Gudesstraße 3- 5

29525 Uelzen

0581 / 973 696 00

Termine nach
Vereinbarung
Der Clubfonds-Ticker
Gudesstraße 3- 5

29525 Uelzen

0581 / 973 696 00

Termine

nach Ver­ein­ba­rung

Warum der Ölpreis ansteigt, wer davon profitiert und warum es gefährlich werden kann

Ihr Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Es war sicher nicht als Geburtstagsgeschenk für Russlands Präsidenten Putin gedacht, dass die palästinensische Hamas Israel gerade zu dieser Zeit überfallen hat. Gefallen hat es ihm geostrategisch gesehen höchstwahrscheinlich trotzdem. Mit dem Überraschungsangriff der Hamas aus dem Gazastreifen wurde Israel ein Krieg aufgezwungen. Die genaue Zahl der Todesopfer ist vollkommen unklar, ebenso die möglichen Folgen. Der Nahe Osten versinkt im Chaos, die Lage ist unübersichtlich und vor allen Dingen schrecklich. Das ist das Letzte, was die Welt gebraucht hat.
Doch dieser Großangriff hat aber nicht nur lokale Auswirkungen im Nahostgebiet, sondern hat sozusagen über Nacht die geopolitische Lage auf der ganzen Welt verändert. Es gibt dabei noch eine Gefahr und die geht von der Terrorgruppe Hisbollah aus. Die Hisbollah im Libanon droht mit der Eröffnung einer zweiten Front gegen den jüdischen Staat.

Die USA haben bereits reagiert und verlegen die U.S.S. Ford, den größten Flugzeugträger der Welt, inklusive Begleitflotte ins Mittelmeer.

Der Iran droht Israel ebenfalls und die USA wiederum dem Iran. Wenn es nach dem einflussreichen US-Senator Lindsay Graham geht, werden die US-Streitkräfte alle Raffinerien im Iran zerstören, sollte die Hisbollah Israel wirklich angreifen.

Wir leben in einer verrückten und gefährlichen Welt voller Unsicherheiten und Bedrohungen.

Dass der Konflikt im Nahen Osten bald beigelegt wird, dürfte jedoch ausgeschlossen sein. Abgesehen von Waffenherstellern und den geopolitischen Profiteuren dürfte dieser Konflikt wohl nur der Öl- und Gasindustrie und deren Aktien helfen. Denn selbstverständlich ist der Ölpreis als Reaktion auf die Vorkommnisse in Israel in die Höhe geschnellt.

Sollte sich der Konflikt ausweiten oder die USA tatsächlich die Raffinerien im Iran angreifen, könnten die Preise noch deutlich stärker steigen.

Bisher gibt es zwar keine Hinweise darauf, doch dasselbe gilt, falls sich die anderen arabischen Ölproduzenten in den Krieg einmischen würden. Es wäre nicht das erste Mal, dass Saudi-Arabien, Iran, Irak & Co. versuchen, den Westen und Israel mit Öl zu erpressen.

Und damit schlägt die große Stunde der USA, die schon seit längerem mit großem Nachdruck daran arbeiten, ihre Lieferketten neu zu strukturieren und sich von Unsicherheitsfaktoren zu entledigen. Wie wir wissen, diese strategische Neuausrichtung umfasst alle Bereiche, von der Produktion von einfacheren Gütern über Halbleiter bis hin zur Energie und das nicht erst seit der Regierung Biden.

Die großen Öl- und Gasproduzenten in den USA könnten also nicht nur kurzfristig von den steigenden Preisen profitieren, sondern auch grundsätzlich. Spätestens seit der Forderung von Trump, amerikanisches Flüssiggas zu kaufen statt Nordstream weiter zubauen, ist das auch Deutschland bewusst geworden. Es hat nur etwas länger gedauert und bedurfte eines weiteren Anschubs durch Putins Lieferstopp.

Der nun beginnende Krieg dürfte dazu beigetragen haben, dass die Kurse trotz der aktuellen Konjunkturschwäche von Occidental Petrolum (57,05 auf 60,90 Euro), Pioneer Resources (203 auf 221Euro), Diamondback (139 auf 148 Euro), EQT (41 auf 44,98 Euro) und vielen anderen Unternehmen im Sektor am Montag erheblich angesprungen sind.

Occidental Oriental hat auch unser Depotwert Berkshire Hathaway in seinen Beständen. Warren Buffett stockte zuletzt noch einmal die Bestände des Unternehmens auf, wenn auch aus völlig anderen Gründen, die nichts mit dem Krieg zu tun haben.

Schauen wir uns zum Abschluss noch die Preise beim Erdöl an. 84,46 Dollar kostete ein Barrel vor dem Ausbruch des Konfliktes, am Montag sprang der Kurs auf 87,82 Dollar. Bei der Sorte WTI wurde ein Kursanstieg von 85,30 Dollar auf 86,70 Dollar registriert. Auch wenn sich das jetzt alles langsam wieder normalisiert, ist immer noch große Unsicherheit am Markt vorhanden. Das ganze Preisgefüge bleibt deshalb auch weiterhin sehr fragil und hängt von der weiteren Entwicklung bzw. dem Kriegsverlauf ab.

Übrigens, auch die Gaspreise sind am Dienstag zeitweise auf den höchsten Stand seit Ende März gestiegen, nachdem Israel ein wichtiges Gasfeld wegen Sicherheitsbedenken stillgelegt hatte. Der richtungweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat an der Börse in Amsterdam kletterte im Handelsverlauf auf über 48,91 Euro je Megawattstunde (MWh) und ist somit am Montag und Dienstag insgesamt um mehr als 28 Prozent gestiegen.

Als Fazit bleibt festzustellen, während die USA weitgehend unabhängig von den Ereignissen und den Folgen in Nahost ist, dürfte sich die Lage in Europa und damit auch Deutschland weiter zuspitzen. Die Weltmarktpreise sind natürlich bekanntlich noch nicht das, was die Kunden (Geschäfts- und Privatkunden) an der Tankstelle bezahlen bzw. von den Öllieferanten in Rechnung gestellt bekommen. Aber die Ausgangsbasis für die Kalkulation ist auf einem hohen Level.

Und dass die Europäer, die den Konflikt wieder auf Schärfste verurteilen und dessen Beendigung fordern, überhaupt jemand wahr nimmt, dürfte nahezu ausgeschlossen sein. Dazu ist Europa zu schwach auf der Brust. Deutschland hat nicht einmal einen Flugzeugträger mit den erforderlichen Begleitschiffen. Da müssten wir uns schon auf unsere europäischen Partner (Frankreich 1 FT, Großbritannien 2 FT, Italien 1 FT) verlassen, um Israel in der Not beizuspringen. Israels Sicherheit ist Staatsraison, was für hohle Worte der deutschen Politik. Wir haben nicht einmal Waffen, um uns selbst zu schützen. So wird es wohl vorerst bei der Lieferung von zwei Kampfdrohnen, Schiffsmunition und der Bereitstellung von medizinischer Hilfe für das israelische Militär bleiben.