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Fallen Angel: Tesla

Wenn eine Aktie von einem Jahreshoch im Jahre 2022 bei 350,13 Euro auf ein Jahrestief von 96,30 Euro abstürzt, dann ist es wirklich ein Fallen Angel. So geschehen bei unserem Depotwert Tesla. Der E-Autopionier wurde regelrecht ausverkauft. 

Vorweg gesagt, es liegt nicht am fehlenden Umsatz oder horrenden Verlusten, die der Konzern mit Sitz in Austin (US-Bundesstaat Texas) vielleicht geschrieben haben könnte, sondern es liegt in erster Linie an dem unglücklichen Agieren von CEO Elon Musk. Allerdings nicht, weil er gravierende Fehlentscheidungen hinsichtlich der Firmenstrategie getroffen hat. 

Für den Kauf des Kurznachrichtendienstes Twitter brauchte der vormals reichste Mann der Welt sehr viel Kapital. Rund 44 Milliarden Euro kostete der Spaß dem Tesla-Milliardär. Für das Geschäft musste Musk 22,4 Milliarden Dollar aus eigenen Mitteln aufbringen. Außerdem nahm er Kredite in Höhe von rund 13 Milliarden Dollar auf. Diese Kredite zu bedienen, kostet ihn Medienberichten zufolge rund eine Milliarde Dollar im Jahr.

Und was macht ein egozentrischer Milliardär, der dringend Geld braucht? Er versilbert sein Aktienkapital ohne Rücksicht auf Verluste. In mehreren Tranchen hat Musk einschließlich der jüngsten Verkäufe im November seit April Tesla-Aktien im Wert insgesamt von mehr als 19 Milliarden Dollar auf den Markt geworfen. Das vereinnahmte Geld dürfte er Marktbeobachtern zufolge in den Twitter-Kauf gesteckt haben.

Nun muss man sich einmal die Wirkung auf dem Aktienmarkt vorstellen, wenn da plötzlich sehr viele Aktien eines Unternehmens auf den Markt geworfen werden und das auch noch in einer relativ kurzen Zeitspanne. Wer reagiert zuerst? Als erstes werden die großen Hedgefonds und Finanzinvestoren reagieren. Sie haben ihre Computersysteme auf solche gravierenden Eingriffe am Markt mit „sell“ programmiert. Wenn es nur eine einmalige Finanztransaktion gewesen wäre, dann wäre der Kurs nicht so stark negativ beeinflusst worden. Zumal Musk noch im August 2022 verkündet hatte, keine weiteren Tesla-Aktien verkaufen zu wollen. Analysten hatten diesen Worten jedoch schon damals keine große Bedeutung zugemessen. Und sie hatten recht, denn im November 2022 wurden noch einmal Papiere im Wert von 3,95 Milliarden Dollar auf den Markt geworfen.  

Kleinanleger und andere kleinere Markteilnehmer wurden von dieser Lawine hart getroffen und dachten vielfach, jetzt geht es Tesla an den Kragen. Folglich verkauften viele ebenfalls und verschärften das Problem noch einmal.

Und nur nebenbei bemerkt, seit Jahresbeginn ist das Vermögen von Musk um über 90 Milliarden Dollar abgeschmolzen. Das dürfte auch maßgeblich auf den dramatischen Kursverlust der Tesla-Aktie zurückzuführen sein, ist doch ein Großteil seines Vermögens in Aktien des Elektroauto-Herstellers gebunden. Aber sammeln muss niemand für den abgestürzten Milliardär, er hat immer noch ein geschätztes Privatvermögen von rund 179 Milliarden Dollar.

Und dann kommen Negativschlagzeilen wegen Qualitätsproblemen hinzu. Tesla musste in China im November 2022 rund 80.000 Fahrzeuge wegen Problemen mit der Software und den Sicherheitsgurten in die Werkstatt zurückrufen. Wie die Behörde für Marktaufsicht in Peking berichtete, handelte es sich um importierte und in China hergestellte Autos. Bei den Sicherheitsgurten in rund 10.000 in China produzierten Fahrzeugen vom Typ “Model 3” gab es Probleme mit der Befestigung, sodass der Insasse bei einem Unfall nicht gehalten und somit verletzt werden könnte. Im Juni hatte Tesla in China schon 285.000 Autos zurückrufen müssen, um aus Sicherheitsgründen die Software zu reparieren. Die Folge, im Oktober hat der Autobauer dann erstmals die Preise um 5 bis 10 Prozent für alle Varianten von Model 3 und Model Y in China gesenkt. Seitdem purzeln die Preise für alle Tesla-Modelle im Reich der Mitte. Den SUV Model Y kann man nun mit einem Rabatt von über 40 Prozent gegenüber der US-Preise erwerben. Tesla versucht durch die massiven Preissenkungen die Absatzzahlen anzukurbeln. Wer schon immer von einem Tesla geträumt hat, kann nun in China günstig zugreifen.

Und nicht nur dort, auch in Deutschland hat Tesla die Kosten für Modelle der Baureihen 3 und Y beachtlich gesenkt. Den größten Rabatt gibt es auf das Basismodell Y, das von 53.990 Euro auf 44.890 Euro fiel – und dessen Preis damit um 9.100 Euro reduziert wurde. Auch andere Fahrzeuge wurden um mehrere Tausend Euro billiger. In den USA fallen die Änderungen noch drastischer aus. 

Damit hat Tesla auf einen Schlag beinahe sämtliche Preiserhöhungen der letzten Monate zurückgenommen und ist bei den meisten Fahrzeugen auf das alte Niveau zurückgekehrt. Aber das bedeutet, dass die Autos nicht so günstig sind wie nie, sondern lediglich in die Nähe eines älteren Preisniveaus zurückgefallen sind.

Die zunehmende Konkurrenz der Autonationen zwingt Tesla zu den Preissenkungen und der Wind um Tesla weht rauer.

Aktuell ist die Tesla Aktie wieder auf rund 116 Euro gestiegen, hat also das Tal der Tränen wieder verlassen. Ob sich Tesla noch einmal zum Himmelsstürmer entwickeln kann, steht sprichwörtlich in den Sternen. Es wird davon abhängen, wie viel neue Produkte zu welchem Preis auf den Markt kommen. Und ganz ehrlich, bei Energiepreisen von 40 ct / kWh und teurer dürfte auch die E-Mobilität bald wieder der Vergangenheit angehören. Wir werden sehen, ob Tesla uns mit den ersten serientauglichen Wasserstoffautos überrascht.