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Stimmungen und Stimmungsschwankungen

Ihr Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Der September ist glücklicherweise vorbei, aber dass nun alles gleich im Oktober besser wird, davon ist nicht auszugehen. Zumal wir am 03. Oktober unseren Nationalfeiertag begehen und der Brückentag am Montag auch für deutsche Börsianer eher als Kurzurlaub genutzt wird.

Die Eurozone hat zu kämpfen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Der Einkaufsmanagerindex, der die Stimmung unter den Verantwortlichen im Einkauf misst, stieg für die Eurozone im September auf 47,1. Er lag damit geringfügig über dem 34-Monats-Tief vom August und übertraf leicht die Markterwartungen von 46,5 Punkten. Der Wert deutet jedoch immer noch auf einen erheblichen monatlichen Rückgang der Wirtschaftstätigkeit zum Ende des dritten Quartals hin. Zurückzuführen ist dieser in erster Linie auf einen starken Rückgang im Verarbeitenden Gewerbe. Die Wirtschaftstätigkeit im Dienstleistungssektor ging dagegen etwas langsamer zurück. Wir müssen uns also generell auf ein geringeres Wachstum einstellen. Im Vergleich zu den Befürchtungen des Vorjahrs, dass die hiesige Wirtschaftsleistung infolge der Energiekrise um über vier Prozent einbrechen könnte, erscheint der aktuelle Dämpfer aber harmlos. Entgegen allen Befürchtungen hat der europäische Aktienmarkt seit Anfang des dritten Quartals nur 1,3 Prozent eingebüßt und könnte sich in Anbetracht der pessimistischen Grundhaltung (das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei nur 12,1) doch recht wacker schlagen. Ganz offensichtlich haben die Marktteilnehmer die Chance genutzt, um die aussichtsreichen zurückgekommenen Aktien billig einzusammeln. Aber das ist eigentlich im September nicht anders zu erwarten.

Und wie sieht die Stimmung hier in Deutschland aus? Nun ja, auch nicht viel besser. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft bleibt schlecht, stabilisiert sich aber immerhin auf niedrigem Niveau. Das Ifo-Geschäftsklima blieb im September mit 85,7 Punkten fast unverändert, teilte das Ifo Institut für Wirtschaftsforschung mit. Übrigens, der neutrale Wert liegt bei 100. Die Unternehmen beurteilten ihr laufendes Geschäft noch negativer als im August. Dagegen hellten sich die Aussichten für die kommenden sechs Monate etwas auf. „Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Und Ihr Autor fügt ergänzend hinzu, wir brauchen langsam ein Konjunkturpaket, natürlich wieder als Sondervermögen getarnt. Dass ist notwendig, weil die Energiepreise nach dem Willen des Bundesfinanzministers wieder mit einer vorgezogenen Erhöhung der Mehrwertsteuer steigen und damit die Binnenkonjunktur weiter schwächen werden. 

Phillip Lane, seines Zeichen EZB Chefvolkswirt, rechnet dagegen nicht mit einem herben Absturz der Wirtschaft im Euro-Raum. Das Bankensystem sei in einer guten Verfassung, zudem schauten wegen der Pandemie die Bilanzen der Haushalte besser aus als im Normalfall und gleiches gelte für die Unternehmen, sagte der oberste Volkswirt der EZB „Die Art von giftiger Mischung, die nötig ist, um eine schwere Rezession auszulösen, ist nicht präsent”, sagte er. Die geldpolitische Straffung, die notwendig sei, um die Inflation zu beseitigen, geschehe daher in einem Kontext, der nicht von Anfälligkeiten gekennzeichnet sei wie vor 15 Jahren. Zwar schwäche die Straffung der Geldpolitik die Wirtschaft. Aber es werde eine Wirtschaft gebremst, die Schwung habe, die widerstandsfähig sei, sagte Lane. „Und wir erwarten, dass wir eine Belebung nächstes Jahr und das Jahr darauf sehen werden.”

Eine, die sich auf Tech Papiere spezialisiert hat, ist Cathy Wood. Der angestammte US-Markt scheint ihr zu klein zu werden. Die Chefin des amerikanischen ETF-Anbieters Ark Invest übernimmt das Londoner Fondshaus Rize ETF. Damit sollen ihre Produkte auch für europäische Anleger zugänglich werden. Wood setzt in ihren aktiven Aktienfonds auf disruptive Technologien. Im Jahr 2020 konnte sie den Fondswert verdreifachen und wurde zum Börsenstar (hochgejubelt). Nach einem schweren Einbruch im vergangenen Jahr erholten sich die Kurse wieder deutlich und haben noch großes Potenzial nach oben, glaubt die 67-Jährige: „Unserer Meinung nach ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt einzusteigen.“ Sie glaubt an die Segnungen der künstlichen Intelligenz und an die Verachtfachung des Kurses von Tesla. Wäre ja nicht schlecht für unseren Depotwert, aber sie hat sich auch schon geirrt. Die Börsenkurse vorauszusagen ist immer ein schwieriges Unterfangen.

Die IAA in München hat es eindrucksvoll gezeigt: Elektro ist Trumpf. Das Problem dabei: Die deutschen Autohersteller rücken immer mehr ins zweite Glied. Die chinesischen Autobauer übernehmen das globale Steuer. Einst war sie die renommierteste Leistungsschau der deutschen Autoindustrie. Nach dem Ende der IAA 2023 ist klar: Für Glanz und Gloria sorgte diesmal das Autoland China. Und das Motto heißt nun: Die Chinesen sind da – und das massiv! Sie haben dabei den deutschen Platzhirschen und deren hochpreisigem, aber sehr überschaubaren Elektroauto-Angebot mit ihren billigeren E-Fahrzeugen die Show gestohlen. Experten sind sich einig, China hat bei der Elektromobilität inzwischen eine Vormachtstellung errungen. Chinas E-Autos, die einst belächelt wurden, sind in allen Belangen wettbewerbsfähig. Die bisherige jahrzehntelange Dominanz der deutschen Autohersteller in Sachen Höchstleistungs-Verbrennungsmotor, Effizienz, Qualität und Zuverlässigkeit in der fossilen Automobiltechnik geht zu Ende. Die Stimmung in den Chefetagen dürfte am Boden sein. 

Ein anderes Problem stellt den Kanzler vor ein riesiges Problem, der Industriestrompreis, den die chemische Industrie auf dem Gipfeltreffen im Kanzleramt vehement forderte. Nur endete der Gipfelsturm erst einmal damit, dass die Runde sich darauf verständigte, über den richtigen Weg zu grübeln. Frei nach dem Motto: Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründe ich einen Arbeitskreis. Nur bleibt die Frage, wenn der Kanzler hier nachgibt, kommen andere energieintensive Betriebe mit ihren Rechnungen. Und spätestens seit der Französischen Revolution wissen wir auch, wenn der Brotpreis zu hoch steigt, kippt die Stimmung im Lande. 

Und zum Schluss noch ein Stimmungsaufheller. Die Inflationsrate in Deutschland ist im September auf den niedrigsten Stand seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine gefallen. Die Verbraucherpreise legten nur noch um durchschnittlich 4,5 Prozent zum Vorjahresmonat zu, nach 6,1 Prozent im August, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.