Unsere Leser werden sich jetzt erstaunt fragen, wir haben doch gar keine Anleihen in unserem NDAC-Clubfonds. Korrekt, aber wir müssen als Aktionäre auch den Anleihenmarkt zumindest im Auge behalten. Warum, erfahren wir in unserer neuen Lektion Börsenwissen.
Was ist eine “Anleihe”? Anleihen sind Forderungspapiere, durch die ein Kredit am Kapitalmarkt aufgenommen wird. Im Unterschied zu Privatkrediten werden Anleihen öffentlich und nur von juristischen Personen begeben. Sie unterscheiden sich durch abweichende Konditionen wie verschieden lange Laufzeiten, Emissionswährungen und Verzinsungen.
In der Mehrzahl werden am Anleihemarkt die bekannten Staats- und Unternehmensanleihen ausgegeben und gehandelt. Es sind aber auch noch die Hypothekenpfandbriefe im Handel.
Anleihen werden an den Wertpapierbörsen ähnlich wie Aktien gehandelt. Es wird je nach Angebot und Nachfrage ein Kurs gestellt, zu dem Anleger diese dann erwerben und in ihr Depot legen können.
Für die Anleihen müssen marktübliche Zinsen bezahlt werden. Diese richten sich zum Beispiel nach der Bonität der Gläubiger. Das Bonitätsrating und seine Folgen haben wir erst kürzlich in den USA gesehen. Nur nebenbei erwähnt, waren sichere Länder wie Deutschland in der Lage, während der Nullzinsphase sogar Geld mit negativ verzinsten Anleihen zu verdienen, weil bei den Schuldnern Sicherheit vor Rendite zählte. Aber die Zeiten sind jetzt vorbei und werden wohl auch nicht so schnell wiederkommen.
Sicher sind Anleihen auch nicht mehr. Wir haben es in der Vergangenheit an Argentinien gesehen und beinahe auch in Griechenland. Große Probleme haben mitunter auch die als neue Errungenschaft gefeierten Mittelstandsanleihen. Große Konzerne haben in der Regel keine Probleme sich Geld über eine Anleihe zu moderaten Zinsen am Kapitalmarkt zu besorgen. Das sieht bei kleinen und mittelständischen Unternehmen meist schlechter aus. Sie müssen auf Grund eines erhöhten Risikos mehr Zinsen bieten.
Am Ende der Anlagefrist sollten Anleihen zu 100 Prozent zurückgezahlt werden. Werden sie in der Regel auch, wenn es keine Probleme wie beschrieben gibt.
Vor kurzem erst hat bekanntlich der Fed-Chef Jay Powell die Märkte auf Talfahrt geschickt. Die nächste Zinserhöhung ist wohl sicher. Die Folgen, die Zinsen auf langfristige Kredite (auch neue Anleihen) stiegen weiter an. Investitionen werden dadurch teurer und entsprechend wird die Konjunktur belastet, die Aktienmärkte gaben dadurch kräftig ab. Also nicht nur hohe Finanzierungskosten, sondern bekanntlich auch hohe Energiepreise belasten die Konjunktur. Die Aktienmärkte brachen nach unten durch, wichtige Unterstützungen wurden gebrochen und die charttechnische Top-Formation der vergangenen Monate wurde vollendet. Für Charttechniker war nun klar: Es folgt eine heftige Korrektur.
Dass die Korrektur dann nicht allzu heftig ausfiel haben wir den, sagen wir mal, nicht ganz so schlechten Inflationszahlen zu verdanken. Die sanken zwar, sind aber noch weit von den Zielmarken entfernt.
Aber zurück zu den Anleihen. Das Zinstief, das wir eigentlich schon im Jahr 2019 hinter uns gelassen glaubten, wurde pandemiebedingt nochmals um ein Jahr verschoben. Seither steigen die Zinsen. Im Umkehrschluss fallen die Kurse für Zinspapiere, also Anleihen. Je günstiger beispielsweise Anleger eine 10 Jahre laufende Anleihe mit festem Zins kaufen können, desto höher die Rendite.
Der globale Anleihenmarkt ist doppelt so groß wie der globale Aktienmarkt. Für institutionelle Anleger wie Versicherungen oder auch andere Konzerne und Milliardäre ist ein verlässlicher Rückfluss wichtiger als eine hohe Rendite. Daher dominieren die Anleihemärkte das Geschehen, Aktienmärkte geraten in deren Kielwasser häufig in Turbulenzen.
Aktuell können wir folgende Situation beobachten:
Die steigenden Renditen bzw. der fallende Anleihepreis hat sich in den vergangenen Jahren als gute Erlösquelle etabliert. Hedgefonds, deren Anlagehorizont meist nur Wochen oder Monate betragen, spekulieren immer stärker auf weiter fallende Anleihekurse und somit weiter steigende Renditen. Die jüngsten Äußerungen von Jay Powell haben einmal mehr für Zufriedenheit unter den Hedgefondsmanagern gesorgt, die Anleihen shorten (leer verkaufen). Leerverkäufer profitieren bekanntlich von fallenden Kursen, da sie die Spekulation umdrehen: Zuerst wird beispielsweise eine Aktie, die man gar nicht hat, verkauft und später kauft man die Aktie zurück – hoffentlich dann zu einem günstigeren Preis.
Das ist ein übliches Geschäft, das auch funktioniert, solange Sicherheiten z. B. Anleihen mit hohem investmentgrade hinterlegt werden. Und milliardenschwere Hedgefonds haben genug Sicherheiten im Depot. Niedrigere Zinsen sind positiv für die Konjunktur, dass wissen wir alle. Nur werden auch die Aktienmärkte unter Druck geraten, da die hinterlegten Sicherheiten bei vielen Hedgefonds Aktien sind, die man mit den Einnahmen aus dem Leerverkauf erwarb. Die Folge ist Aktienpositionen werden verkauft und Anleihen wurden zurückgekauft. Schließlich beläuft sich die Rendite für 20jährige Anleihen in den USA schon auf 4,86 Prozent und die Anleihe wird nach 20 Jahren zu 100 Prozent gezahlt. So lange halten Hedgefonds aber ihre Anleihen in der Regel nicht. Ist der Kurs günstig, werden die Papiere verkauft und das Spiel mit dem Kaufen von Aktien auf Leihbasis beginnt von neuem, so lange bis man die Sicherheiten wieder leisten muss.
Deshalb ist es wichtig, dass die Anleger auch den Anleihemarkt einschließlich der Leitzinsen mit im Blick behalten.