerk für die DAX Indizes gehört auf den Prüfstand. Es stammt teilweise noch aus der Zeit der Deutschland AG. Die ist aber schon lange nicht mehr existent. Ein neues und für jeden Anleger nachvollziehbares Regelwerk könnte dem DAX30 und seiner Familie eine neue glaubwürdige Zusammensetzung bescheren.

Aber nicht nur der DAX hat rochiert, sondern auch im altehrwürdigen Dow Jones an der Wallstreet gab es einige bemerkenswerte Veränderungen.

Grund dafür ist die Aktie des Giganten Apple, die den Corona-Crash vom Februar/März längst hinter sich gelassen hat und seit Anfang Juni ein neues All-Time-High nach dem anderen markiert (wir haben darüber berichtet). Trotz des zwischenzeitlichen Rückschlags verbesserte sich unser NDAC – Depotwert allein in diesem Jahr um rund 70 Prozent und schraubte die Notierungen auf den Rekordwert von rund 500 Dollar. Vor dem Hintergrund dieser atemberaubenden Kursentwicklung wird Apple per 31. August den angekündigten Aktiensplit im Verhältnis von 4:1 vornehmen. Dabei erhalten Anleger für je eine per 24. August gehaltene Aktie drei zusätzliche Anteile, während sich der Aktienkurs entsprechend verbilligt und für Anleger optisch scheinbar attraktiver erscheint.

Das Ganze hat nun aber auch gravierende Auswirkungen auf den weltweit bekanntesten Aktienindex,
den Dow Jones. Denn beim US-Leitindex handelt es sich im Gegensatz zum DAX um einen preisgewichteten Index, wobei die Indexberechnung und die Gewichtungen von den nominalen Aktienkursen der einzelnen Indexmitglieder abhängig sind. Durch die infolge des Aktiensplits optische Verbilligung der Apple-Aktie verringert sich nun auch deren Indexgewicht, womit auch die wirtschaftlich bedeutende Technologiebranche im Dow Jones unterrepräsentiert wäre.

Um dem entgegen zu steuern, führt das für die Indexzusammensetzung verantwortliche Komitee zum
Monatsultimo auch einige Rochaden durch. So wird das Dow Jones-Urgestein ExxonMobil – ein Vertreter der „Old Economy“ – durch den auf Cloud-Computing spezialisierten SAP-Konkurrenten Salesforce ersetzt. Der Pharmariese Pfizer macht Platz für den Biotech-Titel Amgen und anstelle des Rüstungskonzerns Raytheon Technologies zieht der Mischkonzern Honeywell in den US-Leitindex ein.
Diese Umstellung soll laut des Indexanbieters S&P die amerikanische Wirtschaft besser repräsentieren und es werden gleichzeitig langfristige Depotbremser durch besser performende Aktien ausgetauscht. Sicher werden wir für unser Depot auch die eine andere oder Aktie beobachten, bewerten und ggf.
für unser Depot erwerben.

Aber es bleibt auch für den Dow Jones zu konstatieren, dass dessen Zusammensetzung weiterhin
von  intransparenten Entscheidungen eines Indexkomitees abhängen, das an keine klaren, qualitätsorientierten Regeln gebunden ist. So enthält der US-Leitindex weiterhin einerseits eine Reihe von Underperformern und sogar drei Titel (Cisco, Dow und Verizon), die heute immer noch unter dem Kursniveau von der Jahrtausendwende notieren. Andererseits kann ein Top-Unternehmen wie der weltgrößte Internethändler Amazon allein wegen des optisch hohen Aktienkurses von über 3.300 Dollar gar nicht in den preisgewichteten Dow Jones aufgenommen werden.

Jackson Hole, das geldpolitische Symposium der Kansas City Fed, brachte auch noch eine Rochade beim geldpolitischen Kurs der Notenbank hervor. Während die Fed ihr Beschäftigungsziel bis zum Ausbruch der Corona-Krise sehr gut erfüllt hat, hat sie ihr Inflationsziel in den vergangenen Jahren häufig verfehlt. Das führt zu dem sogenannten „Inflationsrätsel:
Warum steigt die Inflation selbst bei hoher Beschäftigung und hohem Wirtschaftswachstum kaum mehr? Die Lösung von Jay Powell:  D
ie Fed gibt ihr punktgenaues Inflationsziel auf und peilt nur ein durchschnittliches Ziel an. Das bedeutet, dass die Fed ihre Geldpolitik umso länger locker halten muss, je länger sie ihr Inflationsziel verfehlt. Denn um das Durchschnittsziel zu erreichen, müsste die Fed Phasen zu niedriger Inflation durch bisher ausbleibende Phasen höherer Inflation ausgleichen.

Das freut uns Anleger, denn es bedeutet im Moment, dass die Märkte weiter mit niedrigen Zinsen nahe Null gedopt werden!

Von Kandidaten dies- und jenseits des Atlantiks

Von Kandidaten dies- und jenseits des Atlantiks

Die SPD hat entschieden, Finanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz wird Kanzlerkandidat im nächsten Jahr. Scholz, war da nicht noch was? Ach ja, der Wirecard-Skandal. Wenn Scholz den übersteht, könnte er Chancen haben wieder Vizekanzler mit einer vielleicht dann knapp 20-Prozent- SPD zu werden.

Für Wirecard wird die Zugehörigkeit zum DAX eine Episode bleiben. Wie erwartet wird die Dax-Familie künftig bei insolventen Unternehmen neu zusammengesetzt und das Ganze nur innerhalb von zwei Tagen. So wollen es die neuen Regeln. Am 19. August wird institutionell darüber entschieden, dass im ersten konkreten Anwendungsfall der neuen Regelung Wirecard aus dem Dax 30 weichen muss. Am 21. August dann wird dieser Beschluss umgesetzt, am 24. August würde der Index neu berechnet werden.

