Kontrahentenausfallrisiko – eine gute Absicherung gegen den Ausfall der Partner
Einen der wichtigsten Warenterminbörsen war und ist die Chicago Board of Treasury CBOT), die 1864 gegründet wurde. Hier trafen sich Erzeuger und Abnehmer von Weizen, Mais etc. Der Widerspruch im Handel bestand in der Vergangenheit dabei immer darin, dass zu Erntezeiten zwar einerseits das Getreide im Überfluss vorhanden war und demzufolge der Preis gen Süden rauschte und andererseits außerhalb der Erntezeiten der Preis explodierte.
Notwendigkeit der Absicherung gegen das Kontrahentenausfallrisiko
Eine Lagerwirtschaft und Logistik, wie wir sie heute kennen, existierte damals noch nicht bzw. rentierte sich auch nicht. So kam es zur Vernichtung von Getreide, um den Preis zu halten und andererseits zu Hungersnöten und damit verbundenen sozialen Unruhen. Zu dieser Zeit gab es noch kein Kontrahentenausfallrisiko.
Das änderte sich erst, als die Standardisierung Einzug in den Handel hielt. Hier war die CBOT ein Vorreiter. Mit der Hilfe der Standardisierung etablierte sich sehr rasch ein funktionierender Zweitmarkt, auf dem die Anbieter und Abnehmer sich durch den Abschluss eines Gegengeschäftes mit einem beliebigen Handelspartner von ihrer primären Verpflichtungen befreien konnten. Der Future war geboren. Die Chicagoer Warenterminbörse erwarb sich dadurch bald den Ruf, für die Rohwarenhändler, also nicht nur für Getreidehändler, eine feste und verlässliche Dauereinrichtung zu sein. Der durch die Einführung der Futures- Kontrakte startende Siegeszug des Terminhandels entwickelte sich rasch auch international weiter und war fortan nicht mehr zu bremsen.
Neben dem Wegfall der künstlichen Verknappung von Rohstoffen mit all seinen negativen Folgen, wurde ein weiterer Vorteil sehr schnell sichtbar. Während die Händler früher nicht auf Bonität geprüft wurden, kamen jetzt sehr schnell das Kontrahentenausfallrisiko und dessen Reduzierung auf die Tagesordnung der Warenterminbörse.
Wer jetzt die Zulassung zur Warenterminbörse beantragte wurde einer strengen Kreditwürdigkeitsprüfung unterzogen. Die Marktteilnehmer hatten die geforderten materiellen Sicherheiten zu stellen und diese durch die CBOT verwalten zu lassen. Auch die Übernahme der Geschäftspartnerfunktion für die Handelspartner durch die CBOT diente der Reduzierung des Kontrahentenausfallrisikos. So konnten sich die Teilnehmer voll und ganz auf den Handel konzentrieren und mussten sich nicht Gedanken darüber machen, ob der Partner überhaupt die notwendigen Mittel verfügt, um den Kontrakt termingerecht zu erfüllen. Das galt für beide Seiten, den Käufer (finanzielle Mittel in Form von Geld, gedeckten Schecks und Wechseln etc.) und den Verkäufer (Ware, Termineinhaltung, Qualität und Quantität etc.). Im schlimmsten Fall drohte der Lieferant oder auch der Kunde vor der Lieferung bzw. vor der Zahlung in Konkurs zugehen. Dann fiel der Kontrahent ganz aus.
Seit 1925 garantierte die CBOT durch die Reduzierung des Kontrahentenausfallrisikos eine hohe Sicherheit im Handel mit den Futures. Die Handelbarkeit der Rohstoffkontrakte und die Liquidität der Futures wurden durch diesen Schritt erhöht und legten den Grundstein für die Weiterentwicklung der CBOT zur führenden Warenterminbörse für landwirtschaftliche Produkte bis in die Gegenwart.
Fazit
Heute in unserer digital vernetzten Welt wird das Kontrahentenausfallrisiko der Marktteilnehmer elektronisch innerhalb weniger Sekunden geprüft. Die Grundlage dafür wurde aber in den 20iger Jahren des vorigen Jahrhunderts geschaffen. Dass das Kontrahentenausfallrisiko heute genau auch noch so aktuell ist wie damals ist, wurde erst wieder in den Regeln von Basel III bestätigt. Marktteilnehmer müssen heute dieses Risiko explizit mit Teilen ihres Eigenkapitals unterlegen.