Das „Woodstock für Kapitalisten“ rief und alle kamen. Zumindest gut 40.000 Besucher sind nach Omaha zur legendären jährlichen Hauptversammlung von unserem Depotwert Berkshire Hathaway gereist.
Chef Warren Buffett und sein kongenialer Partner Charlie Munger haben dort ihre Fragen beantwortet: Es ging um die Bankenkrise, die Zukunft des Dollars und die Folgen künstlicher Intelligenz.
Buffett sagte, er habe die Probleme in der US-Bankenlandschaft kommen sehen. Deshalb habe er bereits vor Monaten damit angefangen, seine Aktienbeteiligungen an Finanzinstituten zu reduzieren. Die Probleme der Regionalbank First Republic, die erst vor einer Woche pleiteging, „waren offensichtlich. Aber die Welt hat sie ignoriert, bis es dann zu spät war.“
Zum Dollar als Leitwährung sieht Buffett keine Alternative. Doch die USA sollten nicht zulassen, dass die Situation um die Erhöhung der Schuldenobergrenze „außer Kontrolle gerät. Wenn die Leute einmal das Vertrauen in den Dollar verlieren, dann ist es schwer zu sagen, wie man sich davon wieder erholen kann.“ Die Folgen seien schwer abzusehen. „Aber sie sind sicher nicht gut.“
Dass es die beiden älteren Herren jenseits der 90 immer noch draufhaben, beweist der Gewinnsprung bei ihrer Beteiligungsgesellschaft im ersten Quartal 2023, die Cash-Reserven stiegen leicht auf 130 Milliarden Dollar.
Unter dem Strich fuhr unser Depotwert operative Gewinne von 8,07 Milliarden Dollar ein, nachdem es im Vorjahreszeitraum gerade einmal 7,16 Milliarden Dollar gewesen waren. Der Nettogewinn dagegen legte im Vorjahresvergleich wesentlich deutlicher zu und sprang auf 35,5 Milliarden US-Dollar, nach 5,58 Milliarden Dollar im Vorjahr.
Doch Buffett bleibt angesichts der hohen Zinsen und der steigenden Rezessionsgefahr weiter vorsichtig und stellte seine Fans auf schwierige Zeiten ein. Die meisten Sparten und Tochterunternehmen „werden in diesem Jahr geringere Gewinne als im vergangenen Jahr ausweisen“, warnte der Berkshire-Chef.
Ihr Autor war zwar nicht auf der Hauptversammlung, aber doch neben den sehr positiven Ergebnissen hielt vor allem die Hauptversammlung spannende Entwicklungen für Investoren bereit. Folgende Aussagen dürften die wichtigsten für Anleger und Buffett-Fans gewesen sein:
Der SVB-Crash hätte leicht in einer Katastrophe enden können.
Investoren sollten dem Thema künstliche Intelligenz eher vorsichtig begegnen.
Im E-Auto Markt wird es kein “Winner takes it all” geben.
Es dürften sich bald einige Chancen an den Märkten ergeben, wenn andere Investoren falsche Entscheidungen treffen.
Mit diesen Aussagen im Rücken sollten sich alle Value-Anleger ihre eigenen Gedanken vor weiteren Investitionen machen.
Aber auch die Zukunft der Aktie von Berkshire Hathaway wird wohl weiter sehr interessant für Anleger werden, egal ob sie neu einsteigen, halten oder aufstocken. Die Prognosen sagen, dass die Aktie ihr Allzeithoch bei 360 Dollar wieder erreichen könnte. Die guten operativen Ergebnisse und ein gesteigertes Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 4 Milliarden Dollar könnten dem Kurs weiter Schwung verleihen. Auch in einer schwierigen Marktphase bleibt deswegen ein neues Allzeithoch das nächste Kursziel für die Aktie.
Das der alte Fuchs Buffett in der Vergangenheit auch Fehler gemacht hat, ist ganz natürlich. An den Börsen dieser Welt arbeitet niemand fehlerfrei. Erst kürzlich war Warren Buffett bei dem Medienunternehmen Paramount Global eingestiegen. Experten nannten diesen Schritt einen klassischen Buffett-Move, denn die Aktie war günstig, zahlte eine hohe Dividende und schien vom Markt zu sehr abgestraft worden zu sein. Alles wie gehabt. Wie kurz vor der jährlichen Hauptversammlung von Berkshire bekannt wurde, hat sich Paramount Global beim Ausbau seines Streaming-Service wohl bis zu einem gewissen Grad verspekuliert, denn die bereits angekündigten Investitionen waren höher, während das Wachstum hinter den Erwartungen zurückblieb. Im Großen und Ganzen verfehlten alle Kennzahlen bei den Quartalsberichten die Schätzungen der Analysten und Paramount musste einen deutlichen Umsatzeinbruch im Vergleich zum Vorjahr eingestehen. Ein Kursrutsch von 22 Prozent und die Kürzung der Dividende sind die Folge.
Tatsächlich dürfte dieser Abverkauf nur geringe bis gar keine Folgen auf die Investment-Holding von Warren Buffett haben. Denn die Position war zwar vor dem Abverkauf 1,6 Milliarden Dollar groß, macht damit aber nur kümmerliche 0,5 Prozent im riesigen Investmentimperium von Warren Buffett aus. Und übrigens hat die Aktie nach dem Wochenende am Montag schon wieder um rund acht Prozent zugelegt.
Die Berkshire Hathaway-Aktie schlug sich auch im vergangenen Jahr besser als der Vergleichsindex Dow Jones. Doch in den letzten Wochen kam die Aktie von Warren Buffets Investmentholding stärker unter Druck. Was ist der Grund und wie sehen die Prognosen für 2023 aus?
Schuld hat am Abschwung ein anderer NDAC-Depotwert. In den letzten Wochen war Apple mit ungewöhnlich schlechten Nachrichten konfrontiert. Angesichts von Lieferschwierigkeiten bei den iPhone Pro-Modellen befürchten Analysten, dass der Konzern im letzten Quartal 2023 zum ersten Mal seit 14 Quartalen einen Umsatzrückgang verbuchen wird. Doch Berkshire Hathaway steht weiterhin zu Apple. Das Team von Warren Buffett scheint darin nur ein vorübergehendes Problem zu sehen.
Zum Ausgleich gehörten mit Chevron und Occidental Petroleum zwei weitere wichtige Beteiligungen von Berkshire Hathaway zu den größten Gewinnern an der Börse im letzten Jahr. Angesichts hoher Ölpreise dürften die beiden Ölaktien auch weiterhin sehr gut performen.
Warren Buffett hat im vergangenen Jahr bewiesen, dass er ein extrem gutes Gespür für wirtschaftlich herausfordernde Phasen hat. So schnell wird ihn und sein Investmentteam dieses Gespür nicht verlassen. Wir bleiben als langfristige Anleger dabei.