Der heiße Aufstiegskandidat und Corona-Gewinner, der  Berliner Essenslieferdienst Delivery Hero, ersetzt außerplanmäßig Wirecard im Dax. Das gab die Deutsche Börse am späten Mittwochabend bekannt – wenn auch nur indirekt und zunächst nur über eine Änderung ihrer Regeln, meldet das Handelsblatt.

In den USA ist die Runde der vier Gladiatoren für den Wahltag am 03. November jetzt auch komplett. Donald Trump und Vizepräsident Mike Pence gegen Herausforderer Joe Biden und Kamala Harris. Wobei die Sympathien der Europäer, speziell der Deutschen, auf Seiten des Teams Biden / Harris liegen. Wie der Ex-Sicherheitsberater von Trump, John Bolton, in der abgelaufenen Woche enthüllte, stehen die Strafzölle für deutsche Autos immer noch ganz oben auf der Agenda des amtierenden Präsidenten. Auch eine erneute Verschärfung des Handelskrieges mit China steht zu befürchten und gegen die Fertigstellung der Ostseepipeline hat Trump schon immer scharf mit Sanktionen geschossen. Aber Trump liegt nicht nur knapp, sondern sehr weit hinter Biden, so wird es in den Umfragen immer wieder kolportiert. Dabei muss man aber auch konstatieren, dass der US- Präsident in seiner Amtszeit einen für die US- Wirtschaft bis zum Ausbruch von Corona ordentlichen Job gemacht hat. Das haben nicht nur die Amerikaner durch die niedrigen Arbeitslosenzahlen und die steigenden Börsenkurse gesehen (in den USA wird die Altersvorsorge schon immer mit Hilfe von Aktien abgesichert!). Fakt ist, auch wir haben mit unseren NDAC-Fonds davon profitiert.

Im Ergebnis der Trump`schen Wirtschaftspolitik verzeichnen die Statistiker eine 23 Monate andauernde, stabile Phase eines Wirtschaftsaufschwungs ohne ein Minuszeichen vor den Zahlen. Die große Steuerreform „Tax Cuts and Jobs Acts“ setzte Anfang 2018 sehr viele finanzielle Mittel frei für die Unternehmen, aber eben auch für die privaten Haushalte, die damit die wichtige Binnenkonjunktur in den USA ankurbelten. Zentrales Element war dabei die Absenkung der Bundessteuern auf Gewinne der Unternehmen von 35 auf 21 Prozent (mit Steuer einzelner Bundestaaten durchschnittliche Steuerlast 26 Prozent). Damit wurden die Unternehmen wieder steuermäßig wettbewerbsfähiger bspw. gegenüber Deutschland mit 15,825 Prozent (incl. Soli.).

Die gigantische Summe von 600 Milliarden Euro in den 10 Jahren nach der Steuerreform bedeutet das Entlastung für die Unternehmen (man mag gar nicht daran denken, wie hoch die Summe wäre, wenn die nächste US-Regierung auf die Idee käme, die Bundesteuern auf 15 Prozent wie in Deutschland zu senken!).

Wir müssen aber bei den Steuern berücksichtigen, dass die einzelnen Bundestaaten natürlich noch eigenen Steuern und Abgaben erheben können, wie z.B. in Deutschland die kommunal unterschiedliche Gewerbesteuer.

Steuerreform, durch Strafzölle generierte Einnahmen von 18 Milliarden Dollar (lt. einer Studie vom November 2018) und die Neuverhandlung von internationalen Handelsabkommen, steht in der Bilanz auf der Habenseite des Präsidenten. Inwieweit sie nachhaltig sind, wird die Zukunft zeigen.

Die Unternehmen nutzten das zusätzliche Kapital allerdings hauptsächlich für die Realisierung von Aktienrückkaufprogrammen, was die Kurse an den Märkten neben den guten Unternehmenszahlen zusätzlich nach oben trieb.

So startete unser Depotwert Microsoft im Januar 2018 mit ca. 73 Euro, um trotz Corona jetzt bei 176 Euro zu stehen. Unser Wert Amazon lag bei Trumps Amtseinführung bei ca. 1.016 Euro und steht heute bei 2.700 Euro. Auch für Apple gab`s kein Halten mehr, er startete 2018 mit ca. 145 Euro, um dann auf 384 Euro zu klettern. Nicht ganz so gut lief es bei Facebook, das aber trotz diverser Datenskandale ein Wachstum von 154 Euro auf 220 Euro verzeichnen konnte. Auch bei Alphabet lief es nicht ganz so rasant nach oben, denn mit 922 Euro gestartet liegt der Wert jetzt aber auch deutlich im Plus bei 1.270 Euro.  Nicht ganz so gut lief es für Altmeister Warren Buffet mit Berkshire Hathaway, die sich als internationale Beteiligungsgesellschaft der Corona-Krise nicht entziehen konnte, aber mit 165 Euro 2018 startete und jetzt mit 180 Euro immerhin nicht im Minus liegt.

An den Zahlen sehen wir, dass das Duo Trump / Pence doch einige Wahlversprechen eingelöst hat. Dazu kommen die nahezu erreichte Vollbeschäftigung (3,5 Prozent vor Corona) und der Abbau des Handelsdefizits. Dass diese Erfolge für die Zukunft der USA sehr fragwürdig sind, (vergleiche die Reaganomics!) steht erst einmal für die Wahlen im November auf einem anderen Blatt. Die Wahl ist aber noch nicht entschieden.

Die Europäische Zentralbank wurde 20 Jahre alt

Die Europäische Zentralbank wurde 20 Jahre alt und keiner hat es gemerkt

Mag sein, dass die Europäische Zentralbank (EZB) hierzulande nicht gerade in einem positiven Licht gesehen wird und deshalb der 20. Jahrestag ihrer Gründung in den Medien nicht groß erwähnt wurde. Aber es gibt ja auch wenig Grund zum Jubel für die Millionen deutschen konservativen Sparer, deren Spargroschen aufgrund der Nullzinspolitik der EZB zerfließen wie Butter in der Sonne.

