Unser Depotwert Salesforce ist spezialisiert auf Unternehmens-Software zum Kundenmanagement und bietet unter anderem auch den übernommenen Büro-Kommunikationsdienst Slack an. Das Unternehmen wird als direkter Konkurrent für den deutschen SAP-Konzern aus Walldorf wahrgenommen.
Wieder einmal hat unser Depotwert sehr gute Ergebnisse für das zweite Quartal vorgelegt und konnte damit im nachbörslichen Handel am 31.08.2023 einen Schub nach oben auslösen, gleich um 5 Prozent nach Norden ging es. Dazu kam eine überraschende Prognose für das laufende Quartal.
Im vergangenen Vierteljahr steigerte das Unternehmen den Umsatz im Jahresvergleich um gut 11 Prozent auf 8,6 Milliarden Dollar. Die Prognose mit 8,53 Milliarden Dollar wurde damit übertroffen. Unter dem Strich stieg der Gewinn in dem Ende Juli abgeschlossenen Quartal von 68 Millionen Dollar auf knapp 1,27 Milliarden Dollar. Daraus ergab sich ein bereinigter Gewinn je Aktie von 2,12 Dollar. Analystenkonsens war hier 1,90 Dollar.
Für das Gesamtjahr erwartet Salesforce einen bereinigten Gewinn von 8,04 bis 8,06 Dollar pro Aktie bei einem Umsatz von 34,7 bis 34,8 Milliarden Dollar. Die Analysten hatten im Durchschnitt einen Gewinn von 7,42 Dollar pro Aktie bei einem Umsatz von 34,66 Milliarden Dollar erwartet.
Die durchgesetzten Preiserhöhungen des Unternehmens am Markt führten zu dem Umsatzanstieg im Vergleich zum Vorjahr, da die Nachfrage nach seinen Cloud-Diensten zunahm. Hinzu kamen die Aktivitäten auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz, die auch bei unserem Depotwert durch die Investoren forciert wurde.
CEO Marc Benioff sprach über die Entlassungen und Umstrukturierungen des letzten Jahres, die das Unternehmen profitabler machen sollen. COO Amy Weaver erklärte, dass das Wachstum von Salesforce hauptsächlich durch die Dynamik der KI-Plattform MuleSoft und die solide Verkaufs- und Serviceleistung für die Plattform des Unternehmens angetrieben wurde. Weaver betonte, dass die Zahl der Kunden, die jährlich mehr als 10 Millionen Dollar investieren, sich verdreifacht und die durchschnittliche Anzahl der Clouds sich fast verdoppelt hat. Diese Fakten sprechen nach Ansicht ihres Autors für eine stabile Basis zu einem weiteren Wachstum.
Die Umstrukturierung des Unternehmens hat zu einer Steigerung der Profitmarge beigetragen, wodurch Salesforce sein Ziel einer bereinigten Gewinnmarge von 30 Prozent bereits drei Quartale vor dem ursprünglich anvisierten Zeitpunkt erreichen konnte.
Apropos Investoren, Salesforce war vor einigen Monaten verstärkt unter Druck von aktivistischen Investoren geraten. Mehrere Gesellschafter hatten Anteile an dem Unternehmen offengelegt. Diese hatten von Salesforce mehr Profitabilität gefordert. Der Konzern hatte sich lange auf Wachstum konzentriert und viel Personal eingestellt sowie zahlreiche Übernahmen durchgeführt. Nun müsse sich Salesforce auf das Kostensparen verlegen, hieß es damals von den Investoren. In diesem Bereich gibt Salesforce nun deutlich Gas. Der Konzern hatte Anfang des Jahres unter anderem zum Stellenabbau gegriffen, um profitabler zu werden. Aber wir wissen auch, dass „hire and fire“ in den USA weit mehr verbreitet und gesellschaftlich akzeptiert ist, als in dem streng regulierten Deutschland.
Wir sehen also an unserem Depotwert, der Eintritt aktivistischer Investoren in ein Unternehmen muss nicht immer von negativen Einflüssen begleitet sein, sondern kann wahre Ergebnissprünge und damit verbunden Kursexplosionen hervorrufen.
Salesforce hat mit seiner Prognose für das laufende Quartal die Markterwartungen übertroffen. Der Spezialist für Unternehmenssoftware rechnet mit einem Umsatz von 8,71 Milliarden Dollar, Analysten hatten im Schnitt mit 8,66 Milliarden Dollar gerechnet.
Das Analysehaus Jefferies erhöhte das Kursziel von 250 auf 275 Dollar und beließ das Rating der Aktie auf „Buy“. Analyst Brent Thill betonte, dass das Unternehmen die Erwartungen auf allen Ebenen übertroffen habe und vor allem die operative Gewinnmarge positiv hervorsteche.
Aus dem Monat Juli liegen noch zwei Einschätzungen vor, die sicher noch einmal angesichts der neuen Zahlen und Prognosen überarbeitet werden. Allerdings kamen RBC Capital Markets und JP Morgan Chase mit einem „buy“ und Kurzielen von 240 bzw. 230 Dollar zu einer doch schon sehr realistischen Einschätzung. Sechs weitere Experten schätzen das Papier ebenfalls mit „buy“ ein.
Aktuell liegt die Aktie bei 206,20 Euro und hat mit dem Jahrestiefstwert vom Januar mit 119,94 Euro nichts mehr zu tun. Dagegen ist der Höchstwert vom Juli (212 Euro) wieder in greifbare Nähe gerückt.
Wir möchten nicht verschweigen, dass es im zweiten Quartal 2023 zu einer kompletten Kehrwende der Großinvestoren kam. Daniel Loeb (Third Point), David Tepper (Apaloosa) und Josh Tarasoff (Greenlea Lane) liquidierten ihre Salesforce-Positionen, die zuvor 2, 6 Prozent sowie 3,1 Prozent und 9,5 Prozent ihres Portfolios ausgemacht hatten. Darüber hinaus halbierte Lee Ainslee von Maverick seine Beteiligung und ein halbes Dutzend anderer Großinvestoren verkleinerte die Position ebenfalls.
Salesforce erweist sich u. E. aber als solider Wettbewerber im Technologiesektor, der sowohl finanziell als auch operativ überzeugt.
Das Übertreffen der Gewinnschätzungen in den letzten Quartalen ist ein Beweis für die Fähigkeit des Unternehmens, die schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen zu meistern.
Die strategische Ausrichtung auf künstliche Intelligenz und Cloud-Lösungen positioniert das Unternehmen für zukünftiges Wachstum.
Der von der technischen Analyse faire Wert von 237,00 Dollar pro Aktie dürfte sich mittel- bis langfristig einstellen. Wir bleiben dabei.