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Die vermeintliche Logik der Börsen

Torsten Arends, Geschäftsführung des NDAC

Langsam ist es schon zur täglichen Routine geworden, dass die Medien den DAX40 auf Veränderungen überprüfen. Und nein, es handelt sich nicht um große Veränderungen. Die Medien versuchen alle Zuckungen des deutschen Leitindex irgendwie logisch zu begründen.

Eine Aktiengesellschaft legt Zahlen vor, die sind besser als erwartet – der Aktienkurs fällt trotzdem. Das kann auch genau umgekehrt sein. Vergleichsweise schlechte Zahlen und der Aktienkurs steigt an. Beides ist Alltag an den internationalen Börsen, also nicht nur in Deutschland.

Und dann wird von Analysten und vermeintlichen Experten im Zahlenwerk gewühlt, bis Argumente gefunden werden, die eine logische Begründung herleiten lassen. Manchmal ist es auch nur die Gruppendynamik, die eine Aktie fallen oder auch steigen lässt.

Nichts gegen die Recherchen der Analysten, sie sind notwendig und auch gut begründet, um eine Orientierung zu geben, wie eine Aktie einzuschätzen ist. Aber heute ist es die Liquidität, die die Aktienkurse seit einigen Jahren aufwärts treibt. Die viele Jahrzehnte lang gültigen logischen Bewertungen einzelner Unternehmen werden dadurch ausgehebelt. Der Hochfrequenzhandel (computergestützter Handel in Millisekunden) sorgt zusätzlich für andere Gesetzmäßigkeiten im Gegensatz zu früher.

Der DAX40 wird übrigens automatisch in Richtung 20.000 Punkte steigen. Ob es noch in diesem Jahr sein wird oder erst nächstes oder erst in fünf Jahren, kann ihr Autor auch nicht prognostizieren. Das hängt von verschiedenen nicht beeinflussbaren Faktoren ab. Dazu kommt, dass der deutsche Leitindex die Dividendenzahlungen einrechnet. Und auch dieses Jahr scheint wieder ein Jahr der Rekorde bei den Ausschüttungen zu sein.

Wenn Anleger die eingangs erwähnten Kommentare und Begründungen in den Medien sehen, hören oder lesen, können Sie oft zustimmend nicken. Klingt alles logisch. Dann sehen sie an anderer Stelle einen anderen Kommentar zu derselben Sachlage. Dort wird eine gegensätzliche Meinung verkündet. Auch die klingt wiederum logisch. Und Anleger stimmen innerlich wieder zu.

Fakt ist aber, die Börsen halten sich nicht an Logik. Wenn die einen Anleger kaufen, müssen die anderen verkauft haben, sonst gäbe es keinen Markt. Sicher haben beide Anleger unterschiedliche Motivationen für ihren Ein- oder Ausstieg. Aber letztlich sind sie gegensätzlicher Meinung. Und das macht den Markt aus. Das ist auch klar, um nicht zu sagen, logisch.

Viele Fernsehsender haben regelmäßige Börsen-Sendungen. Manche sogar mehrfach am Tag oder durchgehend. In diesen Sendungen wird den Medienkonsumenten logisch erklärt, warum der DAX zum Beispiel 105 Punkte zugelegt oder 89 Punkte verloren hat. Nun ja, je länger die Medien senden, desto mehr Minuten müssen sie füllen. Das wiederum ist logisch. Da gibt es nur eins, um dem zu entkommen, eine Fernbedienung: Ein Knopfdruck und das oft inhaltsleere Geschwätz ist weg.

Es gibt niemanden auf der Welt, der genau berechnen kann, welche Wirkung und in welche Richtung zu welchem Zeitpunkt die Märkte laufen. Das sollten sich Anleger vor jeder medialen Auswertung (und auch danach) über die Richtung der Indizes stets vor Augen führen.

Trotz wieder gestiegener Zinsen gibt es keine vergleichbare Rendite für ihr Geld an anderer Stelle als an der Börse. Attraktive, alternative Anlagemöglichkeiten gibt es nicht. Auch vier Prozent beim Tagesgeld ist nur ein Teil der Inflationsrate, die nach Meinung ihres Autors immer noch weit höher liegt. Also werden Aktien gekauft, bzw. sollten gekauft werden. Das ist die einzige Logik.

Und wieder einmal gibt es einen gelungenen Börsengang in Deutschland. Der Panzergetriebehersteller Renk aus Augsburg ist am Mittwoch an die Börse gegangen und konnte, im Gegensatz zu manch anderen IPO, einen erfolgreichen Auftakt verbuchen. Schon im Herbst hatte es das Unternehmen versucht, in der Nacht vor dem Start bekanntlich, aber überraschend abgesagt. Jetzt kam ebenso überraschend der zweite Versuch: Ankündigung am Montag, Erstnotiz in Frankfurt am Mittwoch der abgelaufenen Woche. Es ist der erste deutsche Börsengang in diesem Jahr und ein dazu recht spektakulärer. Was im Herbst noch zu hoch erschien (15 Euro Ausgabepreis)  für den britischen Finanzinvestor Triton, dem Renk bisher gehörte, ist ein paar Monate später kein Problem mehr. Mit 15 Euro ging das IPO über die Bühne. Auf der Anzeigetafel in Frankfurt wurde als erster Kurs 17,50 Euro angezeigt. Damit wurde die Bewertung von 1,8 Milliarden Euro erreicht. Beim Schreiben dieser Zeilen wurde bereits 21,20 Euro ergeben. Der Höchstkurs betrug allerdings schon 23,20 Euro. Da haben wohl die ersten Anleger Kasse gemacht. Auf jeden Fall sollte es nicht verwundern, wenn die Renk-Aktie bald im DAX40 erscheint und so das Rheinmetall-Papier ergänzt.

Die Inflation in der Euro-Zone ist mittlerweile auf 2,8 Prozent gesunken. Noch im Herbst 2022 hatte sie zeitweise bei über zehn Prozent gelegen. Zielmarke der EZB sind zwei Prozent. Zehn Mal in Serie hatte sie die Zinsen im Kampf gegen die Inflation angehoben. Trotzdem ist Isabel Schnabel, EZB-Direktorin und Mitglied des sechsköpfigen Führungsteams der EZB, der Auffassung, dass man angesichts des Risikos einer Rückkehr der Inflation die Zinswende nicht überhastet einleiten sollte.

Recht hat sie, denn wir müssen es immer wieder betonen, die Inflation hält stets länger an, als die meisten es wahr haben wollen. Rückschläge sind nie ausgeschlossen, die Lage ist leider unsicherer denn je.