Ein Blick in die Geschichte der EZB

Die Europäische Zentralbank (Englisch: European Central Bank, ECB; Französisch: Banque Centrale Européenne, BCE) mit Sitz in Frankfurt am Main ist ein Organ der Europäischen Union. Sie wurde am 1.6.1998 gegründet als gemeinsame Währungsbehörde der Mitgliedstaaten der Europäischen Währungsunion und bildet mit den nationalen Zentralbanken (NZB) der EU-Staaten das Europäische System der Zentralbanken (ESZB).

Grundlage für die Arbeit der EZB ist der berühmte Vertag von Maastricht aus dem Jahr 1992. Seit 2007 besitzt die EZB formal den Status als Organ der Europäischen Union (EU), auch wenn nicht alle 28 Mitgliedsländer der EU den Euro als gemeinsame Währungseinheit führen. Derzeit können die Bürger von 19 Ländern grenzübergreifend mit Euro und Cent bezahlen.

Der erste und damit Gründungspräsident war der Niederländer Wim Duisenberg, der die Zentralbank bis 2003 führte. Ihm folgte der Franzose Jean-Claude Trichet. Und seit 2011 ist der Italiener Mario Draghi für die Euro-Währung zuständig.

Aufgaben und Ziele der EZB

Das Hauptziel der EZB ist die Sicherung der Preisniveaustabilität. Dabei gilt es, große Schwankungen des Geldwertes zu vermeiden. Die Zielgröße ist die Inflation, deren Rate laut Maastrichter Vertrag auf unter, aber nahe 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr festgelegt ist.

Weiteres Ziel der EZB ist die Unterstützung der Wirtschaftspolitik in der Europäischen Gemeinschaft zur Erreichung eines hohen Beschäftigungsniveaus und dauerhaften Wachstums, aber ohne Gefährdung der Preisniveaustabilität.

Die Hauptaufgaben der EZB sind unter anderem die Festlegung und Durchführung der Geldpolitik – hier ist das Hauptinstrument der Leitzins (aktuell null Prozent) sowie die Durchführung von Devisengeschäften –, die Verwaltung der offiziellen Währungsreserven der Mitgliedstaaten (Portfolio-Management) und die Versorgung der Volkswirtschaft mit Geld, insbesondere aber die Förderung eines reibungslosen Zahlungsverkehrs. Dazu gehört die Genehmigung der Ausgabe des Euro-Papiergeldes – die Ausgabe selbst erfolgt durch die nationalen Zentralbanken.

Aber auch die Aufsicht über Kreditinstitute und die Stabilität der Finanzmärkte, die Beratung der Gemeinschaft und nationaler Behörden, die Zusammenarbeit mit anderen internationalen und europäischen Organen, die Sammlung der für die Erfüllung ihrer Aufgaben notwendigen statistischen Daten und natürlich auch die Erstellung einer Zentralbankbilanz gehören zum umfangreichen Tätigkeitsbereich der EZB.

Die Probleme der EZB

Beginnen möchten wir mit einem Lob an die EZB: Bei Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 hat sie sich als einzige funktions- und handlungsfähige Institution in Europa erwiesen und damit das totale Politikversagen in den einzelnen Staaten kaschiert. Das schuf ein gewisses Vertrauen in die Maßnahmen der EZB, von dem sie heute noch zehrt.

Allerdings hat sie mit ihrer nun schon 10 Jahre andauernden ultralockeren Geldpolitik eine Enteignung von Millionen Sparern, die mit konservativen Anlagen für ihr Alter vorsorgen wollten, eingeleitet. Für 2019 hat sie aktuell einen vorsichtigen Ausblick auf eine minimale Zinserhöhung angedeutet, wenn es die Situation erlaubt.

Mit den Aufkäufen von Staatsanleihen, die nach dem Maastrichter Vertrag verboten sind, hat die EZB eine unerlaubte Staatsfinanzierung betrieben. Die Anleihekäufe wurden nach mehr als 10 Jahren aber jetzt endlich zurückgefahren und werden nun eingestellt.

Mit dem im Juni 2016 aufgelegten Programm zum Ankauf von Unternehmensanleihen (Corporate Sector Purchase Programme – CSPP) reduzierte die EZB die ohnehin schon geringe Liquidität auf dem Markt für Unternehmensanleihen weiter, was dazu führte, dass kleine und mittlere Unternehmen ohne Direktzugang zum Kapitalmarkt benachteiligt wurden.

Wir könnten die kritikwürdigen Punkte an der EZB noch weiterführen, müssen aber auch gleichzeitig sagen, dass die historisch junge EZB sich bisher allen Spekulationen gegen den Euro erfolgreich in den Weg gestellt hat und alle Angriffe auf unsere Gemeinschaftswährung abwehren konnte. Dafür gebührt ihr berechtigt Dank und Anerkennung.

Fazit

Die EZB bleibt weiter im Auge des Sturms. Die nächste Finanzkrise kommt bestimmt, zu groß sind die Schulden der Staaten im Euro-Raum, aber auch in anderen Währungsräumen. Dazu gesellen sich noch die Probleme, wenn die Konjunktur schwächelt. Auch die Politik muss notwendige Reformen anpacken und umsetzen. Ob die geschaffenen Instrumente (Europäischer Stabilitätsmechanismus etc.) ausreichend sind, werden wir dann spätestens in der nächsten Krisensituation sehen.

Eins hat die EZB aber geschafft: Sie hat den Kauf von Aktien und Aktienfonds als einzige vernünftige Alternative zu den konservativen Sparformen aufgezeigt. Auch unser NDAC-Fonds konnte davon profitieren, das ist uns ein Prosit auf das 20-Jährige wert!!!

Strafzölle, Italien, die Deutsche Bank – Ein Update

Strafzölle, Italien, die Deutsche Bank – Ein Update

Alles, was uns in der letzten Zeit beschäftigte, wird uns auch noch im Sommer und vielleicht sogar noch länger beschäftigen. Darum ein Update.

