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Die glorreichen Sieben Teil II

Ein Kommentar von Carsten Witt, stellv. Geschäftsführer des NDAC-Anlegerclubs
 
Vor kurzem musste ihr Autor, wie viele andere in der EU, bei der Anmeldung zu seinem Facebook-Account entscheiden, ob er ein monatliches Abo zu 10 Euro abschließen möchte, um Facebook werbefrei zu nutzen oder ob er mit Werbung einverstanden ist. Die EU hat Facebook dazu verpflichtet, die werbefreie Nutzung zu ermöglichen. Kritiker warnen davor, dass die Werbeeinnahmen einbrechen konnten. Kritiker haben auch vor zwei Jahren davor gewarnt, als Apple in seinem Betriebssystem Werbung automatisch blockierte und Nutzer nicht als Standard mit unerwünschter Werbung zuschüttete, sondern beispielsweise App-Entwickler dazu zwang, die explizite Zustimmung einzuholen. Wegen der neuen EU-Regel gab es eine kleine Wachstumsdelle bei Facebook, doch inzwischen hat Facebook Wege gefunden, dennoch Werbung zu schalten. Wir können davon ausgehen, dass die erzwungene Abonnement-Lösung für Facebook am Ende sogar ein neues lukratives Geschäftsmodell werden könnte. Schließlich sind die 10 Euro erst einmal nur ein Einstieg und einer weiteren Anpassung steht ja in der Zukunft nichts im Wege. Aber egal wie, Mark Zuckerberg wird einen Weg finden, um auch unter Berücksichtigung der EU-Vorschriften mit Facebook, Instagram und WhatsApp Geld zu verdienen. Und außerdem hat die EU es beschlossen und der Rest der Welt wird sicher den europäischen Bürokraten nicht folgen.
 
Microsoft hat seine ChatGPT in das Office 365 Paket eingebunden. Die Entwicklungskosten dafür waren exorbitant hoch und Kritiker mahnten schon zur Vorsicht. Man weiß ja nie, ob sich die Entwicklungskosten amortisieren bzw. auch in Gewinne münden. Nun ja, auch hier haben die vielen Anwender, die mit der KI arbeiten, einen Nutzen, auch wenn er derzeit für den einzelnen noch überschaubar ist. Und sie werden ein paar Euro mehr ausgeben, wenn sie dadurch Arbeitserleichterungen erzielen können. Wir stehen ja erst am Anfang der KI-Revolution. Aber natürlich darf Microsoft eben den Bogen nicht überspannen, das Gleiche gilt übrigens auch für Facebook/ Meta.
 
Nvidia hat ein Problem mit dem Weißen Haus. Wir erinnern uns, die US-Regierung hat immer wieder Nvidia-Chips für den Export nach China gesperrt. Da China einer der größten Absatzmärkte von Nvidia ist, haben diese Meldungen den Kurs der Aktie nach unten gedrückt. Doch inzwischen hat sich gezeigt, dass die Chips, die nicht nach China gehen, Nvidia in den USA und in anderen Ländern buchstäblich aus den Händen gerissen werden. Nvidia überlegt nicht, wie viele Graphikchips die Absatzzahlen beeinflussen können, sondern wie viele produziert werden müssen bzw. können, um den weltweit steigenden Bedarf zu decken. Und die Sanktionen der USA gegen das Reich der Mitte werden auch beim Treffen im Rahmen des APEC-Treffens zwischen den beiden Präsidenten Biden und XI zur Sprache kommen. Und sollte es in der Folge der Gespräche zu einer Entspannung kommen, dann dürften die Absatzzahlen von Nvidia sprunghaft durch die Decke gehen, denn China hat einen großen Nachholbedarf.
 

Und als letzte der Glorreichen 7 steht der E-Autobauer Tesla im Feuer der Kritik. Was wurden da nicht alles für kritische Bemerkungen in den Medien veröffentlicht. Angefangen von dem vermeintlich verrückten Gründer und CEO Elon Musk über die vermeintlich minderwertige Qualität der Autos bis hin zur Überlegenheit der etablierten Autobauer. Derweil fährt Musk die Produktion an allen Standorten weiter hoch und wenn es mal wieder eine Hiobsbotschaft von Tesla gibt, dann die, dass das Wachstum nicht ganz so hoch war wie erwartet. Von solchen Problemen träumen unsere immer noch nicht ganz aufgewachten Autobauer hierzulande, die jedes verkaufte Elektroauto subventionieren müssen.

Die Argumente der Kritiker an den Glorreichen 7 sind intelligent und berechtigt und damit nicht vom Tisch zu wischen. Die Aktien der kritisierten Unternehmen haben trotzdem 40 bis 224 Prozent zugelegt. Wenn die inhaltlichen Argumente nicht mehr ziehen, kommen weitere Pauschalkritiken zum Vorschein: Die Bewertung sei zu hoch, oder, wenn alles nicht hilft, das könne so ja nicht ewig weitergehen. Mit dem grenzenlosen Wachstum ist es bald vorbei. 

Witzigerweise gab es genau diese Argumente immer wieder in der Vergangenheit, beispielsweise im September vergangenen Jahres. Und was ist passiert? Die Wachstumswerte wachsen weiter. Ok, zugegeben, es gab eine Delle, wie bereits festgestellt. Aber aufs Jahr gerechnet wurde die Wachstumsdelle mehr als ausgeglichen.

Bleiben wir also dabei, denn erfolgreiche Aktieninvestments macht machen Anleger meistens dann, wenn sie gegen den Mainstream schwimmen. Und für alle die, die aus den in den Medien veröffentlichten Gründen sich verunsichern ließen, haben wir ein Trostpflaster: Irgendwann kommt eine erneute Wachstumsschwäche und dann heißt es zugreifen.