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Börsenwissen: SPAC

Steffen Koch klärt auf

Ein Kommentar von Steffen Koch, Öffentlichkeitsarbeit des Niedersächsischen Anlegerclubs (NDAC)

Börsenwissen: SPAC

Eine neue Welle schwappt von den USA nach Europa und somit auch nach Deutschland. Einige haben vielleicht schon mit SPAC gehandelt, hatten damit auch Erfolg oder eben nicht.
 
Definition eines SPAC
SPAC kommt aus dem Englischen und ist die Abkürzung von Special Purpose Acquisition Company oder übersetzt „zweckgebundene Akquisitionsgesellschaft.“ Nun, darunter kann man sich zunächst nicht allzu viel vorstellen. An den Märkten jedoch stellt ein SPAC eine Akquisitionszweckunternehmen bzw. eine Mantelgesellschaft dar, die zunächst Kapital über einen Börsengang einsammelt, um dieses in einem zweiten Schritt in die Übernahme eines (vorher nicht fest bestimmten) Unternehmens zu investieren. Für das zu übernehmende Unternehmen ist der Kauf durch einen SPAC eine durchaus gängige Alternative zu einem herkömmlichen Börsengang (IPO).
 
Wie funktioniert ein SPAC?
In der Regel wird ein SPAC von einem sogenannten Sponsor aufgelegt, der selbst investiert und die unternehmerische Führung des Vehikels übernimmt. Viele dieser Sponsoren stammen ursprünglich aus dem Private-Equity-Sektor. Nach dem Aufstellen einer Gesellschaftssatzung wird als erstes Geld über einen Börsengang eingesammelt und zunächst auf einem Treuhandkonto zum risikolosen Marktzins angelegt. Innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens (etwa 24 Monate) versucht der SPAC einen oder mehrere Unternehmenskäufe zu tätigen, wobei der Akquisitionsrahmen im Allgemeinen durch die Satzung vorgegeben ist, bspw. in Bezug auf avisierte Sektoren oder Unternehmensgrößen. Das Ziel einer Akquisition besteht darin, ein Unternehmen, das noch nicht an der Börse gelistet ist, durch die Übernahme öffentlich handelbar zu machen. Die finale Entscheidung für die Übernahme trifft die Hauptversammlung des SPAC. Stimmt die Mehrheit der Aktionäre dafür, wird der Kauf umgesetzt, andernfalls kommt es zur Auflösung des SPAC und Rückzahlung der eingesammelten Gelder an die Aktionäre. Wird innerhalb des vereinbarten Zeitrahmens keine Akquisition getätigt, folgt gleichfalls die Auflösung und die Aktionäre erhalten das auf dem Treuhandkonto angelegte und verzinste Geld (sofern die Zinsbedingungen es hergeben) zurück.
 
Welchen Vorteil hat ein SPAC gegenüber einem IPO?
Wir wissen wie aufwendig (insbesondere in den USA) ein IPO ist. Der Kauf durch einen SPAC wird ausschließlich mit dem Sponsor verhandelt und vermeidet dadurch den langwierigen und teuren IPO-Prozess und die damit verbundenen Unsicherheiten und ermöglicht die Börsennotierung auch für kleinere Unternehmen.
Übrigens gibt es nicht nur Mäntel für diese Art von Börsengängen. Wenn schnell eine GmbH gegründet werden soll, kann man über eine juristisch betreuende Rechtsanwaltskanzlei mit einem fertigen Gesellschaftervertrag und einer Mantel-GmbH ebenfalls sehr schnell ein Unternehmen gründen oder umwandeln, ohne dass man die Dauer des Eintrages im Handelsregister des jeweiligen Amtsgerichtes abwarten muss.
 
Übernahmetendenzen mittels SPAC
Viele Übernahmen durch SPAC werden sowohl in Ländern wie den USA, China, Indien und Israel beobachtet, so wie in den Branchen Gesundheit, Transport, Finanzen, Telekommunikation und Konsumprodukte. Seit 2020 sind vermehrt die aktuellen Themengebiete erneuerbare Energie oder Elektromobilität/ Hybridantriebe/ Wasserstoffantrieb im Fokus von SPAC.
In Deutschland konnten wir bis Ende 2020 nur drei SPAC verzeichnen.
Germany 1 wurde im Juli 2008 an der Börse platziert und sammelte insgesamt 250 Millionen Euro ein. Im September 2009 übernahm Germany 1 die Mehrheit an dem Hersteller von Stromversorgungsgeräten AEG Power Solution. Es ging 2017 in die Insolvenz und ist seit 2018 nicht mehr an der Börse gelistet.
Helikos wurde im Januar 2010 platziert und sammelte insgesamt 200 Millionen Euro ein, um in deutsche Mittelstandsunternehmen zu investieren. Im Sommer 2011 übernahm Helikos die Schweizer Unternehmensgruppe Exceet und nennt sich seitdem Exceet Group.
Europe Cleantech 1 wurde im Oktober 2010 platziert und sammelte insgesamt 115 Millionen Euro ein, um in Unternehmen der Umwelttechnologie zu investieren. Nach dem Erwerb der belgischen Electrawind Gruppe ging diese 2018 in die Insolvenz.
Nicht gerade eindrucksvolle Erfolge, könnte man meinen. Aber ab 2020 nahm die Beliebtheit der SPAC stark zu. So gingen in den USA 250 SPACS neu an die Börse, im Januar 2021 schon 70. In Deutschland gab es im Februar 2021 mit Lakestar SPAC I mit einem Volumen von 275 Mio. Euro die erste Neuemission eines SPAC seit 2010.
Dass Kleinanleger damit auch richtig Geld verdienen können, zeigt das folgende Beispiel von Churchill Capital IV.
Auf dem Parkett spricht man vom nächsten Tesla. Mit dem eingenommenen Geld wird dann versucht, das Unternehmen Lucid Motors zu übernehmen. Ein Autobauer, der in seiner originären Batterietechnologie Performance und Reichweite besser kombiniert hat, als dies selbst Tesla bislang gelungen ist. Nach dem Börsengang zu 10 Dollar sprang die Aktie auf 60 Dollar um jetzt wieder zu einer Einstiegsmöglichkeit auf 26 Dollar zu korrigieren. Man braucht also gute Nerven, aber das ist bei Börsianern ja Voraussetzung.
 
Fazit
Wir sehen also, SPAC sind im Kommen. Wenn Anleger Cash haben und von der Story eines Unternehmens überzeugt sind, dann können sie hier schon im Vorfeld die Aktie günstig erwerben.