Strafzölle in Kraft

US- Präsident Donald Trump hat die Frist für das Aussetzen der Strafzölle gegen die EU nicht verlängert. Die um einen Monat verlängerte Verhandlungsfrist hätten wir uns eigentlich sparen können. Und wieder einmal zeigt sich, wie wenig flexibel und schwerfällig die EU ist. Obwohl schon lange absehbar war, dass die Strafzölle in Kraft treten werden, gibt es aktuell nur Listen mit Gegenmaßnahmen. Die daraus sich ergebenden Sanktionen werden irgendwann im Juni beschlossen werden und dann auch irgendwann in Kraft gesetzt werden. Theoretisch hätten die Gegensanktionen schon an dem darauffolgenden Tag in Kraft werden müssen. Aber ob wir überhaupt eine überzeugende Mehrheit dafür sehen werden? Hier beschleichen ihren Autor leichte Zweifel. In Polen und im Baltikum stehen US Truppen zum Schutz gegen eine vermeintlich drohende Invasion der Roten Armee, sorry ich meine russischen Armee. Ein Abzug würde die Staaten dort sich nicht mehr sicher fühlen lassen. Auch Ungarn, Italien, die Slowakei und die Tschechische Republik stehen politisch Trump näher. Also warten wir es ab.

Die wichtigste Frage an US- Handelsminister Wilbur Ross in einem kürzlich veröffentlichten Interview war übrigens, ob die gegen die EU, Kanada und Mexiko verhängten Zölle gegen die EU gerichtet seien oder ob sie eine Antwort auf die weltweite Überproduktion in diesem Marktsegment seien. Seine Antwort: Überproduktion.

Und nun wissen wir ja auch woher die Überproduktion kommt, aus China. China selbst hat das Problem, zu viel des minderwertigen, aber staatlich subventionierten, Stahls zu produzieren und überflutet deshalb die Weltmärkte. Der chinesische Stahl wird nicht nur in die USA exportiert, sondern auch nach Mexiko, wo BMW und Mercedes Autos daraus bauen und diese mit billigem, chinesischem Stahl gebauten Autos dann auf dem amerikanischen Kontinent günstig verkaufen. China liefert Stahl auch nach Kanada, Kanada selbst ist der größte Stahl-Lieferant für die USA. Mit dem Weg über Kanada umgehen die Chinesen die US-Importzölle. Und China liefert auch viel Stahl in die EU, wo ebenfalls Autos und andere Maschinen für den internationalen Markt gebaut werden. Seit 2011 wurden Strafzölle in Höhe von 48,3 bis 71,9% auf ausgewählte chinesische Stahlerzeugnisse durch die EU erlassen(!) In diesem Zusammenhang sind dann wohl auch die, von den USA in bereits in Aussicht gestellten, Strafzölle auf deutsche Autos zu sehen. Über die Autozölle hat Handelsminister Wilbur Ross gesagt, die befänden sich in Prüfung, Ende Juni rechne man mit einem Ergebnis.

Das lässt dann eine interessante und im Ausgang völlig offene Auseinandersetzung vor der Welthandelsorganisation WTO erwarten. Es werden dort sehr viele Punkte der Entscheidungen bei allen beteiligten Seiten zur Sprache kommen.

Italien

Hurra, Italien hat wieder eine neue Regierung! Der umstrittene Eurokritiker Savona ist abermals dabei und übernimmt, welch Überraschung, das Europaministerium. Auch wenn die Regierung Conte zuletzt versöhnliche Töne in Richtung der Märkte und der EU aussandte, sollten wir mit Aktien und Anleihekäufen doch zurückhaltend sein. An ihren Taten wollen wir auch die neue Regierung messen. Allerdings bezweifeln wir, dass die Regierung die üblichen hundert Tage ohne Kritik überstehen wird. Dazu sind die dargelegten  Probleme des Landes zu riesig. Eher schätzen wir, wird die Regierung vorzeitig zerbrechen.

Deutsche Bank

Gerade erst ist die Hauptversammlung bei den „Blauen“ zu Ende gegangen, und die paar Cent Dividende wurden ausgezahlt, da rauscht der Kurs auf ein neues Allzeittief.

Der Hauptgrund für die Panik liegt in den USA. Denn die US-Finanzaufsicht FDIC hat die Lage der US-Tochter der Deutschen Bank als „troubled condition“ eingestuft – übersetzt: besorgniserregende Verfassung.

Das Kuriose bei dieser Meldung ist, sie ist bereits ein Jahr alt. Damals hatte die Deutsche Bank noch eine ganze Reihe von Verfahren in den USA am Laufen, die für sie gefährlich hätten werden können. Unter dem geschassten CEO John Cryan wurden sie jedoch nahezu geräuschlos abgewickelt. Das Kreditinstitut bekam einige Milliardenstrafen als Wiedergutmachung aufgebrummt. Der Kurs der Aktie hat sich, wie wir wissen, seither fast halbiert. Doch auch die Abstufung auf BBB+ im Rating, das mit höheren Finanzkosten am Markt verbunden ist, stellt keinen Grund dar, in Panik zu verfallen. Die EZB verleiht bekanntlich Geld zu Nullzinsen.

Anleger, die es ähnlich sehen, sollten nicht mehr verkaufen, sondern auf eine Gegenbewegung setzen. Und vielleicht wird auch Vorstandschef Sewing bald einmal eine belastbare Strategie präsentieren, wie die Bank aus ihrer Krise geholt werden kann.

Die beste Lösung

Die Stimmen in Großbritannien mehren sich, eine neue Abstimmung über den Verbleib in der EU durchzuführen. Eine solche Abstimmung würde dann vor allem die jüngeren Menschen, die von der Freizügigkeit in Europa profitieren, an die Wahlurnen treiben. Sollte dabei der Brexit keine Zustimmung mehr finden, wäre das die beste Lösung – vor allem für die Briten.

