Was sagt uns der MCR? Nichts, aber das ist nicht so schlimm. Aber für Versicherer wie unseren Depotwert UnitedHealth ist er ein Damoklesschwert, das über der gesamten Branche schwebt. Denn eine der wichtigsten Kennzahlen für Krankenversicherer ist die sogenannte Medical Cost Ratio, kurz MCR. Darunter wird das Verhältnis aus eingenommenen Versicherungsprämien und Ausgaben für Krankenversicherungsleistungen verstanden. Je niedriger das Verhältnis ist, desto höher also die Profitabilität. In den USA liegt die gesetzliche Mindestgrenze für die MCR bei 80 Prozent.
US-Krankenversicherer müssen also mindestens 80 Prozent der von ihnen eingenommenen Prämien für Krankenversicherungsleistungen verausgaben. Besonders profitabel wirtschaftenden Versicherern stehen die restlichen 20 Prozent für sonstige Ausgaben und vor allem als Gewinn zur Verfügung.
Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie hatten viele Krankenversicherer mit stark steigenden Kosten zu kämpfen. Die MCR hat zugenommen und die Profitabilität ist dementsprechend stark gesunken. Diese Entwicklung hatte sich mit dem Abebben der letzten Corona-Wellen wieder umgekehrt, sodass US-Krankenversicherer wieder äußerst profitabel wirtschaften konnten. UnitedHealth etwa wies im vergangenen Quartalsbericht eine MCR von 82,2 Prozent aus – das ist nahe der gesetzlichen Mindestgrenze und damit ein hervorragender Wert.
John Rex, Finanzchef von UnitedHealth, befürchtet, dass die Krankenversicherungsausgaben wieder steigen werden, vor allem aufgrund der wachsenden Zahl älterer Patientinnen und Patienten. Die mit 82,2 Prozent zuletzt hervorragende MCR soll demnach um 0,4 Prozentpunkte auf 82,6 Prozent steigen. Damit dürfte es für unseren Depotwert schwerer werden, die zuletzt angehobene Jahresprognose tatsächlich zu erreichen.
Mit den am 14. Juli verkündeten Zahlen für das zweite Jahresviertel 2023 – jeweils 13 Prozent plus bei Umsatz und Gewinn gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres – hat sich das vorerst etwas relativiert. Der Konzern musste, wie üblich in solchen Situationen sowie auch inflationsbedingt, die Versicherungsprämien deutlich anheben. Die Quartalszahlen zeigen, dass die Versicherungskunden (Private und Unternehmen) die neuen Preismodelle weitgehend akzeptieren.
Im zweiten Quartal des Fiskaljahres 2023 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 92,9 Milliarden Dollar (Vorjahr: 80,3 Milliarden Dollar). Der den Aktionären zurechenbare Gewinn lag bei 5,47 Milliarden Dollar (Vorjahr: 5,07 Milliarden Dollar). Das kann sich durchaus sehen lassen.
Am 13. Oktober werden die neuen Quartalszahlen in diesem Jahr veröffentlicht, so dass wir dann sehen können, ob die Bedenken des CFO unseres Depotwertes sich weiter vergrößern oder ob die Prämienerhöhung das Problem vorerst gelöst hat.
UnitedHealth Group ist ein Unternehmen aus dem Sektor Chemie, Pharmaindustrie, Bio- und Medizintechnik und stammt wie gesagt aus den USA, so dass wir auf Grund der breiten Aufstellung des Konzerns keine Befürchtungen haben müssen, dass er sich wegen des gestiegenen MCR seine herausragende Stellung als Branchenprimus verliert. Im Gegensatz zur deutschen Versicherungslandschaft sind die Krankenversicherer in den Staaten stark konzentriert und weisen eine erhebliche Monopolstellung auf. Vielleicht noch ein Satz zu dem Krankenversicherungsschutz in den USA. Dort sind die Beschäftigten über den Arbeitgeber oder privat versichert. Viele Bürger haben allerdings auf Grund der hohen Prämien keinen Krankenversicherungsschutz. Hier besteht also durchaus noch Potential für die dortigen Krankenversicherer, wenn die US-Regierung eine Versicherungspflicht einführen würde. Aber daran glauben selbst die größten Optimisten nicht mehr.
Die UnitedHealth Group-Aktie hat in der 36-Monats-Betrachtung 91,1 Prozent an Wert gewonnen. Das Jahr 2005 war bislang das erfolgreichste – hier konnten sich UnitedHealth Group-Aktionäre über einen Kursgewinn in Höhe von 63,9 Prozent freuen. Und auch langfristig ist das Unternehmen an der Börse ein Gewinner. Aktien von UnitedHealth Group haben in den vergangenen zehn Jahren per Saldo 690,9 Prozent an Wert gewonnen, was einer jährlichen Performance von 23 Prozent im Mittel entspricht. Aus einem Investment in Höhe von 10.000 Euro wären 79.090 Euro geworden. Parallel dazu ist das Anlagerisiko als deutlich unterdurchschnittlich einzuordnen. Denn wir wissen, wenn der Branchenprimus in Schwierigkeiten gerät, dann werden einfach die Versicherungsprämien erhöht.
Und dann ist ja auch noch die Dividende zu beachten. Das Unternehmen schüttete am 19. September 2023 eine Quartalsdividende in Höhe von 1,88 Dollar je Aktie an seine Aktionäre aus. Auf das Jahr gerechnet werden immerhin 7,52 Dollar ausbezahlt, das entspricht einer aktuellen Dividendenrendite von 1,48 Prozent. Das klingt zwar nicht viel, aber UnitedHealth startete im September 1990 mit der Zahlung einer Dividende von nur minimalen 0,03 Dollar. Ab Juni 2010 wurde auf eine vierteljährliche Zahlungsweise umgestellt. Im Juni 2023 gab der Konzern eine Erhöhung der Dividendenausschüttung im Vergleich zum Vorquartal (1,65 US-Dollar) um 14 Prozent an. Da haben wir doch eine ordentliche Entwicklung zu verzeichnen, auch wenn es dividendenmäßig durchaus noch mehr sein könnte.