Unser Depotwert Bayer kam ganz schön unter die Räder mit dem Skandal rund um die Monsanto-Übernahme. Aber was soll´s, Bayer hat für seine vermeintliche Fehlentscheidung bezahlt und kann sich jetzt der Zukunft widmen. In der Vergangenheit war übrigens auch Warren Buffett mit unseren Depotwert Berkshire Hathaway bereits am Monsanto-Konzern beteiligt. Dabei handelte es sich allerdings eher um eine Wette auf den Erfolg der Übernahme von Bayer, mit der er letztlich recht behielt und sein Investment daraufhin beendete.
Die Folge der immer noch nicht ganz ausgestandenen Glyphosat-Nachwirkung ist, dass der Bayer-Konzern am Finanzmarkt seit Jahren mit einer sehr günstigen Bewertung gehandelt wird. Nicht nur die erwartete Dividendenrendite von 4,7 Prozent überzeugt, sondern auch das erwartete KGV von unter 7.
Zudem sind aktivistische Investoren an Bord, die das große Geschäft wittern. So wurde kürzlich bekannt, dass sich mit Jeffrey Ubben ein auf Turnarounds spezialisierter Hedgefonds engagiert. Auch Paul Singer publizierte im Jahr 2019 mit seiner Investmentgesellschaft eine signifikante Beteiligung. Immer wieder wurde der Ruf nach einer Aufspaltung laut.
In der ersten Julihälfte dieses Jahres erschütterte aktuell ein Bericht der “Platow Börse” die Märkte. Laut dieser Nachricht soll der Bayer-Konzern es in Erwägung ziehen, Teile seines Geschäftes separat an die Börse zu bringen.
Konkret geht es laut dem Bericht, mit Berufung auf interne Quellen, um die Glyphosat-Sparte Crop Science. Diese soll wohl laut des Vorbilds von unserem Depotwert Siemens Energy vom Mutterkonzern abgespalten und an die Börse gebracht werden. Macht das Sinn, fragen sich viele zweifelnde Aktionäre. Ihr Autor meint, wenn auch die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) kürzlich mitteilte, dass es keine inakzeptablen Gefahren bei der Verwendung des Unkrautvernichters gäbe, bleiben immer noch die nicht ganz ausgestandenen juristischen Probleme in den USA des dann neuen Börsenwertes. Und wir haben bei Siemens Energy gesehen, was es für die Aktie bedeutet, wenn Altprobleme, wir sprechen hier von der spanischen Tochter Gamesa, nicht vorher gelöst werden.
Sollte es aber tatsächlich zu einer von vielen Aktionären herbei gesehnten Abspaltung kommen, dann könnte sich bei Bayer eine sehr spannende Kapitalmarktstory entwickeln, in deren Zuge auch neue Werte realisiert werden könnten.
Werfen wir einen Blick auf die Quartalszahlen. Bayer erzielte im ersten Quartal 2023 einen Konzernumsatz in Höhe von 14,4 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang von mehr als einem Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert. Vor allem das Pharmageschäft schwächelte im ersten Quartal und ging um drei Prozent auf 4,4 Milliarden Euro zurück. Dem Konzern zufolge sei die Lage in China Hauptgrund für den Umsatzrückgang der Pharmadivision. Dort seien auch noch negative Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren gewesen, erklärte das Unternehmen. Und das wird sich nach Ansicht ihres Autors auch in das zweite Quartal ziehen, wir haben über die derzeitige Konjunkturschwäche in China bereits berichtet.
Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) von Bayer verschlechterte sich im Vorjahresvergleich um 14,9 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Damit lag der bereinigte Gewinn leicht unter dem Durchschnitt der Analystenerwartungen. Der Vorstand warnt allerdings darüber hinaus vor weiteren Risiken für die Gewinnentwicklung im laufenden Jahr, da die Glyphosatpreise offenbar schneller sinken als angenommen. Bayer hat für 2023 einen bereinigten Gewinn (Ebitda vor Sonderposten) zwischen 12,5 und 13 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.
Schenken wir den Analysten Glauben, dann sollten wir uns jetzt mit Bayer-Papieren eindecken, denn deren durchschnittliches Kursziel liegt momentan rund 53 Prozent über dem aktuellen Niveau. 13 Analysten empfehlen die Bayer-Aktie mit Kaufen, vier Experten empfehlen, die Aktie zu halten. Das durchschnittliche Kursziel setzen die Analysten auf 77,29 Euro fest. Dies entspricht einem Anstieg von 26,83 Euro zum aktuellen Kurs von Bayer in Höhe von 50,46 Euro.
Stellen wir uns die Frage, ob die Bayer-Aktie auch in das Beuteschema von Warren Buffett passen würde. Schließlich gibt es hier viel Substanz für wenig Geld. Ihr Autor würde leider eher zu einem Nein tendieren. Erst müssen die juristischen Probleme noch zufrieden stellend gelöst werden. Außerdem ist die Konglomerat-Struktur aus Pharma, Konsumgütergeschäft und Pflanzenschutz etwas, was das Wachstum bremst. Also gilt es erst einmal den Gemischtwarenladen durch den neuen CEO Bill Anderson neu zu strukturieren. Dazu kann ein geplanter Börsengang durchaus ein erster Schritt sein.
Die Pharmasparte gilt auf dem Weltmarkt als zu klein. Gleiches gilt für das Konsumgütergeschäft. Lediglich im Kerngeschäft Cropscience sind die Leverkusener Marktführer. Allerdings belastet hier eine sehr hohe Verschuldung, die aus der fremdfinanzierten Übernahme von Monsanto resultiert.
Sollten sich die Abspaltungsgerüchte bewahrheiten, dann dürfte es einen neuen Schub für unseren Depotwert geben. So lange bleiben wir dabei und danach müssen wir wohl eine Neubewertung von Bayer vornehmen.