Allerdings stellt ein Wiedereintritt in die EU auch später kein Problem dar. Der von der ehemaligen Premierministerin Margaret Thatcher ausgehandelte Britenrabatt dürfte dann jedoch entfallen. Das ist dann der Preis für die nervenaufreibenden zwei Jahre Verhandlungen und deren Folgen.Dies könnte Sie auch interessieren

Der Brexit und noch kein gutes Ende in Sicht

Der Brexit und noch kein gutes Ende in Sicht

Da saßen sie wieder zusammen, die 28 Staats- und Regierungschefs der EU, oder besser gesagt 27 plus 1, und dabei scheint die Formel 27 : 1 noch treffender das Verhältnis der bald ehemaligen Partner EU und Großbritannien auszudrücken. Seit dem Austrittsvotum der Inselbewohner am 23.6.2016 wird nun verhandelt über das Ausscheiden des Vereinigten Königreichs aus der EU zum 30.3.2019.

Warum ist die Verhandlung so kompliziert?

Nachdem lange Zeit nichts von der britischen Regierung in Sachen Verhandlung unternommen wurde, wird der Zeitrahmen am Ende nun vielleicht nicht ausreichen. Die Ergebnisse der Verhandlungen müssen noch in den 28 betroffenen Staaten durch die Parlamente bestätigt werden. Also war es schon sehr knapp beim Salzburger EU-Gipfel im September. Jetzt wird ein weiterer Sondergipfel zum Brexit im Oktober die vorerst letzte Möglichkeit bieten, einen geordneten Ausstieg der Briten hinzubekommen. Gemäß Artikel 50 des Vertrags von Lissabon muss der EU-Austritt nach Ablauf der zweijährigen Frist nach schriftlicher Erklärung des Austritts am 29.3.2019 vollzogen sein. Diese Frist kann zwar verlängert werden, allerdings nur, wenn alle EU-Mitglieder einstimmig sowie die Briten dafür votieren. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch nicht sehr hoch.

Da die politische Position der britischen Premierministerin in London sehr schwach ist, könnte ein Sturz von Theresa May weitere Unsicherheit bringen. Und dass die ausgewiesenen Brexit-Gegner in Gestalt von Boris Johnson jetzt schon die Regierung übernehmen werden, bezweifeln nicht nur wir vom NDAC. Dazu eignet sich Theresa May als Opferlamm zu gut, wenn das Worst-Case-Szenario eintritt.

Hauptstreitpunkt ist der Zugang der englischen Wirtschaft zum europäischen Binnenmarkt. Den möchten sich die Insulaner nämlich gern erhalten, allerdings ohne die damit verbundene Arbeitnehmerfreizügigkeit für die EU-Bürger auf britischem Boden zu gewährleisten. Die EU kam der britischen Seite entgegen. Im März 2018 haben sich beide Verhandlungspartner darauf geeinigt, dass es nach dem Austritt ein Übergangsabkommen geben soll, das den Zugang des Vereinigten Königreichs zum Binnenmarkt und zur Zollunion bis zum 31.12.2020 garantiert und damit die Wirkungen des Brexit auf die Bürger und Wirtschaft abfedert. Die EU hat aber sehr deutlich gemacht, dass derartige Übergangsregeln nur dann verbindlich werden, wenn sie im Rahmen eines umfassenden Austrittsabkommens vereinbart werden. Ohne Austrittsabkommen gäbe es demnach auch keine Übergangsregeln, und die bislang geltenden Regelungen des Binnenmarktes und der Zollunion würden ab dem 30.3.2019, 0:00 Uhr, keine Anwendung mehr finden.

Auch in der Nordirlandfrage vertritt man unterschiedliche Positionen. Hier gibt es eine offene Grenze zwischen der zur EU gehörenden Republik Irland und dem zu Großbritannien zählenden Nordirland. Welche Lösung wird es hier geben? Schließlich müssten letztlich die Grenze geschlossen, Zollkontrollen eingeführt und Zölle kassiert werden. Bisher gibt es dazu keine Übereinkunft.

Beim Austrittsreferendum haben neben Schottland auch die Nordiren gegen einen Austritt gestimmt. Die politische Brisanz liegt hier in den immer stärker werdenden Unabhängigkeitsbestrebungen der schottischen Nationalisten und in dem wieder auflebenden Vereinigungsgedanken der Nordiren mit der Republik Irland. Letzteres würde eine Lösung mit der offenen Grenze bringen.

Und die Wirtschaft?

Die Wirtschaft hat schon immer auf beiden Seiten vor den Folgen des Brexit gewarnt. Selbst wenn es ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien geben sollte, müsste es erst einmal ausgehandelt und ggf. von allen 28 Vertragsstaaten ratifiziert werden.

Der Ball liegt dabei nicht bei der EU, sondern bei der britischen Regierung, die jetzt schon die wegbrechenden Steuereinnahmen durch die bereits abziehende Finanzindustrie als Hauptsteuerzahler verkraften sowie die Verlagerung vieler Arbeitsplätze auf das europäische Festland befürchten muss. Zudem lassen die Absetzbewegungen ausländischer Fachkräfte wegen der Schwäche des britischen Pfundes ein Chaos erahnen, wobei die Frage nach der weiteren Gültigkeit britischer Führerscheine in der EU und umgekehrt das kleinste Problem ist.

Die Schwäche des Pfundes aufgrund der Unsicherheit hat längst zu einer Teuerungswelle für die Verbraucher geführt. Wenn das Abkommen doch noch irgendwann ausgehandelt vorliegen sollte, werden wir an den Reaktionen der Märkte sehen, was es wirklich wert ist. Auch ein harter Brexit, also ohne Austrittsabkommen, wird die Briten schwerer treffen als die EU.

Die beste Lösung

Die Stimmen in Großbritannien mehren sich, eine neue Abstimmung über den Verbleib in der EU durchzuführen. Eine solche Abstimmung würde dann vor allem die jüngeren Menschen, die von der Freizügigkeit in Europa profitieren, an die Wahlurnen treiben. Sollte dabei der Brexit keine Zustimmung mehr finden, wäre das die beste Lösung – vor allem für die Briten.

