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Ein Land steht still

Ihr Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Naja, ganz schlimm ist es noch nicht, aber der Streik der Bauern und der Lokführer haben schon ein gewisses Bedrohungspotential für den sozialen Frieden in unserem Land. Das Streikrecht ist im Grundgesetz verankert, deshalb sind die verzweifelten Versuche der Deutschen Bahn mit einer gerichtlichen Entscheidung den Streik zu verhindern, gescheitert.

Und dass sich den Bauernprotesten (Streik wäre hier das falsche Wort, weil die Bauern zum großen Teil Unternehmer sind) auch andere Gruppierungen (Speditionen, Autohäuser, etc.) anschließen, kann man aus Sicht der Protestierenden durchaus verstehen. Es gerät gerade etwas ins Rutschen in unserem Land. Lieferketten werden nun auch innerhalb Deutschlands empfindlich gestört. Dazu kommen die Störungen aus dem Ausland. Wir erinnern nur an die Angriffe auf die Containerschiffe durch die Huthi-Rebellen, die die Schiffe zwingen, andere längere und damit kostenintensivere Wege auf dem Meer zu nehmen, vom Zeitfaktor einmal abgesehen.

Letzteres können wir nicht beeinflussen, aber die Dinge in unserem Land schon. Die viel gelobte Sozialpartnerschaft war einmal der große Verdienst von Ludwig Erhard, CDU-Wirtschaftsminister und spätere Bundeskanzler. Leider ist davon nicht mehr viel zu spüren. Die Bundesregierung hat den Streit mit den Bauern geradezu dilettantisch provoziert. Und richtig, nicht einmal die gesamte Regierung. Es wurde zwischen den drei Köpfen der Ampelparteien ausgekungelt, in welchem Bereich gespart werden soll. Und kaum hatten die Bauern die Protestaktionen angekündigt, machte die von jeder Sachkenntnis befreite Ampelführung einen ersten Rückzieher. Klar, dass die Protestierenden jetzt mehr durchsetzen wollen.

Kein Wunder ist auch, dass sich der DAX40 von seinem Allzeithoch (17.003 Punkte) verabschiedet hat, er kommt langsam in der rauen Realität an. Zu unsicher ist die Lage in Deutschland für ihn geworden. Kühlt der Arbeitsmarkt dann auch noch ab und die Unternehmen, die sich vor allem im gesamten Mitteleuropa mit signifikant höheren Personalkosten konfrontiert sehen, fangen an Arbeitskräfte abzubauen, ist das Fundament für eine erfrischende Abkühlungsphase gelegt. Das Gute ist, wenn weniger verdient wird, wird weniger nachgefragt, mithin weniger produziert und die Preise kommen zurück. Die Inflation sinkt also und die Zentralbanken können, wenn da nicht externe Schocks bspw. von der Energieseite oder eine Eskalation des internationalen Kriegsgeschehens eintreten, die Zinsen senken. Das war ja der eigentliche Grund, warum die Aktien im Dezember so gestiegen sind. Die Anleger erwarten jetzt ganz einfach eine oder mehrere Zinssenkungen für 2024. Das mag zwar nicht so ganz den Vorstellungen der Politik und Gewerkschaften entsprechen (zumal es ja auch noch ein kleines Superwahljahr im Osten unseres Landes gibt und dann steht auch noch die Europawahl ins Haus), aber das ist nun einmal Volkswirtschaftslehre, das werden auch noch die Tarifpartner begreifen.

Die Aktionäre der großen europäischen Versicherungskonzerne können sich in diesem Frühjahr wohl über weiter steigende Ausschüttungen freuen. Analysten zufolge dürften unser Depotwert Allianz, sowie Axa, Generali und Zurich nicht nur die Dividenden anheben. Bei dem einen oder anderen Unternehmen dürften auch Aktienrückkäufe wieder auf die Agenda rücken. Mit Dividendenrenditen von fünf Prozent und mehr bleiben Versicherer-Aktien attraktiv. Zum Vergleich: Zehnjährige Bundesanleihen werfen derzeit Renditen von gut zwei Prozent ab. Bei den Aktienkursen sehen die Finanzprofis zum Teil ebenfalls noch Luft nach oben, obwohl manche Papiere zuletzt schon kräftig zugelegt haben. Dabei ist die Gemengelage für die Versicherungsindustrie in diesem Jahr alles andere als einfach: Steigende Rückversicherungspreise, zunehmende Naturkatastrophen und Cyberangriffe könnten die Gewinne belasten. Einer Umfrage des Pariser Investmenthauses Natixis zufolge sind zudem geopolitische Spannungen aktuell das größte Risiko für Investoren. Dazu zählen auch Versicherer, die große Summen am Kapitalmarkt anlegen.

Und auch in der Kryptowelt wurde der Beginn einer neuen Ära eingeläutet.  Am Mittwochabend gab die US-Börsenaufsicht SEC nach Börsenschluss bekannt, dass sie börsengehandelte Fonds (ETF) zulassen wird, die den Kurs der ältesten und wichtigsten Kryptowährung Bitcoin eins zu eins abbilden. SEC-Chef Gary Gensler betonte in einer Mitteilung, dass er Kryptowährungen immer noch skeptisch gegenüber stehe, doch aus formaler Sicht den ETFs nichts mehr im Wege stehe. „Bitcoin ist in erster Linie ein spekulativer, volatiler Vermögenswert, der auch für illegale Aktivitäten wie Geldwäsche, die Umgehung von Sanktionen und Terrorismusfinanzierung genutzt wird“, stellte Gensler klar. Daher sollten Anleger vorsichtig bleiben. Die Warnung dürfte die Kryptogemeinde nun wirklich nicht erschrecken, denn schließlich hat sie lange für den Durchbruch am Kapitalmarkt gekämpft.

Und auch bei unserem Depotwert Südzucker dürften die Sektkorken in dieser Woche knallen. Im dritten Geschäftsquartal (Ende November 2023) zog der Konzernumsatz im Jahresvergleich um knapp neun Prozent auf 2,70 Milliarden Euro an, wie das SDAX-Unternehmen in Mannheim mitteilte. Das operative Ergebnis kletterte um fast 22 Prozent auf 268 Millionen Euro. Südzucker hatte bereits Mitte Dezember in Aussicht gestellt, dass der Vorjahreswert von 220 Millionen Euro dank des guten Laufs bei den Zuckerpreisen deutlich übertroffen werden dürfte.

Wir sehen an den ersten Zahlen, das Börsenjahr hat uns wieder.