Free Float – was ist der Streubesitz von Aktien
Die Summe der Aktien an einer börsennotierten Kapitalgesellschaft, die frei an der Börse gehandelt werden können, bezeichnet den Free Float (deutsch: Streubesitz). Der Stzreubesitz berechnet sich als prozentualer Anteil der handelbaren Aktien bezogen auf die Gesamtzahl aller Aktien des Unternehmens (die gesamte Marktkapitalisierung).
Berechnung des Free Float
Werden alle Aktien einer Aktiengesellschaft an der Börse gehandelt, dann liegt der Streubesitz bei 100 Prozent. In der Praxis ist das allerdings äußerst selten der Fall, da meist Großaktionäre größere, nicht frei handelbare, Aktienpakete besitzen, die nicht an der Börse gehandelt werden können. Häufig resultieren diese Pakete noch aus dem IPO der Gesellschaft. Außerdem besitzen die Unternehmensgründer oft noch signifikante Aktienpakete, von denen sie sich ebenfalls nicht trennen möchten, die also auch nicht gehandelt werden können.
Hat zum Beispiel ein Unternehmen insgesamt 100 Millionen Aktien ausgegeben, Großinvestoren besitzen aber 60 Millionen Aktien, dann können noch 40 Millionen Aktien frei über die Börse gehandelt werden. Der Free Float beträgt in diesem Falle 40 Prozent. Die gesamte Marktkapitalisierung eines Unternehmens (im Beispiel 100 Millionen Aktien) wird häufig als „Float“ bezeichnet.
Was gehört zum Streubesitz?
Zum Free Float einer börsennotierten Aktiengesellschaft gehören alle Wertpapiere von Aktionären, die mit weniger als 5 Prozent an der Gesellschaft beteiligt sind. Wer mehr als 5 Prozent besitzt, wird als „Festbesitzer“ bezeichnet. Diese Anteile reduzieren dann den Streubesitz. Festbesitzer sind häufig Unternehmensgründer, Private Equity Gesellschaften, Investmentfonds oder auch staatliche Institutionen (zum Beispiel die KfW).
Außerdem werden Aktien mit einer Lockup-Periode (Sperrfrist, in der die Aktien nicht verkauft werden dürfen) von mehr als sechs Monaten nicht zum Streubesitz gerechnet.
Vorteile eines hohen Free Float
Der wesentliche Vorteil eines hohen Streubesitzes liegt auf der Hand. Je höher er ist, desto mehr Aktien sind handelbar (der Markt ist „breiter) und damit nimmt die Fungibilität der Aktie zu. Und je liquider der Markt in einer Aktie, desto fairer der Preis, zu dem die Papiere den Besitzer wechseln.
Außerdem reagieren Aktien mit einem hohen Streubesitz weniger stark auf wichtige, das Unternehmen betreffende, Informationen, denn zur Kursbeeinflussung sind größere Handelsvolumina notwendig. Anders sieht das bei einem niedrigen Streubesitz aus. Hier reichen bereits kleinere Orders, um den Kurs nachhaltig in eine bestimmte Richtung zu bewegen. Weshalb Aktien mit einem niedrigen Free Float auch häufig Opfer von Angriffen sogenannter Shortseller sein können.
Ein großer Nachteil eines geringen Free Float liegt in der Aufnahme der Aktien in bestimmte Auswahlindizes, zum Beispiel durch die Deutsche Börse. Denn diese stellt an Unternehmen, die zum Beispiel in DAX, TecDAX, MDAX oder SDAX aufgenommen werden wollen, neben dem Börsenumsatz auch Bedingungen an die Marktkapitalisierung auf Basis des Free Float. Galt hier bisher ein Free Float von mindestens 5 Prozent als Bedingung für die Aufnahme in einen Auswahlindex, werden seit 2016 Unternehmen, deren Free Float unter 10 Prozent fällt, aus dem jeweiligen Aktienindex genommen.
Nachteile eines hohen Free Float
Ein hoher Streubesitz kann auch das Signal fehlender Großaktionäre sein, die als Ankeraktionäre ein langfristiges und strategisches Interesse an ihrem Investment haben. Das signalisiert unter Umständen ein sehr kurzfristiges Interesse der Anleger am Unternehmen.
Wo der Free Float außerdem eine wichtige Rolle spielt
Neben der Aufnahme bzw. dem Ausschluss aus den Auswahlindizes der Deutschen Börse spielt der Free Float bei Unternehmensübernahmen oder im Rahmen der Mitbestimmung noch eine wichtige Rolle. Plant beispielsweise ein Unternehmen eine feindliche Übernahme eines anderen, börsennotierten Unternehmens, dann ist diese Aktion desto einfach durchzuführen, je höher der frei handelbare Streubesitz ist und damit unkompliziert über die Börse erworben werden kann. Das gleiche System gilt, wenn ein Unternehmen die Kontrollmehrheit über einem anderen Unternehmen erwerben und dies über Aktienkäufe an der Börse tun möchte.