Allerdings stellt ein Wiedereintritt in die EU auch später kein Problem dar. Der von der ehemaligen Premierministerin Margaret Thatcher ausgehandelte Britenrabatt dürfte dann jedoch entfallen. Das ist dann der Preis für die nervenaufreibenden zwei Jahre Verhandlungen und deren Folgen.Dies könnte Sie auch interessieren

Der Euro, die Deutschen und die Nullzinspolitik

Der Euro, die Deutschen und die Nullzinspolitik

Es gibt insgesamt 28 EU-Länder. 20 Jahre nach der Gründung der Europäischen Zentralbank ist der Euro in 19 von ihnen offizielles Zahlungsmittel. Stand 2018 zählen Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, Spanien, Portugal, Griechenland, Belgien, Luxemburg, die Niederlande, Irland, Finnland, Malta, Zypern, Slowenien, die Slowakei, aber auch Estland, Lettland und Litauen zum Euro-Währungsgebiet.In den EU-Ländern Schweden, Polen, Kroatien, Bulgarien, Rumänien, der Tschechischen Republik und Ungarn wird der Euro (noch) nicht verwendet. Dänemark ist ein EU-Land mit dem vertraglichen Recht auf Nichteinführung der europäischen Währung. Dies gilt ebenso für das Vereinigte Königreich, das sich in Austrittsverhandlungen aus der EU (Brexit) befindet.

Ein kleiner Rückblick: die Einführung des Euro

Der Euro wurde als Buchwährung für Banken bereits im Jahr 1999 etabliert. Ab dem 1.1.2002 konnte und sollte in 12 europäischen Ländern dann mit der Gemeinschaftswährung bar gezahlt werden. Neben Deutschland waren Frankreich, Spanien, Italien, Portugal, Österreich, Luxemburg, Belgien, die Niederlande, Irland und Finnland von Anfang an dabei. 2001 kam Griechenland nach Einführung des Buchgelds, aber noch vor der Umsetzung des Bargeldverkehrs hinzu. Vereinbart wurde all dies bereits 1992 im sogenannten Vertrag von Maastricht. Die 4 Konvergenzkriterien lauten Preisstabilität, die Begrenzung der Höhe der langfristigen Zinsen, die Wechselkursstabilität sowie eine Haushaltsdisziplin aller Länder.

Bekanntlich war das Ziel Deutschlands damals, eine „harte“ Währung im Sinne der Deutschen Mark wie unter der Bundesbank ohne Einmischung der Politik durchzusetzen. Das Hauptziel – der Euro als stabile Währung, die sich gegenüber dem US-Dollar, dem britischen Pfund und dem japanischen Yen behauptet – wurde erreicht. In Frankreich hingegen ging die Tendenz stets stärker in Richtung einer aktiven Rolle des Staates in der Wirtschaft. Das Konzept einer unabhängigen Institution ohne demokratische Kontrolle erregt beim Nachbarland eher Misstrauen. Diese unterschiedlichen Vorstellungen selbst bei zwei sich nahestehenden Ländern veranschaulichen ein wenig das Konfliktpotenzial, das sich innerhalb der Europäischen Währungsunion entwickeln konnte.

Für die Deutschen war die Umstellung von der Deutschen Mark auf den Euro auch eine emotionale Angelegenheit: Die D-Mark stand für das deutsche Wirtschaftswunder, Wohlstand, Stabilität sowie Wiedervereinigung. Als positiv empfanden die reisefreudigen Deutschen den Umstand, nicht mehr für alle Reisen in europäische Länder Geld wechseln zu müssen. Dagegen stand, dass sich alles teurer anfühlte: Das Wort „Teuro“ wurde 2002 zum Wort des Jahres.

Das Problem mit den niedrigen Zinsen ist „typisch deutsch“

Bis Ende 1998 war die Deutsche Bundesbank für die Festsetzung des sogenannten Diskontsatzes, dem Vorgänger des Leitzinses, zuständig. Dieser schwankte im Laufe der Jahre erheblich und bewegte sich seit den 1970er-Jahren bis zur Einführung des Euro zwischen 2,5 Prozent und knapp unter 9 Prozent. Einen Leitzins, der niedriger als 2,5 Prozent ist, gab es nicht in der Historie der Bundesbank, sondern nur mit der Europäischen Zentralbank – zum Leidwesen der Deutschen. Die EZB setzte in ihrer Anfangsphase zwar auch eher auf höhere Zinsen, doch lag seit Euro-Einführung der Leitzins nie über 5 Prozent. Diese Entwicklung führte beim deutschen Sparer zu Frustration: Die Bundesbank war schließlich jahrzehntelang ein Garant für gute Zinsen auf Erspartes.

Ein niedriger Leitzins hat zwar einen positiven Effekt auf eine Immobilienfinanzierung, jedoch nutzen Deutsche die rückläufige Hypothekenzinsentwicklung nur ungenügend aus. Im Vergleich zu allen südeuropäischen Ländern besitzen in Deutschland deutlich weniger Menschen Wohneigentum. Denn Deutschland ist traditionell ein „Mieterland“, was vor allem daran liegt, dass der deutsche Gesetzgeber kontinuierlich bestrebt ist, das Mieterrecht zu stärken. In Spanien wohnen ca. 80 Prozent der Bevölkerung in einer eigenen Immobilie, auch wenn die Zahl der jungen Menschen, die sich seit der Krise eine Immobilie leisten können, aufgrund der hohen Jugendarbeitslosigkeit gesunken ist.

Studien zeigen, dass die Deutschen an ihrer Strategie festhalten: Sparbuch, Mietwohnung, Auto und viele Urlaubsreisen.

