SOS bei Siemens Energy! So könnte man die Lage bei unserem Depotwert Siemens Energy beschreiben.
Siemens Energy entstand im Zuge der Umstrukturierung der Siemens AG im Jahr 2020. Zuvor war Siemens Energy die Energiesparte von Siemens, die zu einem eigenständigen Unternehmen geworden ist. Der Sitz des Konzerns ist München. Die Siemens Energy-Aktie ist seit dem 28. September 2020 an der Börse notiert.
Wie immer, wenn wir über Siemens Energy berichtet haben, gab es große Probleme bei der spanischen Windkraft-Tochter Gamesa, die leider ständig die Bilanzen verhagelt. Jetzt ist die Lage besonders akut, denn der Staat soll helfen.
Um das Windkraftgeschäft am Laufen zu halten, braucht Siemens Energy dringend Geld. Das veränderte Zinsumfeld und die stark gestiegenen Rohstoffpreise bereiten jetzt nicht nur dem deutschen Branchenprimus Kopfzerbrechen, sondern auch Wirtschaftsminister Robert Habeck.
Während das Geschäft mit den Gasturbinen brummt, sorgen technische Pannen ausgerechnet bei der Firmentochter Siemens Gamesa für Millionenverluste. Eigentlich war es ja anders geplant. Die Komplettübernahme von Gamesa durch Siemens Energy ist noch nicht mal ein Jahr her und sollte den Konzern in der Energiewende eigentlich an die Spitze katapultieren.
Einer Ad-hoc-Mitteilung von Siemens Energy von unserem Depotwert entnehmen wir: „Das Windgeschäft Siemens Gamesa arbeitet an den Qualitätsproblemen“, der Gas-Turbinen-Zweig würde seine „hervorragende Leistung“ im kommenden Jahr jedoch fortsetzen. Wirklich eine verkehrte Welt: Die alten Gasturbinen erweisen sich als Umsatzbringer und die vermeintlich zukunftsweisenden Windturbinen sorgen für Finanzprobleme.
Die schlechten Zahlen der Windkraft-Tochter haben Auswirkungen auf den gesamten Konzern, schließlich benötigt Siemens Energy für den laufenden Geschäftsbetrieb hohe finanzielle Mittel. Die Energiebranche gilt als kapitalintensiv. Zuletzt soll durch das veränderte Zinsumfeld die Fremdfinanzierung, sprich Kreditaufnahme, für Siemens Energy immer schwieriger geworden sein.
Und jetzt soll der Staat also Steuerzahler mit Milliardenhilfen einspringen, so ernst ist die Lage momentan. Von 15 Milliarden Euro ist die Rede in den Verhandlungen, die der Konzern mit dem Bundeswirtschaftsminister derzeit führt. Und wir dürfen vielleicht davon ausgehen, dass Habeck nicht abgeneigt ist zu helfen auf Kosten der Steuerzahler, denn die Banken sehen ein hohes Risiko in der Windkraftsparte. Die Windenergie ein Herzstück der Habeck`schen grünen Energiewende.
Siemens Energy halten Finanzexperten wie beispielsweise Christan W. Röhl, für „ein Fass ohne Boden“, das Unternehmen habe sich mit der Übernahme des spanischen Windturbinenherstellers Gamesa „übernommen“, sagt er. Die Banken würden das Risiko, dass „die malade Wind-Sparte den kompletten Konzern infiziert“, nicht mehr alleine tragen wollen.
Sollte es wirklich so kommen, dann ist das das Ende des grünen Wirtschaftswunders oder zumindest ein schwerer Schlag.
Ihr Autor ist der Meinung, die Qualitätsprobleme sind schon seit der Übernahme von Gamesa bekannt, sie werden sich mit den Milliardensummen, egal in welcher Höhe, nicht abstellen lassen. In diesem Segment hat das Qualitätsmanagement total versagt.
Schwerer Tobak kommt auch von IFO-Präsident Clemens Fuest, er kritisiert die möglichen Staatshilfen für Siemens Energy. “Es gibt keine überzeugende Rechtfertigung für den Staat, Siemens Energy finanziell oder mit Bürgschaften zu unterstützen”, sagte der Top-Ökonom der Nachrichtenagentur Reuters. “Die Unterstützung bedeutet einen Transfer von Steuergeldern an die Gläubiger und Aktionäre von Siemens Energy, die eigentlich haften müssten. Es ist die Aufgabe der Gläubiger und Aktionäre, die Firma zu sanieren und auf Ansprüche zu verzichten.”
Wir müssen in diesem Zusammenhang auch darauf hinweisen, dass hier die Siemens AG als Hauptaktionär in der Verantwortung steht. Der Mutterkonzern wird in der Aktionärsstruktur mit einer Beteiligung von 34,61 Prozent geführt. Und auch die Siemens family wird noch mit immerhin drei Prozent Beteiligung ausgewiesen. Und 0,89 Prozent gehören Siemens Energy selbst. Der Rest sind international agierende Fonds und den größten Teil stellen die Aktien im free float (61,5 Prozent), die sich aber ganz bestimmt nicht beteiligen werden, sondern verständlicherweise eher auf Grund der Kursverluste das noch retten, was für sie zu retten ist.
Nun könnte der Staat ja in Gestalt von R. Habeck mit dem Argument einsteigen, wir haben beispielsweise der Lufthansa und zuletzt Uniper geholfen. Nur, dass das dann ein verdammt schlechter Vergleich wäre. Der Steuerzahler sprang damals ein, weil die Lufthansa am Boden bleiben musste wegen Corona. Und Uniper wurde bekanntlich gerettet, weil es zu Problemen kam, die mit dem Ukraine-Feldzug der russischen Invasoren im Zusammenhang standen. Beide haben ihre Staatshilfen zurückgezahlt.
Bei Siemens Energy sind es interne Probleme, die mit Geld von außen nicht gelöst werden können oder eben in einem Fass ohne Boden landen. Das Management muss erst einmal seine Hausaufgaben machen und grundlegend klären, ob sich die Qualitätsprobleme abstellen lassen bzw. ob sich die Windkraftsparte überhaupt noch rechnet. Denn an der Dividende kann nichts eingespart werden, denn es gab keine (Ausnahme für 2022: 10 Cent) und es ist realistischerweise auch keine geplant. Eine eventuell mögliche Kapitalerhöhung wird aktuell nicht genügend frisches Kapital einbringen. Ein Verkauf der Gamesa-Tochter erscheint wegen der derzeitigen Probleme ebenfalls unmöglich.
Und ob der Staat überhaupt genügend Kapital aufbringen wird, steht bei unserer Ampel-Regierung mit ihren Sparplänen auch noch in den Sternen. Wir werden sehen.
Übrigens, einen konkreten Auslöser für die jüngste Kursrally konnten Börsianer nicht nennen. Vor einer Woche waren Siemens Energy um rund 35 Prozent eingebrochen. Vielleicht spekulierten die Investoren nun einfach darauf, dass die Einigung mit dem Bund schnell komme, sagt ein Händler. Seit dem Kursrutsch am vorvergangenen Donnerstag haben die Aktien gut 26 Prozent zugelegt. Allerdings sollten Anleger vor einem Neueinstieg auch bedenken, dass es genügend Spekulanten an den Märkten gibt, die eine Aktie hochjubeln und dann fallen lassen.