Die „Blauen“ haben aktuell eine Menge Probleme.
Wer sind die „Blauen“? Das werden sich jetzt die nicht so versierten Anleger fragen. Im deutschen Bankensektor gab es einmal drei führende private Kreditinstitute, von denen nur noch zwei überlebt haben. Die Farben richteten sich nach ihren Logos. Die Blauen, das ist Deutsche Bank, die Gelben, so bezeichnet man die Commerzbank und die Grünen, das ist nicht etwa die Bank aller ökologischen Richtungen in Deutschland, sondern das war einmal die Dresdner Bank. Die Dresdner Bank fusionierte 2009, auch auf politischen Druck, mit der Commerzbank und ging in ihr auf. Der Commerzbank hat übrigens die Übernahme der Bank mit dem grünen Band der Sympathie auch nicht wirklich geholfen. Ob blau oder gelb, beide Banken haben ganz einfach strukturelle Probleme.
Die Deutsche Bank – Deutschlands einzige Universalbank mit internationalem Geschäft
Die Deutsche Bank wurde im Jahre 1870 in Berlin gegründet. Ihre Größe und Bedeutung heute hat die Deutsche Bank ihrem Investmentbanking mit der Emission von Aktien, Anleihen und Zertifikaten zu verdanken. Auch das Anbahnen und Finanzieren von international und national bedeutenden Übernahmen und Fusionen sowie die Begleitung deutscher und internationaler Unternehmen an die Börsenplätze trug zu ihrem Wachstum in der Vergangenheit bei. Leider gab es auch keinen internationalen Finanzskandal im Bankenmilieu, in den die Deutsche Bank nicht in irgendeiner Form verwickelt war. Damit verbundene risikoreiche und zum Teil auch illegale Transaktionen führten und führen zu den aktuellen Schwierigkeiten in der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart. Für die Strafzahlungen musste unwahrscheinlich viel Geld in die Hand genommen werden, um Rückstellungen dafür zu bilden. Das Kapital fehlte am Ende in der gesetzlich vorgeschriebenen Kernkapitalquote. Also wurde eine erfolgreiche Kapitalerhöhung vorgenommen. (wir haben darüber berichtet) Die strengeren Regulierungen an den internationalen Finanzmärkten und die Nullzinspolitik führten zu einer extremen Ertragsminderung.
Die Ära von CEO Jo(sef) Ackermann ist vorüber und vor allem das Investmentbanking dürfte dieser Casinozeit nachtrauern. Die Spielcasinomentalität der Vergangenheit ist auf absehbare Zeit vorbei, speziell wenn das Investmentbanking im Zuge des Brexit nach Frankfurt und /oder Paris verlagert wird und damit unter die Aufsicht der Europäischen Finanzkontrollbehörden gestellt wird.
Die Deutsche Bank gilt als systemrelevant, speziell in Deutschland ist sie geradezu „to big to fail“. Das Geldhaus wird aber auch international als systemisch bedeutsames Finanzinstitut eingestuft und unterliegt damit als global systemrelevante Bank bestimmten, erhöhten Anforderungen an das Eigenkapital sowie einer besonderen Beobachtung durch nationale und internationale Aufsichtsbehörden.
Besonders aktiv ist das Geldhaus im weltweiten Devisenhandel, den sie jahrelang dominierte und wo sie auch heute immer noch zu den Global Playern gezählt wird. Ohne die Deutsche Bank würde nach Einschätzung führender Vertreter der deutschen Politik und Wirtschaft die Exportnation Deutschland nicht mehr den hohen Stellenwert haben, die sie immer eingenommen hat. Viele notwendige Finanzierungen, Kredite, Übernahmen, Währungssicherungsgeschäfte etc. werden nur mit Hilfe und Unterstützung der Deutschen Bank angebahnt und erfolgreich abgewickelt.
Die Rolle des John Cryan
Der Brite John Cryan, der die Bank nach einem kurzer und nicht gerade erfolgreichen Führung mit einer Doppelspitze (Anshu Jain und Jürgen Fitschen) als alleiniger Vorstandsvorsitzender übernahm, brachte mit einem harten Sanierungskurs die Bank erst einmal wieder in ruhiges Fahrwasser. Er legte einen großen Teil der Rechtstreitigkeiten, die das Bankhaus schwer belasteten, mit den schon erwähnten hohen Strafzahlungen bei.
Während die amerikanische Notenbank zur Normalität zurückkehrt und die Leitzinsen schrittweise erhöht, ist in Europa unter der Kuratel der EZB nach zehnjähriger Dauer der gegenwärtigen Zinspolitik noch keine Abkehr von dieser zu erwarten. Das beeinträchtigt das sogenannte „Brot- und Buttergeschäft“ mit den Privatkunden der Deutschen Bank enorm, wie übrigens aller anderen Banken im Inland genauso.
Und der aktuelle CEO der Deutschen Bank hat bis zum heutigen Tag noch keine Vision entwickelt, wie er das Geldhaus wieder international in die Erfolgspur zurückbringen will. Die Aktionäre werden langsam ungeduldig, der Aktienkurs mit etwas über 11 Euro aktuell erscheint gespenstig niedrig gegenüber den über 100 Euro aus der glorreichen Vergangenheit. Und die Dividende tröstet leider auch nicht über den desolaten Aktienkurs hinweg. Sie beträgt nach drei Jahren Verlustgeschäft nur noch 0,11 Euro gegenüber 0,19 Euro aus dem Vorjahr. Die Hauptversammlung muss dem Vorschlag am 24.05.2018 aber erst noch folgen. Dagegen muten die Milliarden Bonuszahlungen an die Investmentbanker geradezu monströs an. Aber die Deutsche Bank braucht diese Leute für eine bessere Zukunft.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner und der gesamte Aufsichtsrat, die den skandalösen Absturz der Bank in den letzten Jahren mit verantwortet haben, sollten ihrer Verantwortung gerecht werden und ebenfalls zurücktreten. Die Mitarbeiter der Deutschen Bank, ihre Aktionäre und Kunden haben wirklichen Neuanfang verdient.