Die letzten Neuigkeiten:

Italien schüttelt die Märkte durch

Italien schüttelt die Märkte durch

In den letzten Tagen wiesen die Finanzmärkte Fiebertendenzen auf, ihre Kurven schwankten sehr stark. Auch der Euro war nicht gerade ein stabilisierendes Element. Die Risikoaufschläge auf italienische Staatsanleihen stiegen. Das war leider zu erwarten gewesen. Schuld daran war die schon wieder gescheiterte Regierungsbildung in Italien.In Italien haben sich, wie bereits von uns berichtet, die beiden populistischen Parteien Lega Nord und Fünf Sterne zu einem Regierungsbündnis zusammengeschlossen, dessen Regierungsprogramm die politisch Verantwortlichen in der EU, aber leider auch die Finanzmärkte schaudern ließ. Der von beiden Parteien auserkorene Ministerpräsident Giuseppe Conte scheiterte mit der Personalie des Euroskeptikers Paolo Savona am Veto von Staatspräsident Sergio Mattarella. Der 81-jährige Savona sollte nach dem Willen beider Partner den Posten des Wirtschafts- und Finanzministers übernehmen. Der Euroskeptiker, der auch schon als Industrieminister in Italiens Regierung saß, hatte die Frage aufgeworfen, ob Italien den Euro als Landeswährung aufgeben solle. Als verantwortlicher Ressortchef hätte er weit mehr Einfluss auf die italienische Politik, insbesondere die Finanzpolitik ausgeübt.

Eine Übergangsregierung aus Technokraten soll es nun richten

Nun also soll eine Übergangsregierung unter der Führung des ausgewiesenen Finanzexperten und IWF-Sparspezialisten Carlo Cottarelli das Land bis zu Neuwahlen durch die Staatskrise steuern und was noch wichtiger ist, die Finanzmärkte wieder beruhigen. Ob das gelingt, steht noch in den sprichwörtlichen Sternen, denn die zwei bisher die Mehrheit im Parlament stellenden populistischen Parteien werden der Regierung die Zustimmung versagen. Sie streben schon für Juli die nächsten Wahlen an. Das Ergebnis wird jedoch höchstwahrscheinlich nicht viel anders ausfallen, da sich die Rahmenbedingungen in der italienischen Gesellschaft und Wirtschaft nicht über Nacht geändert haben. Im Gegenteil – es wird eine Frustwahl erwartet; für die Populisten wird es weitere Stimmenzuwächse geben. Aber vielleicht gelingt es Cottarelli ja, mit einem überzeugenden Programm und einem dazu passenden Personaltableau aus Spezialisten im Parlament eine Mehrheit zu bekommen.

Die Märkte reagieren nervös

Wir haben es alle gemerkt: Die Märkte sind nicht begeistert von der neuen Staatskrise, wobei noch nicht einmal ganz genau feststeht, welche Nachricht die Märkte in Bezug auf Italiens Gesamtsituation bullisch oder bärisch aufgenommen hat und aufnehmen wird. Zu schnell ändern sich die News aus dem Land, als dass wir daraus einen Trend ableiten können, in welche Richtung die Börsenbarometer ausschlagen werden. Fakt ist aber, dass Italien dringend eine neue Regierung braucht, die die Probleme im Land anpackt und keine Itexit-Pläne aus dem Euro verfolgt bzw. auch nur darüber nachdenkt.

Der Euro hat auch kräftig verloren im Zuge der neuen Hiobsbotschaften, von einst einmal 1,21 Euro auf 1,15 Euro. Das sind schon keine Kleinigkeiten mehr, denn schließlich geht es in den Wechselkursen zum US-Dollar meistens nur Zehntelprozentpunkte rauf oder runter. Der tiefste Stand seit gut einem Jahr verhilft wiederum der deutschen Exportwirtschaft zu neuen Höhenflügen. Das ist doch wenigstens eine gute Nachricht in dem ganzen Italien-Drama.

Wie geht es nun weiter?

Unser „Super Mario“ wird wahrscheinlich als EZB-Präsident und Italiener bald wieder ein Superstatement von sich geben, ganz im Sinne von „whatever it takes“. Dabei ist die Frage nicht, ob, sondern wann es geschieht. Doch wenn er sich noch ein paar Wochen Zeit lässt, könnten die Aktienmärkte zwischenzeitlich noch weiter in Richtung Süden gehen.

Das Zinsniveau in Europa (außer in Deutschland!) steigt, und damit steigen auch die Finanzierungskosten. Das bremst die Konjunktur und gefährdet, wenn der Zins zu hoch ist, die Zahlungsfähigkeit vieler hoch verschuldeter Länder wie eben Italien, aber auch Griechenland, Portugal, Spanien, Irland etc. Das mittlerweile krisenerprobte Management der EU-Finanzmärkte ist auf diese Situation jedoch vorbereitet.

Sorgen machen auch die Spekulanten, denn die internationale Spekulanten-Gemeinschaft ist aktuell unterwegs und verkauft europäische Titel, natürlich speziell Banken, weil diese traditionell italienische Staatsanleihen in ihren Büchern stehen haben.

Aber nicht nur Banken sind davon betroffen, sondern auch eine Vielzahl anderer Titel. Insbesondere deutsche Aktien stehen derzeit auf den Verkaufszetteln. Dabei gehen die Spekulanten davon aus, dass Deutschland ja – so die international unbestrittene Gewissheit – irgendwann für die Schulden von Italien (aber auch Griechenland) aufkommen muss. Ein energisches Statement unserer Bundeskanzlerin oder des Bundesfinanzministers, das dem nicht so sein wird, vermissen wir leider bis zum heutigen Tage.

Fazit

Kleinanleger sollten die Nerven behalten und bei Neuanlagen erst einmal zurückhaltend sein. Wir müssen schließlich nicht ständig handeln. Wer allerdings davon überzeugt ist, dass die zurückgekommenen Werte eine gute Kaufgelegenheit sind, der sollte sich einen Einstieg überlegen. Nicht überlegen müssen die Inhaber von Fonds. Dafür haben sie ja ein Fondsmanagement, das sie vor größeren Verlusten bewahren (sollte). Schwankungen sind natürlich auch hier nicht zu vermeiden.Lesen Sie auch

Italien als neuer Brandherd für eine Finanzkrise

„Prima l’Italia“ oder „Italien“ zuerst – Die nächste Finanzkrise wird kommen – Die Politik diesmal  als Auslöser

Das alte  Regierungsbündnis um Ministerpräsident Matteo Renzi wurde bei den letzten Parlamentswahlen trotz einer vernünftigen Politik oder gerade deswegen abgewählt. Zwei neue  Parteien haben sich gefunden, bilden nun eine Koalitionsregierung.

