Die Leitzinsen und die EZB
Die EuropĂ€ische Zentralbank, kurz EZB, steuert die Geldpolitik im Euroraum. Ein Hilfsinstrument dabei ist die Festlegung des Leitzinssatzes fĂŒr die EU. Die Leitzinsen geben an, zu welchen Konditionen sich Banken bei der EZB Geld leihen können. So wie der Verbraucher ein Konto bei einer Bank hat, so verhĂ€lt sich dies bei Banken bezĂŒglich der EZB. Da der Zins aktuell bei null Prozent liegt, mĂŒssen sie keinerlei Zinsen fĂŒr den Kredit bezahlen, eine historisch einmalige Situation.
Die vorrangige Aufgabe der EZB liegt darin, eine PreisstabilitĂ€t im Euroraum zu gewĂ€hrleisten, das heiĂt fĂŒr eine angemessene Inflationsrate von etwa zwei Prozent zu sorgen, um so die Wirtschaft zu schĂŒtzen. Eine ausreichende Inflation ist gesund fĂŒr die Volkswirtschaft, da durch die Verteuerung der Preise Unternehmen gezwungen sind, fĂŒr neue Innovationen und Entwicklungen zu sorgen, welche eine Gewinnerhöhung nach sich ziehen. Eine Deflation, also der Verfall der Preise, ist dagegen genauso schĂ€dlich wie eine ĂŒberhöhte Inflation oder gar Hyperinflation.
Werden die Leitzinsen erhöht, so mĂŒssen sich Banken zu erhöhten Zinsen Geld bei der EZB leihen. Dies wiederum hat zur Folge, dass sie die erhöhten Zinsen an die Verbraucher und Unternehmen in Form teurerer Kredite weiterreichen mĂŒssen. So mancher ĂŒberlegt es sich nun zweimal, ob er einen Kredit aufnimmt. Die Folge: Es werden weniger Investitionen durch Kredit getĂ€tigt, die Geldmenge, die sich im Umlauf befindet, sinkt, und die Inflationsrate sinkt.
Sinkt dagegen der Leitzins, so verhĂ€lt es sich umgekehrt. Banken können sich zu einem geringeren Zinssatz Geld leihen und damit fĂŒr Verbraucher und Unternehmen bessere Kreditkonditionen darbieten. Die Chance auf einen billigen Kredit lĂ€sst sich so Familie nicht entgehen. Es werden mehr Investitionen getĂ€tigt, die Geldumlaufmenge steigt und damit auch die Inflation.
Warum sind die Leitzinsen gerade so niedrig?
Aktuell steht der Leitzins nahe null Prozent und das seit mehr als einem Jahr. Die Ursache ist vor allem in der Finanzkrise 2008/2009 zu finden. Die Wirtschaftskraft vieler EurolĂ€nder erhielt einen groĂen DĂ€mpfer, Griechenland geriet in die Schuldenkrise und auch bei anderen sĂŒdeuropĂ€ischen LĂ€ndern wurde es dunkel. Infolgedessen senkte der EZB â PrĂ€sident Mario Draghi kontinuierlich den Leitzins auf null Prozent, um den LĂ€ndern zu ermöglichen, sich Kapital gĂŒnstig zu leihen, um damit die Konjunktur anzukurbeln. Zugleich kauft die EZB monatlich fĂŒr 60 Milliarden Euro Staatsanleihen und andere Wertpapiere auf, damit so Geld fĂŒr Investitionen in den Markt gebracht wird. Doch die kritischen Stimmen werden immer lauter: durch die unablĂ€ssige Niedrigzinspolitik werde der Sparer und Rentner von morgen seines Vermögens enteignet.
Das können Sparer tun
Die Inflation befindet sich bei aktuell etwa 1,5 bis 2 Prozent. Gleichzeitig jedoch bieten Tages â und Festgeld kaum noch Zinsen, das heiĂt das Geld der Sparer verliert real an Wert. Fatal ist dies auch fĂŒr Anleger einer Lebensversicherung. Der Garantiezinssatz musste infolge der Niedrigzinspolitik immer weiter gesenkt werden. Tausende von Sparern werden bei Auszahlung nicht die erhoffte Summe erhalten.
Der Gang an die Börse in Form von Aktien, passiven Fonds wie ETFs oder Anleihen ist eine vielversprechende Alternative. Wer sich gegen ein schwindendes Vermögen wehren möchte, muss mehr denn je bereit sein, Risiken einzugehen.