Nun steht es uns fern, die durch Wahlergebnisse angestrebte neue Politik für die Bürger eines Landes zu kritisieren. Wenn es sich ein Land leisten kann, die gegebenen Wahlversprechen problemlos einzuhalten und auch die dafür notwendigen Mittel im eigenen Land zu erwirtschaften, dann ist alles auch in Ordnung. Nur ist das nicht der Fall.

Italiens Staatsoberhaupt Matarella ließ sich mit der Ernennung des neuen Ministerpräsidenten sehr viel Zeit. Dabei ging es sicher nicht nur darum, einen Neueinsteiger als neuen Premier zu ernennen, sondern auch um das Programm der neuen Regierung gestellt von den beiden populistischen Parteien Lega und 5 Sterne.

Einmal abgesehen von den  politischen Fakten des künftigen Regierungsprogramms, die Italien weiter nach rechts rücken, haben wir als Börsianer die wirtschaftlichen und finanziellen Fakten und deren Folgen für unsere Depots  zu betrachten.

Träume entwickeln sich zu Alpträumen

Die beiden Parteiführer, Matteo Slavin, der Vorsitzende der Lega, und Luigi Di Maio, der Führer der Fünf-Sterne-Bewegung versprechen eine Mixtur aus niedrigen Steuern, höheren Sozialleistungen, einem staatlich geförderten Grundeinkommen von 780 Euro und einem früheren Rentenbeginn. Das ganze wird garniert mit Wirtschaftswachstum, Steuersenkungen und weniger Bürokratie. Das klingt alles sehr gut für die Wähler der beiden Parteien und jetzt auch für die italienischen Bürger insgesamt.

Einnahmeverbesserungen oder besser gesagt Einsparungen (außer der schwammig formulierten Sätze zur Bürokratie) sucht man vergebens im neuen Programm

Wirtschaftsexperten haben einmal die Ausgabenseite überschlagen. Allein die geplanten  Steuersenkungen schlagen mit  rund 50 Milliarden Euro jährlich zu Buche. Dazu müssen die Belastungen für die Rentenreform mit 26 Milliarden und das Grundeinkommen mit 17 Milliarden durch den Staat geschultert werden. Insgesamt kommen wir damit  93 Milliarden Euro jährlich. Die noch moderate Neuverschuldung von derzeit 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf das Dreifache ansteigen.

Auch die Gesamtverschuldung, mit  2,28 Billionen Euro oder 135 Prozent (Stand 2017)  der jährlichen Wirtschaftsleistung einer der höchsten der Welt lässt für jede Regierung keinerlei Spielraum für  Wohltaten.

Noch immer lasten notleidende Kredite von mehr als 200 Milliarden Euro auf den teils maroden  Banken. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 31,7 Prozent. Die Industrieproduktion stagniert seit Jahren  und das Pro-Kopf-Einkommen ist demzufolge heute niedriger als vor 20 Jahren.

Das  durch eine erhöhte, aber schuldenfinanzierte, Binnennachfrage die Konjunktur entscheidend positiv beeinflusst werden kann, bezweifelt nicht nur wir.

Und wer soll das bezahlen?

Diese Frage stellten sich auch die Wirtschaftsexperten unter den beiden neuen Regierungspartnern. Und die kamen auf eine einfache  Antwort.

Am besten sollen andere dafür zahlen. 250 Mrd. Euro als Geschenk von der EZB als kleiner Willkommensgruß für die Größenwahnsinnigen in Rom. Außerdem möchte die zukünftige italienische  Regierung, dass die europäischen Verträge mit Blick auf Staatsverschuldung und Haushaltsdefizit “neu diskutiert” werden.

Möglicherweise kommt sie damit durch, vielleicht nicht ganz vollumfänglich. Denn Italien ist immerhin noch  drittgrößte Volkswirtschaft in Europa. Zu groß, um das Land, ähnlich wie Griechenland, aus dem Euro-Rettungsfonds ESM zu stabilisieren. Und das Italien freiwillig zur Lira zurückkehrt ist ein Wunschtraum.

Folgen für die Kleinanleger

Raus aus allen italienischen Staatsanleihen, auch wenn die 10-jährigen mittlerweile bei über 2% rentieren, aber die Kurse sind dafür gesunken und werden weiten  sinken, wenn die neue Regierung ihre Arbeit aufnimmt.

Italienische Bankaktien, sollten Anleger mit einer großen Skepsis betrachten, wie alle Aktien an  der Mailänder Börse. Fondslösungen wie ETF `s  auf Aktien aus Italien sollten angesichts der Risiken nicht unbedingt zu Portfolio gehören. Gemanagte Fonds werden ihren Italienanteil auch absenken.

Fazit

Den Aufschwung, der im gesamten Südeuropa seit der Eurokrise zu beobachten ist, war nie ein selbsttragender auf eigener Wirtschaftskraft beruhender Aufschwung sondern wurde nur durch den  Steuerzahler mit Rettungspakete (ESM),  Stützungsmaßnahmen (Schuldenmoratorien), sowie  die künstliche Senkung der Zinsen und die verschiedenen Anleihekaufprogramme der EZB unter ihrem Italienischen (!) Präsidenten Mario Dragi  politisch erzeugt.

Leider müssen die Programme aktuell weitergeführt werden. Einen Ausweg gibt es derzeit weder für Italien noch für die Eurozone. Bezahlen werden wir alle dafür und wahrscheinlich viel mehr,  als das gewünschte Geschenk von 250 Mrd. Euro.